HTT 2013 - Highlights

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Robert Zebahl

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Hallo liebe Sternfreunde,

ich möchte Euch kurz ein paar persönliche visuelle Highlights vorstellen, die ich zum diesjährigen HTT in Jeßnigk erleben durfte. Ich war vom 02.10. bis 05.10. dort. Die ersten beiden Nächte waren schön klar und insgesamt auch relativ trocken, jedenfalls in Bodennähe. Die SQML-Werte lagen in beiden Nächten bei ca. 21.4. In der 2ten Nacht bestimmte ich gut 6.4m Grenzgröße, wobei ich darin nicht besonders gut bin. Es dürften also durchaus auch mehr gewesen sein. Schon ein kleines Highlight vorweg: Am 04.10. um 05:00 konnte ich ohne größere Mühe M33 indirekt mit bloßem Auge als kleine, diffuse Aufhellung sehen. Ich hatte es zum ersten Mal ernsthaft versucht und war natürlich erfreut über die Sichtung. Die 3te Nacht war leider nicht mehr ganz so gut, da ständig hohe Wolken durchzogen. Aber für entspanntes Beobachten der helleren Objekte hatte es gereicht.

Ich selbst war wieder mit dem 8" f/6 Dobson unterwegs und hatte diesmal auch meinen 114/900er Newton mit 2" OAZ auf einer Rockerbox dabei. Hier also kurz meine persönlichen Highlights, die ich mit meinen Instrumenten erleben durfte:

NGC1499 (Kaliforniennebel, Per)
Dieser wurde Schauobjekt zum Skyguide (nächtliche Himmelsführung durch Uwe P.), wobei ihn einige nicht sehen konnten. Ich selbst hatte ihn schon mehrfach im 8"er mit HBeta-Filter ohne Mühe gesehen. Auch diesmal im 12.5"er war er recht einfach auszumachen. Die Überraschung war allerdings mein 114er: Mit 32mm TSWA und HBeta-Filter war der Nebel einfach zu sehen. Durch das große wahre Gesichtsfeld von gut 2.4° sogar noch etwas einfacher als im 12.5"er! Da war ich echt verblüfft :augenrubbel: Da bleibt mir nur ein Fazit: Schmalband-Filter sind nicht nur was für lichtstarke Instrumente!

NGC7026 (Cheeseburger Nebel, Cyg)
Dank an Norman für diesen Tipp! Dieser sehr kleine planetarische Nebel steht in keinem meiner Atlanten, doch ist er sehr nahe bei 63 Cyg einfach zu finden. Er befindet sich direkt neben einem 9.7m Stern und ist sehr hell. Im 8"er bei 37x und indirektem Sehen sah es wie ein Doppelstern aus. Bei 171x war der Nebel dann flächig. Indirekt meinte ich sogar in Ansätzen die Zweiteilung des Nebels gesehen zu haben. Meine geschätzte Orientierung stimmte jedenfalls nach einem nachträglichen Abgleich mit Fotos überein.

NGC891 (EdgeOn-Galaxie, And)
Auch wenn ich sie schon in letzter Zeit oft gesehen habe, beeindruckte mich diese Galaxie immer wieder. Das Staubband war im 8"er bei 100x indirekt deutlich zu sehen und zog sich weit durch die Galaxie. Einfach toll!!! Im 28"er von Kai war sie natürlich größer, heller und das Staubband konnte auch direkt gesehen werden. Aber von der Ästhetik war der 8"er mit mehr Gesichtsfeld dann doch etwas besser.

NGC100 (EdgeOn-Galaxie, Psc)
Obwohl diese Galaxie als recht schwach angegeben wird, ist diese im 8"er bei 100x indirekt deutlich zu sehen, wenn man sie im Gesichtsfeld erstmal gefunden hat. Auch diese hatte ich jetzt schon mehrfach gesehen. Sehr schön langgestreckt und schmal! Im 28"er natürlich direkt zu sehen. Ebenfalls sehr schön.

UGC3697 (Integralzeichengalaxie, Cam) & UGC3714 (Cam)
Auch hier vielen Dank an unseren Norman, mit dem ich sehr viele tolle Beobachtungen machen durfte! Er hatte eine ausreichend genaue Aufsuchkarte dabei. Zuerst erblickte ich diese Galaxie in seinem 12"er: Da war sie wirklich einfach bei 125x als extrem schmaler, blaßer Nebel zu sehen. Die gebogenen Enden war natürlich nicht erreichbar. Sie ist relativ einfach in der Nähe eines 6.36m Sterns zu finden, wo sich auch ein sehr markantes, rechtwinkliges Sterndreieck befindet. Am besten beginnt man bei 42/43 Cam, die man einfach um ca. 3° verlängern muss. Sehr interessant war, dass sich in unmittelbarer Nähe die sehr helle UGC3714 befindet. Hell genug, dass sie auffällig und direkt zu sehen war. Da bleibt mir nur eines zu sagen: Auch Galaxien aus dem UGC müssen nicht schwach sein ;) Natürlich wollte ich es jetzt wissen. Also schnell zu meinem 8"er rüber und... Bei 171x war die hellere Galaxie einfach direkt zu sehen. Die Integralzeichengalaxie konnten wir ohne größere Mühe indirekt ebenfalls als extrem schmalen, blaßen Nebel erkennen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so einfach geht. Da habe ich aus dem NGC schon deutlich schwierigere Objekte im Okular gehabt! Natürlich wollten wir auch mal einen Blick durch den 28"er riskieren. Direkt sichtbar und schön langgestreckt. Am Westende konnten wir dann auch einen leichten Bogen Richtung Norden indirekt verfolgen. Der andere Bogen am Ostende war mehr erahnbar. Ein wirklich schönes Exemplar, auch für 8"!!!

M33 (Dreiecksgalaxie, Tri)
Zum ersten Mal versuchte ich mich an der Beobachtung der Galaxie mit bloßem Auge. Die genaue Position wusste ich nicht, was sicher von großem Vorteil war. Also ließ ich meine Augen zwischen Dreieck und Andromeda schweifen. Nach weniger als 5 Minuten blitzte eine diffuse, flächige Aufhellung auf, welche ich fast dauerhaft halten konnte. Ich muss natürlich dazusagen, dass ich unter Schlafmangel litt! Ausgeschlafen und fit wäre es sicher noch einfacher gegangen! Um auf Nummer sicher zu gehen, peilte ich mit dem 114er Newton genau auf diese Stelle und da war sie mittig im Gesichtsfeld! Meine erste Beobachtung mit bloßem Auge :)

Zodiakallicht
Kurz nach der Sichtung von M33 mit bloßem Auge schaute ich gen Osten, wo langsam der Löwe über den Horizont kroch. Rechts des Kopfes vom Löwen entdeckte ich dann eine Lichtsäule, wo ich anfangs an einen Autoscheinwerfer dachte. Als ich dann mal nachfragte, stellte sich heraus, dass ich das Zodiakallicht gesehen habe. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich dieses so bewusst wahrgenommen habe!


Natürlich haben wir auch viele andere Objekte beobachtet: Schlüssellochnebel, Pferdekopfnebel (im 28"er mit HBeta), Stephans Quintett sowie NGC7331 samt Begleiter (gehören mit meinem 8"er langsam zu den Standardkerzen :pfeif:), NGC7264 (im 28"er eine wunderschöne EdgeOn-Galaxie), Cirruskomplex, M76 (im 28"er eine Wucht!), Arp273 (28"), M81 & M82 (28") und noch viele andere Objekte!


An dieser Stelle auch nochmal herzlichen Dank an das Astroteam Elbe-Elster, dem HAlpa-Bar-Team sowie allen anderen Teilnehmern und Besuchern, die dieses wunderschöne Teleskoptreffen zu einem jährlichen Highlight gemacht haben :super: Es war das bislang schönste HTT :)


Ich würde mich freuen, wenn hier noch weitere visuelle Highlights zusammenkommen, die als Anregung für weitere Beobachtungen mitgenommen werden können.


Viele Grüße aus Leipzig von Robert
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi Robert und alle zusammen,

finde ich eine schöne Idee, hier die visuellen Highlights zusammenzufassen :super: Immerhin bieten teleskoptreffen ja neuartige Beobachtungen im Gegensatz zu dem eigenen Gerät...

Zu dem Cheeseburgernebel würde ich noch ergänzen,dass dieser sowohl im 28" als auch im 42" deutlich grün war. Im 42er sogar bei höherer Vergrößerung mit dem 8mm_Okular immer noch deutlich grün. Leider war ich offenbar der einzige, der diesen anblick genießen durfte - sobald ich den eingestellt hatte, kamen Zirren...

Neben altbekannten Reißern wie M 33 im Großgerät (28"), wo diverse Sternentstehungsgebiete zu sehen waren, gab es auch neue Anblicke vom Abell-Gx-Haufen im Perseus, welchen ich vom eigenen 12er zwar kannte, aber im 28er sprangen einen gleich knapp 20 Galaxien in einem Sehfeld an. Wenn man den nicht eben kleinen Haufen abfuhr, erhöhte sich die Zahl der Nebelwuschel geschätzt aufs Doppelte - und das waren nur die einfachen, welche das schlechte Seeing zuließ...

Mein persönliches Highlight dicht gefolgt von der Integralzeichengalaxie war der Kugelhaufen Mayall 2 (G1), der hellste und größte extragalaktische Kugfelsternhaufen in M 31, welchen ich im eigenen 12er von den naheliegenden beiden Sternchen trennen und als winzigen schwachen etwas vernebelten Punkt sehen konnte... vgl.:

http://www.astronomy-mall.com/Adventures.In.Deep.Space/gcm31.htm

Absolut genial. Den muss ich nochmal bei Topbedingungen aufsuchen, wobei die hiesigen auch nicht übel waren, wie Robert ja schon feststellte.

Es hat wieder riesig Launee gemacht, auch der Augengütevergleichstest mit Robert war recht witzig... Ich würde sagen: unentschieden :biggrin:

Schöne Grüße

Norman




 
Hi,

nach ersten Bedenken bezüglich der vorhergesagten Nachttemperaturen von unter 0°C habe ich mich trotzdem entschlossen anzureisen und die Nächte am Teleskop unter einem wunderbar dunklem Nachthimmel zu genießen. Auf Grund der seit Tagen vorherrschenden trüben Wolkendecke hier im Süd-Westen begab ich mich mit meinem 20" NatoDob bereits am Dienstag auf den "Festplatz". Die Anreise erfolgte erstaunlicherweise ohne Staus und weitere Verkehrsbehinderungen. Auf dem Gelände angekommen bemerkte ich sofort den schneidenden Ostwind und versuchte eine möglichst windgeschützte Ecke zu finden. Freundlicherweise stellte sich Hartmut mit seinem Wohnmobil so in den Wind, das ich mit meinem Zelt auf der Leeseite standen. Vielen Dank Harrtmut! Gegen 20Uhr begann dann bereits der Beobachtungsmarathon und endete erst gegen 4Uhr in der früh.

Ausgestattet mit dem BDSC als Digitale Teilkreise und einer elektronischen Sternkarte im Smartphone konnte ich alle Galaxien, PNs und Kugelsternhaufen bis zu einer Grenzhelligkeit von 14.5mag anfahren, identifizieren, begutachten und bewerten.

Meine visuellen Highlights waren dabei:

M13 mit NGC6207
Mit dem 30mm 82° Okular bei 84facher Vergrößerung wunderschön in einem Gesichtfeld zu erkennen. Bei Max-Vergrößerung von 417fach mit ETHOS 6mm ist an NGC6207 eine schräger Anblick auf die Galaxienscheibe mit einem deutlichen Kernbereich möglich. Eine Ansichtsbeschreibung von M13 erübrigt sich, da der Haufen aufglöst bis in den Zentralbereich die vielfältigsten Sternstrukturen zeigt.

M57 mit IC1296
Mit einem ES 9mm 100° Okular bei 278fach ist IC1296 ein grenzwertiges Objekt. Erkennbar war ein kleiner nebliger Fleck in ca. 3-4 facher M57-Durchmesser Entfernung. Der Zentralstern von M57 war für mich nicht eindeutig zu identifizieren.

Mirach mit NGC404
Bei 278fach ein immer wieder schön anzusehender Gegensatz von leuchtkräftigem Stern und flächig leuchtender Galaxie.

NGC40
Bei 278fach ein überraschend schöner Planetarischer Nebel mit deutlich sichtbarem Zentralstern. Im innenliegenden Bereich des PNs ist er deutlich dunkler gegenüber den Aussenbereichen. Bei 417facher Vergrößerung sind im Innenbereich sogar filigrane Strukturen zu erkennen. Eigentlich ein schöner PN. Die Schwierigkeit liegt nach meiner Einschätzung im Aufsuchen und Finden. Auf Grund der sternarmen Umgebung wird das Objekt bei kleiner Vergrößerung (<100fach) schnell einmal übersehen.

Diese vier Beschreibungen stehen exemplarisch für die -zig Neu- und Wiedersichtungen unter einem hervorragendem Nachthimmel. Auch die Nacht vom 2. zum. 3.10. zeigte an den gesichteten Objekten eine bisher von mir unter südwestdeutschen Bedingungen nicht gesehene Brilliance. Vergleichend enttäuschend war hingegegen das Seeing in der Nacht vom 3. zum 4.10. Die Entscheidung bereits am 1. anzureisen war demnach vollkommen gerechtfertigt!

Bis zum 15.HTT
Dirk
 
Hallo Robert,
hallo alle anderen,

ich gehöre wie Du weißt nicht zu den ausgeprägt Visuellen, sondern springe gern zwischen den Welten Fotografie und Beobachtung hin und her.

Deshalb ergaben sich für mich auch in diesem Jahr wieder viele neue Anblicke beim Schauen durch Kai´s 28"er und andere Teleskope.
Da waren der Crescentnebel, der Irisnebel, der Schleiernebel (insbesondere der Mittelteil vom Cirrus, der schön in Filamente aufgelöst war) ... und im Besonderen NGC 6207 nahe M13. Von diese Galaxie waren wir ich so fasziniert, dass wir geschaut haben, bis zu welcher Öffnung sie noch sichtbar ist. Wir haben es dann bis zu Kay´s 4" Eigenbaubino geschafft. In meinem 3" Refraktor war mir die Sichtung dann nicht mehr möglich. Andere schaffen das vielleicht auch mit dieser Öffnung, aber ich bin nicht so beobachtungserfahren :/

Dank Dir auch Robert für das Zeigen eines Kohlenstoffsterns durch Dein Teleskop. Das war auch sehr interessant. Da sieht man mal ordentlich Farbe und die Zäpfchen haben nach viel deep sky endlich wieder etwas zu tun bekommen :biggrin:

Achso, fast vergessen. Noch ein Augenöffner war M42 durch Kay´s 4" Selbstbaubino. Ich gehöre zu denen, die keinen großen Gewinn beim binokularen Sehen haben. Aber hier war ich doch erstaunt. Entweder lag es an der fortgeschrittenen Nacht oder an diesem tollen Doppelrefraktor von Kai. Einige Sterne waren wie in den Nebel hereingestanzt und verstärkten den dreidimensionalen Eindruck, den ich beim Anschauen dieses Objektes hatte.

Alles in allem war das wieder ein sehr schönes HTT und ich habe glaube ich soviel beobachtet, wie bei noch keinem HTT davor.
Selbst die Nacht vom Freitag zum Samstag war trotz ständig durchziehender Zirren noch gut brauchbar für die Standardobjekte.

Beste Grüße

Rene

 
Hallo zusammen,


sehr interessante und detailierte Berichte hier, dank allen Beobachtern.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele - durchaus erfahrene - Sternfreunde auf dem HTT erstmals das Zodiakallicht sehen. Mancher wird es wohl bereits zuvor gelegentlich mal gesehen, aber nicht als solches erkannt haben...
PiU wies bereits auf die Sichtbarkeit des Gegenscheins hin, auch das schwache Zodiakalband war bei genauen Hinschauen zu erkennen, zur Illustration nachfolgendes Foto (uns zugesandt von Achim, Astrostammtisch Hannover):

Link zur Grafik: http://www.herzberger-teleskoptreffen.de/14-htt/nacht/32.JPG

Visuell war das schwache Leuchten zwischen Zodiakallichtkegel und Gegenschein schon ein recht anspruchsvolles Beobachtungsziel (indirekt sicher, direkt blickweise zu sehen), weil die Luftbedingungen auf dem diesjährigen Treffen sicher gut, aber keinesfalls perfekt waren.

Die Beobachtungsberichte machen auch Astrofotografen Appetit, sich verschiedene Deep sky Objekte mal wieder eingehend visuell zu betrachten...

Übrigens:
beim HTT-Astrowettbewerb gehen nicht nur Fotos und Zeichnungen in die Wertung ein, auch Beobachtungsberichte können -> HIER eingereicht werden.



 
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