ADC geeignet zur Glaswegkorrektur?

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etalon

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Hallo zusammen,

ich versuche mich gerade ein wenig ausgiebiger mit der Planetenbeobachtung zu beschäftigen. Dabei habe ich mir folgende Frage gestellt: Bei der Beobachtung mit meinem Baader Großfeldbino fügt der enorme Glasweg eine entsprechende chromatische Aberration zu. Zu deren Korrektur bietet Baader ja die Glaswegkorrektoren an. Diese haben aber die für meinen Fall ungünstige Eigenschaft, die Brennweite zu verlängern. Da ich mir überlege, einen ADC anzuschaffen, um die atmosphärische Dispersion in den Griff zu bekommen, sollte es mit diesem doch möglich sein, eine chromatische Aberration mit umgekehrten Vorzeichen zu erzeugen (sofern die atmosphärische und die Glaswegabberation nicht sowieso schon gegensätzliche Vorzeichen haben), welche dann bei Binobenutzung wieder ausgeglichen wird. Somit würde ich mir den Glaswegkorrektor sparen, und die damit einhergehende Brennweitenverlängerung. Was meinen die Optikexperten unter euch? Leider fehlt mir eine geeignete Software um das mal durch zu rechnen...

Grüße Markus
 
Hallo Markus,

leider nein.

Ein ADC bringt eine chomatische Queraberration auf der Achse ein, macht also aus einem Stern auf der Achse ein kleines Spektrum. Wenn dieses genau entgegengesetzt und gleich groß wie die atmosphärischen Brechung ist, heben sich die beiden auf und der Stern wird wieder punktförmig. Ich setze dafür übrigens ein 1° Prisma ein und variiere den Abstand zum Brennpunkt.

Ein Glaswegkorrektor bringt hingegen eine chromatische Längsaberration ein, um die Fehler des langen Glaswegs in den Prismen zu korrigieren.

Eine Lösung für dein Problem wäre ein Glaswegkorrektor mit sehr geringer Vergrößerung, wie ihn Siebert anbietet. Ich setze am Newton bei 1:5 und 1:4.5 den Multimag ein, leider ist beim William Optics Bino bei ca. 1.35x und 20mm Okulare Schluss. Beim Großfeldbino geht es noch mit 24mm WW Okularen, etwa Panoptic. Da schlägt bei mir schon die Vignettierung zu.

CS
Arnold
 
Hi Markus,

der Glasweg von einem Binokularansatz erzeugt ja einen Farblängsfehler und damit einhergehende Farbsäume mit ringförmiger Symmetrie. Atmosphärische Dispersion und entsprechende Kompensatoren dagegen wirken nur in vertikaler Richtung, in der sie ein lineares Farbspektrum erzeugen bzw. kompensieren. Zur Korrektur von Glaswegaberrationen ist ein ADC deswegen ungeeignet.

Die chromatischen Eigenschaften von Linsenstapeln hängen bekanntlich auch vom Abstand der Linsen ab. Hier wird z.B. ein Patent für eine Linsenkonfiguration beschrieben, mit der die chromatischen Fehler innerhalb gewisser Grenzen kompensiert werden können:

Adjustable chromatic correction lens

Angeblich verändert dieses Design nicht die Fokaleigenschaften der Optik. Ich weiß aber nicht, ob so etwas jemals realisiert wurde. Vielleicht weiß Harrie Rutten mehr darüber.

Gruß, Peter

 
Hallo Arnold und Peter,

besten Dank für die Aufklärung. Schade eigentlich. Ich hatte gehofft, eine Lösung für mein Brennweitenproblem gefunden zu haben...

Ich habe bereits den GWK mit der kleinsten BW-Verlängerung vom Baader (1,25x). Da aber das Teleskop schon eine BW von 3100mm hat, komme ich mit dem Ding auf knapp 4m. Da ist dann selbst mit 32mm Okularen die kleinste Vergrößerung schon über 100-fach...
Das Gesichtsfeld und damit die Vignettierung ist bei Planeten eher vernachlässigbar (bei Mond und Sonne aber eher nicht)...


Grüße Markus
 
Hallo Markus,

ich fürchte, mit 3100mm Brennweite meinst du euren großen 30" F/4 Dobson. Da bist du leider mit dem 1.25x GWK am Ende.

Falls ein weniger schnelles Teleskop gemeint ist, wäre noch ein GWK im Bereich von 1x bei Siebert zu finden. Aber ich hab schon hin und her gerechnet und auch mal selbst Linsen zusammengestellt: bei 1:4 bis 1:4.5 ist man wirklich stark begrenzt. Und bei 1:4 (also 1x GWK) bleibt beim Großfeld Bino ein voll ausgeleuchtetes Bildfeld von 0mm übrig (28mm Öffnung, 115mm optische Länge).

Selbst mit einem 40mm Bino von Siebert sieht es nur wenig besser aus. Das hat Harry Siebert in einer Vergleichstabelle schön zusammengestellt. Man hat zwar mehr Öffnung der Prismen (oder optional Spiegel), aber dafür ist der Glasweg länger. Sonst hätte ich schon mal die Scheckkarte gezückt.

CS
Arnold
 
Hallo Arnold,

nein, ich meine einen f/15,5 Mak-Cassegrain. Da entspannt sich das ganze schon wieder etwas... ;)

Das dicke Ding ist viel zu mühsam, um es irgend welchen Planeten hinterher zu schieben... Die kommen bei entsprechender Vergrößerung und kleinem Gesichtsfeld doch ganz schön in Wallung... ;)

Grüße Markus
 
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Hallo Markus,

da sieht die Welt in der Tat ganz anders aus. Für das Rohr ist ja kaum mehr ein GWK nötig, bei 1:15 sollten die Bildfehler schon sehr gering sein. Kollegen verwenden das Bino selbst an 1:7 APO's ohne GWK, wenn es um Bildfeld geht.

Und für SCT's bietet Siebert Optics Glaswegkorrektoren bis 0.6x so wie die "Powerwheels", also umschaltbare Glaswegkorrektoren an. Ob Schmidt Cassegrain oder Mak Cassegrain ist dem GWK herzlich egal. Im Feld korrigiert er eh nicht. Da scheint der OCAmultiSCT4 mit 0.6x/1.2x/2.0x/3.0x interessant.

Achtung bei Siebert: Ausführung eher rustikal, wie auf der Homepage dargestellt. Mein Multimag am Newton funktioniert recht gut, die Daten sind aber von den nominellen Daten ein wenig entfernt. Und wie man hört, braucht man zeitweise viel Geduld, die Firma ist eine One Man Show.

CS
Arnold
 
Hallo Arnold,

na das lässt hoffen! Dann werde ich es mal ohne versuchen und wenn es zu bunt wird, dann geht´s halt mit der BW rauf...

Wie siehst du grundsätzlich die Notwendigkeit für einen ADC bei der Planetenbeobachtung?

Grüße Markus
 
Hallo Markus,

der ADC kann bei tiefem Stand des Planeten durchaus Vorteile bringen. Vom Prisma bin ich wieder abgekommen, funktioniert am Okular gut, passt aber nicht zum Bino, wegen >120mm Abstand vom Brennpunkt. Da muss sicher auch beim ADC darauf geachtet werden, wo man ihn in den Strahlengang einbringt, er besteht ja auch nur aus zwei zueinander verdrehbaren Prismen.

Bei der üblichen Luftunruhe ist mir das Bino viel wichtiger, da kann ich entspannt beobachten und auf einen ruhigen Augenblick warten! Aber ich beobachte eher selten Mond und Planeten, da kann ich leicht auf Beobachtungen in tiefen Stellungen verzichten. Und bei der Sonne bringt mir der ADC nichts, da beobachte ich immer mit dem Solar Continuum Filter, also nur bei in einem sehr schmalen Band.

CS
Arnold
 
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