Re: Sonne blendet durchs Fernglas kaum mehr als ohne
Aha, die ganze Wahrheit, Werner. Klingt, als wärst Du in ihrem Besitz, oder hättest zumindest mehr Ahnung. Ich dagegen bin so ignorant die Komplexität des Theams falsch einzuschätzen und unterschlage durch Naivität und Vereinfachung Teile der Wahrheit. Ja wenn das so ist, was ist mit dem wechselnden Einfluß von Sonnenflecken, haben wir nicht berücksichtigt, wie wirkt sich der wechselnde Wasserdampfgehalt der Atmosphäre aus, (hauptsächlich Wasser absorbiert IR), welchen Einfluß haben Höhe über dem Meeresspiegel, Luftdruck, Wind, Klima und Turbulenzen oder kosmische Effekte auf die tatsächliche Strahlungsbelastung durch die Sonne? Welche Rolle spielt die Änderung des Sonnenstandes während der Exposition, die einen veränderlichen Einfallswinkel der Strahlung hervorruft, und damit ihre Intensität beeinflußt?
Und was ist mit der individuell verschiedenen Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit, die wiederum von der Ernährungslage und der Tageszeit oder eingenommenen Medikamenten bis hin zu Kosmetika abhängen kann, inwiefern müssen wir die Lidschlagfrequenz und Reaktionsschnelligkeit der zurückzuckenen Augenmuskulatur berücksichtigen? Was ist mit der Augenfarbe, wenn die Iris individuell verschiedene Wellenlängen reflektiert und absorbiert oder durchlässt, welche Rolle spielt das Alter der Person, ihre Körpergröße, ihr BMI, die sich alle irgendwie auf den Gewebestatus und dessen Strahlungsabsorpitonsverhalten auswirken usw, usw. usw.
Meine Güte, wie Recht Du hast, an das alles hatte ich ja gar nicht gedacht, es wird ja so komplex! - Da kann man eigentlich gar nichts weiter sagen, außer vielleicht dringend davor zu warnen und dazu raten, dass man am besten die Augen überhaupt nicht mehr aufmachen sollte... Mal im Ernst. Dinge komplizierter machen kann jeder. Und weil das so einfach ist, ist das ein typisches beliebtes Ausweichmanöver um die eigene Position mit Unwiderlegbarkeit zu immunisieren. Nach dem Muster ich habe das größere Problembewusstein, Vereinfachungen sind dagegen gefährlich und schwierig bis unmöglich, also besser gleich bleiben lassen.
Wenn das alles dagegen wirklich so ungeheur bedeutend und kompliziert abzuschätzen wäre, und so gefährlich, wie Du glaubst, dann dürfte man ja kaum mehr einen Schritt vor die Tür machen, weil der Sonnenschein doch auch dann unablässig von allen möglichen Seiten schräg ins Auge fällt, und von der Hornhaut durch das Kammerwasser und die Linse bis in den Glaskörper gelangt und all diese Strukturen " komplex belastet", wenn man nicht direkt in die Sonne hineinblickt. Die Sonne liegt doch fast den ganzen Tag, wenn man sich im Freien aufhält, irgendwo im peripheren Blickfeld, nur das man nicht bewußt darauf achtet, weil sie da nicht scharf wahrgenommen wird. Die Strahlungsbelastung findet aber trotzdem statt. Nur hat das offenbar nicht die gefährlichen Folgen, die angeblich die ganze Wahrheit sind.
Hier ging es um die vermeintlich enorme Gefahr, sich bei einer kurzen Blendung das Augenlicht zu ruinieren, wenn man zufällig mit einem Fernglas kurz in die Sonne gerät. Diese Gefahr besteht bei einem intakten Fernglas so gut wie nicht, und außer der Tatsache, dass die reversible Belastung einer kurzen Blendung sich über eine etwas größere Netzhautfläche erstreckt, wobei der besonders schädliche UV-Anteil des Strahlungsspektrums sogar durch eine 10cm dicke Glasschicht so gut wie weggefiltert ist, und dass eine kurzzeitig sehr geringe Erwärmng im Augapfel stattfindet, gibt es keine Unterschiede zur kurzen Blendung bei freiem Auge, wie sie jeder schon mal erlebt haben dürfte. Und weil sich die meisten Leute in dieser Sache täuschen, habe ich hier darauf reagiert. Es ist doch eine gute Nachricht, man braucht keine Angst zu haben, Kindern ein intaktes Fernglas in die Hand zu drücken, und gleich blindmachende Missgeschicke zu befürchten. Immer vorausgesetzt man macht klar, dass man die Sonne grundsätzlich nie absichtlich länger ungeschützt beobachten darf, wie im Alltag eben auch.
Angst haben kann man dagegen vor aggressiven Zeitgenossen, die jemandem, der einen Greifvogel durch ein Großglas gegen den Himmel beobachtet, mit einem Handkantenschlag das Glas weghauen und dann erzählen das blaue Auge wäre numal der Preis für ihre heldenhafte Rettung vor der sonst unweigerlich erfolgten Erblindung... Wenn solche Deppen das nächste mal in bester Absicht zuschlagen, ist das Auge womöglich wirklich dauerhaft geschädigt.
Gruß,
Mathias