Jan_Fremerey
Aktives Mitglied
Das Thema wurde gewiss schon häufig diskutiert, so wie ganz aktuell auch hier. Aber auch im Hinblick auf eigene aktuelle Aufnahmen aus der letzten Zeit, mit denen ich nicht ganz zufrieden bin, sehe ich mich heute veranlasst, hierzu anhand von Bildvergleichen eine kleine Analyse zum Thema aus meiner Sicht darzustellen.
Gerade Jupiter ist ja ein Objekt, dessen Ablichtung sehr empfindlich sowohl auf das während der Aufnahme herrschende Seeing, als auch auf die anschließende Bildverarbeitung (EBV) reagiert. Wir wissen, dass bei gutem Seeing gewonnene Aufnahmen weitaus weniger Bildbearbeitung benötigen, als bei schwachen Bedingungen gewonnenes Material, hierzu als Beispiele die beiden folgenden Gegenüberstellungen aus dem eigenen Archiv:
Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/Jupiter_2014-12-20_vs_2013-11-14.gif
Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/Jupiter_100902_0140UT_vs_0200UT.gif
Die Aufnahmezeitpunkte in der oberen Gegenüberstellung liegen gut 13 Monate auseinander, die neuere Aufnahme stammt vom 20. Dezember 2014, ist also ganz aktuell, siehe auch hier. In der unteren Gegenüberstellung sind zwei Aufnahmen vom 2. September 2010 zu sehen, die in einem Abstand von nur 20 min gewonnen wurden, siehe auch hier.
Beide Gegenüberstellungen zeigen deutliche Unterschiede in der Durchzeichnung der Planetenoberfläche, sowie auch in der Farbdifferenzierung. In beiden Fällen wurden die aus den Aufnahmevideos gewonnenen Summenbilder jeweils in derselben Weise verarbeitet, so dass die Unterschiede in der Bildqualität eindeutig den Sichtbedingungen (Seeing) zugeordnet werden können.
Häufig gelingt es ja, aus geringerwertigen Summenbildern mittels EBV noch eine Fülle von Oberflächendetails des Planeten „herauszuholen“, wie die untere Ausarbeitung der Aufnahme vom 20. Dezember – wieder im Vergleich mit der älteren Aufnahme - in der folgenden Gegenüberstellung zeigt:
Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/Jupiter_141220_vs_131114.jpg
Die etwas „gestresste“ Bearbeitung des unteren Bildes leidet aber ganz offensichtlich in erheblichem Maße darunter, dass hier nicht die in ihrer Vielfalt natürlich wirkende Feinstruktur der Planetenoberfläche, sondern bevorzugt die vergleichsweise enge Bandbreite der Bearbeitungstools bildbeherrschend zum Ausdruck kommt. Das Bildergebnis wirkt damit insgesamt sehr viel grober und eintöniger im Vergleich mit einer bei guten Sichtbedingungen gewonnenen Aufnahme.
Aufgrund des vorhandenen Videomaterials neige ich zu der Annahme, dass weniger die „langwelligen“ Störungen, sondern eher die „kurzwelligen“ Rippel der Wellenfront für das Auswaschen der feinen Bilddetails verantwortlich sind. Denn die langwelligen Störungen führen typischerweise zu der vielfach als „Wabern“ bezeichneten Erscheinung, während die kurzwelligen Störungen vermutlich – so stelle ich mir das vor – zur Ausbildung von Mehrfachabbildungen (Geisterbildern) mit vergleichsweise geringerer Amplitude führen und damit bevorzugt die feinen Bildstrukturen verwischen. Im Gegensatz zum Wabern könnte man hier von einer „diffusen“ Komponente des Seeings sprechen.
Bemerkenswert erscheint mir die Tatsache, dass das Seeing – wie die obige Schwarz/Weiß-Animation zeigt – innerhelb relativ kurzer Zeit von einem weit überdurchschnittlichen auf ein völlig unbrauchbares Niveau abstürzen kann. Möglicherweise kann das Seeing in günstigen Fällen aber auch ebenso plötzlich „aufklaren“.
Vielleicht hat ja der eine oder andere Leser sich schon ähnliche Gedanken gemacht, und/oder sieht sich veranlasst, über seine eigenen Erfahrungen zu berichten ?
Gruß, Jan
Gerade Jupiter ist ja ein Objekt, dessen Ablichtung sehr empfindlich sowohl auf das während der Aufnahme herrschende Seeing, als auch auf die anschließende Bildverarbeitung (EBV) reagiert. Wir wissen, dass bei gutem Seeing gewonnene Aufnahmen weitaus weniger Bildbearbeitung benötigen, als bei schwachen Bedingungen gewonnenes Material, hierzu als Beispiele die beiden folgenden Gegenüberstellungen aus dem eigenen Archiv:
Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/Jupiter_2014-12-20_vs_2013-11-14.gif
Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/Jupiter_100902_0140UT_vs_0200UT.gif
Die Aufnahmezeitpunkte in der oberen Gegenüberstellung liegen gut 13 Monate auseinander, die neuere Aufnahme stammt vom 20. Dezember 2014, ist also ganz aktuell, siehe auch hier. In der unteren Gegenüberstellung sind zwei Aufnahmen vom 2. September 2010 zu sehen, die in einem Abstand von nur 20 min gewonnen wurden, siehe auch hier.
Beide Gegenüberstellungen zeigen deutliche Unterschiede in der Durchzeichnung der Planetenoberfläche, sowie auch in der Farbdifferenzierung. In beiden Fällen wurden die aus den Aufnahmevideos gewonnenen Summenbilder jeweils in derselben Weise verarbeitet, so dass die Unterschiede in der Bildqualität eindeutig den Sichtbedingungen (Seeing) zugeordnet werden können.
Häufig gelingt es ja, aus geringerwertigen Summenbildern mittels EBV noch eine Fülle von Oberflächendetails des Planeten „herauszuholen“, wie die untere Ausarbeitung der Aufnahme vom 20. Dezember – wieder im Vergleich mit der älteren Aufnahme - in der folgenden Gegenüberstellung zeigt:
Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/Jupiter_141220_vs_131114.jpg
Die etwas „gestresste“ Bearbeitung des unteren Bildes leidet aber ganz offensichtlich in erheblichem Maße darunter, dass hier nicht die in ihrer Vielfalt natürlich wirkende Feinstruktur der Planetenoberfläche, sondern bevorzugt die vergleichsweise enge Bandbreite der Bearbeitungstools bildbeherrschend zum Ausdruck kommt. Das Bildergebnis wirkt damit insgesamt sehr viel grober und eintöniger im Vergleich mit einer bei guten Sichtbedingungen gewonnenen Aufnahme.
Aufgrund des vorhandenen Videomaterials neige ich zu der Annahme, dass weniger die „langwelligen“ Störungen, sondern eher die „kurzwelligen“ Rippel der Wellenfront für das Auswaschen der feinen Bilddetails verantwortlich sind. Denn die langwelligen Störungen führen typischerweise zu der vielfach als „Wabern“ bezeichneten Erscheinung, während die kurzwelligen Störungen vermutlich – so stelle ich mir das vor – zur Ausbildung von Mehrfachabbildungen (Geisterbildern) mit vergleichsweise geringerer Amplitude führen und damit bevorzugt die feinen Bildstrukturen verwischen. Im Gegensatz zum Wabern könnte man hier von einer „diffusen“ Komponente des Seeings sprechen.
Bemerkenswert erscheint mir die Tatsache, dass das Seeing – wie die obige Schwarz/Weiß-Animation zeigt – innerhelb relativ kurzer Zeit von einem weit überdurchschnittlichen auf ein völlig unbrauchbares Niveau abstürzen kann. Möglicherweise kann das Seeing in günstigen Fällen aber auch ebenso plötzlich „aufklaren“.
Vielleicht hat ja der eine oder andere Leser sich schon ähnliche Gedanken gemacht, und/oder sieht sich veranlasst, über seine eigenen Erfahrungen zu berichten ?
Gruß, Jan