Einfacher Planeten-Spiegel

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Hallo Picardo,

willkommen im Forum ! Ist das Dein Vorname ? Wir reden uns nämlich hier gewöhnlich mit unserem Vornamen an. Ich freue mich, dass Du Interesse an meinem offenen Spiegelteleskop gefunden und diese längst im Archiv versunkene Beschreibung überhaupt gefunden hast, willst Du uns verraten, über welchen Hinweis ?

Zitat von Picardo:
Hattest du selbst die Idee oder irgendwohier abgeschaut?
Die Idee hatte sich eigentlich als konsequente Fortsetzung meiner ebenfalls offen aufgebauten Faltrefraktoren entwickelt, zu denen Du auf meiner Website ein paar Abbildungen findest. Die Idee der offenen Spiegel-Konstruktion ist dagegen schon mindestens 100 Jahre alt. Russell W. Porter, der später insbesondere durch seine maßgebliche Beteiligung an der Konstruktion des berühmten 8m Hale-Teleskops auf dem Mount Palomar bekannt wurde, hatte bereits vor 1920 ein offenes Spiegelteleskop entworfen, das "Porter Garden Telescope", welches dann in den frühen 1920-er Jahren sogar in einer Kleinserie von rund 60 Stück hergestellt und verkauft wurde. Dass ich für fotografische Zwecke den Sekundärspiegel weggelassen, und statt dessen die Kamera unmittelbar auf der optischen Achse des Hauptspiegels platziert habe, ist im Hinblick auf die bekannten Schmidt-Kameras, sowie auf die gängigen TV-Schüsseln auch nicht gerade neu.

Mir ist immer noch nicht ganz klar, warum diese offenen Konstruktionen von Beginn an keine nennenswerte Akzeptanz in der Astrogemeinde gefunden haben. Bei den Faltrefraktoren ist in Forums-Diskussionen tatsächlich wiederholt das Argument vorgebracht worden, dass die Geräte nicht aussehen, wie man das von einem Fernrohr erwartet, wobei die Betonung offenbar auf dem Tubus als kennzeichnendem Bestandteil lag. Kurioserweise gibt nun aber ausgerechnet der Tubus Anlass zu gewissen Unzulänglichkeiten im praktischen Betrieb mancher handelsüblicher Teleskope, insbesondere hinsichtlich des thermischen Verhaltens unter nächtlichem Himmel.

Zitat von Picardo:
Gibt es eigentlich woanders auf der Welt irgend einen Hobbyastronauten, der das so gebaut hat?
Das kann ich nicht wirklich beantworten. Immerhin gab es mehrere Astrokollegen, die beim Versuch eines Nachbaus bereits zu fortgeschrittenen Ergebnissen gekommen waren, von denen ich auch Fotos erhalten habe, aber später keine weiteren Nachrichten.

Zitat von Picardo:
...dachte ohne Tubus oder Sternwarte drumherum geht sowas nicht.
Aber gerade die Großteleskope arbeiten doch ohne Tubus!

Bitte sei mir nicht böse, wenn ich auf Deinen Kurzkommentar im Planetenforum jetzt nicht unmittelbar antworte. Es wäre mir - ehrlich gesagt - ein wenig peinlich, weil dort typischerweise nur ganz aktuelle Fotos präsentiert und diskutiert werden.

Gruß, Jan
 
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Zitat von Jan_Fremerey:
Aber gerade die Großteleskope arbeiten doch ohne Tubus!

Naja schon, aber da ist schließlich eine Sternwarte drumherum, sozusagen als Tubus-Ersatz und ein schützendes Haus (damit niemand was klaut oder das Ding Rost ansetzt) hat man auch zugleich. Ich glaube die offene Bauweise ist auch deshalb so unvorstellbar, weil eben etwas "fehlt". Der Tubus ist schließlich aus irgend einem Grund da. Und wenn man den weglässt, funktioniert es eben nicht. (naja doch eigentlich schon, wie man an deinem Schüsselteleskop sieht).

Ich denke es sprechen nur 2 Argumente gegen die offene Bauweise.

- Der Spiegel ist schutzlos gegen Staub und Kratzer.

- Es muss absolut dunkel sein, da sonst seitlich Licht einfällt und das Ergebnis verwischt.

Aber ansonsten geniale Konstruktion die du hast. Die Ergebnisse sind ja atemberaubend. Reizt es dich nicht, immer größere Spiegel zu verwenden?


Link zur Grafik: http://spaceblog.iaaz.at/wp-content/uploads/2012/04/VLT.jpg

P.S Nein Picardo ist nicht mein Vorname. Ich würde ungern mit Vornamen angeredet werden im www, da mein Vorname relativ einzigartig ist. Bin etwas paranoid, sorry.

P.P.S Ich glaube ich bin über aktuelle Jupiterfotos auf deinen Fred gestossen.

P.P.P.S Schon mal überlegt diese Konstruktion einem Händler anzubieten. Wenn man sowas vertreibt, wer weiß...könnte bei einem korrekten Preis sicherlich ein Verkaufsschlager werden.
 
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Hallo Picardo,

hier ein paar Antworten zu Deinen Fragen:

Zitat von Picardo:
Der Spiegel ist schutzlos gegen Staub und Kratzer.
Dazu habe ich diesen Schutzdeckel aus Styrodur mit grünem Filzbelag, der nur während der Beobachtung aufgeklappt wird.

Zitat von Picardo:
Es muss absolut dunkel sein, da sonst seitlich Licht einfällt und das Ergebnis verwischt.
Dunkel sollte es schon deshalb sein, damit die Augen nicht geblendet werden. Streulicht stört bei meiner Konstruktion im übrigen nur, wenn es unmittelbar aus der Richtung des Hauptspiegels kommt, also vom Boden her. Dort ist es nachts aber prinzipiell dunkler als am Himmel.

Zitat von Picardo:
Reizt es dich nicht, immer größere Spiegel zu verwenden?
In unserer Gegend habe ich aufgrund der atmosphärischen Bedingungen tatsächlich nur sehr selten Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit meines 10" Spiegels auszunutzen. Sinnvoller als ein größerer Spiegel erscheint es mir mir deshalb, mit dem Instrument an Orte mit besserem Seeing zu reisen.

Zitat von Picardo:
Schon mal überlegt diese Konstruktion einem Händler anzubieten ... könnte bei einem korrekten Preis sicherlich ein Verkaufsschlager werden.
Diese offenen Konstruktionen sind ja - wie beschrieben - seit sehr langer Zeit bekannt und patentrechtlich nicht geschützt. In der September-Ausgabe 2012 der Zeitschrift "interstellarum" war noch ein Artikel zu diesem Thema erschienen. Nein, ich denke eher, dass sich da z.Z. einfach kein Unternehmer veranlasst sieht, mit dem Versuch einer Markteinführung finanzielle Risiken einzugehen. Die Kunden sind ja mit den marktgängigen Tuben offensichtlich ganz zufrieden.

Habe hier noch den handwerklich besonders schön ausgeführten Einarm-Newton von Markus Emmerich gefunden.

Gruß, Jan
 
Danke für die Idee - meine Frau wird fluchen.
Vielleicht könnt Ihr ja gemeinsam basteln? Wie ich kürzlich zu meinem Bedauern feststellen musste, hat sich Bob Royce offenbar aus dem Geschäft der Spiegelschleiferei zurückgezogen. Ich weiß nicht, ob jemand die Werkstatt übernommen hat, und ob man diese konischen Spiegel mit Einlochmontage noch von irgendwo her geliefert bekommt. Jedenfalls wünsche ich Dir viel Glück mit dem Projekt und bin jederzeit gerne bereit Fragen zu beantworten.

Gruß, Jan
 
Hallo Jan,

Deinen Spiegel verfolge ich schon seit längerer Zeit mit Interesse, auch die zum Teil heftigen Diskussionen dazu.

und ob man diese konischen Spiegel mit Einlochmontage noch von irgendwo her geliefert bekommt.

Teleskop Service bietet konische Spiegel mit Einlochmontage an. Ob die jetzt vergleichbar sind, mit dem Spiegel von deinem Teleskop, das weis ich allerdings nicht.
Hier z.B. ein 12" Spiegel:
Hauptspiegel mit konischer Rückseite

Viele Grüße
*entfernt*
 
Hallo Gerd,

vielen Dank für Deinen erfreulichen Hinweis! Das Angebot hatte ich noch gar nicht wahrgenommen, da ich mich während der vergangenen zwei Jahre zugunsten anderer Interessen weitgehend aus der Astronomie zurückgezogen hatte. Den Spiegel gibt es ja, wie ich gerade sehe, auch in 10". Wenn die rückwärtige Planfläche geschliffen und senkrecht zur Spiegelachse orientiert ist, sollte man mit einem solchen Spiegel auf der bewährten Einarm-Mechanik eine ebenso schwenkstabile Justierung realisieren können.

Gruß, Jan
 
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