Plädoyer
Hi Zusammen,
ich möchte hier mal vor allem Tassilo antworten, dessen Beitrag mich doch ziemlich gefuchst hat!
Wie schon erwähnt, habe ich mich vor einiger Zeit schon einem gewissen Zorn ausgesetzt, als ich meinte, dass der klassische FH aufgrund der günstig gewordenen ED-Gläser überholt ist. Der hier diskutierte 90/900 ED zeigt genau das Konzept, was ich dabei im Sinn hatte. Das heißt einfach ein zeitgemäßes ED Dublett mit entspanntem Öffnungsverhältnis, das optisch wesentlich leistungsfähiger als das eben nicht mehr zeitgemäße FH Design ist.
Was sind die Vorteile eines solchen Designs?
Heute werden farbreine Refraktoren sehr gerne mit einem nicht Fisch nicht Fleisch Öffnungsverhältnis verkauft. Mit f/7 oder f/7,5. Ich bin über die Akzeptanz des Marktes geradezu verwundert, denn diese Auslegung hat ihre Schwächen:
* f/7 wird für die Astrofotografie allgemein akzeptiert, obwohl Astrofotografen heute drastisch länger belichten, als jemals chemisch praktikabel war. Seinerzeit war f/6 eine Art Schallmauer.
* Planetenbeobachter sind mit f/7 noch weit entfernt von entspannten Okularlösungen. Der interessante Beobachtungsbereich erschließt sich erst mit Brennweiten unterhalb von 10mm, was die Okularauswahl einschränkt und bei einigen Okularen den Augenabstand unschön bis kritisch werden lässt.
* Die gängigen Tripletts sind, Schrauben oder nicht, nicht mal eben so zu justieren.
* Gewicht, Auskühlung
Ich persönlich finde es hingegen konsequent, ED Designs dort einzusetzen, wo der Achromat einfach noch nicht schön genug ist. Das heißt:
* Für alle Anwendungen, bei denen je nach Öffnung 800mm bis 1200mm Brennweite gewünscht sind, sprich Mond und Planetenbeobachtungen mit gewissen Allround-Fähigkeiten durch 2" Adapation.
* Wo ein günstiges Dublett reichen kann und muss und dennoch eine APO-Leistung gefragt ist, sprich wieder Mond, Sonne, Planeten.
* Als gehobenes Einsteigerteleskop, insbesondere bei ausdrücklichem Wunsch nach einem Refraktor.
Dazu folgendes konkret zu Tassilos "Einschränkungen":
Keine 10:1 Untersetzung am OAZ
Bei zu erwartendem f/10 bis f/12 braucht niemand den dämlichen Knopfautomaten. Der führt eher zu umständlicher Kurbelei bei f/10.
eventuell kein 2" OAZ, sondern ein einfacher 1,25"
No go! Ihr stattet die billigsten Zahpastatuben mit 2" aus und hier soll etwas gefaselt werden von geht nicht und zu teuer?!? Akzeptiere ich nicht.
Keines oder ganz einfaches Zenitprisma
Dann lieber keines und ich kann nicht glauben, dass ein Prisma günstiger sein soll als ein einfacher 80% Plastikspiegel, wie er immer wieder für billig zu haben ist und bei f/10 dem Einsteiger einfach reicht! 1,25" akzeptabel, wenn 2" nebst Reducer im Paket.
kein Koffer, keine einschiebbare Taukappe, Alutubus
Die dumme beplankte Presspappe als Koffer kann sich jeder, der den Bedarf zu haben glaubt, im Baumarkt kaufen. Meine Erfahrung mit Koffern ist sowieso der Hohn dahingehend, dass im Koffer zwar platz, aber im Schaumstoff kein Loch ist für Rohrschellen und Zenitspiegel. (Das Wort Zenitspiegel hier bitte merken, das mit dem Glasklotz einfach vergessen!)
Vor allem auch keine hochwertige Objektivfassung
Langbrennweitiges, gutmütiges Dublett. Da habt ihr Jahrzehntelang FHs mit irgendwelchen Plastikringen in Plastik gefasst, und jetzt soll so ein Ding auf einmal mehr brauchen als eine Alu-Schraubfassung?
Wir reden über ein Gerät, dass wirklich eine günstige und für den Einsteiger interessante Alternative sein kann. Und das soll nun aufgepimpt werden zum Ultrateleskop für jedweden Anwendungszweck - warum? Damit man einen Grund hat, zu behaupten, es wäre nur für 899,- Euro realisierbar und man hätte weiterhin Bedarf, die aus heutiger Sicht unzulänglichen FHs weiter wie Sauerbier anzubieten... naja, erzeugt ja Nachfrage. Derjenige, der wirklich beobachten will, wird sich schon am Farbfehler reiben und den Tausender investieren und dann feststellen, dass die vorhandene Montierung doch nicht reicht, und dass die Okulare auch nochmal neu müsssen...
Will sagen: Ich sehe schon handfestes, monetäres Interesse, solche Geräte immer als "unverkäufliche Phantastereien von Sternfreunden" zu planen und wenn, dann quasi als Nachweis in Situ möglichst abstrus umzusetzen. Schuld ist sowieso immer der Kunde, nie das Marketing am Bedarf vorbei.
Lasst Euch doch noch was einfallen, wie man dem Billig-Refraktor noch für 100 Euro Aufpreis einen Lüfter verpasst - Funktion muss er nicht haben, nur da sein!
Clear Skies
Sven
Edit: List-Funktion funktioniert wohl doch nicht, wie im Text beschrieben...