APM 150mm f/5,5 45° Grossfernglas

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Hallo Mike,

danke für die Info.
Auch ich setze meist eine Vergrösserung von 25x ein, wobei 50x mit 100° Blickwinkel in den Ethos 17mm auch sehr sehr nett sind.

Das Fujinon ED 45° klingt wirklich spannend, vor allem weil es trotz der grossen Öffnung eine geringe Brennweite hat und somit grosse Felder zeigt.
Das ist mit Doppelteleskopen unter Verwendung von ED oder APO Refraktoren leider nicht möglich.

Genau deshalb bin ich ja an dem APM 150mm Bino mit 825mm Brennweite so interessiert...

Heute Abend konnte ich unter wirklich perfekten Bedingungen das 125mm Borg gegen das 150mm APM testen.

Als erstes ist mir aufgefallen, dass man den minimalen Unterschied von 800mm zu 825mm Brennweite beim sichtbaren Feld deutlich bemerkt.
Mir gefällt das weitere Feld deutlich besser und nun ist mir endgültig klar, dass ich nicht länger über ein Doppelteleskop mit 1000mm Brennweite nachdenken muss.

Als erstes habe ich meine Lieblingsokulare, die 32mm Kasai mit 85° Feld eingesetzt.
Mit diesen Okularen und 25facher Vergrösserung ist zwischen den beiden Instrumenten kein Unterschied festzustellen.
Getestet habe ich am Perseus Doppelhaufen, am M13 und M31

Mit den 17mm Ethos und 50facher Vergrösserung wird es langsam spannend.
Bei M31 kann ich auch mit diesen Okularen keinen Unterschied sehen.
Bei M13 sehe ich einen leichten Vorteil für das Borg, hier sehe ich mehr aufgelöste Sterne und mehr Granulation während mir das APM nur einen Wattebausch zeigt.

Im Doppelhaufen wird der Unterschied dann aber klar sichtbar.
Nicht nur, dass der Borg das ästhetischere Bild zeigt, man sieht auch mehr Sterne an der Wahrnehmungsgrenze.
Der Doppelhaufen ist für diesen Vergleich sehr gut geeignet, weil er viele schwache Sterne in schönen Mustern zeigt, die man sich sehr gut merken und vergleichen kann.

Als nächstes schaute ich mir M57 an.
Hier muss man schon etwas höher vergrössern, also nahm ich die Ethos 13 (65x) und Ethos 10 (80x)
Hier hat der APM gegen den Borg dann keine Chance mehr, die Bilder sind deutlich flauer.

Natürlich wollte ich mir auch die Sterntests der Objektive und den Farbfehler genauer ansehen, dazu schwenkte ich zur Vega und verwendete die 10mm Ethos.

Im Borg zeigten sich zwei perfekte Beugungsbilder und keinerlei Farbe weder im Fokus noch ausserhalb des Fokus.
Im APM zeigte sich im Fokus eine leichte blaue Halo rund um den Stern, die ich aber als absolut nicht störend und gravierend bezeichnen würde.
Ausserhalb des Fokus zeigten die Beugungsbilder eine pinkfarbene Färbung.

Die Sterntests selbst sind bei den beiden APM Objektiven leider nicht perfekt.
Auf der einen Seite ist das Beugungsmuster oval und ändert seine Lage beim Fokuswechsel, ich denke hier handelt es sich um Astigmatismus.
Auf der anderen Seite ist der Sterntest asymetrisch verzogen, sprich das helle Zentrum sitzt ausserhalb der Mitte.
Was hierfür die Ursache ist kann ich nicht sagen, eventuell handelt es sich um Coma oder die Linsen im Objektiv sind nicht sauber zentriert:

http://www.telescope-optics.net/diffraction_pattern_and_aberrations.htm

Welches Fazit ziehe ich aus dem Test?
Für Weitfeldbeobachtungen bei geringen Vergrösserungen ist das 150mm APM Bino ein hervorragendes Instrument, auch wenn es seine immerhin 25mm grössere Öffnung gegenüber dem Borg nicht ausspielen kann.
Die CA ist erstaunlich gering, vor allem wenn man sich die Öffnung und das Öffnungsverhältnis vor Augen hält.
Bei Vergrösserungen über 50fach wird der Vorteil der besseren optischen Qualität des 125mm ED deutlich sichtbar und die kleinere Öffnung zeigt auch mehr Sterne.

Ich bin mir nicht sicher, ob der Tausch der Prismen gegen EMS und die Herstellung neuer Präzisionszellen, um die Linsen wirklich sauber zu zentrieren die Sachlage grundsätzlich ändern würden.

Dennoch finde ich die Objektive des APM nach wie vor sehr verlockend, weil es die einzigen auf dem Markt sind, die 150mm Öffnung mit einer so kurzen Brennweite und einem sehr geringen Farbfehler bieten.

Aber vielleicht sollte ich auch einfach beim 125mm Borg bleiben und mein Öffnungsfieber ignorieren...

Grüsse Jochen
 
Zitat von portaball:
....Aber vielleicht sollte ich auch einfach beim 125mm Borg bleiben und mein Öffnungsfieber ignorieren...

Hallo Jochen,

wenn ich den Test richtig verstanden habe, ist der Doppelborg das wesentlich leistungsfähigere Instrument. Trotz 1" weniger Öffnung hat er eine deutlich bessere Grenzgröße, das erheblich kontrastreichere Bild, usw. Außerdem wiegt er um einiges weniger. Interessant wäre jetzt ein Test APM 150 gegen APM 100 ED Apo. Wahrscheinlich ist das 20 kg-Monster nicht leistungsfähiger als das 7 kg-Fernglas. Zusätzlich ist es empfindlich teurer. Auch der Vorteil der 2"-Okulare wird durch die kleinen Blenden relativiert. Da wirst Du wohl zum Fujinon zum Kleinwagenpreis greifen müssen, um Deinem Öffnungsfieber zu frönen.

CS
SteVe
 
APM 150mm f/5,5 45° Grossfernglas

Hallo Steve,

ich denke auch, dass das auch 100er APM APO dem 150er noch überlegen ist, Gewicht, Grösse und Preis mal ganz aussen vor.

Dennoch erlebe ich immer wieder erstaunliche Dinge, die ich nicht verstehe und deswegen sind mir Tests mit den eigenen Augen auch so wichtig:
Obwohl die Blende im 150er APM nur 34mm Durchmesser hat und die Feldblende des 32er Kasai einen Durchmesser von stattlichen 47mm hat gab es keine sichtbaren Vignettierungen und noch nicht mal eine sichtbare Abdunklung zum Rand...

Eine weitere für mich sehr wichtige Erkenntnis war, dass der 45° Einblick für die Astronutzung doch deutlich unkomfortabler ist als 90°

Das Fujinon ist für mich keine wirkliche Alternative, dagegen sprechen der Preis, Grösse und Gewicht, 45° Einblick und dass ich keine 2" Okulare verwenden kann.

Meine Begeisterung für das Beobachten mit diesen Doppelteleskopen ist auch sehr stark in den wundervollen ästhetischen Bildern in den 32mm Kasai und 17mm Ethos begründet, darauf könnte ich niemals verzichten.

Aber ich gebe nicht auf und suche weiter nach meiner persönlichen Grenze, als nächstes plane ich ein Doppelteleskop aus den neuen 140mm ED APOs von APM ;-)

Wenn man etwas tiefer in die Tasche greift gibt es auch noch den wunderschönen 160mm APO von CFF, Thomas hat daraus ja schon ein hervorragendes Doppelteleskop mit EMS gebaut.

Und auch der Weg mit Doppelteleskopen aus deutlich (!) grösseren Achromaten kann durchaus zum Ziel führen, spätestens ab 250mm geht da mit Sicherheit die Post ab.
In Japan und Asien gibt es da eine kleine aber sehr rührige Szene...

Aber ich will etwas, was ich mir unter den Arm klemmen kann und in 5 Minuten einsatzbereit ist, denn das beste Teleskop ist immer noch das was man gerne und häufig nutzt :)

Grüsse Jochen
 
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Hallo Jochen,

Zitat von portaball:
... Dinge, die ich nicht verstehe ...
... nicht mal eine sichtbare Abdunklung zum Rand...
dann will ich mal aus dem fotographischen Nähkästchen plaudern.

Das Auge ist sehr tolerant betreffs des Helligkeitgradienten.

Der Helligkeitsabfall eines Objektivs beträgt [cos (halber Bildwinkel)]hoch 4. Bei einem Weitwinkelobjektiv mit 90° kommen in den Bildecken noch 25% des Lichts an. Kommen Dir die Ecken dunkel vor? Nein. Jetzt mach das gleiche Bild nochmals mit einem zentrischen Verlaufsfilter und vergleiche dann. Jetzt fallen die helleren, d.h. richtig belichteten Ecken auf.

Unsere Altvorderen kannten das Problem. Es gab vor über 100 Jahren ein WW mit 140° und rotierender Sternblende.

War jetzt OT, aber vielleicht interresierts jemand.

Gruß Uwe
 
Na, das deutet darauf hin, dass beim APM 150 die Prismen vielleicht zur Abwechslung mal groß genug sind. Das würde auch fehlende Berichte über falsche APs erklären...

Edit: Das mit dem Blendendurchmesser ist interessant. Jörg Kneip war damals bei mir davon ausgegangen, dass es genügt, die inneren Blenden des APM 100 ED Apo von 23 auf 25 aufzumachen, um die störende Vignettierung der 24 mm Panoptic zu beseitigen. Dies war jedoch nicht der Fall, weswegen er dann die äußeren Blenden zuerst auf 25 mm, dann sogar auf 27 mm erweitert hat. Er hatte die Faustformel, dass der okularseitige Duchlass 0,7x den Feldblendenduchmesser des Okulars betragen muss, um keine auffällige visuelle Vignettierung zu verursachen. Demnach sollten die Panoptic mit 25 mm geräteseitiger Durchlassbegrenzung keinesfalls vignettieren, was sie aber doch tun. Aufmachen auf 27 nützt da auch nichts mehr, und das erkläre ich mir mit den zu kleinen Prismen.
 
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Hallo Janapier,

bei meinem APM 100/550 90° hat Herr Kneip ebenfalls die obere Blende auf 25 mm vergrößert. Mit dem 24 mm Panoptic kann ich keine Randabschattung feststellen (zumindest bisher).

Gruß Klaus
 
Hallo Klaus,

das Ganze ist schon irgendwie merkwürdig. Herr Kneip hat ja hier sehr nachdrücklich die Auffassung vertreten, dass ich besonders empfindlich für Vignettierungen sei. Vielleicht stimmt das. Andererseits war er ja wohl selbst genauso empfindlich, denn ihm erschien das Auffräsen meiner inneren Blende ja auch nicht ausreichend effektiv, weswegen er bei meinem Glas ungefragt mit den äußeren Blenden weitermachte. Es könnte natürlich auch ein konstruktiver Unterschied zwischen unseren Gläsern bestehen. Schließlich haben die Chinesen ja auch die Objektivfassungen schon eigenmächtig verändert.

Wie sieht's bei Dir mit den falschen APs aus? Wenn die bei Dir weniger stören als bei mir, dann hast Du vielleicht größere Prismen als ich.

CS
SteVe
 
Dass unser Auge für Helligkeitsschwankungen eher unempfindlich ist, ist ja bekannt.
Gibt es also zum Rand hin einen Abfall der Helligkeit erkennt man das nur sehr schwer.
Ich kenne aber, insbesondere von Binoansätzen, auch solche Vignettierungen, bei denen das Gesichtsfeld richtig eingeengt ist, also ein 85° Okular nur noch 70° zeigt und aussenrum alles Schwarz ist.

Genau so war es mit den 32er Kasai im Siebert 2" Binoansatz, das volle Feld des Okulares war nicht nutzbar und scharf begrenzt.
Aus meiner Erinnerung war die Öffnung an diesem Binoansatz aber nicht kleiner als die am 150er APM Bino, eher im Gegenteil.

Es müssen also noch andere Faktoren eine Rolle spielen, etwa wie weit die Feldblende des Okulares von der begrenzenden Öffnung des Binos entfernt ist.

Grüsse Jochen
 
Hallo SteVE,

tagsüber habe ich das APM-Bino noch nicht eingesetzt. Ich kann also nichts über falsche APs sagen.

Jochens Hinweis möchte ich unterstreichen. Kleinere Helligkeitsschwankungen sind für das menschliche Auge nur schwer festzustellen. Eine Helligkeitsschwankung von 0.2 mag kann ich (wie die meisten) nicht mehr erkennen.

Es könnte daher sein, dass das optimierte APM-Bino eine rechnerisch nachweisbare Vignettierung hat, die aber so klein ist, dass sie in der Praxis nicht feststellbar ist.

Bei meinem Fujinon 7 x 50 MT-SX mit einem Feld von 7,5° sieht es anders aus. Dieses sogenannte "Referenzglas" hat am Rand einen dicken, schwarzen Kreisring, der die Sternhelligkeit nahezu halbiert. Hinzu kommen die katastrophalen Randunschärfen.

Gruß Klaus



 
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Hallo Klaus,

das Fujinon 7x50 FMT-SX ist das Referenzglas, welches Du wahrscheinlich meinst. Dieses sollte auch recht randscharf sein. Zumindest waren es alle durch die ich geschaut habe.
 
Hallo Jochen,

meins ist das Fujinon 7 x 50 MT-SX. Ich habe dreimal hingeguckt. Es hätte ja sein können, dass das F abgeblättert ist - aber dem ist nicht so.

Gruß Klaus
 
Zitat von Sternenhundklaus:
...
tagsüber habe ich das APM-Bino noch nicht eingesetzt. Ich kann also nichts über falsche APs sagen.

Jochens Hinweis möchte ich unterstreichen. Kleinere Helligkeitsschwankungen sind für das menschliche Auge nur schwer festzustellen. Eine Helligkeitsschwankung von 0.2 mag kann ich (wie die meisten) nicht mehr erkennen.

Es könnte daher sein, dass das optimierte APM-Bino eine rechnerisch nachweisbare Vignettierung hat, die aber so klein ist, dass sie in der Praxis nicht feststellbar ist.

...

Hallo Klaus,

die falschen APs fallen auch nachts sehr schnell auf, da beim Durchschwenken von Sternfeldern reflexartige Artefakte in Erscheinung treten. Dass Du weder eine Vignettierung noch solche Artefakte siehst, gibt mir schon zu denken. Man müsste unsere Gläser mal direkt vergleichen.

CS
SteVe
 
Hallo Klaus,

ein Mißverständnis Deiner Aussage meinserseits. Ich hatte Dich so verstanden, dass Du ein allgemein anerkanntes Referenzglas meintest (was das FMT gewesen wäre). Du bezogst Dich aber auf Dein Dir zur Verfügung stehendes Glas (MT). Deshalb sicher auch die Anführungsstriche. Nun verstanden. :smiley47:
 
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