Hallo Günther, Gerrit, Mike und Jan,
nachdem Jan meine Anmerkungen zum Einfluß der Luftfeuchtigkeit/Pollen/Aerosolen/Staubpartikeln usw. aus einem anderen Thread hier in die Diskussion geworfen hat um seinen Standpunkt zu untermalen, möchte ich mich auch "original" zu Wort melden.
Die Zeichnungen aus dem letzten Jahrhundert entstanden unter den damals vorhandenen Rahmenbedingungen.
Also Optikqualität, Wetter (Seeing + Durchsicht), Zeichenmaterialien und dem Talent der Zeichner.
Mir gelingt es mangels Talent nicht, so eine Zeichnung wie in den obigen Postings zu fertigen, auch wenn ich am Teleskop viele Details sehe. Ich krieg die einfach nicht entsprechend aufs Papier. Auch nach vielen Versuchen und Übung bleiben meine Zeichnungen nur grobe Skizzen. Daher hab ich größten Respekt vor den Zeichnern.
Wenn ich mit meinen Teleskopen die Planeten (Venus, Mars, Jupiter oder Saturn) visuell beobachte, dann habe ich nie "zu wenig Licht". Denn die Planeten sind "sauhell". So hell, daß ich bei zu wenig Vergrößerung geblendet werde und Graufilter einsetzen muß.
Meine lichtverschmutzte Umgebung ist bei der Planetenbeobachtung überhaupt kein Hinderungsgrund. Die ist da eher nützlich. Mir würde es nicht im Traum einfallen, bei der Planetenbeobachtung ein dunkles Beobachtungstuch über dem Kopf zu benutzen. Für Deepsky hingegen ist das an meinem Standort Pflicht.
Von der 100/1000er Russentonne über einen 100/500er Refraktor (FH), 5 und 6" f=5 Newton, dann ein 8" Newton f=5, einem 150/1800er Mak bis hin zu einem 800/8000er Cassegrain habe ich alles schon ausgiebig als Planetenbeobachtungsinstrument genutzt. Jedes dieser Teleskope hat mir bei eintsprechend an das Seeing angepaßter Vergrößerung Beobachtungsspaß ermöglicht.
Wie viel Detail ich dabei gesehen habe, hing von der Qualität der Optik (Spiegel/Linse, Okular), dem Auflösungsvermögen (=Durchmesser) und dem Seeing ab. Und wie lange ich das Planetenscheibchen jeweils beobachtet habe. Feine Details erschließen sich mir erst nach einiger Zeit, grobe Strukturen mit starkem Kontrast springen mir gleich ins Auge.
So und nun zur Farbwahrnehmung durch mein Auge:
Bei Öffnungen unter 130 mm erscheint mir an Spiegelteleskopen (= farbreine Optik) Jupiter immer sehr pastellig. Egal, wie viel Luftfeuchtigkeit, Aerosolbelastung, Staub ... in der Atmosphäre sind. Weil ich den "physiologischen Weißabgleich im Gehirn" nicht willentlich beeinflussen kann. Und die Beobachtung bei hoher Vergrößerung ist unangenehm, weil ich trotz Barlow mit dem Auge ins Okular reinkriechen muß und die Wimpern über die Linse wischen.
Ab 6" Öffnung kommen dann die Farbe kräftiger und mit dem 80 cm Spiegel unserer Sternwarte sind sie visuell genauso kräftig, wie sie mit meiner ALCCD5L-IIc herauskommen.
Die Unterhaltung, auf die sich Jan bezieht, hatte einen völlig anderen Hintergrund. Da ging es darum, daß Planetenfotos von unterschiedlichen Nächten bei annähernd gleichem Zentralmeridian leicht unterschiedliche Farben zeigen, obwol ich nix am Teleskop/Kamera/Kameraeinstellungen oder bei der Bildbearbeitung geändert habe. Da war einfach die Durchsicht anderst. Hohe Luftfeuchtigkeit z.B. schluckt zuerst Blau. Kennen wir alle von milchig trüben Sommertagen...
@ Jan:
Ich vermute mal, dass sich die dem Auge am Okular bietenden Helligkeitskontraste bei der relativ geringen Flächenhelligkeit der Objekte und der gleichzeitigen Bildstörung aufgrund des Seeings einfach zu gering sind für die zweifelsfreie (!) Wahrnehmung feiner Bilddetails. Die Erklärung wird m.E. insbesondere dadurch bekräftigt, dass man in Zeichnungen typischerweise auch den uns von Fotos her geläufigen Helligkeitsabfall an den Rändern der Planetenscheibe nicht zu sehen bekommt.
Vielleicht kann hier mal einer unserer geübten Beobachter (ich bin gewiss kein solcher) seine Erfahrung beisteuern ?
es währe für Dein Verständnis sehr lehrreich, wenn Du keine Vermutungen aufstellen würdest, sondern einfach mal in der Praxis Planeten kontinuierlich visuell beobachten würdest. Wenn Du die Transportkosten übernimmst, leihe ich Dir gerne für 6 Monate meinen 8" Newton aus, der steht momentan ungenutzt rum. Passende Okulare mußt selber irgendwo her bringen, ich brauch meine selber...
Und dann kannst ja auch mal versuchen, das gesehene zu Papier zu bringen. Am besten fängst mit Zeichnungen von Mondformationen an, um Dich mit der Technik ohne Zeitdruck vertraut zu machen. Und wenn das klappt, dann probiere es an Planetenansichten aus. Dann mußt nicht wild ins Blaue hinein spekulieren, dann hast eigene ERFAHRUNGEN.
Visuelle Beobachtung, Zeichnungen und bearbeitete Summenbilder aus Videos sind halt 3 unterschiedliche Dinge.
Deine obigen Annahmen und Vermutungen sind hahnebüchener Quatsch.