Genauigkeit der Polausrichtung einer Montierung?

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Reverend_Coyote

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Hallo allerseits,

nach der langen Sauregurkenzeit hatte ich kürzlich des Abends ca. 2 Stunden schönes Wetter, die ich zum Einscheinern der permanent installierten Montierung auf meiner Gartensäule 'verschwendet' habe. Laut dem Handcontroller stehe ich jetzt mit einer Abweichung von 5' im Azimuth und einer von 4' in Elevation. Kurz vor dem Ende kamen dann die Wolken wieder...<censored>! :smiley55:

Frage: Ist das ausreichend oder muß ich noch eine Session einlegen? Der Handcontroller erlaubt Ablesung auf 1', dh. ich würde dann zwischen 0-1' liegen, wenn ich die Sache bis zum Ende durchziehe.

Es sollte eine Brennweite von <= 3000mm benutzt werden können, bei einer minimalen Pixelgröße von, sagen wir mal, 2.5 um, mit einer maximalen Belichtungszeit von 30 Minuten auf Kleinbildformat (Vollformat). Wie berechnet man das? Ist der Testlauf eines Sternes auf dem Fadenkreuz wirklich nötig oder wie würde man dies aus den bekannten Abweichungen in AZ/EL berechnen?

Dann noch das Problem mit dem waagerechten Austellen des Achsenkreuzes. Mit der eingebauten Dosenlibelle sind sicher keine großen Genauigkeiten erzielbar. Gibt es hier auch eine bessere Lösung wie eine 100 Fuß lange Wasserwaage?

Für visuelle Zwecke stehe ich ja bereits mehr als nur genau genug. Da ich in der Vergangenheit fast ausschließlich visuell unterwegs war, habe ich diesem Thema nie richtige Aufmerksamkeit geschenkt.

Grüße, Coyote
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Moinsen Coyote,

hier habe ich mich mal zum Thema Seeing und Auflösung pro Pixel ausgelassen.

Zum Thema Dosenlibelle der Montierung, wenn du eine Gartensäule hast, dann kannst du doch die Schulterplatte der Säule vermutlich mit einer größeren Wasserwaage oder genaueren Dosenlibelle ins Wasser bringen, oder wie verbindest du Montierung mit Säule?

Schlussendlich ist eine kleine Ungenauigkeit in der Polausrichtung aber gar nicht so verkehrt, dass macht es dem Autoguider meist leichter entsprechende Korrekturen vorzunehmen. Bei zu genauer Ausrichtung, habe ich auch schon von Problemen beim Guider gelesen.
 
Hallo Coyote,

ich richte mich danach, wie lange die Nachführkamera auf dem Punkt steht. 20 Minuten sind da ausreichend. Dazu brauchst Du keine große Mathematik.

Brennweite <=3000 mm und Belichtungszeit von 30 Minuten bei einer minimalen Pixelgröße von 2,5 um ist nicht gerade zielführend. Selbst bei meinen ACF sind 9 Micron bei F/10 und 20 Minuten Unfug (ich hab das mal gemacht, weil ich wissen wollte wie gut die Sideres läuft, mehr aber auch nicht).

Ich würde die Einnordung bei fixer Aufstellung immer in Vollmondnächten nachjustieren / kontrollieren.

LG
Gerrit
 
Hallo Markus & Gerrit,

vielen Dank für eure Hinweise. Die Flanschplatte, die im Boden einbetoniert ist und der obere Abschluß der darauf montierten Kurzsäulenverlängerung sind nicht exakt in einer Flucht, die Sache ist aber justierbar angelegt. Ich habe halt einfach die Dosenlibelle der Montierung benutzt und gehe davon aus, daß es besser nicht gehen wird. Siehe hier (Montierung inzwischen getauscht gegen eine AZ-EQ6):

http://www.coyote-point-observatory.de/NET_IMAGES/FORUM/Tasco-10T_Polaris_Saeule_1.jpg

Die Sache mit dem Guiderproblem ist mir neu, aber interessant zu wissen. Ich berichte nach den ersten Tests.

Daß meine Vorgaben f=3000mm, Minipixel etc. völlig praxisfremd sind, ist mir klar; es ist auch nichts in dieser Richtung wirklich geplant - die Angaben habe ich 'in Maßen übertrieben', um auf der sicheren Seite zu sein. Abteilung 'moralische Beruhigung', geht es theoretisch auch damit, kann mir in der Praxis nichts mehr passieren. :/

Mittlerweile habe ich im Internet eine interessante Seite gefunden, die mir meine Frage beantwortet. Sogar ein Online Calculator ist da zu finden und auch die theoretische Seite beleuchtet:

http://celestialwonders.com/tools/polarErrorCalc.html

Ich ziehe somit den Schluß, daß eine Ausrichtung über den Handcontroller auf <= 1 arcmin in Azimuth und Elevation ausreichend ist und man danach nicht noch stunden- oder tagelang weiterscheinern muß. Dem großen Manitou sei's gedankt.

Grüße, Coyote


 
Zitat von Reverend_Coyote:
Dann noch das Problem mit dem waagerechten Austellen des Achsenkreuzes. Mit der eingebauten Dosenlibelle sind sicher keine großen Genauigkeiten erzielbar. Gibt es hier auch eine bessere Lösung wie eine 100 Fuß lange Wasserwaage?
Solange die Polachse der Montierung hinreichend gut auf den Himmelspol eingescheinert ist, ist es zur photographischen Nachführung doch völlig egal, ob die Dosenlibelle am Achsenkreuz etwas verkippt ist. Die horizontale Ausrichtung des Unterbaus ist nur für die Algorithmen einer Goto-Ansteuerung von Bedeutung, also wie genau die Koordinaten eines Sterns angefahren werden können.

 
Hallo allerseits,

ein schönes Bild, Gerrit! Bin echt beeindruckt, Du solltest so etwas nicht nur zum Montierungstest machen, echt jetzt! :super:

P_e_t_e_r, eben wegen dem genauen Anfahren mit GoTo ist es für mich interessant. Wenn man mit kleinem Kamerachip unterwegs ist um einzelne Sterne zu treffen ist das in der Tat sehr hilfreich. Ich werde jetzt noch einen Abend in die Sache investieren und dann wird es wohl gut genug sein - bis zum nächsten Erdbeben.

Grüßle an alle, Coyote
 
Hallo,

wenn die Polachse stimmt und ein Star-Alignment durchgeführt wurde, ist die Ausrichtung des Unterbaus vollkommen egal. Hat keinen Einfluss auf die GoTo Genauigkeit.

cs
Andreas
 
Zitat von 0carpediem:
wenn die Polachse stimmt und ein Star-Alignment durchgeführt wurde, ist die Ausrichtung des Unterbaus vollkommen egal. Hat keinen Einfluss auf die GoTo Genauigkeit.
Richtig, die Goto-Algorithmen müssen aber auch mit dem komplizierteren allgemeinen Fall klarkommen, wo die Richtung der Polachse nicht stimmt. Auch dafür würde im Prinzip ein Star-Alignment an drei hinreichend weit verteilten Sternen ausreichen. Gleichwohl verlangt das Setup Prozedere bei vielen Goto-Systemen a priori auch noch eine Nivellierung des Unterbaus. Inwieweit das tatsächlich eine Rolle spielt, ist eine gute Frage.

 
Moin zusammen,

für die Ausrichtung der Polachse (Parallelität zur Erdachse) ist die Nivellierung des Unterbaus nicht von Bedeutung, da sich eine mögliche Verkippung immer durch ein Verstellen der Deklination ivM. den Azimutschrauben ausgleichen lässt.
Je mehr Last du aber auf den Unterbau bringst und je größer das *entfernt* ist, desto ungleichmäßiger wird die Kraftverteilung auf die 3 Stativbeine/die Säule. Wenn der Unterbau im Wasser steht, dann bekommen Stativ/Säule lediglich Druck von oben, egal wo sich das Teleskop befindet (die Gegengewichte müssen natürlich auch perf. sitzen), ist der Unterbau verkippt, müssen auch Scherkräfte aufgenommen werden. Im Falle einer Säule mag das in gewissen Grenzen noch gehen, aber bei einem 3-Bein-Stativ kann das schon dazu führen, dass sich ein Bein im Feld mehr setzt als die anderen beiden.
 
Da hat sich wohl der Druck der Shift-Taste iVm. dem Anschlag der Tasten "V" und "M" fälschlicherweise um eine Position nach hinten geschlichen...
 
Hallo an alle,

ich bin Newcomer, aber lese im Forum bereits einige Zeit mit.

Ich bin nun verwirrt zum Thema "Dosenlibelle" bzw. "ebene Ausrichtung des Montierungsflansches".
Rein aus meinem geometrischen Verständnis würde ich sagen: es kommt nur darauf an, daß die RA-Achse parallel zur Erdachse ausgerichtet ist, wie immer sie auch in dieser Lage gehalten wird.
Und mein physikalisches Verständnis läßt mich fragen: wo kommen Scherkräfte auf Stativ bzw. Säule? Oder sind damit die Drehmomente gemeint, die entstehen, wenn sich der Schwerpunkt der Last nicht genau über der Stativplatte befindet?

CS Stefan
 
Hallo Stefan,

wenn dein gesamtes System im Gleichgewicht wäre und die Schulterplatte perfekt waagerecht, dann würden an dem Punkt, an dem die Montierung mit dem Stativ verbunden ist (Schulterplatte) nur Druckkräfte senkrecht nach unten auftreten.

Wenn die Schulterplatte zwar in Waage, aber der Rest des Systems nicht im Gleichgewicht ist, wirken die von dir benannten Drehmomente auf die Verbindung von Schulterplatte und Montierung.

Ist allerdings das gesamte System in Waage, aber die Schulterplatte liegt "schräg", dann wirken dort Scherkräfte, gleiches gilt auch für den Übergang auf die Stativbeine.
 
Hallo Markus,

danke für die schnelle Aufklärung. Wenn ich es recht verstanden habe, betreffen diese Scherkräfte hauptsächlich den Bolzen, mit dem die Montierung in dem Loch der Schulterplatte sitzt.
So oder so - sie dürften sich in einer Größenordnung bewegen, die vollkommen vernachlässigbar ist, wenn das Stativ "halbwegs gerade" steht.

Ich vermute, daß die Forderung nach einer waagerechten Montage der Montierung daher kommt, daß der Kalibrieralgorithmus der GoTo-Steuerung einen definierten Ausgangszustand braucht.

CS Stefan
 
hallo,

man kann den Montierungskopf an eine krumme Latsche im Hochgebirge nageln, solange nur die Polachse korrekt ausgerichtet ist stimmen das Goto und die Nachführung. Es ist schlicht nur interessant den Unterbau zu nivellieren, damit man eine Grobausrichtung hat falls man den Polarstern nicht sieht.

Für die erforderliche Genauigkeit der Einnordung bei geguideter (!) Fotografie gilt als Faustregel: Wenn sich der Leitstern innerhalb des Bildes befindet, dann erlaubt das bei 20min Belichtungen einen Polfehler von immerhin 10arcmin. +/- 10 arcmin. Dann hinterläßt die Bildfeldrotation um den Leitstern noch keine Strichspuren im Bild. Eine Rechenmethode dazu findet sich in Koch/Martin "Digitale Astrofotografie".

Der definierte Ausgangsposition der Montierung fürs Goto heißt zumeist: Teleskop zum Pol hin ausrichten. Oder von der vorher definierten home position aus starten. Mit dem Unterbau hat das nichts zu tun. Goto funktioniert auch bei azimutalen Montierungen, ganz ohne Polausrichtung :/

lg Tommy
 
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