Visuelle M42 Eindrücke - aus dem Raumschiff?

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Der_Peter

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Hallo zusammen,

beispielsweise von M42 sieht man immer die tollsten "bunten" Fotos.

Bei dem schlechten Wetter ein kleines Gedankenexperiment:

Angenommen, wir hätten ein beliebig überlichtschnelles Raumschiff und unbegrenzte Energie, Vorräte und kämen auf die Idee, Richtung M42 zu fliegen...

Wenn wir uns dann langsam dem Trapez nähern, würden wir von den Nebeln überhaupt was sehen? Graue Schleier oder außer den Sternen garnichts?

Was meint Ihr?
 
Hallo Peter,

in den allergrößten Teilen liegt die Teilchendichte solcher riesiger Nebel wie M42 unterhalb dessen, was wir Menschen als Vakuum bezeichnen.
Unser großer „Betrachtungsabstand“ bringt uns also das nette Bild.

Gruß
*entfernt*
 
Hallo Günther sowas in der Art hatte ich fast vermutet.

Also sieht man im günstigsten Fall bei ausreichender Entfernung nur graue Schleier, "vor Ort" quasi nichts.

Ich glaube, ich werde immer mehr ein Fan von Bildern mit vielen Graustufen und schönen Kontrasten, weil offenbar alle farblich "tollen" Nebelstrukturen nur künstliche Übersetzungen sind, ähnlich wie der Output von Wärmebild-Kameras, UV- oder IR-Fotografie.
 
Hallo Peter,

das sehe ich etwa anders, weil ich auch an DS-Objekten Farben sehe.

Hier
Zitat von *entfernt*GMS:
Hallo zusammen,

ich denke, wir sollten strikt trennen zwischen Farben die wir sehen können und Farben die zugeordnet werden (können).

So sehen wir durchaus mit unseren Teleskopen Sternfarben und die Farben auf dem Mond und auf den Planeten.
Für mich gilt dabei, dass ich diese Farbinformationen so natürlich wie möglich durch das Teleskop sehen will.
Natürlich bedeutet in dem Fall ganz klar, so wie die Farben für mich (für das menschliche Auge) aussehen, nachdem das Licht unsere Antmosphäre durchquert hat.

Bei DeepSky Objekten fehlt es, mit Ausnahme von z.B. einigen planetarischen Nebeln oder auch dem Orionnebel für die Augen der allermeisten Beobachter und mit den allermeisten Teleskopen am erforderlichen Schwellenreiz der Lichtintensität um Farbensehen auszulösen.

Wenn man da allerdings Farbe sieht, so sieht man (bzw ich) z.B. an/in M42 O II Emissionen meistens nur grünlich, maximal in den hellsten Bereichen ein sehr schwaches rostbraunrot.
Konservativ farbfotografisch aufgearbeitet, also im Prinzip per Lichtsammlung und Filterung auf die entsprechenden Linien farbgesättigt, sind diese Emissionen meisten mehr oder weniger knallig rot.

Per "Hubble Palette" (oder was dafür gehalten wird) kann man den verschiedenen Emissionen oder auch Helligkeitsgraden Farben nach Belieben zuordnen.
Spätestens dann wird es schwammig in Richtung Kunst, aber dennoch nicht unbedingt unattraktiv und uninformativ.
Man muss sich halt eben nur klar machen, was man sieht und es sollte auch ganz klar definiert sein, was gemacht wurde.

Ein Röntgenbild (mit oder ohne Kontrastmittel) eines Menschen ist z.B. keineswegs unnatürlich und es ist auch "wahr", obwohl es nicht dem "normalen" Anblick entspricht.

Gruß
*entfernt*
habe ich kürzlich was dazu geschrieben und in diesem Thread

http://forum.astronomie.de/phpapps/ubbthreads/ubbthreads.php/topics/1202857/Farbsehen#Post1202857

gibt es einen Beitrag von mir mit sehr viel weiterführenden Links zum Thema.

Gruß
*entfernt*
 
... weil offenbar alle farblich "tollen" Nebelstrukturen nur künstliche Übersetzungen sind, ähnlich wie der Output von Wärmebild-Kameras, UV- oder IR-Fotografie.
Hallo Peter,

nee, nicht künstlich, die Farben sind schon echt. Der Wasserstoff der vielen Gasnebel leuchtet wirklich rötlich, weil die entsprechende Spektrallinie (H-alpha) eben im rötlichen Bereich des Spektrums liegt. Bei einigen hellen Nebeln kann man den Farbeindruck selbst am Teleskop wahrnehmen.

Ein anderes Beispiel: Wenn man die Sonne mit einem H-alpha-Gerät beobachtet, siehst du eine rötliche Sonne mit ihrer aktiven Chromosphäre, in der man dann die Eruptionen (Protuberanzen) sehen kann. Normal ist das alles nicht sichtbar, die normale Sonne erscheint nur weiß mit ihren dunklen Flecken.
 
Die reduzierte Farbwahrnehmung des menschlichen Auges bei niedrigen Lichtintensitäten wird ja auch sehr augenfällig bei der Betrachtung von Polarlichtern. Wo die Kamera sehr intensive und real vorhandene Farben aufzeichnet, sieht das Auge entweder gar keine Farbe, also nur Weiß oder Grautöne, oder allenfalls ganz zarte Farbnuancen. Eben wie das Sprichwort sagt: In der Nacht sind alle Katzen grau!

Siehe dazu auch: Wie Nordlichter wirklich aussehen ...

und Nimmt das menschliche Auge Polarlichter farbig wahr?

 
Hallo Der_Peter,

bei diesem Thema, das hier nicht zum ersten Mal verhandelt wird, weise ich gerne auf folgendes hin:

Misstraue Deinen Wahrnehmungen, sie führen Dir auch keine unverfälschte Natur vor, sondern das, was sich im Evolutionsprozess als zweckmäßig herausgestellt hat.

Dass Du mit Deinen Augen nur einen kleinen Ausschnitt aus dem elektromagnetischen Spektrum siehst, hängt größtenteils mit der Durchlässigkeit der Atmosphäre zusammen, und zum kleineren Teil damit, dass Du als Primat keinen evolutionären Vorteil davon hättest, Radiostrahlung sehen zu können. Das ändert aber nichts daran, dass es für Menschen unsichtbare riesige Bereiche des EM-Spektrums tatsächlich gibt - sie sind Teil von Natur und Realität.

Wenn es möglich wäre, sich mit Rindviechern zu unterhalten, bekämst Du ein Problemchen beim Versuch, denen Dein Farberleben zu schildern - die sind nämlich so gut wie farbenblind. Wessen Realität wäre also die richtige?

Dass Stäbchen- und Zäpfchenzellen der Netzhaut unterschiedlich empfindlich sind, sollte, etwas allgemeiner gesprochen, wohl auch nicht darüber richten dürfen, welche Realität denn nun die ganz eigentliche ist.

Und noch eines: selbst bei Tage entspricht Deine Farbwahrnehmung nicht der tatsächlichen spektralen Verteilung: grünlich-gelbliche Farben sehen wir intensiver, als sie sind. Das dürfte evolutionär tatsächlich einen Vorteil geboten haben, und zwar auf der Suche nach Süßwasser. Und etwas später war es der Grund für den Einsatz von Gelbfiltern in der Schwarz-Weiß-Fotografie.

Grüße,

Klauis

 
Danke Euch für Eure Beiträge.
Muss ich in Ruhe nochmal durchdenken.

 
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