Raumkapsel Orion u. Pläne der NASA

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P_E_T_E_R

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Es ist mal wieder Zeit, auch aus aktuellem Anlass, die Orion Pläne der NASA zur bemannten Raumfahrt in den Fokus zu stellen, zumal auch die ESA da mit erheblichen Resourcen mit drinhängt:

NASA delays deep-space Orion test to 2019 due to costs

Auch wenn sich das Thema inhaltlich scheinbar nahtlos an die letzte Evolution eines vor Jahren hier laufenden Monsterthreads mit dem ursprünglichen Titel "Pläne für Rückkehr zum Mond ..." anschließt: Raumkapsel Orion u. Pläne der NASA, so ist doch seitdem so viel politische Achterbahnfahrt passiert, dass ein neuer Thread über den aktuellen Zustand und die weitere Entwicklung sinnvoll erscheint.

Also, wo steht das Programm und was sind die aktuellen Pläne? Das Orion Multi-Purpose Crew Vehicle (Orion MPCV) soll vier Astronauten in eine niedrige Erdumlaufbahn oder darüber hinaus befördern können, wobei als Ziel zunächst eine Mondumkreisung, dann Missionen zur ISS, und langfristig zum Mars angepeilt werden. Ein ursprünglich geplantes Projekt zum Einfang eines kleinen Asteroiden wurde inzwischen aufgegeben.

Orion besteht aus zwei Teilen: Das bemannte Kommando-Modul wird unter NASA Regie von Lokheed Martin in New Orleans entwicklelt, das unbemannte Service-Modul unter ESA Regie bei Airbus Defence and Space in Bremen. Orion ist aber nur die "Nutzlast" auf einem mächtigen neuen Antriebsaggregat, dem Space Launch System (SLS), welches in etwa mit der Leistungsfähigkeit der Saturn-V aus der Apollo Ära vergleichbar ist.

Ein unbemannter Flugtest (Explaration Flight Test 1) der Orion MPCV Kapsel wurde am 5. Dezember 2014 mit einer Delta IV Rakete durchgeführt. Ein erster noch unbemannter Flugtest des voll entwickelten Orion-Systems auf der SLS-Rakete ist für 2019 geplant:

Exploration Mission 1

Erst für 2023 ist ein erster bemannter Flug mit einer Mondumrundung geplant:

Exploration Mission 2

Auf Wunsch der neuen Administration hat NASA eine Beschleunigung der Entwicklung mit einem bemannte Einsatz bereits bei EM1 geprüft, aber verworfen (siehe Link oben). Es bleibt also bislang beim ursprünglichen Plan mit einem Launch Date frühestens in 2019.

Wie eigentlich immer bei solchen Megaprojekten, die zu Verzögerungen und Kostenexplosionen neigen, gibt es bei Orion und SLS schon lange viel Kritik und Streit um das Konzept und natürlich vor allem auch um die Kosten.

Wie es dann weitergeht, insbesondere mit den Plänen für bemannte Missionen zum Mars, steht buchstäblich noch in den Sternen. Man hat sich ja mit der schnell verflogenen Euphorie nach den Apollo Missionen daran gewöhnt, dass solche Pläne zum Spielball unkalkulierbarer und wechselnder politischer Konstellationen werden.

Image Credit: NASA
 

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Einen relativ kompakten Überblick über die bisherige "Geschichte" des SLS gibt es von Jason Davis im Blog der Planetary Society:
The anatomy of a delay: Here's a timeline of twists and turns for NASA's SLS and Orion programs

Ansonsten kämpft die Rakete derzeit mit vielen Schwierigkeiten:
- Ein Ox-Tank (bzw. der Klöpperboden davon) ist runtergefallen.
- Den H2 Tank bekommen sie nicht hin. Es wird sogar überlegt, die für den zweiten Flug gedachte Rakete für den ersten zu nehmen.
- Erster Flug wohl nicht vor November 2019.
- Das ESA-Service Modul macht auch irgendwelche Dauer-Probleme.
- Man denkt sogar darüber nach, die Orion nochmal mit einer Delta IV Heavy fliegen zu lassen.
- Ein recht hoher SpaceX Mitarbeiter redet "offen" (und nicht gerade positiv) über die Konkurrenz:
The price that government programs “charge for their rockets is just ridiculous.”

Aber wenigstens gibt es schon Pläne, was jetzt mit der Rakete überhaupt gemacht werden soll.
Bis ins Jahr 2030 soll sie 11 Flüge absolvieren (plus einen mit dem Europa-Clipper), hauptsächlich zum Aufbau eines cis-lunaren "Gateways", also eine Raumstation im Erde-Mond-System von der aus man dann zum Mars fliegen kann...
NASA finally sets goals, missions for SLS – eyes multi-step plan to Mars

Gruss
Thorsten
 
Irgendwie hat man das Gefühl, die NASA kriegt seit 30 Jahren in der bemannten Raumfahrt nix mehr auf die Kette. Die Strategie ändert sich jeweils schneller, als die Lieferanten die Hardware bauen können und am Ende wurde 30 Jahre lang Geld versenkt, nur um technologisch wieder in den sechziger Jahren anzukommen.

Eins ist jedenfalls sicher, so wie es derzeit geplant ist wird es garantiert _nicht_ kommen.

Gruß, Stephan
 
Re: Pläne der NASA

Update zu den Plänen der NASA:

The New York Times NASA’s Rocket to Deep Space May Not Be Ready Until 2020

NASA’s new heavy-lift rocket will not get off the ground until December 2019 at the earliest, and its maiden flight could easily slip to the middle of 2020, the space agency announced on Wednesday. The rocket known as the Space Launch System would succeed the Saturn 5 that took astronauts to the moon more than four decades ago.

The delays have been caused in part by technological hiccups as well as factors out of NASA’s control, like a tornado striking the Michoud Assembly Facility in Louisiana, where parts of the rocket are being built, in February.


 
NASA kopflos

Seit Beginn der Trump-Administration hat die NASA nur noch einen kommissarischen Chef, und der hat nun mitgeteilt, dass er nur noch bis Ende April weitermacht. Dem von der Regierung aufgestellten Kandidaten für den Chefposten fehlt aber die erforderliche Zustimmung im Senat:

Robert Lightfoot, NASA’s Acting Administrator, to Retire as Trump’s Nominee Is Stalled

NASA has been without a permanent leader for more than a year. Now the agency’s temporary leader is leaving, too. The space agency’s No. 2 position, deputy administrator, is vacant. NASA is also lacking a chief of staff.

Still, the agency continues to explore the cosmos. Next month, it is scheduled to launch the Transiting Exoplanet Survey Satellite, or Tess, a space telescope that is to search for planets around other stars.

The InSight spacecraft is due to launch in May for Mars, and the Parker Solar Probe is expected to begin a yearslong mission to study the sun in July.

In August, Boeing and SpaceX both plan to perform their first tests of new capsules that are to carry NASA astronauts into orbit, and the Osiris-Rex spacecraft will rendezvous with an asteroid, Bennu, after a two-year journey.



 
Fallschirme wurden schon immer überbewertet ;) Wundert mich aber doch, dass sie bei einem relativ aufwendigem Test wie diesem nicht auch gleich die Fallschirme testen.
Was mich auch interessieren würde ist das Lastvielfache, als die Kapsel bei Überschallgeschwindigkeit (man hört den Kommentator „Mach 1“ sagen) von der Rakete getrennt wird und sich danach in sehr kurzer Zeit um 180 Grad dreht.

Grüße
Maximilian
 
Es gab wohl schon 47 Tests mit Fallschirmen. :eek:

Wenn man bösartig sein will, könnte man natürlich behaupten, dass man das Risiko vermeiden wollte, dass der Test an einem Fallschirmproblem scheitert. Denn dieser Test hat ganz erheblich mehr Medieninteresse als die normalen Fallschirmtests. Und da SLS, Orion &Co wegen ihrer irrsinnigen Kosten sowieso unter ständiger Kritik stehen, wäre das nicht so gut (aus Sicht der Beteiligten).
Aber wir wollen ja nicht bösartig sein... :cool:

Zum Lastvielfachen... irgendwo stand was von bis zu 7g.

Thorsten
 
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