Anette_Aslan
Aktives Mitglied
Liebe Astrogemeinde,
gestern Abend lockte mich Jupiter kurz vorm Meridian stehend in fortgeschrittener Dämmerung heraus. Etliche Versuche, mal endlich den GRF besser sehen zu können schlugen bei der niedrigen Deklination vergangener Wochen stets fehl. Gestern Abend erhoffte ich mir einen optimalen Blick auf unseren Gasgiganten.
Der Himmel war leicht mit Cirrren überzogen, doch mit 18 Grad säuselte ein trockenes Lüftchen aus Ost zwischen den nun belaubten Bäumen und die gefühlten dreimilliarden Frösche am nahen Bach quakten zum Gotterbarmen bis ins Universum hinein, um mich herum qluckste und raschelte es, hier und da ein Fiepen, ein süssliches Werben meines Erdkröterichs, der noch immer auf seine Angebetete wartet und jedesmal, wenn ich in seine Nähe komme, umwirbt er mich....schon lustig....
Vorsichtig rollte ich meinen Riesentrumm den 16" Gitterrohrdobson über die blühende Maiwiese meines Gartens raus, um den vermeintlichen Prinzen nicht zu verletzten! Auf diese Weise war es schon ein Eiertanz.
Endlich in Position gebracht bestückte ich diesen mit dem 8mm Baader Hyperion, von dem ich mir einiges versprach, denn im 5mm hat man selten Nächte, in denen es Sinn macht. Mit Telrad den Jupiter angefahren und dann schön fokussiert.
Ein überraschend guter Anblick bot sich mir, nicht nur weil seine Monde in so ausgewogener Position standen - sie erinnernten mich an die Signallampen eines Flugzeuges in Frontansicht links und rechts vom Cockpit.
Erstmals seit ich Jupiter all die Jahre beobachte sah ich mehr als nur ahnend mit indirektem Sehen den großen roten Fleck!
Intensiv orange zeigte er sich bei 228facher Vergrösserung und ebenso deutlich all seine Bänder. Selbst die schmaleren Bänder über dem südlichen und nördlichen Äquatorialbändern konnte ich deutlich sehen, die konnte ich früher nur erahnen. Meist erinnere ich mich an Ansichten die eher an ein Stück Tiramisu-Torte durch Celephanpapier glichen.
Bei längerer Betrachtung - unter den Umständen die ein Dobson mit Handnachführung bei so hoher Vergrösserung überhaupt zulässt - konnte ich auch die Verwirbelungen der Hauptbänder erkennen. Doch ständig muss man den Dobs ja nachschubsen und bis sich das fibrierende Bild dann endlich beruhigt, ist das Objekt schon wieder am Rande des Okulars gewandert. So stellt man es dann immer ganz rechts an den Okularrand ein und lässt es langsam in die Mitte wandern, mit Geduld das Gezittere hinnehmend und mit der Genugtuung, das 16 Zöller häufige Volkssternwartenausrüstungen sind, denn beim Anblick mancher Objekte kommt dieses Feeling rüber, dass man beim Blick durch öffentliche Teleskope hat. Nur stehen die fester ... eine Führung am Gitterrohr dieser Grösse wäre undenkbar! In ein wankendes Dreimaster-Krähennest passt halt immer nur einer rein und geniesst den Ausblick. Das ist der Nachteil dieses Riesentrumms.
Ich schraubte die Vergrößerung noch auf 365x mit dem 5mm Oku hoch und konnte auch dort noch einigermaßen Details erkennen. Das Seeing muss exorbitant gewesen sein! Keinerlei Tau-allüren machten sich bemerkbar, nicht mehr als 70% relative Feuchte betrug die Luft in der gesamten Nacht, selten in unseren Gefilden! Die aufgehellte Umgebung stört ja beim Beobachten von Planeten recht wenig, da hat man mehr Chancen als bei Deepskyangelegenheiten.
Am schönsten und saubersten präsentierte sich Jupiter mit seinen Mondchen durchs 13ner Baader Hyperion bei 140 facher Vergrösserung. Nur sieht man dann bei dieser Grösse nicht mehr so viele Details.
Wenn ich in früheren Abenden vor langer Zeit den Jupiter im 6" Zoll Fraunhofer am 4mm Oku bis 300fach aufgebläht hatte, kam oft der Wunsch auf, ihn in dieser herrlichen Grösse wie man sie in Sternwarten erfahren kann auch einmal am eigenen Teleskop zu erleben, nur klarer, deutlicher, zufriedenstellnder. Gestern Abend dann erfüllte sich dieser Wunsch!
Als Bootes mit seinem Arkturus langsam deuttlich sichtbar wurde, rollte ich tieferfüllt unterm wirkmächtigen Jupiter-Maihimmel mit triumphierendem Froschgequakte den Dobson vorsichtig durch die schlafenden Wiesenblumen - hoffend, meinen verwunschenen Prinzen nicht zu verletzten - zurück in den Schuppen. Mainächte können nicht schöner sein - noch keine Mücken plagen - die Temperaturen sind paradiesisch und alle Natur freut sich wonnig um einen herum.
Grüsse von Anette
hier noch ein kleines Foto mit dem I-phone durchs Okular
gestern Abend lockte mich Jupiter kurz vorm Meridian stehend in fortgeschrittener Dämmerung heraus. Etliche Versuche, mal endlich den GRF besser sehen zu können schlugen bei der niedrigen Deklination vergangener Wochen stets fehl. Gestern Abend erhoffte ich mir einen optimalen Blick auf unseren Gasgiganten.
Der Himmel war leicht mit Cirrren überzogen, doch mit 18 Grad säuselte ein trockenes Lüftchen aus Ost zwischen den nun belaubten Bäumen und die gefühlten dreimilliarden Frösche am nahen Bach quakten zum Gotterbarmen bis ins Universum hinein, um mich herum qluckste und raschelte es, hier und da ein Fiepen, ein süssliches Werben meines Erdkröterichs, der noch immer auf seine Angebetete wartet und jedesmal, wenn ich in seine Nähe komme, umwirbt er mich....schon lustig....
Vorsichtig rollte ich meinen Riesentrumm den 16" Gitterrohrdobson über die blühende Maiwiese meines Gartens raus, um den vermeintlichen Prinzen nicht zu verletzten! Auf diese Weise war es schon ein Eiertanz.
Endlich in Position gebracht bestückte ich diesen mit dem 8mm Baader Hyperion, von dem ich mir einiges versprach, denn im 5mm hat man selten Nächte, in denen es Sinn macht. Mit Telrad den Jupiter angefahren und dann schön fokussiert.
Ein überraschend guter Anblick bot sich mir, nicht nur weil seine Monde in so ausgewogener Position standen - sie erinnernten mich an die Signallampen eines Flugzeuges in Frontansicht links und rechts vom Cockpit.
Erstmals seit ich Jupiter all die Jahre beobachte sah ich mehr als nur ahnend mit indirektem Sehen den großen roten Fleck!
Intensiv orange zeigte er sich bei 228facher Vergrösserung und ebenso deutlich all seine Bänder. Selbst die schmaleren Bänder über dem südlichen und nördlichen Äquatorialbändern konnte ich deutlich sehen, die konnte ich früher nur erahnen. Meist erinnere ich mich an Ansichten die eher an ein Stück Tiramisu-Torte durch Celephanpapier glichen.
Bei längerer Betrachtung - unter den Umständen die ein Dobson mit Handnachführung bei so hoher Vergrösserung überhaupt zulässt - konnte ich auch die Verwirbelungen der Hauptbänder erkennen. Doch ständig muss man den Dobs ja nachschubsen und bis sich das fibrierende Bild dann endlich beruhigt, ist das Objekt schon wieder am Rande des Okulars gewandert. So stellt man es dann immer ganz rechts an den Okularrand ein und lässt es langsam in die Mitte wandern, mit Geduld das Gezittere hinnehmend und mit der Genugtuung, das 16 Zöller häufige Volkssternwartenausrüstungen sind, denn beim Anblick mancher Objekte kommt dieses Feeling rüber, dass man beim Blick durch öffentliche Teleskope hat. Nur stehen die fester ... eine Führung am Gitterrohr dieser Grösse wäre undenkbar! In ein wankendes Dreimaster-Krähennest passt halt immer nur einer rein und geniesst den Ausblick. Das ist der Nachteil dieses Riesentrumms.
Ich schraubte die Vergrößerung noch auf 365x mit dem 5mm Oku hoch und konnte auch dort noch einigermaßen Details erkennen. Das Seeing muss exorbitant gewesen sein! Keinerlei Tau-allüren machten sich bemerkbar, nicht mehr als 70% relative Feuchte betrug die Luft in der gesamten Nacht, selten in unseren Gefilden! Die aufgehellte Umgebung stört ja beim Beobachten von Planeten recht wenig, da hat man mehr Chancen als bei Deepskyangelegenheiten.
Am schönsten und saubersten präsentierte sich Jupiter mit seinen Mondchen durchs 13ner Baader Hyperion bei 140 facher Vergrösserung. Nur sieht man dann bei dieser Grösse nicht mehr so viele Details.
Wenn ich in früheren Abenden vor langer Zeit den Jupiter im 6" Zoll Fraunhofer am 4mm Oku bis 300fach aufgebläht hatte, kam oft der Wunsch auf, ihn in dieser herrlichen Grösse wie man sie in Sternwarten erfahren kann auch einmal am eigenen Teleskop zu erleben, nur klarer, deutlicher, zufriedenstellnder. Gestern Abend dann erfüllte sich dieser Wunsch!
Als Bootes mit seinem Arkturus langsam deuttlich sichtbar wurde, rollte ich tieferfüllt unterm wirkmächtigen Jupiter-Maihimmel mit triumphierendem Froschgequakte den Dobson vorsichtig durch die schlafenden Wiesenblumen - hoffend, meinen verwunschenen Prinzen nicht zu verletzten - zurück in den Schuppen. Mainächte können nicht schöner sein - noch keine Mücken plagen - die Temperaturen sind paradiesisch und alle Natur freut sich wonnig um einen herum.
Grüsse von Anette
hier noch ein kleines Foto mit dem I-phone durchs Okular
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