Unverhofft weit südlich

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Henning81

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Hallo,

Vom in horizontnaher Brühe abgesoffenen M 107 gelernt,
legte ich mir heute die anstehenden Objekte der Reihe nach von unten nach oben zurecht. Es ging wieder zu zweit ans Werk. S. liess sich kaum aus dem Binosessel loslösen, nur ab und an hörte man einen verstimmten Kommentar über Mücken in der Dunkelheit.
Der Vollständigkeit halber soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich Saturn excellent präsentierte. Cassinische Teilung, Bauchbinde und Planetenschatten auf den Ringen waren ständig klar und deutlich sichtbar, bis 300x, wobei etwa 200x den schönsten Eindruck hinterliess.
Nun aber zu den eigentlichen Objekten, deren erstes sich allerdings nur unweit höher als Saturn befand. Der Kugelsternhaufen Messier 9. Alles in allem noch recht früh bei hellen Himmel, erschien er also eher bescheiden.
Ein Stück Richtung Milchstrasse fand sich rasch der offene Sternhaufen Messier 23, der sich wesentlich schöner darbot. Während er mich an M11, den Wildentenhaufen erinnerte, erkannte S. Wellenformen in den Sternansammlungen.
Wir wechselten, ich schwang mich in den Sessel, während S. nun das Hauptgerät übernahm und nach Messier 17 suchte, dem Omeganebel. Ich schoss absichtlich über das Ziel in dieser unübersichtlichen Region hinaus und fand Messier 25, ebenfalls einen offenen Sternhaufen, unvorbereitet, deshalb umso schöner. Uns fiel eine gebogene Sternreihe darüber auf, wie eine Augenbraue. Schöner Haufen auch im Teleskop.
Zurück zu M17, den S. schnell fand und seiner Beschreibung folgend bald auch das Fernglas darauf gerichtet war.
Interessant, wie sehr sich unsere Seheindrücke am Teleskop in der Nachbesprechung unterschieden. Während er bei niedriger Vergrösserung (50x) ein liegendes Komma mit dunklem Streifen sah, konnte ich vorsichtig höher vergrößern und sah einen Nebelfleck links über dem Komma und eine große, dunkle Fläche unterhalb. Die Fläche des Komma schien stellenweise heller und dunkler zu sein oder vor den Augen zu flackern.
Mein Sky Quality Meter zeigte 21.25 im Zenith an.
Messier 16 war unklar, und mittlerweile sass S. wieder im Binosessel und dirigierte mich runter bis knapp über die Bäume, wo er eine interessante Linie aus drei etwas helleren Sternen gesehen hatte mit etwas nebligem darin.
Ich fand die Region und wir erkannten sofort, dass dies etwas besonderes sein musste. Nach etwas Stöbern in den Sternkarten waren wir uns sicher, den Lagunennebel, M8, vor uns zu haben.
Im Teleskop zeigte sich ein Sternhaufen, links daneben ein Stern mit einer nach links oben auffächernden Nebelstruktur. Wir beobachteten, bis wir nur noch die Blätter der Bäume sahen.
Nun angestachelt, blieb ein sicheres Aufsuchen M20's, des Trifidnebels, erfolglos. Lediglich Messier 21, einen offenen Sternhaufen unweit davon, konnten wir sicher identifizieren, bevor plötzlich Sterngruppe um Sterngruppe hinter Wolken erloschen und sich binnen Minuten der gesamte Himmel von Westen her zuzog. Ein verzweifelter Schwenk Richtung Cirrusnebel wurde bereits im Ansatz vom Himmel gewischt, als letzte Objekte verschwanden Kassiopeias Sterne, h&chi Persei und dann die Andromedagalaxie.
Vielleicht war es gut so, hatten wir doch bei der Suche in der reichen Region um den Omeganebel unsere Bescheidenheit eingebüßt und den einzelnen Objekten mal wieder nicht die Aufmerksamkeit gewidmet, die ihnen zusteht.
Die Nachbereitung machte Spass, wir konnten alle Objekte in den verschiedenen Geräten diskutieren und so blieb am Ende wohl doch eine ganze Menge hängen. Meine Messierliste hat das erste Drittel gefüllt und ganz sicher werde ich einige Objekte dieser Nacht immer wieder mal anschwenken, sei es im Binosessel oder im Teleskop.
Zu erwähnen bleibt noch, dass wir heute fast ausschliesslich zwischen 50x und 100x beobachtet haben, Fernglas mit 10x und Sucher mit 8x sowie einige offene Sternhaufen mal ausgenommen.

Zeit, ins Bett zu gehen.

Henning
 
Lieber Henning,

in der gleichen Nacht hatte ich auch bei mir im Wiener Becken solch ein irre gutes Seeing, die Gewitter haben für einen atmosphährischen Ausgleich kurzfristig gesorgt und gegen 22:30 sah ich schon die Milchstrasse im Zenit durchschimmern, gegen 23h mit ihrer Gabelung bis in den Süden runter. Ich war vor MÜdigkeit so am kämpfen, ob ich nicht wenigstens den schnellen Dobson rausrolle, denn man braucht ja nur ein bissel im Schützen rumrühren, man hat immer gute Beute.

Anfangs erging es mir wie Dir mit dem Verwirrtsein im Schützen, man findet da was und gleich wieder was, kaum das man weiterschwenkt und kann das Ein-oder Andere noch nicht einordnen weil es zuviel auf einmal ist. Wie beneide ich Dich um Deinen Assistenten, mit dem man das Ganze nochmals nachbesprechen kann....einfach toll sowas!
Selbst wenn ich mir die Sternkarten mit der Schützenregion vor mich aufstelle halte ich mich doch nicht dran, weil mir das alles zu dicht ist, ich vergleich dann im Internet, was ich gesehen habe, vor allem mit handgezeichneten Zeichnungen, die Karte hilft mir da nicht wirklich.
Meine Müdigkeit siegte! Hab doch die Nacht zuvor schon gegen 24 bis 01h das Gewitter aufgenommen......zweimal hintereinander Nachtschicht mit Morgens in aller Frühe wieder raus maacht einen doch ferig.
Wenn ich Deinen Bericht lese, bekomme ich ein schlechtes Gewissen, solche Nächte sind doch so kostbar...ne die hab ich verbraten, schade.

Ich glaub, Du brauchst noch so einen Sessel....

Gruss von Anette
 
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