Gestern hatte es im Laufe des Tages ein paar Tropfen geregnet, abends klarte es auf: Saubere Luft also un eine Gelegentheit, nach Schwassmann-Wachmann zu schauen. (In Wirklichkeit hatte ich Entzugserscheinungen von meinem ländlichen Beobachtungsort).
Im 12-Zöller war die Sichtung mäßig schwierig, aber sicher möglich. Ich bestimmte m1=12m1, d=1', DC=4. Blickweise konnte ich die zentrale Kondensation (ca 15 mag) sehen. Ein Kometenfilter wirkt mäßig. Mein SQML-Gerät zeigte im Zielgebiet 20,0 mag/"² an.
29P ist ein seltsamer Fall. Er bewegt sich auf einer kreisförmigen Bahn und hat gar kein ausgeprägtes Perihel (e=0,04: 5.8 gegen 6,3 AE). Seine Aktivität rührt praktisch ausschließlich von Ausbrüchen her. Diese wiederum sind schwer erklärbar: Die Eisgrenze liegt etwa bei der Marsbahn, weiter außen sublimiert Wasser gar nicht. Neue Kometen entwickeln Aktivität manchmal schon bei Jupiterentfernung (ca. 5AE), aber dort sublimiert CO2 und CO. Diese Vorräte sind aber begrenzt und reichen nicht - wie bei 29P - für Jahrzehnte des Ausgasens.
Es wird vermutet, dass das Wasser in 29P in einer besonderen Kristallstruktur vorliegt, welche einen geringeren Sublimationspunkt hat.
Es ist sehr interessant, welch großes Maß an Physik hnter einer solchen simplen Beobachtung steckt. Astronomie ist oftmals Extremphysik zum selbst beobachten.
Ich habe schon 5 Ausbruchs-Serien beobachtet. Dieser hier ist ein mittlerer. Große Ausbrüche waren die vom März 2010 und vom Januar 2009: beide ca. 10 mag. Damals stand der Komet aber viel günstiger im Krebs bzw. Löwen.