Schwingungsdämpfung für das Dreibein

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apintole

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Guten Abend,

ich verwende eine Montierung Losmandy G11 mit dem zugehörigen starren Dreibeinstativ (nicht dem Stativ mit Beinen, die man zusammenklappen kann). Seit ich eine Optik mit 2,0 m Brennweite einsetze, stelle ich fest, dass die Bilder einiger Nächte grässliche Eiersterne zeigen, die anderer Nächte dagegen runde Sterne. Erst vermutete ich Fehler in der Nachführung. MGEN protokolliert seine Nachführtätigkeit. Sie war stets tadellos, der Grund schied aus. Später kam mir die Idee, dass die Bodenbeschaffenheit am Aufstellungsort die Ursache für unterschiedliche Sternqualität sein könnte. Mir fiel auf, dass alle Bilder, die ich von Standorten auf Bergwiesen gemacht hatte, gelungen waren. Dagegen zeigten die Bilder, die ich auf einem Standort mit hartem Untergrund gemacht hatte, verzogene Sterne.

Kann es sein, dass die metallenen Beine des G11, die an sich einen so stabilen Eindruck machen, unbedingt eine gewisse Schwingungsdämpfung brauchen? Offenbar bewirkt der weiche, grasige Untergrund einer Almwiese diese Schwingungsdämpfung. Hat jemand ähnliche Beobachtungen gemacht, die meine Vermutung erhärten?

Wahrscheinlich hat auch Scott Losmandy bemerkt, dass Schwingungsdämpfung der Montierung guttut. Es gibt bei Losmandy elastische Untersetzer für das Dreibein, die dämpfend auf Schwingungen wirken sollen. Hat jemand schon Erfahrungen mit diesen Untersetzern gemacht?

Gruß von Heinrich
 
Grüß euch,

@Uwe: Bei 480 mm Brennweite dürften Schwingungen der Montierung kaum ein Störfaktor sein. Bei 1 m Brennweite habe ich auch noch kaum etwas gemerkt - da waren Seeing-bedingt die Sterne so groß, dass die geringen Vibrationen keine Eier erzeugen konnten. Erst bei 2 m Brennweite und wegen dem beinahe doppelt so großen Trägheitsmoment um die (zum Erdboden) senkrechte Achse aufgrund des schwereren Teleskops und seiner Gegengewichte merke ich die Auswirkungen.

Ich gehe heute abend (wahrscheinlich zum letzten Mal in dieser Mondperiode) wieder auf die Alm und werde die Beine des Stativs so wenig wie möglich in den Wiesengrund drücken, um zu testen, ob es wirklich die Dämpfung des Untergrunds ist, die sich so positiv auf die Qualität der Nachführung auswirkt.

Würde mich freuen, wenn noch jemand Beobachtungen zu Schwingungen der Montierung hier darlegen würde.

Gruß von Heinrich
 
Hallo Heinrich,

Ich habe mit 1m Brennweite die folgenden "Erfahrungsfragmente" zum Thema :) gesammelt:

1. Neben Wind und in der Nähe vorbeifahrenden Eisenbahnen und LKW können auch neugierige Pferde/Rinder in einigen Metern Entfernung und müde Vögel auf Schlafplatzsuche zu sichtbaren Vibrationen führen

2. Stahlrohrstative sind bei den o.g. Ursachen deutlich vibrationsanfälliger als Eschenholzstative (mitgeliefertes Stativ der EQ6 vs. Berlebach Planet)

3. Man kann Metallrohrstative durch Befüllen der Stativbeine mit Sand "träger" machen um die Vibrationen zu verringern...sollte dabei aber aufpassen dass der Sand darin dicht verschlossen ist und nicht in irgendwelche Gewinde oder lager geraten kann :smiley47:

 
Hallo zusammen,

Schwingungsdämpfung ist immer ein spannendes Thema und ich kann selbst nachvollziehen, dass ordentliche Holzstative grundsätzlich besser dämpfen als Alu oder Stahl.

@ Uwe:
Was mich wundert ist Deine Bemerkung, dass Du es bei Deinem Berlebach Planet bereust, wenn Du die Celestron Dämpfer vergessen hast.
... und das, obwohl dieses Holzstativ sicher in der Oberliga der Holzstative spielt.
Für etwas Kunststoff müssen diese 100,- Dämpfer schon genial sein. Die Losmandy Dämpfer liegen aktuell noch teurer bei 135,-!

Ich habe mir vor längerer Zeit günstige Schwingungsdämpfer für Waschmaschinen für um die 15,- geholt; die sollte ich wohl tatsächlich mal ausprobieren.
 
Hallo Peter,

nun also etwas ausführlicher. Das Berlebach Planet ist sicher eines der besten Stative in der 10kg Klasse und die Ayo digi II die zweitbeste Montierung von AOK Swiss.

Wenn ich den 115/800 Apo mit Herschelkeil draufmache und bis 100-fach vergrößere - mehr geht seeing bedingt bei mir fast nie - brauchst keine Schwingungsdämpfer. Wenn ich ihn aber nachts mit 160-fach betreibe merke ich den Unterschied deutlich. Beim Nachführen schwingt die Kombi ohne Dämpfer länger.

Mit dem Newton - Baulänge 130cm - geht für mich ohne Dämpfer gar nichts. Mit Dämpfer ist nach dem Loslassen des Teleskops das Bild nach ca. 0,5 s stabil.

Gruß Uwe
 
N' Abend Uwe,

alles klar, danke für die Erläuterung! Werde ich an Mond und Planeten ausprobieren.
 
@Peter
1. Schwingungsdämpfer für Waschmaschinen interessieren mich, zumal sie sehr erschwinglich sind. Gute Idee!

2. Die Losmandy-Untersetzer habe ich gekauft. Ich habe mir einiges von ihnen versprochen. Die dämpfende Wirkung war leider vernachlässigbar gering. Ein Fehlkauf. Die Dinger sind so hart und steif, dass man sie mit der Hand - jedenfalls sichtbar - nicht einmal ein bisschen verformen kann, wenn man nicht Hände wie Schraubstöcke hat.

Weitere Maßnahmen
1. Ich habe mir aus Korkplatten vom Baumarkt Scheiben geschnitten (10 x 10 cm²) und erst je 3 Stück, dann 5 Stück übereinandergeklebt. Mir scheint, mit 5 Stück hat es ein wenig was gebracht. Allerdings dürften Scheiben aus Vollmaterial nicht so günstig sein. Ich möchte ja möglichst wenig Elastizität in Richtung senkrecht zum Erdboden, sondern viel reibungsbehaftete Elastizität parallel zum Erdboden erreichen. Ich könnte mir vorstellen, dass eine lockere Schicht Holzperlen, die zwischen zwei Korkplatten gelegt werden, günstig wären. Da sich die Perlen bei Belastung in ihre Unterlage eindrücken werden, wird seitlich nur begrenzt Spielraum sein, aber Scherkräften wird dieses "Sandwich" mehr nachgeben als Vollmaterial. Wenn's auch nichts bringen sollte, mehr als etwas Zeit vertan zu haben, kann der Schaden nicht sein.

2. Ein Drehschwingungsproblem ergibt sich auch in Automotoren. Dort löst man es, indem man zwei Schwungmassen auf die Motorwelle setzt, die miteinander (gedämpft) elastisch gekoppelt sind. Ist aber kaum übertragbar auf meine Situation.

Gruß von Heinrich
 
Hallo Heinrich,

das Thema ist sehr komplex. In meinem Institut gibt es optische Aufbauten auf schwingungsgedämpften Tischen. Die haben Druckluft gefüllte Beine und der Druck ist einstellbar. Es kommt darauf an, welches Gewicht und welche Frequenz Du bedämpfen willst.

Für kleine normale Tische gibt es auch " Untersetzer ". Da steht dann dabei: für ein Gewicht von/bis kg geeignet, d.h. Du mußt das Gesamtgewicht durch das vorgesehen Gewicht teilen. Manchmal reicht ein vierfüßiger Tisch dann nicht und Du mußt z.B. einen sechsfüßigen Tisch daraus machen.

Meine Dämpfer sind auch hart und es funktioniert gut. 2 Teleskope 14kg, Holzstativ 10kg, Montierung 6kg, alles in allem mit ZS und Okularen max. 35kg.

Dein G11 Stativ wiegt alleine 20kg und Stahl schwingt anders als Holz.

Gruß Uwe
 
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