Anette_Aslan
Aktives Mitglied
Liebe Astrogemeinde,
seit Tagen bedeckt herbstliches, tiefes und wassertriefendes Gewölk das Firmament! Prasselnde Regentropfen lullen einem die Gedanken ein und so schaue ich des abends schon gar nicht mehr raus, ob es sich lohnt, irgendeines meiner Teleskope aufzubauen.
Gestern Abend versumpfte ich deshalb - was höchst selten vorkommt - vor der Glotze. Der Film endete um 23h:30 und gewohnheitsmässig lugte ich noch einmal aus dem Fenster ohne irgendwelche Erwartungen, denn auch meine "Stargazers App" zeigte mir am frühen Nachmittag eine 1, welche in der untersten Bewertungsskala angesiedelt ist und soviel wie null Chancen zum Sterndlschauen verspricht.
Hundemüde und auf dem Weg ins Bett also kaum das Fenster gen Osten geöffnet, wummte mir Capella mit voller Wucht durchs Fenster und Perseus übertraf mit seinen funkelnden Sternen alles an Swarowskies, die je geschliffen wurden. Jegliche Müdigkeit war zerstoben und mit ungebändigter Dynamik schmiss ich mich bei immerhin nur noch 8 Grad in alle möglichen Klamotten.
Als ich zur Türe hinaustrat sah ich allerdings, dass sich der Anblick auf ein kleines Himmelsfenster beschränkte und der Rest des Himmels in allen Richtungen mit Cirrenschleiern und sonst noch dampfend nebulösem Zeugs verhangen war. Aber die Plejaden tief im Südosten - meine ersten in dieser nach deren Verschwinden muss ich sagen - offenbarten sich dermaßen zauberhaft verlockend, dass ich meinen 16ner Dobson aus dem Schuppen rollte und diesem im dunkelsten Eck des Gartens plazierte um mich an deren Anblick zu ergötzen.
Bei einer solchen Röhre ist ein Okular mit kleinster Vergrösserung ratsam, in meinem Fall bediente ich mich des 42mm Weitwinkel (no name) in zwei Zoll, über 50mm wären noch besser gewesen, denn die Plejaden füllten überschiessend das gesamte Gesichtsfeld des Okulars aus. Das wollte ich so nicht hinnehmen, also baute ich noch mein kleinstes Teleskop auf AZ-3 für´s Schnellspechteln auf und schob auch dort das 42er Oku rein, alles musste schnell gehen, denn das Gewölk war recht getrieben von nervösen Höhenwinden.
Ach was für ein Anblick! Hier dürfen sich Besitzer kleiner Teleskope richtig freuen, da sie die Plejaden als Ganzes geniessen können. Aber wie gesagt, bei absolut kleinster Vergrösserung die vorhanden ist, geht man hier mit höherer hinein, sieht man den Wald vor Bäumen nicht mehr und die Wirkung dieses so magisch anziehenden Flecks am Himmel verliert sich, da kann man auch gleich einen einzelnen Stern ins Visier nehmen. Vor allem entgeht einem "Allys Zopf", eine dünne kleine Sternenkette, die sich direkt senkrecht unter Alcyone befindet und erst in neuester Zeit ihren Namen von Freunden unbekannter Asterismen erhielt.
Dieses wundervolle Himmelsobjekt ist von so großer historischer Bedeutung. Ganze Völker haben sich in der Antike daran orientiert, hat doch Hanibal seinen Zug über die Alpen an der Sichtung der Plejaden festgelegt und geplant.
Leichte Cirren umzingelten nun auch das Objekt meiner Begierde, der Blick durchs Okular war aber immer noch fast ungetrübt, es macht solchen Funkelsternen nichts aus, wenn sie leicht vernebelt sind, so konnte ich auch noch in den Furhmann lenken und M36 und 38 meinen Besuch abstatten. Auch diese so wundervoll winterlichen Offenen Sternhaufen lassen sich durch Cirrenschleier noch gut genießen, doch hier bedarf es schon eines größeren Fernrohres und da war mir der Dobson gerade recht, wo er schonmal Draussen stand.
Das Gewölk verdichtete sich zunehmend, ich kämpfte wirklich noch bis zur Neige jeglicher Sichtbarkeit und bemerkte nicht, dass es schon 01 Uhr war!!!! Dann wurde ich plötzlich soooooooo müde, dass ich mit letzter Kraft noch genügend Wut über meinen Diener aufbrachte, der ja eigentlich schon längst Dienstschluss hatte und im Tiefschlaf gewesen sein muss, wie er überhaupt nie zur Stelle ist, wenn man ihn braucht und sehr wahrscheinlich in meinem nächsten Leben erst dienstbar und überhaupt erwachen wird - und brachte mein Equiptment also selbst in Sicherheit, denn alsbald setzte ein Prasselregen ein, der mich ob des Genusses und der in die Seele gebrannten Sternenkraft selig einschlafen lies.... also ich meine, ich schaffte es noch ins Bett...nicht dass es mich auf dem Weg dahin zu Boden riß.
mit Sternenpower aufgetankte Grüsse von Anette und hier noch eine Ode an die Plejaden:
Wenn das Gestirn der Pleiaden, der Atlastöchter, emporsteigt,
Dann beginne die Ernte, doch pflüge, wenn sie hinabgehen;
Sie sind vierzig Nächte und vierzig Tage beisammen
Eingehüllt, doch wenn sie wieder im kreisenden Jahre
Leuchtend erscheinen, erst dann beginne die Sichel zu wetzen. (Hesiod, Werke und Tage)
seit Tagen bedeckt herbstliches, tiefes und wassertriefendes Gewölk das Firmament! Prasselnde Regentropfen lullen einem die Gedanken ein und so schaue ich des abends schon gar nicht mehr raus, ob es sich lohnt, irgendeines meiner Teleskope aufzubauen.
Gestern Abend versumpfte ich deshalb - was höchst selten vorkommt - vor der Glotze. Der Film endete um 23h:30 und gewohnheitsmässig lugte ich noch einmal aus dem Fenster ohne irgendwelche Erwartungen, denn auch meine "Stargazers App" zeigte mir am frühen Nachmittag eine 1, welche in der untersten Bewertungsskala angesiedelt ist und soviel wie null Chancen zum Sterndlschauen verspricht.
Hundemüde und auf dem Weg ins Bett also kaum das Fenster gen Osten geöffnet, wummte mir Capella mit voller Wucht durchs Fenster und Perseus übertraf mit seinen funkelnden Sternen alles an Swarowskies, die je geschliffen wurden. Jegliche Müdigkeit war zerstoben und mit ungebändigter Dynamik schmiss ich mich bei immerhin nur noch 8 Grad in alle möglichen Klamotten.
Als ich zur Türe hinaustrat sah ich allerdings, dass sich der Anblick auf ein kleines Himmelsfenster beschränkte und der Rest des Himmels in allen Richtungen mit Cirrenschleiern und sonst noch dampfend nebulösem Zeugs verhangen war. Aber die Plejaden tief im Südosten - meine ersten in dieser nach deren Verschwinden muss ich sagen - offenbarten sich dermaßen zauberhaft verlockend, dass ich meinen 16ner Dobson aus dem Schuppen rollte und diesem im dunkelsten Eck des Gartens plazierte um mich an deren Anblick zu ergötzen.
Bei einer solchen Röhre ist ein Okular mit kleinster Vergrösserung ratsam, in meinem Fall bediente ich mich des 42mm Weitwinkel (no name) in zwei Zoll, über 50mm wären noch besser gewesen, denn die Plejaden füllten überschiessend das gesamte Gesichtsfeld des Okulars aus. Das wollte ich so nicht hinnehmen, also baute ich noch mein kleinstes Teleskop auf AZ-3 für´s Schnellspechteln auf und schob auch dort das 42er Oku rein, alles musste schnell gehen, denn das Gewölk war recht getrieben von nervösen Höhenwinden.
Ach was für ein Anblick! Hier dürfen sich Besitzer kleiner Teleskope richtig freuen, da sie die Plejaden als Ganzes geniessen können. Aber wie gesagt, bei absolut kleinster Vergrösserung die vorhanden ist, geht man hier mit höherer hinein, sieht man den Wald vor Bäumen nicht mehr und die Wirkung dieses so magisch anziehenden Flecks am Himmel verliert sich, da kann man auch gleich einen einzelnen Stern ins Visier nehmen. Vor allem entgeht einem "Allys Zopf", eine dünne kleine Sternenkette, die sich direkt senkrecht unter Alcyone befindet und erst in neuester Zeit ihren Namen von Freunden unbekannter Asterismen erhielt.
Dieses wundervolle Himmelsobjekt ist von so großer historischer Bedeutung. Ganze Völker haben sich in der Antike daran orientiert, hat doch Hanibal seinen Zug über die Alpen an der Sichtung der Plejaden festgelegt und geplant.
Leichte Cirren umzingelten nun auch das Objekt meiner Begierde, der Blick durchs Okular war aber immer noch fast ungetrübt, es macht solchen Funkelsternen nichts aus, wenn sie leicht vernebelt sind, so konnte ich auch noch in den Furhmann lenken und M36 und 38 meinen Besuch abstatten. Auch diese so wundervoll winterlichen Offenen Sternhaufen lassen sich durch Cirrenschleier noch gut genießen, doch hier bedarf es schon eines größeren Fernrohres und da war mir der Dobson gerade recht, wo er schonmal Draussen stand.
Das Gewölk verdichtete sich zunehmend, ich kämpfte wirklich noch bis zur Neige jeglicher Sichtbarkeit und bemerkte nicht, dass es schon 01 Uhr war!!!! Dann wurde ich plötzlich soooooooo müde, dass ich mit letzter Kraft noch genügend Wut über meinen Diener aufbrachte, der ja eigentlich schon längst Dienstschluss hatte und im Tiefschlaf gewesen sein muss, wie er überhaupt nie zur Stelle ist, wenn man ihn braucht und sehr wahrscheinlich in meinem nächsten Leben erst dienstbar und überhaupt erwachen wird - und brachte mein Equiptment also selbst in Sicherheit, denn alsbald setzte ein Prasselregen ein, der mich ob des Genusses und der in die Seele gebrannten Sternenkraft selig einschlafen lies.... also ich meine, ich schaffte es noch ins Bett...nicht dass es mich auf dem Weg dahin zu Boden riß.
mit Sternenpower aufgetankte Grüsse von Anette und hier noch eine Ode an die Plejaden:
Wenn das Gestirn der Pleiaden, der Atlastöchter, emporsteigt,
Dann beginne die Ernte, doch pflüge, wenn sie hinabgehen;
Sie sind vierzig Nächte und vierzig Tage beisammen
Eingehüllt, doch wenn sie wieder im kreisenden Jahre
Leuchtend erscheinen, erst dann beginne die Sichel zu wetzen. (Hesiod, Werke und Tage)
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