Frage zur Gradmessung

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Emissionsnebel

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Hallo,

Ich arbeite gerade an einem Projekt und müsste dazu den relativen Abstand von Himmelskörpern (Asteroiden, Planeten) zur Ekliptik messen. Eins vorweg: es geht hier nur um visuelle Beobachtung, Fotographie bleibt hier also außen vor.

Es geht mir lediglich darum das mir am Ende eine Grad Zahl zu besagtem Abstand vorliegt. Das ist zwar alles was ich benötige, diese Zahl sollte aber so genau wie möglich sein. Aber wie erreiche ich das? Wäre es vielleicht gut, wenn ich mir ein Fadenkreuz Okular zulege? (Deshalb habe ich dieses Unterforum gewählt... :biggrin:) Wenn ja, hättet ihr eine Empfehlung?

Achso, in den meisten Sternkarten ist die eingezeichnete Ekliptik ja schon fast ein Grad dick (gut, etwas übertrieben, aber ihr wisst was ich mein :D ). Habt ihr da ein gutes Bild, auf einer Website zum Beispiel?

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

Viele Grüße
Kalle
 
Hallo Kalle,
reinvisuell ist DAS hier für solche Dinge die Lösung. Benutze ich z.B. für Gradabstände von Doppelsternen. Du bestimmst die Brennweite des Teleskops damit und dann wird gemessen...

Gruß
Thorsten
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi Thorsten,

Danke für deine schnelle Antwort!
Gibt's das auch für unter 200 Euro? (Ich bin noch Schüler und meine finanziellen Mittel sind dementsprechend...)

Gruß
Kalle
 
Hallo Kalle,

ich würde das folgendermaßen machen:

1.) Asteroiden oder Planeten mit Teleskop ins Gesichtsfeld nehmen und schwache Sterne um Umfeld identifizieren.

2.) Position in Sternkarte eintragen und Rektaszension und Deklination ablesen

3.) Umrechnen der equatorialen Koordinaten in ekliptikale Koordinaten. Die ekliptikale Breite (beta) ist genau das, was du suchst.

oder statt 2.) und 3.):

In Stellarium (oder ähnlicher anderer Software) direkt die ekliptikalen Koordinaten für die passende Position ablesen. Hierzu einfach das ekliptikale Koordinatennetz einblenden.

Diese Methode erzeugt keine zusätzlichen Kosten in Form eines Messokulars. Außerdem ist die Breite der Ekliptiklinie kein Problem mehr. Sie ist umso genauer je eher sich dein Asteroid zufällig gerade bei einem Stern aufhält.

Link zur Grafik: http://fs1.directupload.net/images/180104/n6uo32ye.png

Himmelsausschnitt mit ekliptikalem Koordinatennetz

Gruß
Wolfgang
 
Hi Wolfgang,

Danke für diese Idee. So was ähnliches habe ich tatsächlich auch schon überlegt, aber man erhält doch bestimmt genauere Ergebnisse in dem man mit Messokularen misst, oder?

Da bei dem was ich vorhabe schon eine Abweichung von 0,5° schlecht wäre, ist die Genauigkeit mir persönlich auch 100€ Wert. (Aber 250 sind dann schon ein bisschen viel...)
Also mir wäre es lieber, wenn ihr mir ein billigeres Messokular empfehlen könntet, von dem ihr denkt es könnte für meine Zwecke reichen. Wenn nicht, werde ich wohl auf deine Methode zurückgreifen, Wolfgang.

Viele Grüße
Kalle
 
Die Idee mit Stellarium finde ich sehr genau. Da du den Ausschnitt unbegrenzt vergrößern kannst, sind auch viel höhere Genauigkeiten möglich als 0,5 Grad. Einfach mal ausprobieren.

Ich würde wirklich für diesen Zweck kein Geld für ein Messokular ausgeben.

Gruß Helmut
 
Moin zusammen!

> Ich würde wirklich für diesen Zweck kein Geld für ein Messokular ausgeben.

Nein - für ein Schul?-Projekt ist das übertrieben. Ich habe mir mein Fadenkreuz-Okular aus dem Sucher des Lidl-Teleskops umfunktioniert. Hier ist das FK sehr fein.
Die Abstände des Asteroiden o.ä. zu ortstechnisch bekannten Sternen mißt man dann am besten mit der Durchlaufmethode. Die Messungen wiederholt man öfter hintereinander, dann wird die Genauigkeit höher.
Aus der Durchlaufzeit wird dann der jeweilige Abstand zum Bezugsstern ermittelt, natürlich muß dann noch etwas gerechnet werden.
Anders wurden die Positionen seinerzeit mit visuellen Meridian-Teleskopen auch nicht ermittelt, die waren nur wesentlich genauer als mit heutigen einfachen Amateurmitteln erreichbar.
 
Hallo Kalle,

mit dem Meßokular wirst Du nicht die Genauigkeit erreichen, wie sie mit einer Identifikation im Sternfeld möglich ist. Aber das ist entsprechend mühselig. 0,5° sind allerdings auch recht viel. Nehmen wir mal das Baader Microguide als Beispiel: 12,5mm Brennweite, 50° scheinbares Feld. Bei einem typischen Teleskop mit 1200mm Brennweite sind diese 50° dann am wahren Himmel ca. 0,5° groß. Das heißt mit einem Standard Plössl hättest Du allein über die Einschätzung ("drin im Feld") die geforderte Genauigkeit. Also wenn das gesuchte Objekt mit einem Referenzstern zusammen im Feld ist, wäre in der Kombination 50° Okular und Vergrößerung um 100x der Abstand zwischen beiden zu kleiner als 0,5° abgeschätzt. Und wenn nun Stellarium zu dem besagten Referenzstern beim Anklicken auch ekliptikale Koordinaten nennt, ist alles geritzt.

Clear Skies
Sven
 
Hallo zusammen,

Vielen vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ich habe mir durchgelesen was ihr geschrieben habt und bin mir noch nicht ganz sicher wie ich es mache. Ich werde noch ein bisschen darüber nachdenken.

Übrigens, es handelt sich hierbei nicht um ein Schulprojekt, ich bin nur sehr Physik/Astronomie interessiert und habe mir eine Methode überlegt, wie man aus der Beobachtung der Oppositionsschleifen von Beispielsweise Asteroiden deren Bahn bestimmt (sprich die Keplerschen Bahnelemente). Ist auch tatsächlich gar nicht so ungenau. Ich habe mir zum Beispiel die Oppositionsschleife von Ceres vom 25.2.2009 angeschaut und daraus seine Bahn bestimmt. Dann hab ich die nächste Opposition (also die in 2010) vorausberechnet. Ich lag 6 Tage daneben, ich bin aber dennoch ganz zufrieden mit dieser Methode.

Natürlich hatte ich die Oppositionsschleife von 2009 aus dem Internet (zu dem Zeitpunkt war ich 8 Jahre alt, also... :D ). Jetzt gilt es, die nächste Oppositionsschleife eines Himmelskörpers selbst zu beobachten, um zu sehen wie gut die Methode funktioniert.

Das ist zusammengefasst mein Projekt. Danke nochmal für eure Antworten, ich brauch jetzt keine Ideen mehr und werde mir einen von euren Vorschlägen raussuchen.

Gruß
Kalle
 
Ich empfehle in diesem Fall: Das Objekt in eine vorher ausgedruckte Sternkarte einzeichenn und dann am Schreibtisch vermessen. Damit erreicht man gewiss die Genauigkeit einer Bogenminute, mit etwas Sorgfalt und mittlerer Vergrößerung kommt man sogar in den Bogensekundenbereich.
Die Karte dient dann gleich als Aufsuchkarte. Ich zeiche oft Kometen in Karten ein, und nicht immer stimmen die Bahnelemente.
 
Hi Uwe,
Das wär ja perfekt! In den Bogensekundenbereich? So genau brauch ich es sogar nicht. :D
Ich denk mal drüber nach.

Gruß
Kalle
 
Hallo Kalle,

Ich denke auch, dass für Dich die Methode mit visueller Positionsschätzung und Eintragung in eine Sternkarte hinreichend genaue Ergebnisse liefert. Karten kannst Du Dir kostenlos mit der Software Cartes du Ciel ausdrucken und dabei auch die Grenzgrößen und den Maßstab frei wählen.
Und was die gewünschte Genauigkeit von 0,5º angeht: das entspricht dem Durchmesser des Mondes. Um Positionen von sichtbaren Planeten mit dieser Genauigkeit zu messen, reicht vermutlich das freie Auge. Schon mit einem Jakobsstab dürftest Du höhere Genauigkeiten erreichen.

Auf jeden Fall finde ich Dein Projekt toll. Praktische Bahnberechnungen anzustellen ist schon eine Hausnummer für einen Schüler. Respekt!

Bis dann:
Marcus
 
Hi Marcus,

Ok, dann denke ich, dass ich das so mache. Ich dachte der Mond hätte einen scheinbaren Durchmesser von 1° und nicht 0,5°; oder bi ich da falsch?

Danke für dein Kompliment! Ja, hat auch eine ganze Weile gedauert bis ich mir eine Methode ausgedacht habe. Umso glücklicher ist man dann, wenn man feststellt das es ziemlich genau ist was man da berechnet.

Gruß
Kalle
 
Hallo Kalle,

Ich habe das mit so einem Messokular, >

https://www.bresser.de/Mikroskopie/Zubehoer/Okulare/BRESSER-WF10x-30-5mm-Okularmikrometer.html
damals aus russischer Produktion, am Himmel gemacht, zu den sichtbaren Sternen in der Nähe an mindestens 3 wenn erreichbar an 5 ausgemessen.
Messwerte der Sterne a - c > a - e und deren Orientierung notieren!

In Guide 6 ; 7 > ( 8 ) Sterne + Koordinaten der gemessenen Sterne anzeigen lassen, dann in den Karten Ausdruck auch mit den Helligkeiten eingetragen!

Karten Ausdruck - Größe an dem Messokular geeicht 0,1mm Skala, ( solange pixelweise vergrößert, bis sich ein am Himmel gemessener Sternabstand mit dem Ausdruck deckt! )
dann fertigt man mit dem Kartenmaßstab ein Bogenmaßlineal mit Nonius, damit man mit einem Stechzirkel jedes Mass, auf der Karte abnehmen und ausmessen kann!

So kann die gemessenen Kleinplaneten Position recht genau auf dem Ausdruck eingetragen und untereinander vermessen werden!

Eigen Beobachtungen wurden mit einem kleinen Kreis, Fremdbeobachtungen mit einem kleinen Kreuz eingetragen.
So lassen sich Wetterbedingte Beobachtungslücken gut ausgleichen!

Für sehr hilfreich fand ich die Aufsuchkarten im Jahrbuch " Der Sternenhimmel " begründet von Robert A. Naef > für mich immer noch der Beste seiner Art!

Damit kann man sich im Vorfeld schon den richtigen Kartenausdruck herrichten!

Gruß Günter
 
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