Innenblenden im Newton sinnvoll?

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Ralf

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Servus Selbstbauer,
würdet ihr einem Newton 3-4 Blenden verpassen oder ihn innen schwarz auslegen? Der Tubusinnendurchmesser beträgt 250mm also ausreichend für eventuelle Blenden.
Da er eine Zwangsbelüftung von hinten bekommt befürchte ich dass die Luft zu sehr verwirbelt wird und sich die, gut gemeinten, Blenden negativ auf das Tubusseeing auswirken.
Konnte da schonmal jemand Erfahrungen sammeln?

Gruß
Ralf
 
Hallo Ralf,

Velours ist gegen Stör-/Streulicht genau so gut wie sehr gut gerechnete Blenden, stört die Luftströmung nicht und es dämmt auch noch ein wenig den Tubus.

Gruß
*entfernt*
 
... würde mich dem anschließen und ergänzen, dass Blenden im Tubus eines Newton - im Gegensatz zum Refraktor - ja von beiden Seiten sowohl beleuchtet als auch im Strahlengang sichtbar sein können, das macht es schwieriger. Im Refraktor oder OAZ stellen Blenden (ev. mit Velours kombiniert) die ultimative Streulichtunterdrückung dar. Velours ist bei streifendem Lichteinfall nach meiner Erfahrung recht wirksam verglichen mit dem matt schwarzen Anstrich und man kann praktisch nichts falsch machen.
Das Problem von Blenden im Newton besteht im Detail darin:

Fall A) In der Nähe der vorderen Tubusöffnung:
Hier können Blenden die Beleuchtung der Tubuswand unbestritten reduzieren, sie verringern aber den Innendurchmesser (Belüftung) und dürfen dabei nicht das Gesichtsfeld des Hauptspiegels beschneiden. Solange sie da nicht hineinragen, liefern die Innenflächen des vorderen Tubus allerdings auch keinen Streulichtbeitrag über den Hauptspiegel. Einzig die durch den OAZ sichtbare Tubuswand hinter dem bzw. rund um den FS gibt Streulicht und muss so schwarz wie möglich sein, also: Fläche so schwarz wie möglich (z.B. mit Velours bekleben), eventuell Blende in den OAZ, um (unter Berücksichtigung des auszuleuchtenden Bildfelds) die sichtbare Fläche rund um den FS zu verringern und Streulichtkappe vorne auf das Teleskop, um die Beleuchtung dieser Region nochmals zu reduzieren. Auch Fangspiegelkanten und -halterung schwärzen, auch dafür kann man ev. Velours nehmen.

Fall B) Tubuswand in der Nähe des Hauptspiegels:
Ohne Blende sieht der FS die streifende Reflexion von Licht an der mattschwarzen Tubuswand, das der Hauptspiegel dorthin reflektiert. Die Vorderseite einer Blende an dieser Stelle wird aber von vorne durch die Tubusöffnung beleuchtet und kann vom FS aus im Blickfeld liegen und so einen Streulichtbeitrag liefern. Ich denke das ist der Grund, warum man gerade beim Newton kaum um Velours oder ähnliches herumkommt.
Übrigens sollte man die Fläche der Tubusrückwand rund um den Hauptspiegel nicht vergessen, die ist ziemlich sicher im Bildfeld und ebenfalls von vorne beleuchtet, da hilft keine Blende.
Man kann all dies ausprobieren, indem man ohne Okular durch den OAZ schaut und sein Auge dabei innerhalb des beabsichtigten Gesichtsfelds seitlich verschiebt.
Wenn man an den sichtbaren Stellen kleine Stückchen Velours anbringt, kann man die Helligkeiten gut vergleichen.

Freu mich hier mitdiskutieren zu dürfen und hoffe hab mich verständlich ausgedrückt.


Herzliche Grüße und klaren Himmel,

Nikolaus
 
Danke für eure Antworten, ich werde dann wohl eher keine Blenden einbauen sondern das ganze gut schwärzen.
Mir fällt gerade ein :smiley56: ich hatte vor vielen vielen Jahren schonmal einen Newton gebaut und diesen mit Blenden ausgestattet. So weit ich mich erinnern kann war das ein böses Gefummel bis alles gepasst hatte. Ich kann aber nicht mehr sagen ob es irgendwelche Vor oder Nachteile gab ?) .... Man wird halt nicht jünger.

Gruß
Ralf
 
Hallo,
was bei einem Newton aber schon sinnvoll sein kann, sind richtig dimensionierte Innenblenden im Okularauszug (OAZ).

Die Streulichtunterdrückung funktioniert dort analog wie im Refraktor. Ich setze eine Blende an das innere Ende des OAZ und weitere Blenden wenn nötig näher am Okular, dazwischen wird die Wandfläche mit Velours ausgelegt. So gibt's keinerlei Reflexionen von der OAZ-Wand mehr und das Umfeld des Fangspiegels (FS), das Hintergrundhelligkeit ins Okular bringt, wird verkleinert. Zusätzlich werden die vom Okular aus noch sichtbaren Teile von Tubuswand und Fangspiegelhalterung mit Velours ausgelegt. Ich beklebe die FS-Kante auch mit Velours.

Eine Blende geht immer zulasten der Ausleuchtung. Wie klein die Blende sein darf, hängt somit vom gewünschten/benötigten Bildfeld ab, für Planeten kleiner als für Deep Sky.

Fazit ist, man sollte die verschiedenen Maßnahmen des Streulichttunings kombinieren, auch wenn diese als einzelne oft unbemerkt bleiben: Seitlicher Lichteinfall ins Auge, Umgebung des Okulars außen, Taukappe, OAZ, FS-Kante, FS-Halterung und Tubusrückwand soweit im Blickfeld, Tubusinnenwand und Rückwand bzw. Rockerbox in Umgebung des Hauptspiegels, soweit durch den OAZ(ohne Okular) sichtbar.

Grüße,
Nikolaus
 
Ein Einwand gegen Blenden beim Newton ist noch nicht benannt worden:
Verengt man den Strahlengang mit Blenden muß auch die Luftzirkulation an diesen Blenden vorbei und Schlieren kommen in den Strahlengang.
Deshalb sollte der Tubus auch groß genug sein, daß die an der Tubuswand entstehenden Temperaturunterschiede nicht in den Strahlengang geraten.
Auch die vom Hauptspiegel wegströmende Warmluft zieht gern auf die (obere) Tubuswand.
Das Velour wirk auch als Dämmung und koppelt die Tubusinnenseite von der Außenseite termisch ab was ebenfalls Schlieren verringert.
Zusammen mit einer saugenden Belüftung kann man so Tubusseing wirksam unterbinden - Blenden würden hier nur stören.
Gruß
Felix
 
Hallo Ralf,

Blenden im Newtontubus, wie sollte das funktionieren, ohne den Lichteinfall für den HS abzuschatten? Velours ist hier die Lösung. Über Blenden kann man vielleicht für den OAZ nachdenken, was mir allerdings auch nicht sinnvoll erscheint. Ich denke, Aufwand und Erfolg stehen in einem ungünstigen Verhältnis. Auch hier ein bisschen Velour, ist einfach und effektiv. Viel Erfolg für die Optimierung.

Viele Grüße
Wilfried
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Wilfried,

das

Zitat von Wilfried71:
....
Blenden im Newtontubus, wie sollte das funktionieren, ohne den Lichteinfall für den HS abzuschatten?.....

funktioniert ganz einfach über einen größeren Tubusdurchmesser und entsprechend angepasste, genau berchnete Blendenstärken.

Aber wie du schon sagst, Velours tuts auch und die Möglichkeit einerordentlichen Luftzirkulation macht nochmal viel aus.

Gruß
*entfernt*
 
Ich habe es folgendermaßen gelöst, eine Blende vorne am OAZ welche auch gleichzeitig dem Tubus zusâtzliche Stabilität verleiht, Velours an den wichtigen Stellen und den Rest mit Schultafellack gestrichen.

Gruß
Ralf
 
hallo,

Harrie Rutten hat in Telescope Optics die Formel für die richtige Platzierung von Blenden angegeben, am besten dort nachschauen. Ist gar nicht so einfach beim Newton, da das einfallende Licht ja zunächst nicht konvergiert wie beim Refraktor nach der Linse. Sie werden zum HS hin in immer kleineren Abständen nötig. Also nicht verbuchseln.

Da daurch der Tubusdurchmesser deutlich größer gewählt werden muss, um zu vermeiden dass die aufsteigende Warmluft nicht in den Strahlengang kommt, ist es etwas unpraktisch. Velours absobiert auch sehr sehr gut.

Interessant ist das Beispiel von Intes, die bei ihren Mak Newtons ein Blendensystem gegenüber des OAZ anbringen - das ist die wichtigste Stelle im Newton, von wo Streulicht direkt in den OAZ kommen kann. Und von schräg vorne, daher verwende ich am Newton gerne eine Taukappe als Tubus Verlängerung.

Blenden im OAZ Rohr sind nur dann interessant, wenn kein Korrektor verwendet wird ;-) Vergessen manche gerne, zB Starlight Instruments wo in den 3" OAZ kein 3" Korrektor reinpasst wegen der Blenden die niemand braucht. Dafür gibts dann den TRUE 3" OAZ, welcher 3,2" hat - und natürlich auch Blenden die keiner braucht...

lg Tommy
 
Ob Blenden im OAZ sinnvoll sind, hängt auch vom Durchmesser des OAZ und Fangspiegels ab. Oft ist der OAZ zu weit und lässt deutlich mehr als den Fangspiegel ins Blickfeld.

Mit Blende am OAZ ist weniger Tubuswand sichtbar, schräger Lichteinfall in den OAZ vermindert und die OAZ-Innenwand dunkler.

Mir gefällt die einfache Herstellung einer Blende aus Papier und das Prinzip der Streulichtreduktion nahe am Okular, wo der Strahlengang eng und Material-, Platz- und Gewichtaufwand gering sind.

Eine verstellbare Blende wäre hier nett, um den Kontrast beobachten und optimal einstellen zu können.

Und noch eins: die Vorderseite einer Blende am OAZ sollte wie ihre Umgebung möglichst dunkel sein, da auch sie über Fang-, Hauptspiegel und zurück im Strahlengang sichtbar ist.

CS und viel Spaß beim Basteln,

Nikolaus
 
Hallo Günther,

na ja, wenn ein überdimensionierter Tubus vorhanden ist?
Aber was soll das, viel Streulicht damit einfangen, um das mit Blenden wieder zu reduzieren?

Gruß
Wifried :smiley47:
 
Naja Winfried,

rechne pro Zentimeter mehr Tubusdurchmesser 5 Zentimeter mehr Länge bei der Taukappe und dann brauchst Du irgendwann weder Velours noch Blenden, noch Lüftung (wenn die Spiegelzelle offen genug ist).
Einzig die Obstruktion steigt deutlich wegen des weiteren Weges aus dem Tubus heraus.
Irgendwas ist halt immer. :smiley47:

Gruß
*entfernt*
 
Hallo Günther,

das ist schon klar, ich verstehe nur nicht, warum die Obstruktion deutlich ansteigen soll, da diese nach meiner Meinung durch Abschattung bestimmt wird. D i e ist obstruktiv. ich kann mir nicht vorstellen, dass der weitere Weg über die evt. eingesetzte Taukappe darauf Einfluss haben soll? Erkläre mir das bitte mal, ich lasse mich gern belehren.

Viele Grüsse
Wilfried
 
Hallo Wilfried,

das ist recht einfach, wenn ich davon ausgehen darf, dass wir uns bei einer Unterhaltung über einen größeren Tubusdurchmesser auch über ein Teleskop unterhalten, welches der Nutzer für sich und seine Ansprüche konfiguriert.

Nehmen wir einen gängigen 8" f/5 Newton mit rund 240 mm Tubusdurchmesser, normalem OAZ ohne Hülse und 50er FS kommen wir auf eine 100% Ausleuchtung für ca 11 mm, das ist eine gute, gängige visuelee konfiguration.

Nehme ich 50 mm Tubusdurchmeeser mehr, Radius 25 mm, brauche ich einen größeren FS (52 mm) für gleiche Ausleuchtung.

Gruß
*entfernt*
 
Hallo!

Mit dem Programm Newt von Dale Keller konnte man prima experimentieren, mit welchen Tubus-Maßen man für seinen Spiegel und die eigenen Vorstellungen ein optimales Teleskop bekommt.

Gibt es immernoch als Web-Applikation; rechnet und zeigt auch Blenden an, kann ich wärmstens empfehlen:

https://stellafane.org/tm/newt-web/newt-web.html

Viel Spaß wünscht
-wunni
 
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