Hallo.
Fotografie und Beobachtung gehen wie gesagt nur bedingt mit einem Gerät, es ist besser das langfristig gerätetechnisch eher auseinanderzuhalten. Für den Einstieg finde ich jedoch, dass ihr mit dem C6 ein ziemlich gutes Angebot habt, dass man nicht ausschlagen, sondern wenn möglich vielleicht gut überlegt ergänzen sollte. Aus folgenden Gründen:
Beim Fotografieren kommt es vor allem auf eine gute Montierung an, und da ist die Advanced GT zum Einstieg eine sehr gute Basis, die schon deutlich über das hinausgeht, was eine EQ5 kann, und trotz der höheren Tragkraft noch sehr gut handhabbar ist. Auch die Elektronik ist ausgereift. Und das GoTo ist entgegen vieler anderslautender Behauptungen m.E. nicht nur ein überflüssiger Luxus, sondern es macht Spass nicht lange die Objekte suchen zu müssen, weil man seine knappe Zeit, gerade wenn man fotografieren will, für andere Dinge benötigt. Einmal GoTo und man will nichts anderes mehr... M.a.W diese Monti wäre eine gute Wahl und sicher besser als eine EQ5.
Bei der Ausrüstung fürs Fotografieren kommt es ferner sehr darauf an, welche Objekte man bevorzugt ablichten möchte, kleine oder ausgedehnte, Planeten, DeepSky, Nebel oder Sternhaufen erfordern sehr verschiedene Bildfelder, sprich Vergrößerungen. Das C6 hat wegen der hohen Brennweite ein sehr kleines Bildfeld und vergrößert schon stärker. Es ist justierstabiler als ein Newton, muss aber wie dieser auskühlen und thermisch optimiert sein (Taukappe, alukaschierte Dämmtapete um den Tubus) und fotografisch fast zwingend mit dem 0,63x Reducer verwendet werden, um die Lichtstärke auf erträgliche F6,3 zu bringen und auch um die Randkorrektur bis ca. APS-C-Sensorformat zu verbessern. Damit sind dann durchaus schon ansprechende Ergebnisse möglich. Die resultierende Brennweite von dann immer noch 945mm ist allerdings für den Einstieg nicht ideal, hier wäre es besser, ein Gerät mit deutlich weniger als 700mm zu haben. Nicht nur, weil damit die Anforderungen an die Nachführgenauigkeit/Poljustage sinken, sondern auch, weil viele "helle" Einsteigerobjekte wie z.B. M42 oder M31 usw. ein entsprechend größeres Bildfeld brauchen, da sind 1000mm einfach meist zuviel.
Daher würde ich das Paket möglichst bald, am besten von Anfang an, um ein entsprechend kleineres Gerät ergänzen, und zusätzlich z.B. noch einen kleinen fototauglicher 80mm Apo einplanen. Der muß nicht groß auskühlen und auch nicht penibel justiert werden, sollte aber fotografisch ausgelegt sein (stabiler OAZ, Flattener). Damit gelingt dann der Fotoeinstieg erfahrungsgemäß sehr gut, und obendrein sind seine Weitfeldqualitäten auch visuell nicht zu unterschätzen, obwohl da dann natürlich etwas die Öffnung fehlt... Ergänzt um eine später noch zugekaufte leichtere Monti taugt der auch als Reisegerät. Ein weiterer Vorteil der Zweigerätelösung ist, dass man während einer lang(weilig)en Belichtung nicht untätig herumstehen muss, sondern mit dem anderen visuell beobachten kann, erst recht, wenn man das Hobby zu zweit betreiben möchte.
Ferner kommte es darauf an, unter möglichst gutem dunklem Himmel zu arbeiten, egal ob man vorwiegend visuell oder fotografisch unterwegs ist, was meist eine einigermaßen transportable Ausrüstung erfordert. Da kann ein kompaktes Gerät wie das C6 zum Einstieg durchaus punkten, wenn man seine Defizite, wie oben vorgeschlagen entsprechend ergänzt. Hängt natürlich alles davon ab, wieviel gerätetechnischen Aufwand man treiben will. Von der Vorstellung, alles mit einem Gerät erledigen zu wollen, sollte man sich aber schon vor dem Einstieg verabschieden, finde ich, sonst sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Es sei denn, man hat keine besonderen Ambitionen und die Fotos sollen eher Erinnerungswert haben.
Noch etwas muss Euch klar sein: echte Astrofotografie ist teuer, zeitaufwendig und erfordert für gute Bildergebnisse eine versierte Nachbearbeitung der Aufnahmen am PC. Da muß man sich lange Einarbeien und verbringt auch später viel Zeit am PC, mehr als am Teleskop, viele sagen, mehr als 60% des Endergebnisses sind Sache der Software-Nachbearbeitung. Oft stellt deshalb heraus, dass die Voraussetzungen dafür doch nicht in entsprehenden Umfang gegeben sind, z.B. weil die nötige Zeit fehlt und man den Aufwand unterschätzt hat (Mobile Stromversorgung, Laptop, Verkabelung, Nachführsystem bedienen, OAG oder Leitrohr einrichten, usw.). Zu wissen wann und wo die Objekte der Begierde optimal am Himmel zu finden sind und gut aufgenommen werden können (Meridiandurchgang), sprich eine entsprechende Beobachtungsplanung erfordert ebenfalls Aufwand und geht nicht spontan.
Dann wäre der mögliche Rückzug auf eher visuelle Gelegenheitsbeobachtungen mit einem GoTo-System dank dessen bequemem Heckeinblick und seiner Binotauglichkeit, das man von zuhause bequem eingesetzen kann auch dank seiner quasi "Schnellspechtelqualitäten" gar nicht schlecht. Würde vielleicht sogar mehr genutzt, als ein entsprechender Dobon der dauernd händisch nachgeführt werden muß, oder ein Newton, den man parallaktisch montiert ständig dehen muss. Aber vieles ist natürlich auch Geschmackssache, bzw. hängt von den Wohnbedingungen bzw. sonstigen Lebensumständen ab. Die sollte man nicht vergessen, und deswegen auch nicht nur auf reine Geräteleistung schielen, sondern sich überlegen, welche Arbeitsweise zu einem passen könnte, welcher Umgang mit welcher Gerätschaft einem vielleicht mehr liegt. Der eine kommt mit der Bedienung einer parallaktischer Montierung nicht so gut klar, der andere nicht so gut mit dem azimutalen Dobsonschubsen, usw. Hier hilft nur Ausprobieren...
In diesem Sinne viel Spass und Glück bei der Entscheidungsfindung
CS Nevi