mettling
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Hallo Freunde der kompakten Ferngläser,
Heute möchte ich ein Fernglas vorstellen, das ich mir kürzlich zum Geburtstag geschenkt habe. Ein Königstein ED 8x42 der deutschen Firma DDoptics.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4663/25743082437_03df52f253_b.jpg
DDoptics sitzt in Dresden und vertreibt unter eigenem Namen Ferngläser und Zielfernrohre aus fernöstlicher Produktion. Schwerpunkt sind Instrumente für Jäger und Naturbeobachter. Preislich fangen die Ferngläser bei rund 200,- € an und gehen bis 1278,- €.
Die Serie Königstein umfasst 8x42 und 10x42 Gläser. Besonderheit ist eine zusätzliche Bildebnungslinse im Strahlengang, ein Konstruktionsmerkmal, das man sonst nur bei wesentlich teureren Gläsern findet. Die Bildebnungslinse verspricht ein wesentlich größeres scharfes Gesichtsfeld, verglichen mit Gläsern ohne, indem die Bildfeldwölbung des Objektivs reduziert oder beseitigt wird.
Die Gläser scheinen sich aber nicht besonders gut verkauft zu haben, man findet sehr wenig Informationen und Tests darüber im Netz. Neben zwei kurzen Berichten auf Amazon findet man einen Bericht aus einem österreichischem Bogensportmagazin, der auf der Seite des Herstellers verlinkt ist: https://www.ddoptics.de/jagd_de/content/fernglas-test-ddoptics-koenigstein-ed-8x42-anwenderbericht/
Und im Astrotreff gab es letztes Jahr einen kurzen Bericht über das 10x42: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=208020
Bitte etwas runter scrollen.
DDoptics hat die Gläser mittlerweile auch aus dem Programm genommen, auf deren Webseite sind sie nicht mehr zu finden. Die einschlägigen Händler (Astroshop, TS, ICS) haben aber meist noch Exemplare im Programm, preislich liegen sie etwa bei 600,- €. Ich habe mein Exemplar von der Firma KW-Fernglas bezogen und 400,- € bezahlt, ganz regulär mit voller Herstellergarantie. Laut Amazon Marketplace hat KW-Fernglas noch 17 Exemplare des 8x42 liegen. Ich vermute deshalb mal, sie haben die Restbestände von DDoptics übernommen. Aber das ist reine Spekulation.
Ich bin vor einiger Zeit auf das Glas aufmerksam geworden, als ich auf der Suche nach einem leichten Dämmerungsglas als Ergänzung zu meinem Ultravid 8x20 war. Da war es mir aber zu teuer, es lag damals noch bei über 600,- €. Ich habe dann ein Zeiss Terra ED 8x42 angeschafft, mit dem ich aber nicht so richtig warm geworden bin. Als ich nun durch Zufall das günstige Angebot bei KW-Fernglas sah, habe ich es mir probeweise kommen lassen. Die letzte Zeit habe ich für ein paar Tests und Vergleiche mit dem Terra genutzt, über deren Ergebnisse ich hier berichten möchte.
Zunächst aber ein paar Eckdaten:
DDoptics Königstein ED 8x42
Vergrößerung: 8X
Objektivöffnung: 42mm
Gesichtsfeld: 7,5º 130/1000m
Austrittspupille: 5,25mm
Durchmesser Okularlinse: 23,5mm
Augenabstand: 18,5mm
Gewicht: 695g
Maße: LxBxH 132x128x52mm
Gehäuse: Magnesium, grün gummiarmiert, Stickstofffüllung, wasserdicht
Mitteltrieb: Magnesium, geriffelt. 1,5 Umdrehungen von Nahgrenze bis unendlich Anschlag
Dioptrienausgleich: am rechten Rohr unter der Augenmuschel, plus minus 3,5 Dioptrien
Optik: ED-Glas, Schmidt-Pechan Prisma, Bildebnungslinse, B-Okulare
Ausstattung: Objektiv- und Okularkappen, Neopren-Tragegurt, Nylontasche, Mikrofasertuch, Anleitung, Kartonverpackung
Stativgewinde: vorne an der Knickbrücke
Service: 30 Jahre Herstellergarantie
Preis: 400,- € incl. Versand bei www.kw-fernglas.de
Da ich das Zeiss Terra ED 8x42 hier liegen habe und das Königstein in direkter Konkurrenz dazu antritt, ist dieser Test natürlich auch ein Vergleich der beiden Gläser. Und da das Terra eines der bekannteren 8x42 ist, hilft das dem geneigten Leser vielleicht auch, die Eigenschaften des neuen Glases besser einschätzen zu können. Somit nimmt dieser Test hin und wieder auch die Form eines Terra versus Königstein Vergleiches an. Man möge mir das nachsehen.
Wenn man das Königstein aus seiner Verpackung nimmt, fällt zunächst auf wie klein es ist. Tatsächlich ist es ein ganzes Stück kleiner als das Zeiss Terra. Ich habe die beiden mal zusammen fotografiert und auch noch mein Leica 8x20 dazu gestellt:
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4769/25743082787_12407d1283_b.jpg
Man hat fast das Gefühl, man hätte ein 8x30 in der Hand und kein 8x42. Mir kommt das entgegen, ich habe eher kleine Hände und lege Wert auf möglichst kompakte Gläser, die mich beim Wandern nicht stören. Das Glas ist angenehm leicht, dank des Magnesiumgehäuses. Tatsächlich ist das Zeiss 15g schwerer (nicht, dass man das merken würde), trotz Kunststoffgehäuse. Die Gummihülle ist etwas strukturiert, ähnlich wie bei Swarovski. Das Glas liegt dadurch sehr gut in der Hand. Die Hülle ist nicht mit dem Metallgehäuse verklebt und hat dadurch ein wenig Spiel, was man in der Praxis aber nicht bemerkt. Die Augenmuscheln lassen sich hochdrehen und rasten in vier Stellungen ein. Sie sind für meinen Geschmack etwas zu leichtgängig und haben in ihren Rastungen auch etwas Spiel. Da ich aber mit Brille beobachte und sie immer in unterster Position habe, stört mich das nicht. Beobachte ich ohne Brille, drehe ich sie ganz hoch und sie bleiben auch in dieser Position.
Der Dioptrienausgleich unter der rechten Augenmuschel dagegen ist recht schwergängig, vor allem das erste Drehen, wenn man ihn eine Zeitlang nicht betätigt hat. Das hätte ich gerne leichter. Die Knickbrücke ist ebenfalls recht fest eingestellt, was ich aber gut finde. Beim Terra habe ich die ab und zu versehentlich verstellt. Das ist hier ausgeschlossen.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4629/25743082687_db8b55dcfb_b.jpg
Die Objektivkappen werden mit Kunststoffringen über das Gehäuse geschoben und sitzen ausreichend fest. Man kann sie mit den kleinen Fingern von den Objektiven schnipsen, wenn man das Glas ansetzt, sie baumeln dann sicher an den Ringen. Die Okularkappe sitzt ebenfalls sehr gut und wird mit einer Lasche am Gurt befestigt. Wenn man das Glas ansetzt, drückt man sie mit Daumen und Zeigefinger runter. Man kann also beim Anheben des Glases die Kappen komplett abnehmen ohne umgreifen zu müssen. Das ist sehr praxisgerecht, man merkt, dass das Glas für die Jagd gemacht ist.
Der Tragegurt hat ein breites, sehr weiches und flexibles Neoprenpolster. Es ist nicht anatomisch vorgeformt, so dass man das Polster mit der rutschfesten Gummiseite oder der rutschigen Nylonseite auf die Schulter legen kann, ohne dass man an der Gurtung etwas ändern muss. Auch sehr praktisch gedacht, beim anatomisch geformten Polster des Zeiss Glases geht das nicht. Für meinen Geschmack könnte der Gurt aber etwas länger sein, da ich das Glas über der Schulter trage und nicht um den Hals.
Was gar nicht geht, ist dass der Gurt nicht richtig in der Schnalle zur Längenverstellung hält. Er ist mir schon zwei Mal rausgerutscht, wodurch mir das Glas fast runtergefalle wäre! Klar, das kann man mit Nadel und Faden sicher verhindern, aber dann verliert man wiederum die Möglichkeit den Gurt mal schnell abzunehmen. Da muss ich mich noch nach einer Lösung umsehen. Vieleicht ein Schnellwechselsystem für verschieden lange Gurte. Mal sehen.
Sehr gut gefällt mir der Mitteltrieb ("MT") des Königsteins.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4723/25743082607_256ca13073_b.jpg
Beim Terra hatte ich immer Probleme den richtigen Fokus auf Anhieb zu treffen, weil der MT sehr schnell übersetzt ist, recht fest eingestellt und durch die Gummierung nicht sehr griffig ist. Man muss ihn immer mit zwei Fingern greifen oder mit einem Finger kräftig drücken um den Fokus einzustellen. Das ist Geschmackssache, mein Vater zum Beispiel findet das super. Aber ich muss meistens zwei, drei Mal hin- und herdrehen, bis ich den exakten Fokus finde.
Der MT des Königsteins besteht aus eloxiertem Magnesium und hat eine grobe Maschinenrändelung. Dadurch ist er sehr griffig und man kann ihn mit einem lose aufgelegten Finger drehen. Zudem ist er nur halb so schnell übersetzt und deutlich leichtgängiger. Dadurch finde ich den Fokus wesentlich einfacher als beim Terra. Er fühlt sich durch seine Schmierung ein wenig an wie ein Fluidneiger, das heißt bei schnellen Drehungen setzt er höheren Widerstand entgegen als bei langsamen. Beim Feinfokussieren ist er sehr leicht zu drehen, ein lose aufgelegter Finger reicht völlig aus. Das ist angenehm, weil man dadurch das Glas ruhiger halten kann.
Bei niedrigen Temperaturen wird er etwas schwergängiger (getestet bis -6ºC), geht aber immer noch leichter als der MT des Zeiss Terra.
Ich finde das ganz hervorragend! Der schwergängige und schnelle MT ist der Hauptgrund, warum ich mit dem Zeiss Terra nicht richtig warm geworden bin. Ich habe immer Probleme den Fokus exakt zu treffen und das Gefühl, da geht noch etwas. Also immer weiter hin- und her drehen, bis es dann irgendwann richtig passt. Das bekomme ich beim Königstein deutlich schneller hin. Einmal leicht über den Fokus hinaus gedreht, langsam ein Stückchen zurück: passt!
Für mich persönlich ist der deutlich angenehmere Mitteltrieb der größte Vorteil des Königsteins gegenüber dem Terra.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4751/25743082347_e5f47332f2_b.jpg
Jetzt zum wichtigen: die Optik.
Einblick und Vignettierung:
Der Einblick ist problemlos, ich finde schnell und sicher die richtige Einblickposition, wenn der Augenabstand richtig eingestellt ist. Ich kann mit Brille problemlos das ganze Feld von 130m bis zum scharf begrenzten Rand der Feldblende überblicken. Beim Terra habe ich teilweise auf die unscharfe Kante der Augenlinse geschaut, was ich nicht so schön fand. Ohne Brille und mit hochgedrehten Augenmuscheln ist der Einblick bequem und sehr schön kontrastreich. Das Gummi der Muscheln ist sehr angenehm am Auge.
Wenn ich mit Brille an den äußersten Rand des GF schaue, sehe ich eine wenig Vignettierung und manchmal schwarze Bereiche am gegenüberliegenden äußeren Rand. Die inneren 3/4 des Gesichtsfeldes bleiben aber immer gut sichtbar, kein klassisches Kidney Beaning. Solange der Blickpunkt in den inneren 3/4 des Gesichtsfeldes bleibt, sind keine Abschattungen oder Vignettierung sichtbar. Und wer schaut in der Praxis schon konzentriert auf den Rand? Wenn man da etwas sieht, schwenkt man das Glas dort hin. Wenn man die Austrittspupille von hinten anschaut, ist sie perfekt rund und homogen hell. Auch von vorne rein geschaut ragen keine Kanten in den Strahlengang. Offensichtlich sind alle Komponenten richtig dimensioniert.
Streulicht:
Das Streulichtverhalten ist in Ordnung und sogar etwas besser als beim Zeiss. Wenn die Sonne schräg auf das Objektiv scheint, hat man auf der gegenüberliegenden Seite eine leichte Aufhellung, durch die man aber immer noch hindurch beobachten kann. Beim Terra ist diese Aufhellung signifikant heller als beim Königstein. Störende Reflexe sind mir nicht aufgefallen.
Schärfe:
Jetzt wird es spannend. Die Mittelschärfe ist soweit ich das beurteilen kann perfekt. Es ist vielleicht einen Hauch schärfer als das Terra, aber das sieht man, wenn überhaupt nur bei aufgelegtem Glas. (Und selbst da bin ich mir nicht 100%ig sicher, ob ich mir die bessere Schärfe nicht einbilde oder ob meine Probleme mit der exakten Fokussierung des Zeiss da hineinspielen.) Es ist auf jeden Fall genauso scharf wie mein exzellentes Leica Ultravid 8x20.
Im mittleren Drittel des Gesichtsfeldes ist das Glas ebenfalls sehr scharf, auf jeden Fall schärfer als das Terra, bei dem die Schärfe zum Rand hin etwas schneller abfällt als beim Königstein. Hier machen sich die Bildebnungslinsen vermutlich bemerkbar.
Im äußeren Drittel wird es dann etwas weniger, allerdings machen hier dann auch die Verzeichnung und die CA (s.u.) eine Beurteilung der Schärfe schwierig. Aber auch hier ist das DDoptics immer noch ein bisschen schärfer als das Zeiss.
Mir ist beim Beobachten im Wald aufgefallen, dass ich beim Terra immer das Bedürfnis habe das Glas auf das gerade beobachtete Objekt auszurichten und durch die Mitte zu schauen. Bei Königstein halte ich eher das Glas fest und stabil und wandere mit dem Blick im inneren Gesichtsfeld herum. Ich denke mal, das liegt an der besseren Schärfe in den inneren 2/3 des GF, da man intuitiv dort beobachtet, wo man aufgrund optimaler Schärfe am meisten erkennt. Ich denke, das ist auch von Vorteil, wenn man mit dem Glas auf einem Stativ beobachtet.
Der Unterschied zwischen den beiden Gläsern ist dabei aber nicht so groß wie das hier jetzt vielleicht klingt. Auch das Terra hat eine sehr gute Schärfe im Feld. Aber das Königstein ist einen Tick besser.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4663/25743082547_24f4be661d_b.jpg
Verzeichnung:
Das Königstein hat einen leichten Globuseffekt.
Das bedeutet, dass die Vergrößerung am Rand etwas geringer ist als in der Mitte (tonnenförmige Verzeichnung). Wenn man das Glas über die Landschaft schwenkt, sieht es so aus als wäre das Bild nicht eben, sondern man würde auf die Oberfläche eines Globus schauen, der sich vor dem Glas dreht. Diesen Effekt kennt man auch von anderen Ferngläsern, durchaus auch im hochwertigen Bereich. Wenn ich mich recht erinnere, hat das Zeiss Victory SF 8x42 auch einen ausgeprägten Globuseffekt. Das ist also grundsätzlich kein Zeichen für eine schlechte Optik. Aber es ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich frage mich ob das ein Seiteneffekt der Bildebnungslinsen ist.
Ich habe mich schnell an den Globuseffekt gewöhnt. Wenn ich im Wald beobachte, wirkt das Bild dadurch für mich sogar etwas dreidimensionaler, als es im Zeiss der Fall ist. Das hat nämlich keinen nennenswerten Globus. Ich weiß aber, dass manche Beobachter von diesem Effekt sehr gestört werden und deshalb solche Gläser nicht mögen. Wie vieles bei Ferngläsern, ist also auch das Geschmackssache.
Farbsäume und CA:
Ja, das Königstein zeigt leichte Farbsäume. Ich denke, das ist bei Gläsern in dieser Preisklasse vollkommen normal. Die Säume sind minimal breiter als im Terra, dafür aber blasser und fallen dadurch weniger auf. Und der Farbton der blauen Säume geht in der mittleren Hälfte eher ins Magenta. Ich habe vor einiger Zeit mal die Farbsäume eines Leica Ultravid 8x42 mit denen des Terra verglichen, die waren zwar etwas geringer, an harten Kontrasten aber immer noch wahrnehmbar. Deshalb denke ich, dass die Farbe des Königsteins in Anbetracht des günstigeren Preises völlig in Ordnung geht. Bei normaler Landschaftsbeobachtung fallen sie nicht auf, nur bei harten Kontrasten. Zum Beispiel wenn man einen Vogel beobachtet, der vor hellem Himmel im Baum über einem sitzt. Sobald die Lichtverhältnisse schwieriger werden, ist davon nichts mehr zu sehen.
Kontrast und Farbwidergabe:
Verglichen mit dem Terra gibt das Königstein die Farben etwas kräftiger wieder. Bedeckter Himmel erscheint im Zeiss gelblich, im DDoptics dagegen bläulich. Braun- und Rottöne hingegen erscheinen heller und farbintensiver. Die ganze Farbwiedergabe ist prächtiger, intensiver. Da hat das Königstein eindeutig ein Leica-Gen. Das kommt auch dem Kontrast bei dunklen Flächen zugute. Das Fell eines dunkelbraunen Pferdes in ca. 100m Entfernung erscheint im Königstein deutlich kontrastreicher als im Terra. Details in der Fellzeichnung lassen sich dadurch besser erkennen. Ich denke mal, hier merkt man, dass DDoptics seinen Schwerpunkt bei Jagdoptiken legt. Mit dem Königstein wird man Wild in der Dämmerung vermutlich besser ansprechen können als mit dem Terra.
Ich empfinde diese Art der Farbwiedergabe und den daraus resultierenden besseren Kontrast als sehr angenehm. Die Kombination aus hohem Kontrast und guter Schärfe im Feld gibt im Königstein ein sehr schönes Bild, vor allem im Wald und wenn das Licht etwas weniger wird. Ich denke, hier spielt das Glas seine spezifischen Vorteile voll aus. Neben dem Mitteltrieb gefällt mir die Farbwiedergabe am zweitbesten.
Astronomie:
Wir sind hier in einem Astroforum und natürlich habe ich das Königstein auch auf die Sterne gerichtet. Ich hatte allerdings keine Gelegenheit es unter guten Bedingungen zu testen. Über reine Sterntests bin ich also nicht hinausgekommen. Und ich muss vorausschicken, dass visuelle Sterntests bei Ferngläsern bei mir immer schwierig sind. Ohne Brille sehe ich meinen Augenastigmatismus schon recht deutlich, mit Brille (-5,5 Dioptrien!) sehe ich den Bildfehler des chromatischen Brillenglases. Deshalb haben Sterne im Fernglas bei mir immer kleine Schwänzchen und ich kann schlecht sagen, ob diese vom Glas oder von mir stammen.
Der Einblick bei voll geöffneten Pupillen ist immer noch angenehm und ich finde schnell die richtige Position. Die Schärfe im inneren Drittel ist sehr gut, im mittleren Drittel etwas reduziert und die Schwänzchen der Sterne werden etwas größer und bunter. Am Rand macht sich dann die Verzeichnung so langsam bemerkbar, da wird das Bild dann etwas matschig. Der Anblick im Terra ist aber ähnlich. Hier zeigt sich vielleicht am deutlichsten, dass beide Gläser nicht zur Oberklasse gehören. Spaß am Sternenhimmel bringen sie aber allemal. Aber vielleicht sollte diesen Test nochmal jemand mit besseren Augen als ich wiederholen.
Ein großer Vorteil des DDoptics gegenüber dem Zeiss ist das Stativgewinde vorne an der Knickbrücke. Das fehlt dem Zeiss, dadurch kann man es nicht ohne weiteres auf ein Stativ setzen. Einen Stativadapter habe ich bereits und ich bin gespannt auf die erste Beobachtung unter guten Bedingungen.
Alles in allem:
Ich bin wirklich angetan von diesem Glas. Es ist sehr schön klein und leicht, die Schärfe im Feld ist sehr gut und die Farbwiedergabe und der Kontrast sind ebenfalls gut. Die Ausstattung und Verarbeitung sind der Preisklasse vollkommen angemessen. Einige Sachen sind natürlich verbesserungswürdig und wären bei einem teureren Glas eher nicht zu akzeptieren. Und auch bei der Optik können teurere Gläser das eine oder andere sicherlich noch mal ein bisschen besser. Aber das Königstein ist natürlich auch kein Glas der Oberklasse. Ich vermute mal, ein direkter Vergleich mit einem Ultravid oder einem Victory würde dann schon zeigen, wo noch Luft nach oben ist.
Lohnt sich die Anschaffung? Für mich eindeutig ja. Ich werde das Terra durch das Königstein ersetzen, allein der für mich besser geeignete Mitteltrieb ist da schon Grund genug. Die bessere Optik ist ebenfalls eine nette Sache und freut mich natürlich auch. Aber das allein wäre für mich wohl kein Grund umzusteigen, dafür liegen die Gläser optisch dann doch noch zu nah beieinander. In der Praxis und ohne den direkten Vergleich wird man mit dem Terra keine Nachteile gegenüber dem Königstein haben.
Aber ich sage immer, ein Fernglas muss dem Benutzer "passen". Und alles in allem passt mir das Königstein einfach besser als das Terra.
Wie sieht es mit dem Preis aus? Ich denke, die regulär aufgerufenen rund 600,- € bei den einschlägigen Händlern sind kein Schnäppchen, aber dem Glas und der gebotenen Qualität noch angemessen. Die 400,- €, die das Glas momentan bei KW-Fernglas kostet, empfinde ich als günstig. Das Terra 8x42 kostet aktuell meist das gleiche.
Wer das Glas in Erwägung zieht, sollte sich also entscheiden solange dieser Händler es noch für diesen Preis anbietet.
Soweit mein kleiner Fernglastest und Bericht über das DDoptics Königstein ED 8x42. Der Bericht ist (wie so oft bei mir) mal wieder länger geworden als ursprünglich geplant. Aber ich hoffe, er ist einigermaßen informativ und unterhaltsam zu lesen. Und es gibt über Ferngläser nun mal immer eine Menge zu sagen, immerhin sind sie komplexe optische Systeme. Ich freue mich deshalb auch wie immer über Feedback und eine angeregte Diskussion.
Und es wird sich also vermutlich demnächst ein Zeiss Terra ED 8x42 im Biete-Forum einfinden.
Bis dann:
Marcus
Heute möchte ich ein Fernglas vorstellen, das ich mir kürzlich zum Geburtstag geschenkt habe. Ein Königstein ED 8x42 der deutschen Firma DDoptics.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4663/25743082437_03df52f253_b.jpg
DDoptics sitzt in Dresden und vertreibt unter eigenem Namen Ferngläser und Zielfernrohre aus fernöstlicher Produktion. Schwerpunkt sind Instrumente für Jäger und Naturbeobachter. Preislich fangen die Ferngläser bei rund 200,- € an und gehen bis 1278,- €.
Die Serie Königstein umfasst 8x42 und 10x42 Gläser. Besonderheit ist eine zusätzliche Bildebnungslinse im Strahlengang, ein Konstruktionsmerkmal, das man sonst nur bei wesentlich teureren Gläsern findet. Die Bildebnungslinse verspricht ein wesentlich größeres scharfes Gesichtsfeld, verglichen mit Gläsern ohne, indem die Bildfeldwölbung des Objektivs reduziert oder beseitigt wird.
Die Gläser scheinen sich aber nicht besonders gut verkauft zu haben, man findet sehr wenig Informationen und Tests darüber im Netz. Neben zwei kurzen Berichten auf Amazon findet man einen Bericht aus einem österreichischem Bogensportmagazin, der auf der Seite des Herstellers verlinkt ist: https://www.ddoptics.de/jagd_de/content/fernglas-test-ddoptics-koenigstein-ed-8x42-anwenderbericht/
Und im Astrotreff gab es letztes Jahr einen kurzen Bericht über das 10x42: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=208020
Bitte etwas runter scrollen.
DDoptics hat die Gläser mittlerweile auch aus dem Programm genommen, auf deren Webseite sind sie nicht mehr zu finden. Die einschlägigen Händler (Astroshop, TS, ICS) haben aber meist noch Exemplare im Programm, preislich liegen sie etwa bei 600,- €. Ich habe mein Exemplar von der Firma KW-Fernglas bezogen und 400,- € bezahlt, ganz regulär mit voller Herstellergarantie. Laut Amazon Marketplace hat KW-Fernglas noch 17 Exemplare des 8x42 liegen. Ich vermute deshalb mal, sie haben die Restbestände von DDoptics übernommen. Aber das ist reine Spekulation.
Ich bin vor einiger Zeit auf das Glas aufmerksam geworden, als ich auf der Suche nach einem leichten Dämmerungsglas als Ergänzung zu meinem Ultravid 8x20 war. Da war es mir aber zu teuer, es lag damals noch bei über 600,- €. Ich habe dann ein Zeiss Terra ED 8x42 angeschafft, mit dem ich aber nicht so richtig warm geworden bin. Als ich nun durch Zufall das günstige Angebot bei KW-Fernglas sah, habe ich es mir probeweise kommen lassen. Die letzte Zeit habe ich für ein paar Tests und Vergleiche mit dem Terra genutzt, über deren Ergebnisse ich hier berichten möchte.
Zunächst aber ein paar Eckdaten:
DDoptics Königstein ED 8x42
Vergrößerung: 8X
Objektivöffnung: 42mm
Gesichtsfeld: 7,5º 130/1000m
Austrittspupille: 5,25mm
Durchmesser Okularlinse: 23,5mm
Augenabstand: 18,5mm
Gewicht: 695g
Maße: LxBxH 132x128x52mm
Gehäuse: Magnesium, grün gummiarmiert, Stickstofffüllung, wasserdicht
Mitteltrieb: Magnesium, geriffelt. 1,5 Umdrehungen von Nahgrenze bis unendlich Anschlag
Dioptrienausgleich: am rechten Rohr unter der Augenmuschel, plus minus 3,5 Dioptrien
Optik: ED-Glas, Schmidt-Pechan Prisma, Bildebnungslinse, B-Okulare
Ausstattung: Objektiv- und Okularkappen, Neopren-Tragegurt, Nylontasche, Mikrofasertuch, Anleitung, Kartonverpackung
Stativgewinde: vorne an der Knickbrücke
Service: 30 Jahre Herstellergarantie
Preis: 400,- € incl. Versand bei www.kw-fernglas.de
Da ich das Zeiss Terra ED 8x42 hier liegen habe und das Königstein in direkter Konkurrenz dazu antritt, ist dieser Test natürlich auch ein Vergleich der beiden Gläser. Und da das Terra eines der bekannteren 8x42 ist, hilft das dem geneigten Leser vielleicht auch, die Eigenschaften des neuen Glases besser einschätzen zu können. Somit nimmt dieser Test hin und wieder auch die Form eines Terra versus Königstein Vergleiches an. Man möge mir das nachsehen.
Wenn man das Königstein aus seiner Verpackung nimmt, fällt zunächst auf wie klein es ist. Tatsächlich ist es ein ganzes Stück kleiner als das Zeiss Terra. Ich habe die beiden mal zusammen fotografiert und auch noch mein Leica 8x20 dazu gestellt:
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4769/25743082787_12407d1283_b.jpg
Man hat fast das Gefühl, man hätte ein 8x30 in der Hand und kein 8x42. Mir kommt das entgegen, ich habe eher kleine Hände und lege Wert auf möglichst kompakte Gläser, die mich beim Wandern nicht stören. Das Glas ist angenehm leicht, dank des Magnesiumgehäuses. Tatsächlich ist das Zeiss 15g schwerer (nicht, dass man das merken würde), trotz Kunststoffgehäuse. Die Gummihülle ist etwas strukturiert, ähnlich wie bei Swarovski. Das Glas liegt dadurch sehr gut in der Hand. Die Hülle ist nicht mit dem Metallgehäuse verklebt und hat dadurch ein wenig Spiel, was man in der Praxis aber nicht bemerkt. Die Augenmuscheln lassen sich hochdrehen und rasten in vier Stellungen ein. Sie sind für meinen Geschmack etwas zu leichtgängig und haben in ihren Rastungen auch etwas Spiel. Da ich aber mit Brille beobachte und sie immer in unterster Position habe, stört mich das nicht. Beobachte ich ohne Brille, drehe ich sie ganz hoch und sie bleiben auch in dieser Position.
Der Dioptrienausgleich unter der rechten Augenmuschel dagegen ist recht schwergängig, vor allem das erste Drehen, wenn man ihn eine Zeitlang nicht betätigt hat. Das hätte ich gerne leichter. Die Knickbrücke ist ebenfalls recht fest eingestellt, was ich aber gut finde. Beim Terra habe ich die ab und zu versehentlich verstellt. Das ist hier ausgeschlossen.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4629/25743082687_db8b55dcfb_b.jpg
Die Objektivkappen werden mit Kunststoffringen über das Gehäuse geschoben und sitzen ausreichend fest. Man kann sie mit den kleinen Fingern von den Objektiven schnipsen, wenn man das Glas ansetzt, sie baumeln dann sicher an den Ringen. Die Okularkappe sitzt ebenfalls sehr gut und wird mit einer Lasche am Gurt befestigt. Wenn man das Glas ansetzt, drückt man sie mit Daumen und Zeigefinger runter. Man kann also beim Anheben des Glases die Kappen komplett abnehmen ohne umgreifen zu müssen. Das ist sehr praxisgerecht, man merkt, dass das Glas für die Jagd gemacht ist.
Der Tragegurt hat ein breites, sehr weiches und flexibles Neoprenpolster. Es ist nicht anatomisch vorgeformt, so dass man das Polster mit der rutschfesten Gummiseite oder der rutschigen Nylonseite auf die Schulter legen kann, ohne dass man an der Gurtung etwas ändern muss. Auch sehr praktisch gedacht, beim anatomisch geformten Polster des Zeiss Glases geht das nicht. Für meinen Geschmack könnte der Gurt aber etwas länger sein, da ich das Glas über der Schulter trage und nicht um den Hals.
Was gar nicht geht, ist dass der Gurt nicht richtig in der Schnalle zur Längenverstellung hält. Er ist mir schon zwei Mal rausgerutscht, wodurch mir das Glas fast runtergefalle wäre! Klar, das kann man mit Nadel und Faden sicher verhindern, aber dann verliert man wiederum die Möglichkeit den Gurt mal schnell abzunehmen. Da muss ich mich noch nach einer Lösung umsehen. Vieleicht ein Schnellwechselsystem für verschieden lange Gurte. Mal sehen.
Sehr gut gefällt mir der Mitteltrieb ("MT") des Königsteins.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4723/25743082607_256ca13073_b.jpg
Beim Terra hatte ich immer Probleme den richtigen Fokus auf Anhieb zu treffen, weil der MT sehr schnell übersetzt ist, recht fest eingestellt und durch die Gummierung nicht sehr griffig ist. Man muss ihn immer mit zwei Fingern greifen oder mit einem Finger kräftig drücken um den Fokus einzustellen. Das ist Geschmackssache, mein Vater zum Beispiel findet das super. Aber ich muss meistens zwei, drei Mal hin- und herdrehen, bis ich den exakten Fokus finde.
Der MT des Königsteins besteht aus eloxiertem Magnesium und hat eine grobe Maschinenrändelung. Dadurch ist er sehr griffig und man kann ihn mit einem lose aufgelegten Finger drehen. Zudem ist er nur halb so schnell übersetzt und deutlich leichtgängiger. Dadurch finde ich den Fokus wesentlich einfacher als beim Terra. Er fühlt sich durch seine Schmierung ein wenig an wie ein Fluidneiger, das heißt bei schnellen Drehungen setzt er höheren Widerstand entgegen als bei langsamen. Beim Feinfokussieren ist er sehr leicht zu drehen, ein lose aufgelegter Finger reicht völlig aus. Das ist angenehm, weil man dadurch das Glas ruhiger halten kann.
Bei niedrigen Temperaturen wird er etwas schwergängiger (getestet bis -6ºC), geht aber immer noch leichter als der MT des Zeiss Terra.
Ich finde das ganz hervorragend! Der schwergängige und schnelle MT ist der Hauptgrund, warum ich mit dem Zeiss Terra nicht richtig warm geworden bin. Ich habe immer Probleme den Fokus exakt zu treffen und das Gefühl, da geht noch etwas. Also immer weiter hin- und her drehen, bis es dann irgendwann richtig passt. Das bekomme ich beim Königstein deutlich schneller hin. Einmal leicht über den Fokus hinaus gedreht, langsam ein Stückchen zurück: passt!
Für mich persönlich ist der deutlich angenehmere Mitteltrieb der größte Vorteil des Königsteins gegenüber dem Terra.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4751/25743082347_e5f47332f2_b.jpg
Jetzt zum wichtigen: die Optik.
Einblick und Vignettierung:
Der Einblick ist problemlos, ich finde schnell und sicher die richtige Einblickposition, wenn der Augenabstand richtig eingestellt ist. Ich kann mit Brille problemlos das ganze Feld von 130m bis zum scharf begrenzten Rand der Feldblende überblicken. Beim Terra habe ich teilweise auf die unscharfe Kante der Augenlinse geschaut, was ich nicht so schön fand. Ohne Brille und mit hochgedrehten Augenmuscheln ist der Einblick bequem und sehr schön kontrastreich. Das Gummi der Muscheln ist sehr angenehm am Auge.
Wenn ich mit Brille an den äußersten Rand des GF schaue, sehe ich eine wenig Vignettierung und manchmal schwarze Bereiche am gegenüberliegenden äußeren Rand. Die inneren 3/4 des Gesichtsfeldes bleiben aber immer gut sichtbar, kein klassisches Kidney Beaning. Solange der Blickpunkt in den inneren 3/4 des Gesichtsfeldes bleibt, sind keine Abschattungen oder Vignettierung sichtbar. Und wer schaut in der Praxis schon konzentriert auf den Rand? Wenn man da etwas sieht, schwenkt man das Glas dort hin. Wenn man die Austrittspupille von hinten anschaut, ist sie perfekt rund und homogen hell. Auch von vorne rein geschaut ragen keine Kanten in den Strahlengang. Offensichtlich sind alle Komponenten richtig dimensioniert.
Streulicht:
Das Streulichtverhalten ist in Ordnung und sogar etwas besser als beim Zeiss. Wenn die Sonne schräg auf das Objektiv scheint, hat man auf der gegenüberliegenden Seite eine leichte Aufhellung, durch die man aber immer noch hindurch beobachten kann. Beim Terra ist diese Aufhellung signifikant heller als beim Königstein. Störende Reflexe sind mir nicht aufgefallen.
Schärfe:
Jetzt wird es spannend. Die Mittelschärfe ist soweit ich das beurteilen kann perfekt. Es ist vielleicht einen Hauch schärfer als das Terra, aber das sieht man, wenn überhaupt nur bei aufgelegtem Glas. (Und selbst da bin ich mir nicht 100%ig sicher, ob ich mir die bessere Schärfe nicht einbilde oder ob meine Probleme mit der exakten Fokussierung des Zeiss da hineinspielen.) Es ist auf jeden Fall genauso scharf wie mein exzellentes Leica Ultravid 8x20.
Im mittleren Drittel des Gesichtsfeldes ist das Glas ebenfalls sehr scharf, auf jeden Fall schärfer als das Terra, bei dem die Schärfe zum Rand hin etwas schneller abfällt als beim Königstein. Hier machen sich die Bildebnungslinsen vermutlich bemerkbar.
Im äußeren Drittel wird es dann etwas weniger, allerdings machen hier dann auch die Verzeichnung und die CA (s.u.) eine Beurteilung der Schärfe schwierig. Aber auch hier ist das DDoptics immer noch ein bisschen schärfer als das Zeiss.
Mir ist beim Beobachten im Wald aufgefallen, dass ich beim Terra immer das Bedürfnis habe das Glas auf das gerade beobachtete Objekt auszurichten und durch die Mitte zu schauen. Bei Königstein halte ich eher das Glas fest und stabil und wandere mit dem Blick im inneren Gesichtsfeld herum. Ich denke mal, das liegt an der besseren Schärfe in den inneren 2/3 des GF, da man intuitiv dort beobachtet, wo man aufgrund optimaler Schärfe am meisten erkennt. Ich denke, das ist auch von Vorteil, wenn man mit dem Glas auf einem Stativ beobachtet.
Der Unterschied zwischen den beiden Gläsern ist dabei aber nicht so groß wie das hier jetzt vielleicht klingt. Auch das Terra hat eine sehr gute Schärfe im Feld. Aber das Königstein ist einen Tick besser.
Link zur Grafik: https://farm5.staticflickr.com/4663/25743082547_24f4be661d_b.jpg
Verzeichnung:
Das Königstein hat einen leichten Globuseffekt.
Das bedeutet, dass die Vergrößerung am Rand etwas geringer ist als in der Mitte (tonnenförmige Verzeichnung). Wenn man das Glas über die Landschaft schwenkt, sieht es so aus als wäre das Bild nicht eben, sondern man würde auf die Oberfläche eines Globus schauen, der sich vor dem Glas dreht. Diesen Effekt kennt man auch von anderen Ferngläsern, durchaus auch im hochwertigen Bereich. Wenn ich mich recht erinnere, hat das Zeiss Victory SF 8x42 auch einen ausgeprägten Globuseffekt. Das ist also grundsätzlich kein Zeichen für eine schlechte Optik. Aber es ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich frage mich ob das ein Seiteneffekt der Bildebnungslinsen ist.
Ich habe mich schnell an den Globuseffekt gewöhnt. Wenn ich im Wald beobachte, wirkt das Bild dadurch für mich sogar etwas dreidimensionaler, als es im Zeiss der Fall ist. Das hat nämlich keinen nennenswerten Globus. Ich weiß aber, dass manche Beobachter von diesem Effekt sehr gestört werden und deshalb solche Gläser nicht mögen. Wie vieles bei Ferngläsern, ist also auch das Geschmackssache.
Farbsäume und CA:
Ja, das Königstein zeigt leichte Farbsäume. Ich denke, das ist bei Gläsern in dieser Preisklasse vollkommen normal. Die Säume sind minimal breiter als im Terra, dafür aber blasser und fallen dadurch weniger auf. Und der Farbton der blauen Säume geht in der mittleren Hälfte eher ins Magenta. Ich habe vor einiger Zeit mal die Farbsäume eines Leica Ultravid 8x42 mit denen des Terra verglichen, die waren zwar etwas geringer, an harten Kontrasten aber immer noch wahrnehmbar. Deshalb denke ich, dass die Farbe des Königsteins in Anbetracht des günstigeren Preises völlig in Ordnung geht. Bei normaler Landschaftsbeobachtung fallen sie nicht auf, nur bei harten Kontrasten. Zum Beispiel wenn man einen Vogel beobachtet, der vor hellem Himmel im Baum über einem sitzt. Sobald die Lichtverhältnisse schwieriger werden, ist davon nichts mehr zu sehen.
Kontrast und Farbwidergabe:
Verglichen mit dem Terra gibt das Königstein die Farben etwas kräftiger wieder. Bedeckter Himmel erscheint im Zeiss gelblich, im DDoptics dagegen bläulich. Braun- und Rottöne hingegen erscheinen heller und farbintensiver. Die ganze Farbwiedergabe ist prächtiger, intensiver. Da hat das Königstein eindeutig ein Leica-Gen. Das kommt auch dem Kontrast bei dunklen Flächen zugute. Das Fell eines dunkelbraunen Pferdes in ca. 100m Entfernung erscheint im Königstein deutlich kontrastreicher als im Terra. Details in der Fellzeichnung lassen sich dadurch besser erkennen. Ich denke mal, hier merkt man, dass DDoptics seinen Schwerpunkt bei Jagdoptiken legt. Mit dem Königstein wird man Wild in der Dämmerung vermutlich besser ansprechen können als mit dem Terra.
Ich empfinde diese Art der Farbwiedergabe und den daraus resultierenden besseren Kontrast als sehr angenehm. Die Kombination aus hohem Kontrast und guter Schärfe im Feld gibt im Königstein ein sehr schönes Bild, vor allem im Wald und wenn das Licht etwas weniger wird. Ich denke, hier spielt das Glas seine spezifischen Vorteile voll aus. Neben dem Mitteltrieb gefällt mir die Farbwiedergabe am zweitbesten.
Astronomie:
Wir sind hier in einem Astroforum und natürlich habe ich das Königstein auch auf die Sterne gerichtet. Ich hatte allerdings keine Gelegenheit es unter guten Bedingungen zu testen. Über reine Sterntests bin ich also nicht hinausgekommen. Und ich muss vorausschicken, dass visuelle Sterntests bei Ferngläsern bei mir immer schwierig sind. Ohne Brille sehe ich meinen Augenastigmatismus schon recht deutlich, mit Brille (-5,5 Dioptrien!) sehe ich den Bildfehler des chromatischen Brillenglases. Deshalb haben Sterne im Fernglas bei mir immer kleine Schwänzchen und ich kann schlecht sagen, ob diese vom Glas oder von mir stammen.
Der Einblick bei voll geöffneten Pupillen ist immer noch angenehm und ich finde schnell die richtige Position. Die Schärfe im inneren Drittel ist sehr gut, im mittleren Drittel etwas reduziert und die Schwänzchen der Sterne werden etwas größer und bunter. Am Rand macht sich dann die Verzeichnung so langsam bemerkbar, da wird das Bild dann etwas matschig. Der Anblick im Terra ist aber ähnlich. Hier zeigt sich vielleicht am deutlichsten, dass beide Gläser nicht zur Oberklasse gehören. Spaß am Sternenhimmel bringen sie aber allemal. Aber vielleicht sollte diesen Test nochmal jemand mit besseren Augen als ich wiederholen.
Ein großer Vorteil des DDoptics gegenüber dem Zeiss ist das Stativgewinde vorne an der Knickbrücke. Das fehlt dem Zeiss, dadurch kann man es nicht ohne weiteres auf ein Stativ setzen. Einen Stativadapter habe ich bereits und ich bin gespannt auf die erste Beobachtung unter guten Bedingungen.
Alles in allem:
Ich bin wirklich angetan von diesem Glas. Es ist sehr schön klein und leicht, die Schärfe im Feld ist sehr gut und die Farbwiedergabe und der Kontrast sind ebenfalls gut. Die Ausstattung und Verarbeitung sind der Preisklasse vollkommen angemessen. Einige Sachen sind natürlich verbesserungswürdig und wären bei einem teureren Glas eher nicht zu akzeptieren. Und auch bei der Optik können teurere Gläser das eine oder andere sicherlich noch mal ein bisschen besser. Aber das Königstein ist natürlich auch kein Glas der Oberklasse. Ich vermute mal, ein direkter Vergleich mit einem Ultravid oder einem Victory würde dann schon zeigen, wo noch Luft nach oben ist.
Lohnt sich die Anschaffung? Für mich eindeutig ja. Ich werde das Terra durch das Königstein ersetzen, allein der für mich besser geeignete Mitteltrieb ist da schon Grund genug. Die bessere Optik ist ebenfalls eine nette Sache und freut mich natürlich auch. Aber das allein wäre für mich wohl kein Grund umzusteigen, dafür liegen die Gläser optisch dann doch noch zu nah beieinander. In der Praxis und ohne den direkten Vergleich wird man mit dem Terra keine Nachteile gegenüber dem Königstein haben.
Aber ich sage immer, ein Fernglas muss dem Benutzer "passen". Und alles in allem passt mir das Königstein einfach besser als das Terra.
Wie sieht es mit dem Preis aus? Ich denke, die regulär aufgerufenen rund 600,- € bei den einschlägigen Händlern sind kein Schnäppchen, aber dem Glas und der gebotenen Qualität noch angemessen. Die 400,- €, die das Glas momentan bei KW-Fernglas kostet, empfinde ich als günstig. Das Terra 8x42 kostet aktuell meist das gleiche.
Wer das Glas in Erwägung zieht, sollte sich also entscheiden solange dieser Händler es noch für diesen Preis anbietet.
Soweit mein kleiner Fernglastest und Bericht über das DDoptics Königstein ED 8x42. Der Bericht ist (wie so oft bei mir) mal wieder länger geworden als ursprünglich geplant. Aber ich hoffe, er ist einigermaßen informativ und unterhaltsam zu lesen. Und es gibt über Ferngläser nun mal immer eine Menge zu sagen, immerhin sind sie komplexe optische Systeme. Ich freue mich deshalb auch wie immer über Feedback und eine angeregte Diskussion.
Und es wird sich also vermutlich demnächst ein Zeiss Terra ED 8x42 im Biete-Forum einfinden.
Bis dann:
Marcus