Was ist mit 480mm Brennweite fotografisch möglich?

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FelixBrom78

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Hallo Astroforum,

ich möchte mir zum fotografieren ein neues Teleskop anschaffen, ohne irgendwelche Diskussionen zwischen der Refraktorgruppe und der Reflektorgruppe auszulösen habe ich mich auf einen Refraktor festgelegt, da ich des öfteren gelesen habe dass diese besser für die Astrofotografie geeignet sind. (

Nun aber zu meiner Frage, und zwar habe ich mich auf einen kleinen Refraktor (Explore Scientific 80ED) festgelegt. Ich weiß dass man sich mehrere Teleskope kaufen sollte, um möglichst jeden Bereich abzudecken. Vorerst möchte ich es jedoch nur bei einem belassen. Mit 480mm kann ich ja bereits Nebel relativ gut fotografieren. Jedoch wird es mit dieser Brennweite bei Galaxien schon etwas kritisch. Lohnt es sich denn überhaupt mit 480mm Galaxien (außer M31, M33 oder M101) oder Planetarische Nebel zu fotografieren? Oder was ist überhaupt alles mit 480mm fotografisch möglich (bzw. gut umsetzbar)

Mfg. Felix
 
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Hallo Felix,

das ist wie in der Tageslichtfotografie - jedes Objektiv hat sein Motiv. Natürlich sind gerade planetarische nebel (bis auf wenige Ausnahmen, wie Helix, Hantel) nicht die Domäne dieses Teleskopes. In Sachen Galaxien fallen mir als lohnenswerte Einzelobjekte auf jeden Fall noch M106 und M63 spontan ein. Ausserdem, mit dieser Brennweite macht es Spaß Galaxienhaufen als Ganzes abzubilden - Markarjans Chain mal als Paradebeispiel. Aber auch M81,82,96,96,105 bieten bereits einige Details UND ein schönes Feld! Außerdem kannst du Jagd auf Zwerggalaxien (wie z.B. NGC185) machen.
Na und Nebel(-gebiete) gibt es für ein Astrofotografenleben lang eigentlich genug, welche mit dieser Brennweite gut zur Geltung kommen (bei dem aktuellem Wetter auch noch länger...)
Wichtiger als die Brennweite ist die passende Kamera (Sensorformat und Pixelgröße!), saubere Nachführung, saubere Bildkalibrierung und letztendlich EBV-Kenntnisse, welche über "normale Tageslichtfotografie-" Kenntnisse hinausgehen...

viel Spaß dabei - Ronald (der selber zu 80% mit 560mm Brennweite arbeitet)
 
Hallo Felix,

erst mal willkommen hier im Forum

Mit 480mm kann ich ja bereits Nebel relativ gut fotografieren. Jedoch wird es mit dieser Brennweite bei Galaxien schon etwas kritisch. Lohnt es sich denn überhaupt mit 480mm Galaxien (außer M31, M33 oder M101) oder Planetarische Nebel zu fotografieren? Oder was ist überhaupt alles mit 480mm fotografisch möglich (bzw. gut umsetzbar)
Nun das kommt ganz darauf an welche Pixelgröße deine Cam hat.
Entscheidend für die Auflösung des Bildes ist nämlich nicht die Brennweite sondern der Abbildungsmaßstab/ Pixel also welcher Winkel entspricht einem Pixel.
Je kleiner dieser Winkel desto besser ist die Auflösung des Bildes.

Und dieser Winkel ist neben der Brennweite natürlich auch von der Pixelgröße abhängig.
Einfacher Tangens.
Wenn du zb. eine Cam mit 3 Mikron Pixeln hast erreichst du bei 480mm Brennweite die gleiche Bildauflösung wie bei einer Cam mit 6 Mikron Pixeln und 960mm Brennweite.
Also bitte nicht einfach an der Brennweite festbeißen sondern immer den Abbildungsmaßstab/ Pixel betrachten.

Bei aktuellen hochauflösenden Cams mit kleinen Pixeln darfst du auch mit 480mm Brennweite an einer Vielzahl von Galaxien schon einiges an Details erwarten.
Bei planetarischen Nebeln, ok die sind bis auf wenige Ausnahmen wirklich recht klein aber sie haben dafür oft eine vergleichsweise hohe Flächenhelligkeit so das hier der Einsatz einer Barlow eine Überlegung wert ist.
Freilich wird das nutzbare Feld beschränkt sein aber wenn es dir nur um den Nebel geht reicht das allemal.
Alternativ wäre speziell für kleine Opbjekte auch eine besonders hoch auflösende Cam mit sehr kleinen Pixeln wie diese hier möglich.
https://www.teleskop-express.de/sho...II-c-CMOS-Kamera---Sensor-5-70-x-4-28-mm.html
Also statt das Teleskop oder die Brennweite zu wechseln einfach die Cam bzw. deren Pixelgröße.
Das geht genauso denn wie gesagt das Entscheidende ist der Abbildungsmaßstab/ Pixel.

Grüße Gerd
 
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Hallo,

erstmal vielen Dank für eure Antworten....
Ich würde gerne mit meiner Nikon D5300 fotografieren. Wenn ich richtig geschaut habe hat diese 3,9µm. Wie sieht es mit der Kamera und dem Teleskop bei den Galaxien aus?

Mfg
 
Hallo,

wie Gerd schrieb ...

Mit den 3.9µ ~ 4µ wirst Du schon was machen können, für die kleinsten Fitzelchen brauchst Du mehr Brennweite, dafür gibt's Barlow-Linsen, also ran an den Feind. Mehr als alles andere hilft nun mal probieren.

Die Praxis ist der Theorie größter Feind! Der Faktor dabei ist der Mensch der die Bilder macht. Eine Garantie kann Dir niemand geben.

CS
Jörg
 
Hallo Felix,


ich finde Dein Setup perfekt (bin vergleichbar unterwegs), wenn Du Dich nicht auf kleine Galaxien und planetarische Nebel spezialisieren willst. Es gibt ein Vielzahl von Objekten für diese Brennweite. Die Motive werden Dir über Jahre nicht ausgehen.

Viel Spaß beim Einstieg in die Astrofotografie

Beste Grüße
Antero
 
Hallo,

Du kannst ja hier reinschauen und sehen, wie sehr dein Objekt den Bildrahmen füllen würde.

Hier kannst Du deine Daten bzgl. dem angesprochenen "Abbildungsmaßstab/Pixel"-Faktor ausrechnen lassen. Mit deinen 3.9micro bist Du bei 1.68"/Pixel, also im grünen Bereich!

 
Hallo,

Danke für die Verlinkte Seite, ich werde mal ein wenig durchschauen wie die verschiedenen Objekte denn so erscheinen würden. Ich denke, wie ihr ja schon geschrieben habt, das es so viele Objekte gibt, die ich damit fotografieren kann, dass ich wahrscheinlich immer irgendetwas zum ablichten finden werde.

Ich hätte noch eine andere Frage und zwar: Wie wichtig ist in der Fotografie die Öffnung bzw. was erreiche ich in den Fotos mehr wenn ich eine größere Öffnung habe. Ist es dort das selbe wie bei visuell ?

Mfg. Felix
 
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Hallo Felix,

Ich hätte noch eine andere Frage und zwar: Wie wichtig ist in der Fotografie die Öffnung bzw. was erreiche ich in den Fotos mehr wenn ich eine größere Öffnung habe. Ist es dort das selbe wie bei visuell ?

es gibt hier einen fundamentalen Unterschied zwischen visueller Beobachtung und der Fotografie.
Das ist die Belichtungszeit.
Visuell geht es ja nur Live und damit kann ich auch nur die Lichtmenge wahrnehmen die in ein paar Sekunden Bruchteilen das Auge trifft.
Möchte ich eine größere Lichtmenge habe ich hier als einziges die Möglichkeit die Öffnung zu vergrößern.

Ganz anders bei der Fotografie.
Fotografisch kann ich über die Belichtungszeit eine wesentlich größere Lichtmenge sammeln und darum geht Fotografich mit der gleichen Optik bedeutend mehr als visuell.
Möchte ich die Lichtmenge vergrößern habe ich neben der Vergrößerung der Öffnung auch die Option das Gleiche über eine Verlängerung der Belichtungszeit zu erreichen.

Ich kann also prinzipiell mit einer kleinen Optik genau die gleiche Lichtmenge sammeln wie mit einer größeren wenn ich bei der kleinen die Belichtungszeit gegenüber der größeren entsprechend verlängere.
Natürlich alles in gewissen Grenzen.
Irgendwann läuft die Belichtungszeit bei der kleinen Optik natürlich soweit aus dem Ruder das es nicht mehr praktikabel ist.

Man erkauft sich mit der größeren Öffnung also erst einmal einfach nur eine kürzere Belichtungszeit bei gleichem Abbildungsmaßstab / Pixel also gleicher Bildauflösung.
Nehmen wir mal an wir haben 100mm Öffnung und einen Abbildungsmaßstab von 1“/Pixel bei 3 Mikron Pixeln.
Dann habe wir eine Brennweite von
f= 0,003mm/ tan 1“ = 618,8mm
Und damit eine Öffnungszahl
N= 618,8mm /100mm
N = 6,18
Mit 200mm Öffnung und dem gleichen Abbildungsmaßstab/ Pixel hätten wir aber eine Öffnungszahl
N= 618,8mm/200mm
N= 3,09
Die Belichtungszeit verkürzt sich um Faktor (6,18/3,09)^2 = 4
Also wenn ich sowohl mit der 100mm Optik als auch der 200mm Optik genau das gleiche Ergebnis erreichen will dann brauche ich auch den gleichen Abbildungsmaßstab/ Pixel und muss dann bei der 100mm Optik aber 4 mal länger belichten wie mit der 200mm Optik.
Aber wie gesagt unterm Strich kann ich mit der 100mm Optik genau das Gleiche wie mit der 200mm Optik erreichen wenn ich die längere Belichtungszeit in Kauf nehme.

Werden mir die Belichtungszeiten dann zu lang kann ich Selbstverständlich auch einen anderen Abbildungsmaßstab/ Pixel und damit eine andere Bildauflösung wählen.
Wenn ich mit der 100mm Optik die gleichen Belichtungszeiten wie mit der 200mm Optik möchte muss ich im Beispiel mit dem Abbildungsmaßstab/ Pixel von 1“ auf 2“ gehen.
Dann habe ich die gleiche Belichtungszeit aber nur die halbe Bildauflösung.
Es ist also immer ein Handel zwischen Belichtungszeit und Bildauflösung.
Ob eine größere Öffnung loht ist daher von der Größe und der Flächenhelligkeit des Objektes abhängig das ist fotografieren möchte.
Also welchen Abbildungsmaßstab/ Pixel benötige ich hier und welche Belichtungszeit ergibt sich dann mit der vorhandenen Öffnung für dieses Objekt
Und natürlich davon welche Belichtungszeiten man für akzeptabel hält.
Man sollte aber auch nicht vergessen dass das Seeing bezüglich des sinnvollen Abbildungsmaßstab/ Pixel Grenzen setzt.

Grüße Gerd
 
Hallo Gerd,

Ja das habe ich mir schon fast gedacht, dass das so zusammenhängt.
Wirklich großes Dankeschön für die sehr ausführliche Antwort :)

Mfg. Felix
 
Hallo Felix,

Eines könnte man zum technischen Teil noch sagen. "Oversampling" sollte man unbedingt vermeiden, da es keine Verbesserung bringt und somit die Belichtungszeit unnötig erhöht. Das Limit für einen vernünftigen Abbildungsmaßstab ist daher in den meisten fällen das (schlechte) Seeing (außer evtl. bei Planeten mit Webcam wo man extrem kurze Belichtungszeiten hat).

Typisches Seeing hierzulande liegt bei 2-3". Ein Abbildungsmaßstab von 1-1.5" pro Pixel wäre demnach optimal (laut Nyquist Sampling) in den allermeisten Fällen. Hast du mal Glück und bist irgendwo am Berg kann es auf 1" runtergehen, das ist aber seeehr selten.

Zu deiner ursprünglichen Frage, was man so sieht mit kurzer Brennweite. Da gibt es einige ganz, ganz schöne Objekte, vor allem wenn man mal auf der Südhalbkugel im Urlaub ist (Bsp: Pferdekopfnebel). Ich hab letztes Jahr ein paar Aufnahmen gemacht mit 200-400mm Brennweite (siehe http://www.sonnensystem.at/astrofotos).

Übrigens bei der Brennweite könntest du dir auch überlegen ein gutes Teleobjektiv zu kaufen. Mit f/4 und gebraucht gibt es da schon eine gute und erschwingliche Auswahl.

CS,
Johannes
 
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