von der DSLR zur CCD - Frustration

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Marcel81

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Hallo liebe Astrogemeinde,

ich habe seit einigen Jahren Erfahrungen mit modifizierten Canon DSLRs (1000da/600da) gemacht. Die Ergebnisse waren mal mehr mal weniger erfolgreich.
In der Regel bin ich mit gesammelten Belichtungszeiten von 90min bis 3h gut hingekommen und habe ansehnliche Ergebnisse produziert. Letzten Herbst habe ich dann den Sprung auf eine Mono-CCD (QHY9) mit dem KAF-8300 gewagt. Ich habe also noch nicht sooo viele Erfahrungen sammeln können. Ich muss allerdings sagen, dass ich mir mehr erwartet hätte. Ich habe vorher gedacht, dass ich mit einer CCD unter sonst gleichen Bedingungen (gleiches Teleskop, gleiche Belichtungszeit) ein detailreicheres Bild erhalten würde und auch mehr Signal im Bild haben würde. Leider waren bisher fast alle meine Ergebnisse sehr unbefriedigend. Ich möchte das mal an einem Beispiel fest machen.
Für die folgende Aufnahme, habe ich mit der EOS 600da 18x300s an einem 10“ F/4 Newton belichtet. Inklusive Darks, Bias und Flats. Gestackt in DSS und anschließend in PS bearbeitet.

https://astrob.in/full/337536/B/

Zu Testzwecken wollte ich das gleiche Bild (M81) auch mit der QHY9 aufnehmen. Hier habe ich für jeden Kanal (R/G/B) jeweils 14x300s (ohne Binning) aufgenommen. Was nach meinem Verständnis insgesamt 42x300s macht. (Aber vielleicht liegt hier auch schon ein Denkfehler) Auch hier wurden Darks Bias und Flats für jeden Kanal verwendet. Stackingversuche mit MaximDL, Fitswork oder Regim habe alle etwa das gleiche erbracht und ich bekomme hier einfach nicht mehr rausgekitzelt. Es kommt mir vor als wäre die Dynamik im Bild wesentlich geringer als bei der DSLR. Das scheint auch so zu sein, wenn ich mir die Histogramme der gestackten Rohbilder anschaue.
Meine Frage ist, woran kann das liegen? Ist das normal?

https://astrob.in/full/339324/0/


Zur Aufnahme mit der CCD nutze ich Maxim DL.
Vielleicht weiß ja jemand hier im Forum weiter oder hat einen Tipp. Ich bin im Moment ziemlich frustriert von der Kamera und würde sie am liebsten wieder verkaufen aber ich denke bis jetzt noch, dass es am User liegt.

CS
Marcel
 
Hi Marcel,

Ich habe 2014 den gleichen Schritt gemacht, von DSLR 1000da zu Moravian CCD mit Kaf8300 Chip. Am Anfang hatte ich ebenfalls kleine Probleme, aber nach und nach kam ich immer besser zurecht. Dein M81 der CCD ist nicht normal. Da sind auch komische Streifen im Bild. Ich vermute ein Problem bei der Kalibrierung und/oder Stacking.
Der KAF Chip liefert garantiert eine bessere Detailtiefe bei gleicher Belichtung als eine DSLR, zumindest wenn die Bedingungen ähnlich sind.

Viele Grüße
Jens
 
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Hallo Marcel,

ich sehe das ähnlich wie Jens. Die Streifen sind sehr merkwürdig und gehören da nicht hin. Sie erinnern an eine nicht geditherte, ohne darks verrechnete DSLR-Aufnahme.

Eine erste Idee wäre - war die Kühlung aktiviert (der Lüfter läuft vermutlich, sobald die Kamera mit Strom versorgt wird) - das musst du in MaximDL extra anwählen. Im fits-header der Bilder müsste die Temperatur drinstehen.

LG, Markus
 
Hallo,

danke für die Ratschläge.

Die "Streifen" sind mir auch schon in meinen Aufnahmen aufgefallen. Die sind ja auch ein Grund, warum ich das Bild nicht so strecken kann, wie ich es gerne würde.

Hier könnt ihr nochmal die Summenbilder der Farbkanäle sehen. Ich habe die Aufnahmen ordentlich gestreckt, dann werden die Streifen sehr deutlich.

https://astrob.in/full/339398/0/

Ich habe nochmal in die Fits-Header der Einzelframes und der Dakrs geschaut. Alle verwendeten Dateien wurden mit -25°C aufgenommen. Auch die Flats habe ich bei -25°C gemacht, obwohl das doch eigentlich keine Rolle spielt, oder? Ich habe auch passende Flat-Darks angefertigt. Das Problem taucht immer auf.

Was ich allerdings bisher bei den CCD-Aufnahmen nicht gemacht habe, ist das Dithern. Ich war immer so bequem und habe mit PHD2 geguidet. Das kann aber über MaximDL nicht dithern. Bei den DSLR-Aufnahmen habe ich immer gedithert. Ich habe mich neulich mit dem Guiding unter Maxim auseinandergesetzt und werde das in Zukunft alles damit machen, dann kann ich auch dithern.
Kann es denn sein, dass das Nicht-Dithern so krasse Auswirkungen hat?

CS
Marcel
 
Hallo Marcel,

mir fällt leider nichts ein, wie du prüfen könntest, ob die Streifen tatsächlich vom Nicht-Dithern stammen.
Einzige Möglichkeit wäre vielleicht, mal testweise nur ein paar Frames der Serie zu nehmen. Dann hast du von Frame zu Frame wahrscheinlich einen Versatz und der könnte ähnlich wirken.

Die Kühlung bei allem gleich passt schon - zwar bei den Flats nicht entscheidend, aber schaden tuts jedenfalls nicht.

Tatsache ist, dass Bilder mit diesem Chip normalerweise nicht so aussehen. Bleibt eben die Variante "dithering", oder die Kamera hat was. Aber ich tippe aufs Dithern.
Versuch mal guiden über MaximDL, dann hast du alles aus einem Programm heraus abgewickelt.

LG, Markus
 
Hallo Marcel,

die Streifen sehen aus wie in diesem thread: http://forum.astronomie.de/phpapps/...p/topics/1324190/streifen_im_bild#Post1324190

Solche Streifen entstehen, wenn während der gesamten Aufnahmedauer eine gewisse Drift auftritt und nach der Kalibrierung Hot Pixel verbleiben.

Eine Überprüfung, ob dies die Ursache ist, ist ganz einfach: integriere die kalibrierten, aber nicht ausgerichteten Aufnahmen. Das Ergebnis wird die nach der Kalibrierung verbliebenen Hot Pixel zeigen, und keine Streifen.

Wie Jens richtig geschrieben hat, kann es an einer falschen Kalibrierung oder an der Integration (Pixel Rejection) liegen. Nicht immer lassen sich jedoch in der Kalibrierung alle Hot Pixel entfernen; in PixInsight wendet man deshalb anschließend den Schritt CosmeticCorrection an, falls dies erforderlich ist.

Dithering ist allerdings grundsätzlich zu empfehlen, um Fixed Pattern Noise zu eliminieren.

Bernd
 
Hallo,

ich hoffe ich habe Bernd richtig verstanden. Ich habe jetzt mal alle Einzelbilder eines Kanals kalibriert und gestackt aber nicht registriert, sondern einfach nur Pixel für Pixel übereinander gelegt. Dann habe ich tatsächlich keine Streifen im Bild aber jede Menge Hotpixel und natürlich Strischspuren statt Sterne.

Ich habe nochmal alle Bilder der Serie (alle Kanäle) mit eingeschalteter Hotpixel-Korrektur gestackt und siehe da, das Ergebnis ist schon etwas besser aber immer noch nicht gut.

Da ich bis jetzt noch kein PI besitze, muss ich mal suchen ob meine genutzten Programme noch eine ähnliche Funktion wie die "Cosmetic Correction" besitzen.

Ich schätze mal, in Zukunft werde ich das Dithering wieder zum festen Bestandteil meiner Bildgewinnung machen. Mich hat das Guiding mit Maxim bisher abgeschreckt, weil man dort tausend Einstellungen vornehmen kann. Aber da habe ich ja jetzt schon erste Gehversuche gemacht.

Ich sage schon mal Danke für die Hilfe.

LG
Marcel
 
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Hallo Marcel!

Nur Mut! beim Guiden in Maxim können wir dir auf jeden Fall auch weiterhelfen.
"Jede Menge Hotpixel" deutet darauf hin, dass deine Kalibrierung noch nicht ganz funktioniert.
Ich dithere mit recht geringem Radius, und das auch noch am Teleskop mit der längeren Brennweite. Das kleine Teleskop, an dem der 8300er Chip hängt, bekommt daher keinen allzu weiten Ditherradius ab.
Trotzdem habe ich keine Hotpixel in den Summenbildern, auch ohne CosmeticCorrection.

LG, Markus
 
Hallo Marcel,

die DSLR-Aufnahme von M81/M82 sieht toll aus.

Aber nun zu Deinem Problem mit den Streifen:

Das Streifenmuster kommt tatsächlich von Drift zwischen den einzelnen Aufnahmen. Durch Dithering bekommst Du das Problem sicherlich in den Griff.

Ich kenne mich zwar nicht besonders gut aus in der Materie, aber bei Deinen Ausführungen fällt mir auf, dass Du keine Luminanz-Aufnahmen machst?!

Ich würde mal in die Runde werfen, dass Du die Hauptaufnahmezeit in die Luminanz legen solltest. Ohne RGB-Filter sind die Aufnahmen dann bei derselben Belichtungszeit von 300s pro Einzelbild viel besser „durchbelichtet“. Das Histogramm löst sich vom linken Rand.

Für die Farbkanäle dann noch jeweils ein paar zusätzliche Frames.

Kurzum: L-RGB statt RGB mit der Betonung auf L.

Aber vielleicht können die Experten hierzu noch etwas sagen. Ich kenne das Thema lediglich aus der Planetenfotografie.

Viele Grüße
Martin
 
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Hallo Marcel,
ich bin hier eigentlich nur stiller Leser, aber da mich die selbe Frage umtreibt, habe ich noch 2 Fragen. Mit welcher ISO hast Du die EOS 600Da Aufnahmen gemacht? Kann es sein daß der KAF-8300 Sensor schon etwas in die Jahre gekommen ist.Wenn ich mich nicht täusche ist der vor 8 bis 9 Jahre auf den Markt gekommen. Die Aufnahmen von M 81 finde ich sehr gut. Vielleicht hättest Du etwas weniger ISO oder Belichtungszeit nehmen können. Der Kern ist doch etwas ausgebrannt.

CS Ulrich.
 
Hallo,

@Markus: was meinst du mit
""Jede Menge Hotpixel" deutet darauf hin, dass deine Kalibrierung noch nicht ganz funktioniert."

Wenn ich wie im Beispiel von M81 hier 14 Bilder pro Kanal verwendet habe, dann habe ich zu den 14 Lights, 14 Darks für das Masterflat verwendet und abziehen lassen. Für die Flats habe ich jeweils 6 Einzelbilder und 6 Flatdarks zu einem Masterflat verrechnen lassen.
Ich meine, was kann/soll ich da an der Kalibrierung ändern?

Das in den Einzelframes ein Versatz drin ist, kann ich bestätigen. Nach 2 Stunden hat sich das Objekt auch merklich bewegt, so dass ich neu Zentrieren muss.


@Martin:

Danke erstmal. Es ist ja ein RGB-Bild und ich wollte aus den RGB-Kanälen ein L-Bild generieren. Ich habe aber auch ein paar Luminanzaufnahmen gemacht. Es sind aber nicht so viele, weil das Wetter nicht mehr mitgespielt hat.

Bei der DSLR-Aufnahme habe ich eine Version des Bildes komplett entsättigt und dann als monochrome Version berarbeitet, da konnte ich Kontrast und Schärfe schön bearbeiten ohne Rücksicht auf Farben zu nehmen. Dann habe ich das "mono" Bild noch als L-Kanal über das eigentliche RGB-Bild überblendet, das hat das Bild nochmal eine ordentliche Knackigkeit gegeben.

@Ulrich: Die DSLR-Aufnahme habe ich mit 800 ISO gemacht. Ich habe eigentlich immer mit 800 ISO gearbeitet. Mag sein, dass der KAF-8300 nicht mehr der neuste ist, aber in wie fern soll das seine Qualität verschlechtern? Es gibt ja auch andere Astrofotografen, die mit dem Chip bzw. der Kamera vernünftige Bilder machen können.

LG
Marcel

 
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Hallo Marcel,

ein Tipp von mir: Schicke das Bild doch einmal an astrolumina; ich hatte eine Alccd9c, mit der ich anfangs auch ein wenig herumexperimentiert habe. Ich habe dann mit Herrn Breite kommuniziert, der mir sehr freundlich geholfen hat. Probier's doch mal, ich hatte den Eindruck, dass man dort die Kameras sehr gut kennt.

Liebe Grüße
Frank
 
Hallo,

@Frank: Das ist keine schlechte Idee. Da werde ich mal nachhören.

Ich habe jetzt nochmal mit einem sehr aufwändigen Prozess neu kalibriert und mit diversen Hotpixel-Korrekturen gearbeitet. Mein Grün-Kanal bleibt aber der absolute Schwachpunkt. Während der Aufnahmeserie hatte ich eine starke Drift und das wird dort sehr deutlich.
Ich habe das neue fertige Bild nochmal neu bearbeitet und es ist wirklich schon besser geworden auch wenn es immer noch nicht zufriedenstellend ist.

https://astrob.in/full/339324/C/

LG
Marcel

 
Hallo Marcel,

ja, das Ergebnis sieht besser aus!

Bitte beherzige den Ratschlag mit dem Dithern. Gerade der „natürliche“ Drift Deiner Montierung von Aufnahme zu Aufnahme macht das Problem mit den Streifen erst. Das ist absolutes Gift.

Manche Astrokollegen sind sogar der Meinung, dass mit modernen Kameras mit geringem Dunkelrauschen und wenig Verstärkungsglühen überhabt keine Darks mehr notwendig sind, wenn nur häufig genug geditherd wird.

Soweit möchte ich nicht gehen. Aber Dein Problem löst es definitiv.

Viele Grüße
Martin
 
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Hallo Zusammen,

dithern ist erst mal Pflicht. Das Raster sollte nicht zu klein Ausfallen. Versuche also als erstes das Dithering zum laufen zu bekommen. Damit löst Du die meisten Probleme die Dein Bild hat.
Mit meiner gekühlten DSLR mache ich keine Darks mehr. Ich hatte dazu mal eine Aufwendige Testserie gemacht. Da war mit Darks kein Unterscheid zu erkennen. Voraussetzung ist natürlich - Dithern.
Der 8300er Chip ist erst mal nicht schlecht. Aber keinesfalls liegen hier Welten zum Chip der 600D. Ich würde fast soweit gehen das die 600D auf Augenhöhe ist. Der einzige Vorteil ist natürlich monochrom. Die Quanteneffizienz unterscheidet sich nur minimal, obwohl die 600D eine RGB Kamera ist.
Mit Deinem 10" f4 bist Du schon etwas oversampled mit der 600D. Also seeing begrenzt. Ich würde mit der 600D die RGB Aufnahmen machen und mit der Qhy Lumminanz und Schmalband.

Gruß Markus
 
Servus Marcel,

Nach 2 Stunden hat sich das Objekt auch merklich bewegt, so dass ich neu Zentrieren muss.

als erstes würde ich mal schauen, woher der Drift kommt und dieser ist dann abzustellen, danach wirst Du keine Probleme mehr haben.
Bei mir war es damals ein zu schwacher Tubus und auch das Dithern brachte keine Verbesserung, wie auch, wenn das ganze Bildfeld wesentlich mehr driftet, als man Ditherradius eingibt.

lg
tom
 
!!! Heureka !!!

Ich habe gute Neuigkeiten, das Dithern hat mein Streifenproblem behoben. Ich habe eine 90 Minuten Luminanz-Aufnahme (18 Bilder) von M51 gemacht und mit Maxim geguidet und gedithert, danach war der Hintergrund in meinem Summenbild glatt wie ein Babypopo.

Die Drift ist auch weg. Man soll die Montierung ja mit leichtem Übergewicht austarieren. Leider hatte ich das Übergewicht auf der falschen Seite, nachdem ich das geändert hatte, blieb das Objekt auch über Stunden in der Bildmitte.

Hier mal ein Ergebnis.

https://astrob.in/full/341519/0/?nc=astrofoto_81&real=

Danke für die Tips

CS
Marcel
 
Status
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