MonoCCD + Filterrad Erfahrungen

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astrojan

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Hallo Forum,

mich würden eure Erfahrungen zur Kombination einer Mono-CDD (oder CMOS) und eines elektr. Filterrades interessieren. Wie arbeitet ihr mit dieser Kombination, konkret denke ich dabei an:

- Nehmt ihr immer eine ganze Serie auf (erst alle L, dann alle G, etc.) oder wechselt ihr konstant durch also LRGBLRBG etc., d.h. Filterwechsel nach jeder Aufnahme? Oder kann man das vergessen weil selbst homofokale Filter nie wirklich homofokal sind bzw. je nach Aufnahmeoptik die einzelnen Farbkanäle gesondert fokussiert werden müssen wegen unterschiedlichem Fokuspunkt? Wie sieht es mit Zeitverlust durch den Wechsel aus?

- Wann nehmt ihr die Flats auf? Am Anfang/Ende der Session einmal für alle Filter? Oder kommen die Filter nach dem Wechseln durch das Filterrad nicht so genau auf ihrem Ursprungspunkt zu liegen das die Flats noch passen? Könnt ihr die Flats über mehrere Nächte verwenden wenn die Kamera am Teleskop verbleibt?

Wäre super wenn ihr eure Erfahrungen teilen könntet, am besten auch das Filterrad und die Optik dazu nennen.

Viele Grüße,
Jan
 
Hallo Jan,

ich bin überhaupt erst zum motorischen Filterrad gekommen, nachdem es mir mehrfach Aufnahmeserien verhagelt hat, weil ich LR bereits im Kasten hatte und bei GB dann schon wieder Wolken aufzogen. Also ganz klar: L-R-G-B-L-R-G-B....

Zum Thema Homofokal und Einzelfokussierung:

Meine Filter waren bisher immer Homofokal - aber so mancher billige ED-APO ist natürlich nicht 100% farbrein. In dem Fall macht die Einzelfokussierung aber auch wenig Sinn - zumindest nicht bei LRGB. Denn spätestens im Luminanzkanal ist es wieder Essig mit Einzelfokussierung. Und scharfe Farbkanäle mit schwammiger Luminanz ist nicht wirklich hilfreich. Wenn die Optik so schlecht ist, dass es nicht anders geht, dann lass halt die Luminanz weg (bzw. bau sie die aus der Summe der Einzelbilder). In dem Fall - also bei Einzelfokussierung - muss man halt L-L-L-R-R-R-G-G... und dann sind wieder die Wolken da :D

Ich mache das allerdings manchmal bei Schmalbandaufnahmen. Die mache ich (je nach Objekt) mit dem wichtigsten Kanal vorneweg. Wenn ich zum Schluss (z.B. bei NGC7000) nur mit Ha darstehe, habe ich ein hübschen S/W-Bild, was mir beinahe ebenso gut gefällt, wie ein Farbbild. Wenn dann noch OIII dazu kommt - umso besser, dann wird es eine BiColor-Aufnahme. Na ja - und ob mit SII überhaupt noch eine Information hinzukommt, ist ohnehin die Frage...

Gruß
Klaus
 
Hallo Klaus,

das hört sich schon mal gut an, genau das ist nämlich das Thema.. wie viele Nächte stand ich am Ende mit 2 von 3 Farbkanälen da und dann kamen die Wolken. Aus eigener Erfahrung würde ich auch sagen die Filter sind fast homofokal, oder mein Seeing ist so schlecht, dass der Unterschied in den FWHM Werten gar nicht sichtbar wird :) Interessant wäre die Abfolge LRGBLRGB auch, weil ich mir davon versprechen würde, dass die Gradienten durch Lichtverschmutzung in den einzelnen Kanälen nicht soweit auseinander liegen, da man ja in jedem Kanal Aufnahmen in allen Himmelsabschnitten hat, welche das Objekt durchläuft.

Welches Filterrad verwendest du denn? Mit welchem Programm steuerst du dann die Aufnahmen? Verlierst du Zeit durch den Filterwechsel oder wird dieser vom Filterrad parallel zu änderen Vorgängen (Bild-Download, dithering etc.) durchgeführt sodass kein Zeitverlust entsteht? Die Flats machst du dann alle zusammen am Anfang/Ende der Session und das passt auch?

Viele Grüße,
Jan
 
Hallo Jan,

in der Abfolge LRGB und wieder von vorne aufzunehmen hat schon Charme. Gegenüber Bilddownload und insbesondere Dithern ist der Zeitverlust bei einem mot. Filterrad minimal, keine 10 sek. Habe eine Moravian mit internem FW, was aber geschwindigkeitstechnisch keine Rolle spielen dürfte.

Flats kannst du, wenn du die Verbindung Kamera-Teleskop nicht veränderst also die Kamera nicht rotierst über mehrere Abende verwenden.

Bei größeren (wochenlangen) Pausen zw. den Sessions ist es besser neue aufzunehmen.

Ganze Filtersatz vom gleichen Hersteller und gleiche Dicke dürfte klar sein in Punkto Homofokal. Du kannst ja mal mit aufgesetzter Bahtinov-Maske die einzelnen Filter durchprobieren inwieweit du Fokus-Abweichungen bemerkst.

Mit einem USB-Motorfokus und geeigneter Aufnahmesoftware z.b. APT kannst du Fokus-Offsets zwischen den einzelnen Filtern einstellen.
Dabei kommt dann aber auch das Thema Backlash der Einheit Motorfokus-OAZ zum Tragen.

Sehr gutes und für den Funktionsumfang günstiges Programm ist APT. Sehr einfach zu bedienen, leicht verständlichen Planeditor. Montierung, Kamera, Filterrad, Fokussierer kann alles darüber, passende ASCOM-Treiber vorausgesetzt gesteuert werden.

Grüße,
Alex
 
Hallo Jan,
ich mache es auch so, LRGBLRGB... Fokussieren tue ich für die Luminanzaufnahme, RGB nehme ich meist mit 2x2-Binning auf.

Zum Einstieg würde ich auch APT empfehlen. Wenn Du Linux beherrscht, dann ist kstars mit ekos eine (bessere?) Alternative. Dort gibt es mittlerweile einen richtig guten Scheduler, der sehr gut komplette Abläufe mit Positionieren, Fokussieren und Aufnehmen automatisiert.

Einen Aspekt noch: mittlerweile würde ich eine Kamera mit internem Filterrad wählen. Interne Filterräder sind näher am Sensor, d.h sie kommen mit kleineren (leichteren und billigeren) Filtern aus. Außerdem bieten sie durch eine kürzere Baulänge mehr Spielraum in Kombination mit OAG, Komakorrektor/Flattener, Teleskop und Kamera. Und ein 5er-Filterrad ist zunächst völlig ausreichend für LRGB+Ha.

Ich dachte, ich hole mir gleich ein 8er Filterrad und gleich auch S-II und O-III-Filter in 2“-Ausführung. Die beiden letzteren schlummern seit zwei Jahren unbenutzt in der Kamera. Und das externe Filterrad von Moravian mit den großen Filtern ist mit >2kg nicht gerade ein Leichtgewicht.

VG
Wolfgang
 
Hallo Jan,

ich besitze einen Fokussierer von Optec, das Fira von ZWO in welchem Filter von Baader verbaut sind.
Obwohl die Filter homofokal sein sollten ergibt sich doch ein signifikanter Unterschied bei der Fokuslage. Nachdem ich L-Bilder erstelle muss ich mit dem Fokussierer rund 60 Steps, das sind rund 0,12 mm weiter herausfahren um mit den anschließenden Farbkanälen wieder im Fokus zu liegen. Von daher verbietet sich m.E. eine LRGBLRGB-Session. Ich arbeite daher die einzelnen Farbkanäle immer der Reihe nach ab. Wenn Wolken aufziehen werden die einzelnen Kanäle eben nachgeholt. Bei LRGBLRGB hast du in diesem Fall ja auch nur wenige Frames zur Verfügung.

Gruß
Dieter
 
Hallo Jan!

Nutze seit einigen Jahren das LRGB verfahren mit verschiedenen Kameras, Teleskopen und Filterrädern. Aktuell sind es zwei Filtersätze von Baader, je LRGB Ha OIII SII, 1x in einem FiRa von Atik (EFW2) und 1x im externen Filterrad von Moravian.

der kommen die Filter nach dem Wechseln durch das Filterrad nicht so genau auf ihrem Ursprungspunkt zu liegen das die Flats noch passen?
Nein, das ist kein Problem. Solange sich die Filter nicht im Filterrad in ihrer Halterung drehen, was bei ungefassten Filtern schon vorgekommen sein soll.

Könnt ihr die Flats über mehrere Nächte verwenden wenn die Kamera am Teleskop verbleibt?
Ja, definitiv!

Oder kann man das vergessen weil selbst homofokale Filter nie wirklich homofokal sind bzw. je nach Aufnahmeoptik die einzelnen Farbkanäle gesondert fokussiert werden müssen wegen unterschiedlichem Fokuspunkt? Wie sieht es mit Zeitverlust durch den Wechsel aus?

Zum Thema homofokal wurde schon einiges geschrieben. Man darf nicht nur den Filtern die Schuld geben, sondern muss auch die Optik - und auch ggf. den Korrektor beachten! Ich habe hier einen Filtersatz (Baader), der an der Flatfieldkamera nicht homofokal war, am TAK 130ED ist er es aber. Das Öffnungsverhältnis ist sehr ähnlich, in diesem Fall ist die Fehlerquelle eher die FFC denn der Filtersatz. Nur als Beispiel.
Es gibt also genug Fotografen, die kein Problem mit dem Thema haben, und auch einige, die jeden Kanal extra fokussieren müssen.
Danach entscheidet sich dann auch die Filterreihenfolge. Muss man nicht nachfokussieren, macht man eher (L)RGB(L)RGB, wobei man L eventuell noch von den Bedingungen abhängig macht - nicht bei schlechtem Seeing zB.

Der Zeitverlust beim Filterwechsel ist (ohne nachfokussieren) absolut zu vernachlässigen. Das ist im Laufe der Nacht sicher nicht mal eine Minute (abhängig von der Einzelbelichtunsgezeit und der Reihenfolge).

LG, Markus
 
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