Saturn und Mars 14. Juni 2018

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Canonist

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Hallo zusammen.
Zufällig bin ich am Morgen des 14. Juni wach geworden und konnte so bemerken, dass es plötzlich aufgerissen war und das Seeing auf den ersten Blick erstaunlich ruhig schien. Da Saturn schon im Meridian stand und Mars auch schon im Südosten zu sehen war, bin ich in die Sternwarte, um das am Teleskop zu verifizieren.
Natürlich sah es da ein wenig schlechter aus als mit dem bloßen Auge, aber bei 52° Nord erwarte ich in diesem Jahr kaum Gutes bei den tiefsteheneen Planeten. Immerhin sah es so aus, als ließe sich aus den Bilder etwas Brauchbares extrahieren.

Zuerst der Saturn:
Anfangs habe ich noch versucht, mit der bei Planeten gewohnten Konstellation = C14 mit 2xBarlow und ASI224 MC aufzunehmen, doch das Bild war bei der langen Brennweite kaum scharf zu bekommen. Also gleich auf fokale Brennweite runtergegangen, da funktionierte es einigermaßen gut. Im folgenden Tableau sind links ein IR-RGB-Bild, dann ein IR-Pass mit dem Astronomik 807 und ein Methanbandbild zu sehen.

Link zur Grafik: http://www.diefotomaus.de/astro/saturntab_140618.jpg

Nach Saturn ging es dann gleich weiter zum Mars. Beim tiefen Stand der beiden Planeten kann ich sie nur in einem Fenster von ca. 2 Std vor und nach dem Meridian beobachten, und in diesem Fenster gibt es Abschnitte, in denen des öfteren schlechteres Seeing zu finden ist. Bei Mars aber ließ sich mit fast f:30 noch was machen, sicher aufgrund seiner großen Helligkeit, trotzdem habe ich es auch hier fokal versucht, beide sind nebeneinander zu sehen und jeweils IR-RGB, wobei rechts das Farbbild nur noch minimal Anteile des IR bekommen hat, es war allein schon fast so gut. Am besten wäre eine Brennweite in der Mitte gewesen, vielleicht werde ich da demnächst mal die gute alte Okularprojektion versuchen.
Leider ist auf dieser Seite vom Sturm kaum etwas zu bemerken. Trotzdem bin ich glücklich und zufrieden, überhaupt mal was aus diesem ansonsten ziemlich miserablen Jahr in Händen zu halten.

Link zur Grafik: http://www.diefotomaus.de/astro/marstab_140618.jpg

CS
Rudolf
 
Rudolf,

finde ich exzellente Ergebnisse! :)

Was mich gerade selbst sehr interessiert ist das Thema Oversampling und - wie Du schreibst - f/30... ich finde, das linke Marsbild hat keinen Detailgewinn gegenüber dem f/11.

Ich habs kurz nachgerechnet, die 224er hat - denk ich - 3,75 ym Pixelgröße und wäre also bei f/13,5 optimal (3,6 x Pixelgröße = empfohlene Öffnungszahl). Insoferne sollte das C14 im Primärfokus ja gut passen. Deshalb versuche ich zu verstehen, warum viele Fotofreunde die Brennweite trotzdem über den errechneten Optimalbereich hinaus verlängern... ;)

Wenn das Bild eigentlich nur größer wird und nicht schärfer oder detailreicher oder kontraststärker, macht es für mich ja kaum Sinn, oder sehe ich das falsch?

lg
Niki
 
Hallo Niki.
Hab in anderen Diskussionen schon gesehen, dass Du gern die Theorie bemühst. Das ist ja alles schön und gut, aber am Teleskop ist oftmals alle Theorie grau. Da zählt praktische Erfahrung dann am Ende mehr. Und die hat - nicht nur bei mir, wie Du ja auch schon festgestellt hast - ergeben, dass f:30 bei gutem Seeing und ordentlich kollimiertem Instrument die bessere Wahl ist. Erst recht bei der Farbkamera. Mit der DMK21 durfte es bei gleicher Auflösung gern etwas weniger sein. Niemals aber reicht C14 fokal für wirklich gute Ergebnisse.
Die hier gezeigten sind allein den schlechten Umständen geschuldet, weil ich fokal viel kürzer belichten kann und in gleicher Zeit mehr frames sammele (Chance auf mehr scharfe Bilder besser) als bei der langen Brennweite, die unter solchen Umständen nur wirkt wie eine Leervergrößerung.
Sind die Umstände gut, wird das Bild keineswegs nur größer, es zeigt auch feine Details, die bei kurzer Brennweite im Pixelraster untergehen. Schau Dir mal den rechten Mars in Originalgröße (Rechtsklick ins Bild, Grafik anzeigen lassen) an, dann kannst Du das schon nachvollziehen, wie stark das Pixelraster wirkt.
Hinzu kommt, was hier nicht ausdrücklich erwähnt wurde: Beim rechten Marsbild war das Seeing kurzzeitig einen Tacken besser. Das hat sofort in erkennbar besserer Detailauflösung durchgeschlagen. Bei gleichen Bedingungen hätte das vorher aufgenommene langbrennweitige Bild eine ähnlich gute gehabt.
CS
Rudolf
 
Hallo Rudolf,

danke Dir für Deine Infos! Ich muss das auch mal selbst ausprobieren, all die f/30 Fotografen können ja nicht irren... ;)

Trotzdem denke ich gern über die Theorien nach, weil die sollen ja eine Sachlage verständlich und nachvollziehbar beschreiben. Und wenn ich glaube, etwas verstanden zu haben (was selten so gaaaanz gelingt!), dann bräucht ich eine gute Erklärung, WAS an der Theorie nicht stimmt, wenn die Praxis etwas anderes zeigt.

DASS eine Theorie nicht stimmt, wäre dann schön und gut, aber nicht befriedigend. :)

However. Ich denk gern hinter die Kulissen, soweit es mein Hirn erlaubt. Das ist auch beim Begriff "Wellenfront" so, die ja beim Seeing deformiert wird, aber die Physik der Photonen lehrt mich (Wellenzug, etc.), dass die nicht alle zur selben Zeit emittiert werden, ergo auch keine "Front" bilden. So stecke ich oft zwischen meinem Bauchgefühl und den bekannten Schulerklärungen fest, denn vieles ist nur zur Veranschaulichung ins Bild gebracht, und in der Natur dann doch anders.

Insofern hadere ich mit vielen Formeln und Theorien, weil sie für sich betrachtet stimmen mögen, aber im Zusammenspiel mit anderen Parametern nicht isoliert zu betrachten wären. So einfach ist das Komplizierte also. ;)

Mein Bauch sagt also: die Pixel können nicht fein genug sein (oder die Brennweite nicht groß genug), solange die Belichtungszeit nicht kritisch wird. Oversampling wäre dann wurscht und im besten Fall ein Detailgewinn. Wenn eine Formel sagt, dass die Auflösung des Tekeskops an einem Punkt zu Ende ist, dann glaube ich das allerdings. Bei einem C14 (und Luftruhe) dauert´s aber eine gute Weile, bis das der Fall ist. ;)

lg
Niki

 
Hallo Rudolf,
trotz des nicht optimalen seeings eine schöne Gegenüberstellung der einzelnen Filter. Wenn bei mir mal wieder soweit alles einsatzbereit ist, werde ich auch mal mit verschiedenen Filtern testen...

@Niki:
hier ein Artikel, wo auch die "ca. F/30" angesprochen werden: *klick* . Ich habe mal in einem Workshop gelernt - und das ist in dem oben verlinkten Thread auch zur Sprache gekommen - dass es viel einfacher ist bei F/30 zu fokussieren, da alles halt etwas größer ist ;-)

Viele Grüße
Stefan
 
Danke Stefan!
Gute Zusammenstellung!

Ja, ich kann die Physik da ganz gut "glauben":

Focal Length = ((Aperture * Pixel Size) / (wavelength * 1.02)) * 1,000 * Sampling Factor


So, for your camera with 3.75 micron pixels and the 6" Mak, you would want:
...
2.2x Barlow on nights of great seeing. (3.75 * 7 = f/26.25)

No, das find ich jetzt schon auch mutig angesichts der Öffnung... aber gut, ich hab einen 6" Mak hier und probier das gern mal aus. :) Wenn das "Fotomodell" hell genug ist... ;)

Im Moment übe ich mit meinem neuen Mewlon 210/2415 und der ASI 183 MCPro, da lieg ich im Primärfokus ziemlich genau bei den f/12, die 3,6 x 2.4 ym Pixelgröße als optimal erscheinen lassen. Mindestens, ja, aber ich hab da im Moment leider kein vernünftiges Seeing, um Jupiter oder Mars mit 2xBarlow zu checken. Werd ich aber, sobald das geht! :) Dann hab ich f/23, und das glaub ich Euch allen, dass das bei der Marsopposition dann auch gut gehen könnte, weil der Kerl wird hell!

lg
Niki
 
Hallo nochmals.
@ Stefan: Danke für den Link. Das dort Gesagte deckt sich gut mit den meisten Praxiserfahrungen.

@Niki: Ich halt's in der Regel umgekehrt: Die Theorie kümmert mich erst dann, wenn's mit der Praxis vielleicht mal nicht klappt. Ansonsten geht eher Probieren über Studieren. Sonst passiert eher das wie bei Dir: Man blockiert sich nur durch zu viele theoretische Gedanken.

Dein Schlusszitat könnte eine Ergänzung gebrauchen. Vorschlag:
"Ohne eigene Erfahrung macht die reine Theorie noch lange kein gutes Ergebnis" ;)
CS
Rudolf
 
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