Hallo,
ich habe mir mit einem Objektiv eines älteren Zeiss Fernrohrs ein Spektiv gebaut. Dazu habe ich ein bei eBay billig erstandenes Objektiv eines grauen Zeiss-Jena Asiola verwendet.
Für astronomische Beobachtungen verwende ich das Objektiv mit einem Zenitprisma, das fast den Glasweg des originalen Porro II Umkehrsystems hat. Das Objektiv ist ein zweilinsiger Fraunhofer Achromat mit f/6,7. Obwohl das Objektiv die alte Achromasiebedingung nicht ganz erfüllt, ist es im Vergleich zu einem Fernrohr mit Telementorobjektiv und einemn AS 63/840 gar nicht so schlecht. Es zeigt natürlich größeres sekundäres Spektrum. Mit einem Okular mit 3,2mm Brennweite ist die Detailsichtbarkeit auf Jupiter etwas schlechter, im Vergleich mit den beiden 63/840 mit 6mm Okular. Am Mond muss man schon sehr genau hinsehen um bei guter Luft einen Unterschied festzustellen.
Für terrestrische Beobachtungen nutze ich das Fernrohr mit einem Dachkantprisma, ausgebaut aus einem alten militärischen Zielfernrohr, ohne Phasenbelag. Das funtioniert bei höheren Vergrößerungen nicht gut.
Dass das Zeis Objektiv sehr gut ist, war zu erwarten. Zeiss-Jena hat die Optik noch selbst gefertigt. Da gab es feste technologische Abläufe, die durchoptimiert waren. Für die Produktion minderwertiger Linsen hätte man die Technologie ändern müssen. Das Asolia-Objektiv hatte einen Luftabstand, Brechzahlunterschiede der einzelnen Schmelzen wurden durch den Abstand ausgeglichen (für Systeme mit freien Abständen wurden Schmelzrechnungen in Jena gemacht).
Das original Asiola war allerdings in der Vergrößerung begrenzt. Es war für die Nutzung Astronomischer Okulare ausgelegt. Es liesen sich Okulare mit kürzerer Brennweite als 10mm nicht benutzen (man kam nicht in den Fokus). Das lag aber daran, dass die Astrookulare nicht für große Apertur gerechnet waren, deshalb die Limitierung auf kleinere Vergrößerungen.
Wie die optische Technologie heute ist, weis ich nicht, da ich seit fast 30 Jahren nicht mehr in optischer Industrie beschäftigt bin. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Spitzenhersteller ähnlich arbeiten wie Zeiss-Jena. Die Spitzenhersteller werben ja auch mit höchster Qualität, die Preise sind entsprechend, die werden nicht dass Risiko eingehen, dass ihnen jemand ein schlechtes Produkt nachweist, zumal es heute viele Leute gibt, die das Haar in der Suppe suchen, statt durch die Dinger durchzugucken.
Bei Kittgliedern könnte es problematisch sein, dass bei Variationen der Schmelze die Radien geändert werden müssen, um optimale Abbildungsleistung zu erzielen. Früher mussten dazu neue Probegläser hergestellt werden. Wie das heute gehandhabt wird, weis ich nicht (ich habe gehört, dass entsprechend große Schmelzen eingekauft werden, das würde reichen, da es öfter zum Modellwechsel kommt, habe ich aber nur gehört, kann ich nicht belegen).
Die genauen technischen Überlegungen, wie ein Produkt designt wird, werden die Firmen nicht offenlegen. Ich denke, dass da nur der Versuch übrigbleibt, wie gut so ein Spektiv am Himmel ist. Wie schon geschrieben, dürften sich dafür besser geradsichtige Spektive eignen, die Planeten stehen ohnehin in den nächsten Jahren nicht sehr hoch, für terrestrische Beobachtungen halte ich einen geraden Einblick eh für besser.
C.S. Frank