Hallo Dietmar,
das Zitat oben ist zwar nicht von mir, aber um es nochmal klar herauszustellen:
Ich schrieb bereits, daß es zu einem Öffnungsverlust und damit zu einem Auflösungsverlust kommt, wenn die Iris sich kleiner zusammenzieht, als die AP die aus der Kombination Teleskop und Okular herauskommt.
Sobald die Iris größer wird als die verwendete AP, hindert sie nicht mehr und eine AP von 1mm oder kleiner führt dann im Auge nicht mehr zu Auflösungsverlusten, sondern es erreicht die volle Bildinformation die Netzhaut (abgesehen von der Qualität des Glaskörpers des Auges, aber das hat mit AP nichts zu tun).
So sollte das festgehalten werden. Dann braucht auch Ekkehard sich nicht mehr zu wundern.
Mit einem Filter bringt man es dann dahin, daß das Auge die Iris entsprechend weit aufmacht, so daß die AP durchgeht. Vielleicht ist es wirklich so, daß hier das Verhalten des Auges sehr schnell "kippt", denn zum Beispiel ein 8x Grau entspricht in seiner Wirkung einer Irisverkleinerung auf fast ein Drittel ihres Durchmessers. Lege ich den also nun bei einer AP von 2,5mm ein, dann reduziere ich die Bildhelligkeit auf einen Wert wie bei einer AP von 0,9mm. Das ist von der Helligkeit dem Auge zwar ganz genehm, aber wir wissen ja auch, daß man dann schon nahe des Bereiches ist, der das Auge zur Dunkeladaption mit Auflösungsverlust auf der Netzhaut zwingt. Gehen wir mal davon aus, daß dies bei einer AP von 0,5 (langsam) einsetzt, dann hieße das zurückgerechnet, daß ein 8x Graufilter bei einer AP von 1,4 zuviel des guten ist. Zumal das Auge ja auch mit aufziehen der Iris nicht nachregeln kann, weil über die tatsächlich vom Teleskop gelieferte AP hinaus kein Helligkeitsgewinn erfolgt.
Um nun bei diesen kleinen Zahlen mal herauszuarbeiten, wie eng der optimale Bereich ist: Beim Sprung von 0,5mm AP auf 1mm AP wird das Bild 4 mal heller. Jupiter und Mond haben die gleiche Flächenhelligkeit. Jupiter erscheint bei 0,7mm AP von der Helligkeit her ideal. Bei 1mm AP ist Jupiter dann schon doppelt so hell. Mit einem 8x Graufilter würde nun dieser "brauchbare Helligkeitsbereich" von 0,5mm bis 1mm AP verlagert auf 1,4mm bis 2,8mm AP mit dem Idealbereich um 2mm. Das ist ein reichlich knapper Bereich und man darf sich fragen, ob ein Sternfreund ohne solche Vorüberlegungen zufällig diesen Bereich trifft, wenn er den Graufilter einfach mal mit seinen vorhandenen Okularen durchprobiert, was das Seeing noch zulässt. Einen Polfilter kann man natürlich drauf einstellen, warscheinlich sogar intuitiv.
Was mich also nach einiger Grübelei mal zu diesen Vorschlägen bringt:
Einsatz von Graufiltern nach AP für Mond und Jupiter:
ND 0,6 4x: Einsatzbereich 1mm bis 2mm AP optimal bei 1,4mm AP
ND 0,9 8x: Einsatzbereich 1,4mm bis 2,8mm AP optimal bei 2mm
ND 1,2 16x: Einsatzbereich 2mm bis 4mm AP optimal bei 2,8mm
Und wenn man sich das nun anschaut, kommt man irgendwie auf den Gedanken, daß das mal nicht so neu ist. Blos wurde halt meistens gesagt, man solle den Filter an die Teleskopöffnung anpassen. Natürlich, ein 4-Zöller für den Einstieg wird mit AP 0,7 also 143x fast bei jedem Wetter betrieben werden können. Der braucht praktisch nie eine zusätzliche Dämpfung, aber wenn man bei 100x den Mond voll überblicken möchte, tut ein 4x Grau gut. Ein 8-Zöller hat hingegen schon so seine Probleme, wenn das Seeing an vielen Tagen nur 180x bis 200x erlaubt. Der liefert da schon 1,1mm bis 1mm AP und bräuchte den 4x, der damit dann aber das Bild schon wieder recht stark abdunkelt.
Ein 12-Zöller läge dann bei 180x mit 1,6mm AP im Rennen und mit seinem Idealbereich dummerweise grad zwischen dem 4x und 8x. Man müsste also mit einem 4x die Vergrößerung raufsetzen oder mit einem 8x sie reduzieren.
Scheint also dann eher so, daß mit einem normalen Graufilter eher nur Zufallstreffer gelandet werden, wenn Filter und typisches Okular gerade gut zueinander passen.
Clear Skies
Sven