Saturn mit RGB und DMK

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Jan_Fremerey

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Erstmals bot sich in der vergangenen Nacht (Freitag, 2.Mai 2008, gegen 2300 MESZ) für mich die Gelegenheit, meine seit längerer Zeit in Wartestellung gebliebene DMK21F04 mit RGB-Filterrad (Astronomik Typ II) einzusetzen.

Das Ziel war diesmal Saturn, Aufnahmeinstrument - wie üblich - mein offener Faltrefraktor FH 6" f/20 (diesmal ohne Barlow), Aufnahmeort der Garten am Haus (südwestlicher Stadtrand von Bonn).

Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/RGB_locon90w140210_50Kg90_PPda_vGM53s10_vB45_sat-8.jpg


Es wurden etwa 2000 Bilder pro Farbkanal bei 15 fps und 80-100 % Gain aufgenommen. Das Seeing war recht ordentlich, so dass mehr als 95% der Bilder in Registax 4 zur Verarbeitung kamen. Die Farbstacks (16-Bit) wurden in Fitswork zusammengefügt und in Picture Publisher (8-Bit) endbearbeitet.

Die Farbbearbeitung in Picture Publisher umfasste jeweis eine geringfügige Grünabsenkung, Blauanhebung und Minderung der Farbsättigung.

Die Korrekturen dienten - ohne Vorlage einer Farbreferenz - einfach der Beseitigung eines von mir wahrgenommenen Farbstichs.

In diesem Zusammenhang eine Frage an die Experten: Wie berücksichtigt Ihr denn in Euren Ausarbeitungen die wellenlängenabhängige Empfindlichkeit des Kamerachips?

Gruß, Jan
 
Hallo Leo und Wolfgang,

Dank für Eure zustimmenden Kommentare, insbesondere hinsichtlich des Sturmgebiets. Dieses hatte ich erst nachträglich aufgrund paralleler Bildeinträge - hier u.a. durch Olivers (Starhead37) eindrucksvolle Animation - als solches identifiziert und deshalb zunächst auch gar nicht speziell darauf hingewiesen.

Vielleicht kann ja einer von Euch noch etwas zu meiner Frage nach einer angemessenen Berücksichtigung der Farbempfindlichkeit von monochromen CCD-Chips sagen. Oder geht Ihr da auch eher "nach Augenmaß" vor?

Gruß, Jan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Jan,

bin ja auch erst von der Webcam auf die Monochrome DMK umgestiegen, daher würde mich die Frage auch interessiern.

Bei Deep Sky werden ja die Belichtungszeiten an die verwendeten Filter angepasst. Einige arbeiten mit der G2-Stern-Methode wie von Bernhard Hubl beschrieben. Oder hat schon wer mal mit den Filter ein weißes Blatt abgelichtet um die Faktoren für eine DMK zu erhalten?

CS
Wolfgang
 
Ja - Wolfgang - Deine Idee mit dem weißen Blatt gefällt mir. Ich werde das gleich mal ausprobieren und melde mich dann hier. Vielleicht haben ja andere auch schon einen so einfachen und eigentlich naheliegenden "Weißabgleich" mit der DMK veranstaltet?

Dank und Gruß, Jan
 
Hallo Jan,

das Aufnehmen mit einem FH + Farbfilter macht auch in meinen Augen absolut Sinn. Theoretisch dürften die Bilder damit fast genau so scharf werden wie mit echten APOs (ich sagte FAST!!! (-; ). Stellst Du dann für jeden Farbkanal separat scharf? Und bei der anschließenden Farbüberlagerung, tritt da ein ganz geringer Größenunterschied auf oder merkt man das nicht?
Schicke Aufnahme übrigens! Die Farbe gefällt mir gut, und das Stürmchen auch (-: !

Gruß,
Oliver
 
Hallo,

also vorweg gesagt: ein super schön ausgeabreiteter Saturn! Respekt!
Eine Frage hab ich allerdings, und zwar instrumententechnischer Natur: der 6" f/20 hat doch bestimmt Restfarbe - ich kenn die Problemchen selber it meinem chromakorrigierten 6" f/8 - "FH" (falls man ihn denn FH nennen darf). Wie hast Du den so farbrein gekriegt? Einfach mit Fliterrad jede Farbe neu ausfokussiert? Oder den Fokus konstant belassen? Den n über ein echtes RGB mit Filtern müßte man doch den übelsten Farbfehler beheben können - wär doch ein interesanter Ansatz.

Viele Grüß3

Markus


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Quidquid agis, agas prudenter et respice finem!
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DANUBIA - OBSERVATORIUM

Markus A. R. Langlotz
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Hallo Oliver,

schön, dass Du Dich an der Diskussion hier beteiligst. Du hast mich ja mit Deiner äußerst gelungenen Animation in der Tat zur Nachahmung animiert! Will heuteabend mal eine Probe veranstalten, hatte mir allerdings ausgerechnet, dass eine ähnliche Sturmparade wie am 2. Mai im Hinblick auf die Rotationszeiten von Erde und Saturn erst wieder übermorgen zu erwarten ist. Bis dahin muss die Technik funktionieren – und am Ende natürlich auch das Wetter. Vielleicht gibt es aber heute - auch ohne Stürme - schon eine nette Mondparade?

Nun zu Deinen Fragen: Ja, ich habe für jede Farbe nachfokussiert. Allerdings habe ich nicht am Fokusrad nachgeschaut, ob und ggf. wie weit die Fokuspunkte voneinander entfernt lagen. Das will ich bei Gelegenheit mal genau ausmessen, damit ich dann später ohne mühsam auf das – meist unruhige - Videobild zu starren am Fokusrad um den entsprechenden Betrag nachstellen kann. Nach der Theorie sollte der Versatz des grünen Bilds etwa 1/2000 der Brennweite betragen, bei der Brennweite meines Refraktors von 3 m also etwa 1,5 mm. Da der grüne Fokus weiter entfernt von der Optik liegt, sollte das grüne Bild größer sein als die beiden anderen, allerdings ebenfalls nur um 1/2000 oder 0,05%. Diese Abweichung liegt allerdings weit unterhalb der Auflösungsgrenze des Teleskops und ist dementsprechend nicht wahrnehmbar.

Vorhin habe ich – wie angekündigt - eine erste Versuchsreihe zur Farbempfindlichkeit des DMK-Chips durchgeführt. Der Versuchsaufbau ist denkbar einfach: DMK mit Filterrad und ohne Objektiv über ein weißes Blatt Papier – dank Anregung von Wolfgang. Dann Grünfilter (Astronomik RGB Typ II Filtersatz) hineingeschwenkt und Aufnahmesoftware auf Automatik gestellt. Durch Wegklicken der „Auto“-Häkchen werden die Einstellungen für Gain und Belichtungszeit „eingefroren“ und können abgelesen werden.

Der Gainwert stand auf 183, den habe ich dort stehen lassen. Danach habe ich mehrfach hintereinander Rot, Grün und Blau hineingedreht und jeweils nur die Belichtung wieder auf Automatik gestellt, bis sie sich eingependelt hatte, um diese dann nach Ausschalten der Automatik abzulesen.

In mehreren aufeinanderfolgenden Zyklen ergaben sich dann für Rot und Blau praktisch identische Belichtungswerte um 1/280 s, während sich die Belichtung bei Grün auf 1/320 s einpendelte. Der Chip zeigte also unter den gegebenen Versuchsbedingungen bei Grün eine um 14 % höhere Lichtempfindlichkeit als bei Rot und Blau.

Die Messung will ich morgen gegen Mittag wiederholen, um den Einfluss der Farbverschiebung des abendlichen Sonnenlichts nachträglich zu ermitteln bzw. auszuschalten.

Immerhin erklärt sich mit dieser Probemessung möglicherweise schon der von mir als unnatürlich wahrgenommene Grünstich meines unkorrigierten RGB-Stacks. Für die von mir vorgenomme Blauanhebung habe ich noch keine „Entschuldigung“ ...

Gruß, Jan

 
Hallo Markus,

vielen Dank für Deine positive Bewertung. Mir gefällt die herausgekommene Farbe auch selbst und ich hoffe, dass sie einigermaßen realitätsnah ist.

Deine Fragen findest Du wohl zum großen Teil in meiner Nachricht an Oliver beantwortet.

Deiner Annahme, dass ein Refraktor bei entsprechender Farbfilterung ebenso scharf abbildet wie ein APO, kann ich nur zustimmen. Wenn der vom Filter durchgelassene Spektralbereich eng genug ist, bildet der einfache Achromat gewiss auch besser ab als ein APO, z.B. mit einem O-III oder H-alpha Interferenzfilter.

Im übrigen ist aber mit meinem FH 6" f/20 - zumindest visuell - ohnehin keine Farbe zu sehen, außer an Venus und hellen Fixsternen. Die betrachte ich allerdings eher selten.

Jedenfalls würde mich die Frage der Restfarbe wohl kaum zur Anschaffung eines APO animieren, selbst wenn ich das Geld dafür übrig hätte. Der offene Faltrefraktor ist echt angenehm zu handhaben mit langbrennweitigen Okularen sowie mit seinem flachen Gesichtsfeld und der schnellen Auskühlung. Für die BEOBACHTUNG lichtschwacher Deep-Sky-Objekte würde ich mir allenfalls noch einen dicken Dobson hinstellen ...

Gruß, Jan
 
Hallo Wolfgang, Oliver und Markus,

hier kommen noch ein paar Ergänzungen, insbesondere auch zu den von Euch angeschnittenen Fragen:


1. Monde

Wenn man bei oben gepostetem Bild die Gradation auf 200% hochzieht, kommen drei Monde zum Vorschein (angefangen von links bzw. Osten: Tethys 10m4, Rhea 9m8, Dione 10m5), und der C-Ring wird hell. Saturn selbst ist dann natürlich stark überbelichtet (oberes Bild) aber bewahrt noch ganz ordentlich seine Form.

Dem überbelichteten Bild kann man nun per Mauszeiger die Bildkoordinaten der Monde entnehmen und die Gradationsanhebung in dem normal belichteten Bild an den entsprechenden Positionen lokal anwenden. Dann bleibt Saturn wie er ist, und nur die Monde werden hervorgehoben (unteres Bild).

Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/RGB_locon90w140210_50Kg90_PPda_vGM53s10_vB45_sat-8_g203.jpg


Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/RGB_locon90w140210_50Kg90_PPda_vGM53s10_vB45_sat-8_3xg203.jpg


2. Weißabgleich

Der angekündigte „Weißabgleich“ des DMK-Chips mit vorgeschaltetem RGB-Filterrad entpuppte sich als nicht ganz trivial: Entweder stand die Sonne zu tief – das ergibt eine Rotverschiebung des Spektrums, oder der Himmel war zu blau, oder das direkte Sonnenlicht schwankte gerade wegen durchziehender Dunstschleier...

Heute habe ich nun auf - zumindest scheinbar - neutral weißem Druckerpapier im dierekten Sonnenlicht bei konstantem Gain (180) folgende von der DMK-Software automatisch eingeregelte Belichtungszeiten ermittelt: Rot 1/110 s, Grün 1/123 s und Blau 1/88 s.

Diese Zahlen sagen zwar wenig über den Verlauf der Farbempfindlichkeit des Kamerachips aus. Sie sind vielmehr nur im Zusammenhang mit dem speziellen RGB-Farbfiltersatz zu sehen - hier Astronomik Typ II - und der jeweiligen spektralen Durchlassbreite der einzelnen Filter.

Im wesentlichen komme ich aber mit den Belichtungswerten zu einem Ergebnis, welches meine eingangs genannten Farbkorrekturen tatsächlich bestätigt, nämlich dass der Grünauszug bei gleicher Gaineinstellung und gleicher Belichtungszeit zu hell ausfällt, und dass der Blauauszug unterbelichtet wird.


3. Farbfehler des FH-Achromaten

Aus inzwischen mehreren selbst durchgeführten RGB-Anwendungen entnehme ich, dass – anders als offenbar bei Spiegelteleskopen – bei meinem FH nicht der Rotauszug, sondern vorzugsweise der Grünauszug am schärfsten herauskommt. Möglicherweise sind die Filter im Rot- und im Blaubereich doch nicht schmalbandig genug, um ein ebenso scharfes Bild wie im Grünen zu gewährleisten. Im grünen Bereich besteht ja beim zweigliedrigen Achromaten die geringste Wellenlängenabhängigkeit der Fokuslage.

Immerhin liegt in diesem Bereich auch die höchste Empfindlichkeit des Auges, und weil die Farbauflösung des Auges bei schwacher Beleuchtung abnimmt, fällt es nicht so sehr auf, wenn die ergänzenden Farbkomponenten Rot und Blau eine geringere Auflösung zeigen. Auf diesem Zugeständnis basiert ja auch die beliebte L-RGB-Technik, bei der man ein hochaufgelöstes L-Bild mit einem vergleichsweise „unscharfen“ Farbbild überlagert.

Von einem APO darf man wohl erwarten, dass er – ähnlich wie ein Spiegel – auch beim Einsatz breitbandigerer Filter im Roten und Blauen ebenso scharf abbildet wie im grünen Bereich. Inwieweit der Unterschied gegenüber einem f/20–Achromaten unter den genannten Bedingungen in der Praxis von Bedeutung ist, kann ich nicht beurteilen.

Schade wirklich, dass man hier im Forum kaum Planetenaufnahmen findet, die mit echten APOs in angemessener Qualität aufgenommen und ausgearbeitet wurden.

Euch allen wünsche ich möglichst viele Gelegenheiten zu einer erfolgreichen nächtlichen Nutzung des gegenwärtigen Hochdruckwetters.

Gruß, Jan
 
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