Nikon 8x42 HG-L vs. Zeiss Conquest 8x40

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Astromax

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Hallo,

seit einiger Zeit war ich schon auf der Suche nach einem „guten“ Fernglas, dass aber finanziell noch im Rahmen bleiben sollte. Meine finale Preismarke war hierbei die 800 Euro-Grenze. Zwei Gläser kamen durch Vorab-Recherche in die engere Auswahl: das Nikon 8x42 HG-L(799 Euro) und das Zeiss Conquest 8x40 (819 Euro), beide bei Foto-Köster bestellt, um einen Glas zu Glas-Vergleich zu haben.

Im Folgenden nun mein subjektiver (!) Kurzvergleich, nach den Kategorien “Optik“ und „Mechanik“. Wenn eines der Gläser bei der Einzelbewertung die Nase vorn hatte, habe ich dieses Glas mit 100 angesetzt und in Relation dann für das andere Glas Abzüge vorgenommen.

- Optik
Farbreinheit
Sowohl beim Zeiss als auch beim Nikon zeigen sich Farbsäume bei Gegenlichtsituationen (z.B. Kante einer weißen Hauswand ins starke Gegenlicht betrachtet) oder beim Vollmond in Zenitnähe bzw. Venus im großen Glanz. Bei normalen Beobachtungen fällt dies nicht auf. Die Säume im Zeiss sind -nach vielmaligem A/B-Vergleich- etwas weniger ausgeprägt als im Nikon.
Zeiss: 100
Nikon: 90

Randschärfe
Vergleich Mond, positioniert im zentralen und im randlichen Gesichtsfeldbereich. Hier ist das Nikon besser, die Krater und Maria sind schärfer als im Zeiss. Aber auch hier muss man sagen, dass bei normalen Landschafts- oder Tierbeobachtung dieser Unterschied nicht merkbar ist.
Nikon: 100
Zeiss: 90

Farbtreue
Hier hat das Zeiss aus meiner Sicht ein Problem. Der Farbton hat eine deutliche blau-grüne, kalte Färbung, das Nikon ist hier viel natürlicher und wärmer, fast einen Tick zu „warm“. Guter Vergleich: eine Buchen-(Tür)Täfelung aus ca. 5 Meter betrachtet. Das Bild im Zeiss weicht deutlich von der realen Farbe und Tönung des Holzes mit bloßem Auge ab. Das Nikon ist hier viel angenehmer und realistischer, etwas zu „warm“ (ins rötliche tendierend)
Nikon: 100
Zeiss: 80

Kontrast
Beide Gläser zeigen ein gutes Kontrastverhalten (z.B. bei Krähen auf Winterbaumkrone im Gegenlicht). Kein Unterschied
Nikon/Zeiss: 100

Streulichtanfälligkeit
Hier ist das Nikon besser. Objekt: Hausdach in großer Nähe zum Vollmond. Bei identischer Mondposition knapp außerhalb des Gesichtsfeldes zeigt das Nikon deutlich weniger Reflexe und Streulicht bei der Beobachtung von Dach-Einzelheiten (Kamin, Schneegitter) als das Zeiss.
Nikon: 100
Zeiss: 80

Justage:
Damit meine ich die Kongruenz der Gesichtsfelder links und rechts. Bei beiden Gläser sehr gut, man hat nicht den Eindruck, durch ein Binokular zu blicken.
Nikon/Zeiss: 100

Eignung für Brillenträger:
Sehr gutes Einblickverhalten bei beiden Gläsern. Das Gesichtsfeld ist voll zu überblicken. Kein Unterschied
Nikon/Zeiss: 100


- Mechanik
Verarbeitung:
Beider Gläser sind ohne Fehl und Tadel. Kein Unterschied.
Nikon/Zeiss: 100

Gummiarmierung:
Hier unterscheiden sich die Gläser in der Ausführung. Das Nikon hat eine weiche, dämpfende, sehr griffige Armierung. Das Zeiss eine härtere, glatte und nicht so griffige Ausführung. Ich empfinde das Nikon als angenehmer, kann mir aber vorstellen, dass z.B. Jäger, bei denen ja eher die Robustheit im Vordergrund steht, dem Zeiss den Vorzug geben. Obwohl ich natürlich zur Abnutzung des Nikon keine Aussagen machen kann.
Deshalb: keine Bewertung

Fokussierung:
Der Fokussiertrieb des Nikon ist sehr feinfühlig und leicht zu drehen. Beim Zeiss muss deutlich mehr Widerstand überwunden werden, das Finden des optimalen Fokus ist schwieriger. Auch hier gilt, was ich zur Armierung geschrieben habe. Für mein Zwecke (Astronomie, Birding) ist das Nikon die Wahl, aber für andere Einsatzgebiete mag hier das Zeiss geeigneter sein. Keine Bewertung

Dioptrieneinstellung
Vorbildlich beim Nikon: feinfühliger Drehring am rechten Okular, mit Arretierungsmöglichkeit. Gewöhnungsbedürftig beim Zeiss. Hier erfolgt die Einstellung über einen Drehring, der am vorderen Ende (in Objektivnähe) der Mittelstange angebracht ist. Ich musste zum Dioptrienausgleich immer den Augenabstand durch Verschwenken der beiden Fernglashälften in fast horizontale Ausrichtung verändern.
Aus meiner Sicht eine sehr unglückliche Konstruktion, deren Sinn ich auch nicht verstehe.
Nikon:100
Zeiss: 60

Augenmuscheln:
Beim Nikon in 3 Rasterpositionen verstellbar, beim Zeiss stufenlos. Ich bevorzuge die Nikon-Variante, andere mögen das Zeiss hier besser finden. Keine Bewertung, beiden Verfahren erfüllen 100% ihren Zweck.

Handhabung
Beide Gläser sind etwas gleich groß und haben ein fast identisches Gewicht (800g). Ich bin mit beiden gut zurecht gekommen, kein Unterschied. Die Gummiarmierung des Zeiss fand ich allerdings etwas „rutschiger“ als die des Nikon (siehe auch oben), z.B. bei feuchten Händen.


Das waren die Details. Ich habe mich für das Nikon entschieden, und das Zeiss zurück gegeben (problemlos übrigens). Dazu aber folgendes: die Preisspanne beim Nikon ist heftig, im Dezember 2008 ging sie von 799 bis zu sage und schreibe 1340 Euro, die das Glas aber sicherlich nicht wert ist. Ich habe 799 dafür gezahlt, und bei diesem Preis ist das Nikon im Vergleich zum Zeiss für mich die bessere Wahl.

Ich hoffe, der Vergleich ist für „Suchende“ nützlich. Ich habe von dem Forum hier schon soviel profitiert, dass ich nun auch mal einen längeren Testbericht machen „musste“. ;)

Viele Grüße

Max
 
Hallo Max,

ich kenne weder das eine noch das andere Glas, aber so wünsche ich mir einen direkten Vergleich.

Mein Kompliment, das ist sehr nützlich, übrigens auch bei den Punkten, wo Du zwar eine persönliche Präferenz hast, aber deutlich machst, dass man das vielleicht auch anders sehen kann.

Mit freundlichen Grüßen,
Peter

 
Hallo Peter,

vielen Dank!
Ich kann nach diesem Test nur bestätigen, was viele erfahrene Nutzer hier im Fernglasforum immer wieder sagen: selbst in die Hand nehmen und durchsehen, das ist entscheidend.

Gruß

Max

 
Hallo Max,

vielen Dank auch von mir, der Vergleich ist sehr nuetzlich! Ich wuerde mir in diesem Preisbereich auch noch das Meopta Meostar und das Docter B/CF ansehen, die beide mehr Sehfeld liefern:

Zeiss 8x40 Conquest: 120m/1000m
Nikon 8x42 HG-L: 122m/1000m
Docter 8x42 B/CF: 132m/1000m
Meopta 8x42 Meostar: 137m/1000m

Viele Gruesse,
Holger
 
Hallo Holger,

freut mich !

Die zwei anderen Gläsern sind schon auch interessant. Es ist aber schwer, einen Händler zu finden, der diese Gläser alle führt, und sie zum Test nach Hause sendet. Die Firma Optixxx (Simone Hauptmann) würde dies zwar machen, hat aber Meopta und Zeiss nicht im Programm. Bei anderen Händlern muss man i.d.R. finanziell in Vorlage gehen (4 x 800 = 3200 EUR, wer kann das schon?). Es macht nur der parallele Vergleich einen Sinn, nacheinander, mit einigen Tagen Differenz, bringt wenig. Selbst vor Ort, bei einem Händler, hat man nicht die Möglichkeiten und die Ruhe, wie zuhause.

Man muss schon sagen: das ganze ist aufwendig. Aber so ein Glas ist eben eine langfristige Entscheidung....

Gruß

Max
 
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