BB: First Light mit den 12er von Hofheim-Instrumen

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Costa

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Anbei mein erster Beobachtungsbericht mit den neuen 12er aus Hofheim Nach langen hin und her habe ich mich vor einigen Wochen dazu entschlossen, dieses Prachtstück eines Teleskops zu bestellen. Am 22.04. wurde das Teleskop geliefert und am Freitag 24.04. konnte ich damit das erste First Light erleben.

Beobachtungsort: Sudelfeld bei Bayrischzell, Oberbayern
Zeitraum: 22:45 bis ca. 2 Uhr
Bedingungen: klares Wetter, transparenter Himmel, miserables Seeing
SQM-L Werte: 21,5 (22:45), 21,6 (0:40)
Teleskop: 12er Reisedobson von HI. Okulare: 20 mm Nagler und 13 mm Nagler,
kleinere Brennweiten waren nicht sinnvoll, da das Seeing miserabel war.

Um ca. 22 Uhr am Parkplatz angekommen habe ich mit dem Aufbau begonnen. Die Stangen waren schon vormontiert und nach ca. 30 min. war das Gerät aufgebaut, justiert und betriebsbereit. Der Aufbau kann auch in ca. 15 min. erledigt werden, aber der Spiegel kühlt deswegen nicht schneller aus. Alles in allem ist der Aufbau eine leichte Angelegenheit, solange man konzentriert arbeitet, die Reihenfolge des Aufbaus einhaltet und auf die losen Schrauben achtet…

Um ca. 22:45 ging es dann gleich los mit dem Leo-Triplett M66, M65 und NGC 3628. Alle drei mit dem Leuchtpunktsucher (LPS) und dem 20mm Nagler sehr leicht zu finden. Alle drei Objekte im Okular bei direktem Beobachten gut zu sehen. Bei M66 und M 65 sind sogar leichte Strukturen bei den Spiralarmen zu erkennen. Etwas was ich im 8er noch nie hatte. Wow!

NGC3628 ist auch eindeutig erkennbar, jetzt ist sogar die Kantenlage zu erahnen. Strukturen lassen sich in NGC3628 für mich nicht erkennen, aber endlich ist diese Galaxie eine helle Erscheinung im Okular. Das Triplett ist für mich visuell endlich eindeutig gut zu beobachten. NGC 3628 ist nicht mehr ein dunkelgrauer Fleck im Okular.

12 Zoll Spiegel sind schon geil!

Danach ging es weiter im Sternbild Rabe mit NGC4038/4039, auch bekannt als die Antennen-Galaxie. Ich hatte diese bereits am Montag mit dem 8er beobachtet und beide sind relativ einfach zu finden. Auf dem Weg dorthin war ich etwas überrascht weitere Galaxie im näheren Umfeld zu sehen. Diese waren mir im 8er gar nicht aufgefallen! Es waren hier wahrscheinlich die Galaxien NGC4027, 4024 und 4033. Diese sind im DeepSky Reiseatlas (DSRA) nicht eingezeichnet. Erst zu Hause konnte ich diese als solche zu 99% identifizieren aber nicht mehr verifizieren, da nun daheim. Die Antennen bei NGC4038/4039 sind leider auch im 12er für mich nicht beobachtbar. Schade!

Als nächstes ging es zu NGC3344 weiter. Im Okular ist ein heller Nebel mit drei Sterne zu erkennen. Eine Spirale und/oder Strukturen sind leider für mich im 12er noch nicht zu erkennen.

M109 ist sehr hell, aber keine Strukturen zu erkennen.

Bei NGC4088 ist die Kantenlage zu erahnen. Strukturen bleiben aus, die Glx. erkenne ich als dunkel grau, sehr hell, und lang. Auch bei NGC4088 bin ich wieder über die vielen kleinen schwachen Galaxien überrascht, welche sich unangekündigt im Okular tummeln. Meisten sind diese wenige Bogenminuten lang, sehr schwach bzw. dunkelgrau aber eindeutig als Galaxien zu erkennen. Auch diese sind im DSRA nicht verzeichnet. Eine der unbekannten Galaxie konnte ich zu 99% als NGC4085 identifizieren da auffällig nah an zwei helle Sterne. Ich hatte mir vor Ort ein Notiz mit Skizzen gemacht und diese dann zu Hause zu identifizieren.

Es ging dann weiter mit NGC4220, 40217, M106, NGC 4449 und NGC4490 samt 4485.
Bei NGC 4490 sind auch wieder erste Strukturen zu erkennen. Es ging dann die ganze Nacht weiter mit einer Galaxie nach der anderen.

Zur späten Stunden war ich dann noch in Kugelsternhaufen M13, M4, M107, M80 und M10. Alle mehr oder weniger spektakulär aber mangels große Vergrößerung bleibt der Knaller für eine spätere Beobachtungsnacht erhalten .
Saturn war auch kein Spaß aufgrund des seeing.

Um ca. zwei Uhr entschloss ich mich die Beobachtung abzubrechen. Alles in allem wieder eine erfolgreiche Nacht. Der 12er wird mir noch lange Zeit ein treuer Gefährte bleiben! Ich rauche noch genüsslich eine Kippe und erfreue mich an dem Anblick des Teleskops. Der Reisedobson von HI ist nicht nur ein genial durchdachtes Gerät, es sieht zudem auch sehr schön und elegant aus. Ein Gerät zum verlieben.

Beim einpacken vermisse ich aber die Vorzüge meines 8er. Einfach Tubus und Rockerbox ins Auto packen und fertig. Beim 12er von HI muss erst mal alles wieder auseinander genommen werden und in zwei eleganten Kisten verstaut werden. Es geht zwar relativ flott, könnte aber in Zukunft etwas nerven. Die Stangen bleiben bei mir montiert. Das spart eine Menge zeit. Letztendlich will man nach einer langen Beobachtungsnacht möglichst schnell nach Hause ins Bett.
Mittlerweile kommt das Sternbild Schwan samt Milchstraße schön raus. Ich freue mich schon auf die kommenden Monate!

Noch ein paar abschließende Worte/Bemerkungen zum Gerät:
Zugegeben war ich mit dem Versand eines solchen Gerätes etwas skeptisch. Die Verpackung war vorbildlich. Die beiden Kisten waren aufwendig und stoßsicher verpackt. Das Ganze in einem dichten Meer von Styropor-Chips eingebettet.
Das Gerät war im aufgebauten Zustand recht gut justiert. Der Fangspiegel benötigte keine weitere Justierung. Der Hauptspiegel lässt sich über zwei Rändelschrauben sehr einfach zentrieren. Der Hauptspiegel und der Fangspiegel verfügt über eine Mittelpunktmarkierung. Sowohl im Concenter-Okular von Spheretec als auch im Cheshire war alles schön zentrisch. Der Fangspiegel ist übrigens an drei Punkten geklebt. Das Gerät verfügt als separat erhältliches Zubehör u.a. über eine Irisblende.
Im aufgebauten Zustand lässt sich das Teleskop sehr einfach aus der Rockerbox nehmen.
Das Gerät macht einen soliden Eindruck, alle schrauben am OAZ, die Fangspiegelstreben und sogar die innenseite des Hutes sind geschwärzt. Im auf- und abgebauten Zustand bleiben keine Kleinteile und/oder Schrauben übrig.
Das Gerät ist mit Okulare vom Typ 1,25 Zoll Nagler (13 und 5 mm) sehr gut ausbalanciert. Der Fokus wird problemlos erreicht. Mit dem 20er Nagler (2 Zoll Steckgröße, Gewicht ca. 500gr) sind keine Gegengewichte notwendig. Lediglich bei horizontnahe Beobachtungen wie z.B. im Sternbild Skorpion ist ein Gegengewicht sinnvoll. Für mich haben sich ca. 300gr. Gegengewicht als sinnvoll erwiesen, dann brauche ich bei allen Okularen keine weiteren Eingriffe zu tätigen.
Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung…
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Costa,

Gratulation zum neuen Gerät und zum first light. Viel Spaß und viele klare Nächte. Da wirst Du sicher viel Neues entdecken und Altes neu sehen.
Das würde mich interessieren: Wie schwer ist denn das Teleskop und lässt es sich in der Kiste gut tragen.

Viele Grüße und cs
Harald

 
Zitat von polaris_bjoern:
Hallo Costa,

Gratulation zum neuen Gerät und zum first light. Viel Spaß und viele klare Nächte. Da wirst Du sicher viel Neues entdecken und Altes neu sehen.
Das würde mich interessieren: Wie schwer ist denn das Teleskop und lässt es sich in der Kiste gut tragen.

Viele Grüße und cs
Harald
Hi,
danke für die lieben Worte. Ich habe das Gerät nicht gewogen. Laut Erfahrungsbericht in der Stern und Weltraum 04/2009 wiegt das Teleskop ca. 12 Kg. Alles zusammen insgesamt ca. 18 Kg. Die beiden Kisten lassen sich sehr bequem und leicht tragen. In der kleinen Kiste lagert der Spiegel, in der großen ist der Rest untergebracht. Beide Kisten kannst du gemeinsam tragen.Heisst: einmal laufen und das Teleskop ist im Auto oder im Haus :)
 
Hi Costa,

klasse Firstlight BB, ein sehr feines Gerät dass du dir da zugelegt hast, ein Bekannter hat mir mal Fotos vom ATT von einem Aufbau mitgebracht, 12kg sind schon ein Wort: Soviel wiegt die Rockerbox meines 12 Enders... :/


:D Kann ich irgendwie bestätigen.

Mit den Strukturen, ich denke da du ja auch den 8er vorher nur einige Monate hattest wird da mit steigende Erfahrung noch bedeutend mehr kommen! Die Antennen sind ja eigentlich ziemlich hell und auch wenn ich sie noch nicht beobachtet habe so sind sie von den Helligkeiten nicht das Problem, wahrscheinlich gabs Dunst in der Ecke?

Viele Grüße Benny
 
Hi Costa,

toller Bericht und gute Bedingungen (abgeehen vom Seeing) und eine Menge Objekte abgefahren. Wundert mich allerdings warum du NGC4038/4039 nicht gesehen hast. Tippe eventuell auf ein Suchfehler. Da die GX NGC4027, NGC4024 und NGC4033 genau so hell oder gar schwächer als die Atennen-GX sind???

Gruß
Lots

P.S. Nikotin verringert die Dunkeladaption!
 
Hallo Lots,

wenn ich den schönen Bericht von Costa richtig interpretiere, dann hat er die Antennen von NGC4038/4039 sehen wollen. Die GX selbst waren wohl präsent.

CS,
Stefan
 
Hi Stefan,

OK, vestehe. Naja für die Antennen dürfte ein 12er zu klein sein. Denke ab 18" aufwärts. Hängt natürlich auch von der Himmelsqualität ab.

Gruß
Lots
 
Hallo Costa,

Glückwunsch zum 12er von Hofheim. Ich habe den 8er und bin auch zufrieden.

Du hast aber auch einen tollen Beobachtungsplatz. Ich bin leider nur ab und zu während des Urlaubs dort...

Gruß
Christian
 
Hallo Zusammen,

vielen Dank für eure zahlreichen Kommentare.

In der Tat habe ich die „Atennen-Galaxien“ zwar gesehen und sogar deutlich , aber leider nicht die nach unten und oben ausgehende Schweife.

@Lots:
Zum Thema Dunkeladaption und Nikotin: ist mir bekannt, deswegen wird erst am Ende der Beobachtungsnacht gepafft. Ich habe gelesen, dass Koffein auch die Dunkeladaption stört, gilt dies auf für schwarzen Tee (Teein)? Irgendwie muss man sich ja wach halten.

Das Seeing war in der Tat miserabel. Beobachtungsberichte vom Astrotreffen CHATT, welcher unweit von mir stattgefunden hat, berichteten auch von schlechten Seeing. Z.B.war mit einem 18 Zoll und V=100 auch bei denen der Ofen aus.

@Benny: da hast du recht. Ein erfahrener Astronom wird mit einen 8 Zoll Gerät wesentlich mehr Details erkennen als ich in einen 12er. Aber ich möchte lieber heute mehr sehen als erst in ein oder zwei Jahren. Ausserdem wächst ja der 12er mit meiner Erfahrung mit. Darüber freue ich mich schon jetzt. Aber der 18er von Obsession (18UC) ist auch schon in Planung, aber bei einem KFP von ca. 7000,- EUR werde ich noch laaaange sparen müssen.
Bis dahin werde ich hoffentlich die ca. 110 Messier Objekte, die 400 Herschel-Objekte und weitere hunderte von hellen DS-Objekten alle schon mehrfach beobachtet haben.
Bis dahin vielleicht auch schon gezeichnet…

@Christian:
In der Tat ist der Beobachtungsplatz in Sachen Himmel und Transparenz echt klasse. Ich hatte dort am Sudelfeld bedauerlicherweise jedesmal nur mäßiges bis schlechtes Seeing. Zugegeben, ich war dort insgesamt nur viermal. Ich befürchte das seeing ist dort durch örtliche Gegebenheiten irgendwie negativ beeinflusst. Hierfür spricht auch dass ich dort nur einmal Hobby-Astronomen getroffen habe….ansonsten bin ich dort immer alleine…das wird wohl der Grund sein… :))

Vorerst ist das Gerät mal wieder eingemottet. Der Himmel ist bedeckt, Besserung ist nicht in Sicht und der Mond ist demnächst auch schon kräftig unterwegs… Eine Aktion wie "Galaxien im Mondlicht? Ja das geht!" tue ich mir nicht nochmal an :))
 
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