Hallo Dieter,
dieser Beitrag stammt noch von gestern Abend - Netzausfall im falschen Moment...
Also betrachten wir doch mal die Kurve eines Thousand Oaks. Die Exemplare die André getestet hat, zeigen eine ziemliche Streuung. Ich habe ein Exemplar mit recht guter Transmission herausgesucht:
Link zur Grafik:
http://www.astroamateur.de/filter/20050622/1000oaks_oiii_2zoll.png
Demgegenüber setze ich mal den Televue Bandmate:
Link zur Grafik:
http://www.astroamateur.de/filter/is_test/is_televue_oiii_50115.gif
Visuell interessant ist zunächst nur der Peak um 500nm. Beim Thousand Oaks sehen wir einen recht spitzen Peak, der wenig Fläche unter sich einschließt. Dies bedeutet wenig unerwünschtes Licht abseits der OIII-Linien kommt durch. Allerdings sehen wir auch, dass nur wenig über 90% Transmission vorliegen.
Beim Bandmate sehen wir einen ziemlich runden Peak der viel Fläche einschließt. Es kommt also recht viel unerwünschtes Licht durch. Dafür sehen wir aber auch, dass der Spitzenwert beim Durchlass noch über 95% liegt.
Nun fragt sich: Wie ist beides zu bewerten?
Das ganze lässt sich recht einfach auflösen. Bei starkem Störlicht, und das haben wir in Mitteleuropa an den meisten Standorten, weil wir unserer eigenen "Zivilisation" nicht entkommen können, bedeutet ein starker Störlicht-Durchlass eine deutliche Verschlechterung der Filterwirkung. Der Himmelshintergrund behält in vielen Standorten eine Resthelligkeit, wird also nicht völlig schwarz wahrgenommen. Ein Filter mit deutlich weniger Störlichtdurchlass bekommt den Filter aber an deutlich mehr Standorten noch pechschwarz. Vergleicht man die unter den beiden Peaks eingeschlossenen Flächen, so lässt sich abschätzen, dass die Fläche unter der Bandmate-Kurve locker 3x so groß ist, wie unter der Thousand Oaks Kurve. Es wird also 3x mehr Streulicht durchgelassen und wenn man davon ohnehin zuviel hat, ist das ein deutlicher Nachteil. Ein Nachteil, der die maximal 5% bessere Transmission auf der kräftigeren 501nm OIII-Linie mehr als wett macht.
Übrigens reicht es, den Peak um 500nm zu betrachten, weil man bei OIII-Objekten davon ausgehen kann, dass man dunkeladaptiert beobachtet.
Stellt man nun jedoch denselben Vergleich unter gutem Himmel her, so wie man ihn noch an ein paar Plätzen in den Alpen oder in Mecklenburg-Vorpommern vorfindet (wenn's nicht gerade weiße Nächte sind), dann kann auch ein OIII-Filter mit breiterem Durchlass den Himmelshintergrund noch stark genug abdunkeln, so dass er pechschwarz erscheint. Unter halbwegs guten Bedingungen lässt sich dasselbe auch durch eine höhere Vergrößerung erzielen. Dann hat der engere Filter von seiner stärkeren Abdunklung keinen Vorteil. Im Gegenteil, der Filter nimmt mehr Sterngrößenklassen und bei kombinierten Objekten mehr Anteile von z.B. Reflexionsnebeln aus dem Bild. Extrem lichtschwache Strukturen im Nebel mögen durch die geringere Transmission unter die Wahrnehmungsschwelle geraten.
In einem solchen Szenario hat der OIII mit der besseren OIII-Transmission die Nase vorn und ein positiver Nebeneffekt kann dann je nach Objekt der vermehrte Durchlass von anderen Wellenlängen sein. Typisches Beispiel: Mit einem breiteren OIII wirkt der Orionnebel im Zentrum viel brillianter als mit einem engen OIII. Der Grund sind die starken Reflexionsnebel um das Trapez herum, die der enge OIII auch deutlich mehr unterdrückt. Unter mäßigem Himmel aber wird auch deutlich, dass mit dem engeren OIII der Nebel viel weiter in die Außenbereiche hin erkennbar ist, während sich diese Teile mit dem breiteren OIII nicht isolieren lassen.
Betrachte ich mir dazu jetzt aber den Castell so wie er hier vermessen wurde, dann finde ich eine schlechte OIII Transmission gepaart mit einem kräftigen Durchlass unerwünschter Wellenlängen. Das macht den Filter, wie längst gesagt, nicht unbrauchbar. Aber es ist kein Filter, der sich aufgrund seiner Charakteristik speziell sehr gut für eines der obigen Szenarios eignet und es ist auch kein Filter der einen guten Mittelwert abliefert, sondern einfach ein günstiger OIII mit seinen Nachteilen, die über den Preis wettgemacht werden.
Daher wende ich mich dagegen, dass man diesen Filter wegen des breiten Durchlasses für kleinere Öffnungen empfiehlt und daher stelle ich fest, dass ein hoffentlich niedriger Preis durch die Leistung auch gerechtfertigt ist.
Beim Bandmate kann man für ein Szenario mit dunklem Himmel sehr gute Ergebnisse erwarten. Der Thousand Oaks hat seine Vorteile schon eher unter schlechterem Himmel so wie auch der Baader, der aber nochmals enger ist und die 496nm Linie schon stark dämpft. Es stellt sich also die Frage unter welchen Bedingungen man beobachtet oder ob man zu einem stark dämpfenden OIII für große AP noch einen weiteren, weniger stark dämpfenden für mittlere und kleine AP nutzt. Ich persönlich habe mich so ausgestattet.
Clear Skies
Sven