Einfacher Planeten-Spiegel

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Hallo Jan,

Zitat von Jan_Fremerey:
was mir erst in diesem Moment klar wird: Das "Schüssel"-Teleskop ist definitiv KEIN Reflektor der von Dir vorgeschlagenen Art, denn vor dem Arbeitsfokus befindet sich auslegungsgemäß (!) eine komakorrigierende Barlow-Linse.
Das macht nichts. Wenn ein RC im Primärfokus benutzt wird, muß man die dann auftretenden Fehler (starke sphärische Überkorrektion) mit Hilfe eines ebenfalls aus Linsen bestehenden Systems korrigieren, und dennoch bleibt es der Primärfokus.

Ein paar als solche Kombination angegebenen Beispiele: die 4,0-m von Cerro Tololo und Kitt Peak, der 3,9-m von Siding Spring, der 3,6-m vom Cerro La Silla und der 3,5-m vom Calar Alto.

Habe gerade beim letzteren mal nachgesehen (http://www.caha.es/CAHA/Telescopes/3.5m.html). Es gibt zwei Korrektoren (2-Linser, 3-Linser) für den Betrieb im Primärfokus, und als Systeme werden "prime-system" und RC-sytem" angegeben.

Grüße

fquadrat
 
Zitat von *entfernt*GMS:
aus welchem Material ist der Spiegel gefertigt?
Hallo Günther,

bitte entschuldige, dass ich Dir erst heute antworte. Ich hatte wegen des Materials bei Bob Royce angefragt aber noch keine Antwort erhalten. Nun fand ich heute einen sehr umfassenden und unbedingt lesenswerten Artikel von Bob selbst über die verschiedenen Materialien, die zur Herstellung von astronomischen Spiegeln eingesetzt werden. Demzufolge sind - und definitiv aus sehr guten Gründen - seine Spiegel aus Pyrex gefertigt.


Zitat von *entfernt*GMS:
Was ich zwangsweise mit dem Lüfter erreiche, könnte bei Dir die absolut ungehinderte Strömung der Umgebungsluft bewirken. Das ist nur eine Idee, basierend auf Deiner Schilderung, dass alle anderen Bauteile ebenfalls Tau anziehen und klatschnass werden. ... PS: Mein Lüfter läuft im Dauerbetrieb sehr langsam und erzeugt einen kaum spürbaren Luftstrom durch den Tubus.
Das scheint mir eine durchaus plausible Erklärung zu sein!

Dank und Gruß, Jan
 
Hallo Günther,

soeben erhielt ich eine Antwort von Bob auf meine heutige Anfrage. Bob ist mit Deiner Erklärung offenbar völlig einverstanden! Den heutigen Mailaustausch hänge ich hier einfach an:


Jan,

One of the major advantages of this type of mirror is exactly what you say, the back of the mirror is a large open surface that promotes cooling. Air circulates freely around the back where there is no reflective coating. What people never think of is that aluminum reflects heat back into the mirror as efficiently as it reflects light off the surface. Aluminum is very reflective in the 5 to 12 micron range. Therefore, the heat does not radiate out of the front of the mirror, only the back and sides. With a conventional mirror the back is hidden in the cell and there is no free flow of air to take away the heat that comes out of the uncoated glass. With a conical mirror the uncoated back is exposed to circulating air, and it cools much more quickly. And this also reduces dewing.



> Bob,
>
> today, I found your very instructive article on the advantages of Pyrex as compared to other material. I just entered a link on your paper to my current contribution within the forum discussion.
>
> The one who asked for the material suggested that it might be the free suspension of the mirror and hence free circulation of the surrounding air that prevents the mirror from gathering dew. Would you agree with such explanation?
>
> Thanks and regards, Jan
>


Gruß, Jan
 
Hallo Jan,

danke für die sehr aufschlussreiche Antwort.

Gruß
*entfernt*

PS: Wir machen doch keinen Wettbewerb im Schnellposten!? Lieber fundiert als schnell! ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo,

hm, Bob Royce schreibt ja nur dass die verspiegelte Oberfläche wenig Wärme abstrahlt, aber das beeinflusst ja nicht die Konvektion (Wärmeaustausch und resultierendee Luftverwirbelung). Wenn durch die vorzügliche Kühlung der HS schneller unter den Taupunkt kommt, hilft das selbstverständlich nicht gegen Taubildung. Da müsste er schon die Spiegeloberfläche hydrophob hinkriegen, um so einen Effekt zu erzielen.

Entsprechendes merke ich wenn ich die Lüftung zu stark aufdrehe oder überhaupt zu lange laufen lasse: Der FS läuft schneller an, und beheizt man ihn, so tut es irgendwann der HS.

Nun, Tatsache ist ja, dass Jans HS auch nach Stunden nicht anläuft - aber wieso?

lg Tommy
 
Hallo Tommy,

da sind sicher noch Fragen offen, auch bei mir, aber ein Ansatz ist da.
Ich muss jetzt weit ausholen: Mein Maßnahmen zur Beherrschung des Tubusseeings haben die angenehme Nebenwirkung, beide Spiegel viel länger taufrei zu halten, als das bei "normalen" Tuben der Fall ist.

1. Der Isotubus dient nicht der Kompletten Isolation, sondern nur der Vermeidung von Temperaturunterschieden zwischen Tubusober- und -unterseite.
2. Die saugende Lüftung ist erforderlich, weil mein Tubus zu eng ist um ohne Zwangsbelüftung auszukommen und sie läuft während der Beobachtung schwach durch (Vibrationen vermeiden und zusätzlich entkoppeln!).
3. Eine lange Tau-/Streulichtkappe ist ganz offensichtlich für den FS von großer Bedeutung, 1,5 x D-Tubus über vordere FS-Kante.

Das Velours im Tubusinneren, das komplette Teleskop, alles wird bei entsprechenden Bedingungen klatschnass, meine Spiegel bleiben frei, wenn Andere schon lange fluchen.

Kürzlich hatte ich auf der Wiese (sehr naß) eine Dejustage festgestellt und nahm den Lüfter ab. Durch widrige Umstände dauerte es ca. 20 Minuten, bis ich fertig war und den Lüfter wieder ansetzte.
Beide Spiegel, FS und HS waren dicht.
Ich konnte sie wieder frei bekommen (mit Unterstützung einer Heizung aus Konstantandraht) und sie blieben anschließend frei.
Lüftung verhindert also zumindest eine Zeit lang, Taubildung bei Spiegeln im Tubus.
Warum?

Jan hat nichts. Keinen Tubus, keine Lüftung, nur einen Glasklotz, vorne verspiegelt und hinten völlig offen.
Der Spiegel kühlt also hervorragend aus, passt sich schnell an und verträgt die unterschiedliche Dicke wegen des Trägermaterials ohne einzubrechen.
Der Spiegel wird immer von einem mehr oder weniger lauen Lüftchen umspült werden, wie mein Spiegel im Tubus auch. Ohne Tubus ist die Windrichtung sogar reichlich egal und es könnte sogar durchaus sein, dass das unterschiedliche Abstrahlverhalten der verspiegelten Oberseite und der freien Unterseite einen Beitrag dazu leistet, dass geringst Luftströmungen Luft im Bereich des Spiegels transportieren und zwar vom Spiegel weg.

Wir reden wirklich nicht von Luftbewegung im fühlbaren Sinne, gerade nicht beim völlig offen liegenden Spiegel.
Ansätze zu Staubsaugergebläsen an Newtontuben, wie man das bisweilen schon lesen konnte, sind nach meinen praktischen Versuchen, grober Unfug. An einen Tubus gehört ein großer Langsamläufer mit drosselbarem Durchsatz und wenig Bewegung, um ihn während der Beobachtung durchlaufen zu lassen.
Der komplett offene Spiegel von Jan begnügt sich ja offensichtlich mit der Umgebungsluft.

Zum Thema kann Kurt Schreckling sicher einiges mehr beitragen als ich. Meine Versuche und auch letztlich mein Erfolg, dem Tubusseiing ein Schnippchen zu schlagen, basieren auf seinen Versuchen und veröffentlichten Ergebnissen.

Gruß
*entfernt*
 
Hallo miteinander,

Zum Tau-Phänomen habe ich noch eine unverbindliche (!) Idee: Ich kann mir vorstellen, dass dieser große, mit grünem Filz belegte Objektivdeckel die Wirkung einer "Taukappe" hat, auch wenn er den Spiegel nur teilweise "umschließt". Auf dem Deckel selbst konnte ich eine recht heftige Taubildung feststellen, wie sie ja auch von mantelförmig geschlossenen Taukappen her bekannt ist - siehe z.B. Günthers Bericht.

Die starke Taubildung führt möglicherweise zur Erzeugung und Zirkulation von vergleichsweise trockener Luft in unmittelbarer Umgebung der Taukappe (Kühlschrank-Effekt!), so dass für den Spiegel selbst nicht genügend Luftfeuchtigkeit zur Taubildung übrig bleibt ...

Gruß, Jan
 
Hallo Jan,

das Thema lässt mich ja nicht los. Ich habe völlig überlesen, dass der nach unten gerichtete und in einem kurzen Rohrstück (Tubus) sitzende Filter schon Taubeschlag zeigte. Zeitgleich war der HS völlig frei.
Ein starker Hinweis, dass ungehinderter Luftstrom besser ist als eine Röhre (und sei sie auch noch so kurz) oder dass man halt für den Luftstrom in der Röhre sorgen muss.
Du könntest ja mal testhalber das Röhrchen etwas verlängern. Ich würde vorschlagen, mindestens 1,5xD-Rohr über Filterglas. Passender Weise mit einemr Wicklung Velours.
Das sollte m.E. helfen, denn dann dürfte in der engen Röhre so gut wie kein Luftaustausch mehr stattfinden.

Gruß
*entfernt*
 
Hallo Günther,

schön, dass Du Dir weiterhin Gedanken zu dem Thema machst. Bist Du denn prinzipiell mit meiner Erkärung zu den trockenen "Fallwinden" an betauten Flächen - hier insbesondere am Objektivdeckel - einverstanden?

Die Filterfrage habe ich inzwischen so gelöst: Am unteren Ende des Okulartubus wird mittels der dort installierten Ringschalbe und T2-Gewinde eine einfache Okularfassung angeklemmt. In diese hinein versenke ich die auf kurze Okular-Verlängerungshülsen geschraubten Filter. Die Hülsen stehen dann zwar nur 22 mm vor dem Filter bei einem lichten Durchmesser von 28 mm, aber die Anordnung müsste schon einen deutlich besseren Schutz gegen Strömungsaustausch bieten als die bisherige. Mal abwarten, wie sich das bei der nächsten Videorunde bewährt. Im Bedarfsfall könnte ich ja noch eine zweite Verlängerungshülse anschrauben.

Dank und Gruß, Jan
 
Hallo fquadrat,

um der ganzen Primärfokus-Debatte aus dem Weg zu gehen, würde ich gerne einem von Peter Müller via PM übermittelten Vorschlag folgen und das Teil einfach "Planeten-Schüssel" - englisch "planetary dish" - nennen. Mir gefällt der Vorschlag, weil er "griffig" ist und sowohl auf die Hauptanwendung als auch auf die offene Bauweise des Teleskops hinweist.

Vielen Dank übrigens für die beeindruckenden Fotos von den Großteleskopen. Deren Anblick - gerade auch der älteren Konstruktionen - ist ja immer wieder faszinierend.

Gruß, Jan
 
Hallo Jan,

Planeten-Schüssel hat zwar was, aber soviel wäre ein langbrennweitiger Gitterrohrnewton davon nicht entfernt. Die Bezeichnung für Systeme, die im Primärfokus betrieben und für die Deep-Sky-Fotografie eingesetzt werden, fehlt dann weiterhin. Und wenn ich ein Teleskop "Schüssel" nennen würde, würde ich an eine solche mit leckerem Essen denken, Hunger bekommen und nicht mehr weiterbeobachten, sondern futtern. ;-)

Bei den Großteleskopbildern muß ich Dir aber beipflichten. Einige sehen wirklich toll aus. Sei es die Split-Ring-Montierung des AAT oder die Eleganz des Shane-Reflektors - solche Instrumente sind meiner Meinung nach auch zum Ansehen statt nur zum Durchsehen geeignet.

Amateurteleskope können ebenfalls ästhetisch sehr ansprechend sein, wie z.B. Jens Geibels Kugeldobson auf http://www.zellix.de/selbstbau/kldob1.htm zeigt.

Grüße

fquadrat
 
Zitat von fquadrat:
Und wenn ich ein Teleskop "Schüssel" nennen würde, würde ich an eine solche mit leckerem Essen denken, Hunger bekommen und nicht mehr weiterbeobachten, sondern futtern.
Hallo fquadrat,

Peter Müller ist Radio-Astronom und sagt, dass man in der englischen Fachsprache z.B. einzeln stehende Radioteleskope üblicherweise als "single dish" bezeichnet. Das hat ihn möglicherweise auch auf die Bezeichnung "planetary dish" gebracht. In Wikipedia findet man u.a. die Bezeichnung "Big dishes" im Zusammenhang mit astronomischen Radioteleskopen.

Die Bezeichnung "dish" ist also nicht ganz abwegig und assoziiert nicht unbedingt - zumindest nicht in der englischen Sprache - in erster Linie nur das Futtern. Auch im Deutschen sprechen wir ja z.B. von Satelliten- bzw. TV-"Schüsseln" und denken dabei nicht vorrangig ans Essen - es sei denn, wir denken grundsätzlich immer ans Essen ...

Gruß, Jan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Jan,

danke für
Zitat von Jan_Fremerey:
Ach so!
und sagt, dass man in der englischen Fachsprache z.B. einzeln stehende Radioteleskope üblicherweise als "single dish" bezeichnet. Das hat ihn möglicherweise auch auf die Bezeichnung "planetary dish" gebracht. In Wikipedia findet man u.a. die Bezeichnung "Big dishes" im Zusammenhang mit astronomischen Radioteleskopen.
ist nachvollziehbar, da geht es mir nicht anders. Das könnte an

Auch im Deutschen sprechen wir ja z.B. von Satelliten- bzw. TV-"Schüsseln"
liegen.

Bei optischen Teleskopen ist mir der Gedanke dagegen noch nicht gekommen, möglicherweise, weil der Spiegel zu flach ist, um als Schüssel durchzugehen - da paßt einfach nichts rein.

Grüße

fquadrat

 
Bei optischen Teleskopen ist mir der Gedanke dagegen noch nicht gekommen, möglicherweise,
weil der Spiegel zu flach ist, um als Schüssel durchzugehen - da paßt einfach nichts rein.

Die Hauptspiegel von optischen Teleskopen sind in der Tat selten so stark gekrümmt.

Aber schaut euch mal das hier an:

VATT

Da hat der Spiegel ein Öffnungsverhältnis von f/1 bei einer Öffnung von 1.8 m.

Damit kann man schon eine richtige Wok Party ausrichten ...

Mit freundlichen Grüßen,
Peter

 
Hallo fquadrat,

aufgrund einer entsprechenden Spontan-Äußerung des Spiegelherstellers Bob Royce sehe ich mich nun doch veranlasst, Deinen Vorschlag zumindest im englischen Sprachgebrauch umzusetzen und die "Schüssel" dort als "Prime focus dish telescope" zu bezeichnen. Die Betonung richtet sich damit mehr auf die optische Funktion als auf eine bevorzugte Anwendung.

Für Bob Royce war die Konstruktion offensichtlich nicht neu, denn er hatte vor einigen Jahren selbst ein Angebot zum Bau eines ganz ähnlichen Teleskops mit 1 m Öffnung abgegeben. Am Ende war er aber damit nicht zum Zuge gekommen, weil der Auftraggeber sich dann doch für eine - wie Bob meint - weniger vorteilhafte RC-Konstruktion entschieden hat ...

Nochmals Dank und Gruß, Jan
 
Zitat von tommy_nawratil:
Sobald der Spiegel temperiert ist, müsste er eigentlich auch schon zutauen. Das ist ja einer der Nachteile eines komplett offenen Teleskopes - hast du da schon was bemerkt, bzw wie vermeidest du das denn?
Zu dieser Frage hatten wir schon weiter oben nach Antworten gesucht.

Unter der Überschrift:

"Die eisfreie Autoscheibe kommt"

lese ich soeben auf der Titelseite unserer Tageszeitung, dem Bonner Generalanzeiger, die folgende Erklärung (Zitat):

Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik in Braunschweig haben eine eisfreie Autoscheibe entwickelt. Auch bei minus 18 Grad versprechen die Forscher am nächsten Morgen eine unvereiste Scheibe. Dafür wird eine hauchdünne transparente Schicht aus Indiumzinnoxid auf das Glas gebracht. "Diese leitfähige Schicht schützt die Scheibe vor dem Auskühlen, so dass kein Wasser mehr auf der Außenseite kondensieren oder gefrieren kann", erläutert Experte Bernd Szyska.

Dies scheint im wesentlichen meine eingangs geäußerte Vermutung sowie auch die zitierten Erläuterungen von Bob Royce zu bestätigen, wonach der durch die Verspiegelung verringerte Strahlungsaustausch mit dem kalten Nachthimmel das Betauen der Spiegeloberfläche verhindert.

Taukappen sind demnach eher für den Kälteschutz von unverspiegelten Glasflächen erforderlich. Aus optischen Gründen sind Schmidt- und Maksutov-Korrektionsplatten meistens mit entspiegelnden Beschichtungen versehen, die die Tauneigung möglicherweise noch verstärken. Entsprechendes gilt natürlich für Linsenteleskope.

Meine offene "Planetenschüssel" wird dann im Winter zeigen müssen, bis zu welchen Temperaturen sie eisfrei bleibt ...

Gruß, Jan
 
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Hallo !
Schraube gerade an meinem 150/750mm Newton (kurze Sekundärspiegellänge 34 mm) herum.

Habe eine Frage zur "Obstruktion", falls es diese bei der Planeten-Spiegel konstruktion überhaupt gibt. Beim fotographischen Einsatz geht ja sämtliches Licht direkt in die Kamera. Kein Sekundärspiegel, damit ist also eine Eliminierung der Obstruktion gegeben. Dadurch wird auch die lichtsammelnde Öffnung und auch der Kontrast besser als bei einer Newtonkonstruktion (Siehe auch Formeln im Fernrohrführerschein, immer vergleichend mit Linsenteleskopen, S.59, R. Stoyan).

Jedoch bei der gewöhnlichen Observation am Einfachen Planeten-Spiegel stellt sich ja nun die Frage, ob man nicht bei der schrägen Einsicht mit seinem dem Licht hin gerichteten Hinterkopf mehr abschirmt/abschattet (und damit die Bildqualität verschlechtert), als mit einem in den Strahlengang eingebauten Sekundärspiegel,...wo wir natürlich wieder beim Newtonteleskop angekommen wären. Alles das hängt sicher u.a. von der Brennweite und damit von dem Abstand Kopf-Spiegel ab. Gibt's hier eine klare Antwort ? (Dies ist sicher auch eine Frage an fquadrat)


Grüsse
Theo













 
Hallo Theo,

der "Planeten-Spiegel" ist kein Herschelsystem, somit hat man Obstruktion durch Kamera und die sie haltende Strebe.

Wird visuell beobachtet, baut Jan das Teleskop zu einem Newton um, übrigens mit einer sehr zweckmäßigen Konstruktion. Die Obstruktion wird dabei deutlich größer als bei einem echten Newton, aber der Kopf des Beobachters ragt nicht in den Strahlengang.

Grüße

fquadrat


 
Hallo fquadrat !
Zitat von fquadrat:
der "Planeten-Spiegel" ist kein Herschelsystem,
Ich habe auf Google und im Brockhaus nachgesehen und konnte nicht herausfinden, was du mit dem Ausdruck Herschelsystem in diesem Zusammenhang meinst.

In Bezug auf die Obstruktion in den konkreten Fällen beim verschiedenen Gebrauch des Planeten-Spiegels geht's offensichtlich ins Detail. Erhoffe mir diesbezüglich auch eine Antwort des Erfinders.

Grüsse
Theo







 
Hallo Theo,

Der Reflektor nach Herschel ist quasi ein Newton mit verkipptem, (sphärischem) Hauptspiegel. Der Sekundärspiegel wird außerhalb des Strahlengangs angebracht, schattet also nicht mehr ab und vermindert vor allem die Kontrastübertragung nicht mehr. Dafür muss man jetzt mit Effekten klar kommen, die durch die Verkippung hervorgerufen werden, weswegen die Bauart nur für optisch vergleichsweise "langsame" Konstruktionen geeignet ist.

Hier ein Bild, das sagt in dem Fall 10^10 mal mehr als 1000 Worte ;)
Link zur Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e8/Herschel-Lomonosov_reflecting_telescope.svg/500px-Herschel-Lomonosov_reflecting_telescope.svg.png

Wie du siehst, kann man sich den Sekundärspiegel sogar sparen. Meines Wissens nach hat das Herschel beim "Leviathan" auch gemacht, er hat dann von einer Leiter aus "direkt in den Tubus" geguckt.

Hoffe geholfen zu haben,

lg
niklas
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Theo,

unter
http://en.wikipedia.org/wiki/Reflecting_telescope#Herschelian
findest Du ein Bildchen zum Herschelteleskop. Verlagert man den Einblick zu nah an den Tubusrand, verdeckt der Kopf einen Teil der Öffnung, läßt man den Abstand zum Rand größer, passiert das nicht. Allerdings sind dann die Fehler größer.

Grüße

fquadrat
 
Zitat von Gucker14:
Habe eine Frage zur "Obstruktion", falls es diese bei der Planeten-Spiegel konstruktion überhaupt gibt. Beim fotographischen Einsatz geht ja sämtliches Licht direkt in die Kamera. Kein Sekundärspiegel, damit ist also eine Eliminierung der Obstruktion gegeben.
Hallo Theo,

unter Obstruktion verstehe ich im wesentlichen die zentrale Abschattung des Hauptspiegels durch Gegenstände jeglicher Art, egal ob sich da ein Fangpiegel oder eine Kamera im Weg des einfallenden Lichts befindet. Der Planetenspiegel ("Schüssel") hat eine vergleichsweise geringe Obstruktion von 20%.

Bei Newtonteleskopen muss der Fangspiegel einen gewissen Mindestdurchmesser besitzen, um die Fokuslage hinreichend weit in seitlicher Richtung aus dem Tubus herauszubringen ohne dabei das Bildfeld einzuengen (Vignettierung). Je kurzbrennweitiger ein Newton ist, desto größer muss unter den genannten Bedingungen der Fangspiegel dimensioniert sein. Bei einem f/5 Newton liegt die Obstruktion deshalb typischerweise bei mindestens 25%. Planetenbeobachter bevorzugen daher gelegentlich f/6 Newtons mit einer Obstruktion von 20% und weniger.

Bei der Schüssel ergibt sich die zentrale Obstruktion aus den Durchmessern des Kamerahalters sowie der Kamera selbst, und die liegen bei rund 50 mm.

Eine zusätzliche Obstruktion ergibt sich durch die Verbindungsstrebe des Kamerahalters zum Trägerrohr. Die Strebe hat eine Breite von 6-9 mm im Einfangbereich des Spiegels. Über die Auswirkung auf die Bildqualität im Vergleich zu den üblichen vierarmigen "Spinnen" kann ich noch nichts sagen. Bei hellen Sternen erwarte ich natürlich auch mit der einarmigen Strebe so etwas wie radiale "Spikes". Wie das genau aussieht, das muss die Praxis zeigen.


Zitat von Gucker14:
Jedoch bei der gewöhnlichen Observation am Einfachen Planeten-Spiegel stellt sich ja nun die Frage, ob man nicht bei der schrägen Einsicht mit seinem dem Licht hin gerichteten Hinterkopf mehr abschirmt/abschattet (und damit die Bildqualität verschlechtert), als mit einem in den Strahlengang eingebauten Sekundärspiegel,...
Hier verweise ich auf den im zweiten Foto abgebildeten Newtoneinblick und die diesbezügliche Erklärung von fquadrat.


Zitat von Gucker14:
Ich habe auf Google und im Brockhaus nachgesehen und konnte nicht herausfinden, was du mit dem Ausdruck Herschelsystem in diesem Zusammenhang meinst.
Das Herschel-Teleskop ist - im Gegensatz zum Newton und zur Schüssel - ein Schiefspiegler, schau mal hier.


Ich hoffe, Deine Fragen sind damit weitgehend geklärt?

Dank und Gruß, Jan
 
Hallo Niklas und fquadrat !

Danke für eure Hilfe und Klarstellungen!
Aus irgend einem Grund ist dies nicht im Google aufgetaucht.

Grüsse
Theo
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Jan !

Danke für deine ausführlichen Antworten!

Hoffentlich bessert sich das Wetter bald !
Bin schon auf deine Bilder gespannt !

Grüsse
Theo

 
hallo Jan,

ich freu mich dass du kein Tauproblem hast, die Erklärung mit der Verspiegelung kann aber nicht halten - dazu taut mein Newt an FS und auch HS zu oft zu. Dein HS ist ja auch rundum frei, dort wo er nicht verspiegelt ist. Oben zitierte transparente Beschichtung ist ja gar keine Verspiegelung und daher auch keine Erklärung. Dass so eine dünne Schicht "vor Auskühlen schützt" kann wohl nicht der Ernst des "Experten" sein. Die Schicht müsste irgendwie hydrophob sein dass H2O Moleküle sich trotz Taupunkt weigern dort zu kondensieren.

Trägst du deine Schüssel nach dem Beobachten ins Warme, und taut sie da zu?

lg Tommy
 
Hallo Jan !

Hatte endlich Gelegenheit auch deine Bilder auf deiner HP anzusehen. Den vielfachen rühmenden Kommentaren vieler Astrofotografen im Forum kann ich mich nur vorbehaltlos anschliessen. Da legst du die Latte sehr sehr hoch,....


Weiters fand ich die Diskussion um die richtige Blende (f/20 oder f/10) bei den Aufnahmen sehr interessant.

Grüsse
Theo



 
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Es sind keine weiteren Antworten möglich.
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