Mondformationen und Turbulenzen

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Zitat von Luckilucki:
Ihr offener Reflektor hat hier sicherlich einige Vorteile für die Planetenbeobachtung, wenn er auch für andere Zwecke wie Deep-Sky weniger geeignet erscheint, da Streulicht ungehindert schief einfallen kann.
Lieber Herr Bauer,

das "ungehindert schief" einfallende Streulicht kommt dank der Spiegelgesetzte glücklicherweise gar nicht in die Kamera ... !

Vielen Dank für die zusammenfassende Erklärung über die begrenzten Vorteile der langwelligen Fotografie.

Zitat von Luckilucki:
Das ist ja gleichbedeutend damit, dass man sich in solch einer Nacht besser ein kleines Linsenteleskop nimmt, und ruhigere Bilder erhält.
Das sehe ich auch so.

Gruß, Jan Fremerey
 
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Zitat von Jan_Fremerey:
das "ungehindert schief" einfallende Streulicht kommt dank der Spiegelgesetzte glücklicherweise gar nicht in die Kamera ... !

Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher. Das schief einfallende Licht schleicht sich ja gerade an den Spiegeln vorbei.

Ich nehme an, Sie haben mein Lochkamera Experiment mit meinem Cassegrain in einem anderen Forum gelesen. So weist man es nach.

Streulicht beeinflusst die Wirksamkeit der Flatfield Prozedur negativ (weil additive Terme übrig bleiben und die Division bereits nicht mehr sauber funktioniert) und vermindert auch den Kontrast bei der Planetenbeobachtung.

Da es selbst in nahezu optimal konstruierten Cassegrains oder Newtons auftritt, muss es das erst recht in Teleskopen, die auf jegliche Streulichtblenden oder Tubus verzichten.
 
Zitat von Luckilucki:
Das schief einfallende Licht schleicht sich ja gerade an den Spiegeln vorbei.
Meine "Planetenschüsel" hat überhaupt nur einen Spiegel, den Hauptspiegel, und die Kamera schaut nur geringfügig über den Rand des Spiegels hinaus. Da ist es nachts meistens dunkler als am Himmel.


Zitat von Luckilucki:
Ich nehme an, Sie haben mein Lochkamera Experiment mit meinem Cassegrain in einem anderen Forum gelesen.
Hört sich interessant an, kann mich nicht erinnern, das gelesen zu haben, haben Sie noch den Link?


Zitat von Luckilucki:
Streulicht beeinflusst die Wirksamkeit der Flatfield Prozedur negativ (weil additive Terme übrig bleiben und die Division bereits nicht mehr sauber funktioniert)
Das ist gewiss von Bedeutung, wenn man größere Felder fotografiert und die Aufnahmen messtechnisch auswerten möchte.

Gruß, Jan Fremerey
 
Zitat von tommy_nawratil:
Generell lässt sich IMHO wenig Konkretes über den Einfluss des "Seeing" sagen, da es ganz unterschiedliche Arten des Seeing gibt, die sich ganz unterschiedlich auf das Bild auswirken. Da kann man nicht alles einfach über einen Kamm scheren.
Hallo Tommy,

jetzt komme ich doch nochmal auf Deinen weisen Spruch zurück. Nachdem ich mit der Vorselektion der Videoframes von Hand bei Kopernikus noch Glück hatte, scheiterte dieses Verfahren gleich bei der Aufbereitung des Anschlussbilds zum Mosaik. Für's erste muss ich mich also offenbar mit dem derzeitigen Stand der Kunst begnügen und bei nicht optimalen Sichtbedingungen gewisse Bildstörungen in Kauf nehmen bzw. einfach auf bessere Bedingungen warten.

Die von mir speziell angeschriebenen "Stack-Künstler" haben bisher nur spärlich reagiert, möglicherweise, weil ihnen die Probleme hinlänglich bewusst sind und sie ohnehin ständig über weitere Möglichkeiten zur Eindämmung von Seeing-bedingten Bildstörungen nachdenken. Wir können diesen Autoren für das bisher erreichte jedenfalls sehr dankbar sein.

Gruß, Jan
 
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Nachtrag

Nachdem ich mich hier vorrangig mit der Auswirkung von "atmosphärisch gesplitteten" Abbildungen an den Übergängen mit starkem Helligkeitskontrast beschäftigt habe, wollte ich wissen, wie weit sich die weniger kontrastreichen Bildpartien entwickeln lassen, mit denen die von mir eingesetzte AviStack-Software offensichtlich gut zurecht kommt.

Durch Vergleiche mit veröffentlichten Kopernikus-Abbildungen aus anderen Teleskopen mit vergleichbarer und größerer Öffnung habe ich zunächst einmal die für die unmittelbare Kraterumgebung typische "Riffelung" der Landschaft in meinen Ausarbeitungen vermisst.

Bei der Suche nach einer Verfeinerung der Bildbearbeitung hat mich dankenswerterweise Wolfgang Sorgenfrey, der bekannte Meister der Landschafts- und Astrofotografie, mit hilfreichen Tipps und praktischen Vorschlägen unterstützt. Insbesondere hat er mich auf die Möglichkeiten des Entfaltungs-Tools (Deconvolution) in Fitswork aufmerksam gemacht, mit dem ich zuvor wenig Erfolg hatte. Mit Hilfe dieses Tools konnten dann die gesuchten Oberflächenmerkmale tatsächlich herausgearbeitet werden. Hier ist wiederum ein forumskonformer Ausschnitt aus dem Gesamtrahmen:

Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/Mond_100902_042948_Ha35f11Cham_AS329v657Lc10Rp2186_itGr101x10_decodef_dSinc144_Gr075s100_V2H5_1e8-1e9g115_720x580.jpg

Fazit: Die AviStack-Software liefert - vermutlich aufgrund der besonders engmaschigen Alignment-Prozedur - trotz der "materialbedingten" Säume an den exponierten Kanten in den weniger kontrastreichen Bildpartien ganz hervorragende Stacks. Alle drei hier gezeigten Ausarbeitungen des Kopernikus-Kraters basieren auf ein und demselben Summenbild, welches aus jeweils 329 von 657 verfügbaren Ausschnitten der Primärbilder auf jedem der entsprechenden 2186 Netzfelder zusammengesetzt wurde.

Für mich ist das erneut ein Beweis für die außergewöhnliche Leistungsfähigkeit der AviStack Software - großer Dank an Michael Theusner!

Gruß, Jan
 
Zitat von Jan_Fremerey:
Es ist darüber hinaus bemerkenswert, dass sich die Bildspreizungen in beiden Fällen vorzugsweise in einer bestimmten Richtung, hier also seitlich, erstrecken. Möglicherweise hat das etwas mit der Richtung des Jet-Streams zu tun, der ja offenbar einen bedeutenden Einfluss auf das Seeing hat.
Nachdem mir inzwischen die Genehmigung seitens des Department of Geosciences at San Francisco State University zur Verwendung von Bildmaterial aus dem dortigen Jetstream-Archiv vorliegt, sind entsprechende Karten in Verbindung mit meinen jüngsten Beobachtungsergebnissen nun auch auf meiner Website zu sehen.

Zur Zeit der durch erhebliches Bildsplitting gekennzeichneten Aufnahme der Jupitermonde Kallisto und Ganymed am 26.10. - s.o. - lag unsere Gegend gerade mitten unter einem ausgeprägten, in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Jetstream.

Meine eingangs gezeigten Mondaufnahmen vom 2.9. kamen nach der entsprechenden Jetstream-Karte unter nord-nordwestlichem Wind bei etwas mäßigeren Windgeschwindigkeiten zustande. Das Teleskop war zur Aufnahmezeit etwa nach Südosten, also im wesentlichen parallel zu dieser Windströmung ausgerichtet, während sich das in diesen Aufnahmen zu beobachtende Bildsplitting vorwiegend in seitlicher, d.h. quer zur Windrichtung erstreckte. Ich kann mir deshalb vorstellen, dass es sich bei den "Turbulenzen" möglicherweise weniger um rotierende Strömungs-Wirbel, sondern eher um laminare "Strömungs-Strähnen" innerhalb des Jetstreams handelt, deren optische Wirkung derjenigen von parallel angeordneten Zylinderlinsen ähnlich ist.

Diese Erklärung ist zugegebenermaßen etwas spekulativ, und selbst wenn sie sich als einigermaßen zutreffend erweisen sollte, werden wir auf die Natur dieser Windströmungen keinen Einfluss nehmen können. Möglicherweise hilft uns aber ein besseres Verständnis der Vorgänge bei der Entwicklung datentechnischer Algorithmen zur Kompensation solcher Bildstörungen weiter.

Gruß, Jan
 
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