Einfacher Planeten-Spiegel

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Zitat von Felix42:
Danke, Felix, damit würdest Du in der Tat einen wertvollen Beitrag zur Wissenschaft leisten!

Heute Nacht hätte solch ein Versuch allerdings hier bei uns keinen Erfolg gehabt. Denn sämtliche Autoscheiben in der Nahbarschaft sind bis zum Morgen blank geblieben. Erstens war offenbar die Luft relativ trocken, aber zweitens war auch der eiskalte Nachthimmel durch eine geschlossene Wolkendecke abgeschirmt.

Eine viel wirksamere Abschirmung gegen den Nachthimmel als die Wolkendecke bietet aber die Frontverspiegelung unserer Teleskopoptik. Die Verspiegelung wirft nämlich auf ihrer Rückseite nahezu 100% der Wärmestrahlung des Spiegelglases zurück und lässt sie nicht in den kalten Himmel entweichen.

In einem lehrreichen Kurzvideo mit Georg Dittié, der uns Astroamateuren durch seine beliebte "Giotto"-Software bekannt ist, zeigte seine Infrarotkamera - 57,6 °C an, als er sie auf den klaren Nachthimmel richtete!

In Erwartung Deines angekündigten Spiegel-Berichts von der Wiese ...

Gruß, Jan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Eine interessante Entwicklung hier!

Das würde also bedeuten, wenn man den FS eines Newtons auch auf der Rückseite verspiegelt, daß er dann nicht mehr beschlägt?
 
Zitat von wurzelwaerk:
Das würde also bedeuten, wenn man den FS auch auf der Rückseite verspiegelt, daß er dann nicht mehr beschlägt?
Hallo Ralf -

Eine schöne Idee! Man müsste nur dafür sorgen, dass der Fangspiegel teleskopseitig wenigstens teilweise für Wärmestrahlung durchlässig ist, damit er sich der Umgebungstemperatur anpassen kann. Vielleicht gibt es ja solche Verspiegelungen, die nur im sichtbaren Licht und im optisch interessanten IR, aber nicht mehr im Bereich der Wärmestrahlung wirksam reflektieren.

Am Fangspiegels ist aber die Anbringung einer elektrischen Heizung möglicherweise der einfachere Weg. Auf dem oben gezeigten Frostbild von meiner Kamerabaugruppe sieht man ja ganz schön, dass die Kamera unbereift ist. Die Kamera war zur Zeit der Aufnahme in Betrieb. Sie wird über den USB-Anschluss des Laptops mit ca. 2 W elektrischer Leistung versorgt.

Gruß, Jan
 
Hallo Felix,

ich habe mal einen Newton erlebt (grüne Bauart GSO 8" f/4) bei dem stets zuerst der Hauptspiegel auf der Spiegelfläche zugetaut ist. Im geschlossenen Tubus und während der (gefasste) Fangspiegel noch frei war. Dieser nach hinten offene Spiegel (mit matter Rückseite) hat nun nach unten wirklich nur Wiese gesehen und war auch nicht mit senkrecht gestelltem, sondern meist eher waagerecht ausgerichtetem Tubus aufgebaut. Das spielte sich nicht nur mehrmals bei einem Beobachter in unserer Gruppe ab, sondern ein anderer Sternfreund hat es gekauft und berichtete mir dann dasselbe.

Clear Skies
Sven
 
Irgendwie kann ich der Diskussion nicht folgen. Im Vergleich zum Wärmeaustausch mit der Luft dürfte die Wärmestrahlung doch vernachlässigbar sein. Oder worum geht es hier?

Gruß
Konstantin
 
Zitat von Sven_Wienstein:
Im geschlossenen Tubus und während der (gefasste) Fangspiegel noch frei war.
Hallo Sven - Im geschlossenen Tubus gleicht sich die Temperatur des Spiegels an die des Tubus an und wird mit letzterem aufgrund der Wärmeabstrahlung des Tubus zum Himmel kälter als die Umgebungsluft, so dass der Taupunkt unterschritten wird. Wenn der Fangspiegel noch frei war, dann möglicherweise deshalb, weil er sich am offenen Ende des Tubus befand, wo noch ein gewisser Wärmeaustauch durch Luftzirkulation stattfindet.

Zitat von Sven_Wienstein:
Dieser nach hinten offene Spiegel (mit matter Rückseite) hat nun nach unten wirklich nur Wiese gesehen und war ... mit ... meist eher waagerecht ausgerichtetem Tubus aufgebaut.
Bei eher waagerechter Ausrichtung des Tubus sieht der nach hinten offene Spiegel vermutlich nicht viel weniger vom Himmel als von der Wiese. Der Himmel, auch wenn er nur einen Teil des vom Spiegel erfassten Raums ausfüllt, entzieht aber mit seiner Eiseskälte - wie die Infrarotkamera von Georg Dittié anzeigt (s.o.) - dem Spiegel offenbar noch genügend Wärme, um ihn unter den Taupunkt abzukühlen.

Aufgrund dieser Sachverhalte erscheinen mir die von Dir geschilderten Beobachtungen an dem GSO-Newton in keiner Weise überraschend.

Gruß, Jan
 
Hallo Jan,

überraschend ist, dass andere Optiken ähnlichen Aufbaus und ähnlicher Größe sich so eben nicht verhalten. Es taut dann selbst bei gefasstem Fangspiegel zuerst dieser zu. Die Frage ist also: Welches Detail war bei diesem Newton anders als bei anderen? Und dazu wäre zu bemerken, dass ich sowohl den silbernen GSO als auch noch den ganz früheren schwarzen GSO mit normalem "Tauverhalten" kenne. Mal ganz ab von etlichen anderen Geräten.
Bis dahin also nette Theorie, nur praktisch nicht nachvollziehbar.

Clear Skies
Sven
 
Zitat von smile:
Im Vergleich zum Wärmeaustausch mit der Luft dürfte die Wärmestrahlung doch vernachlässigbar sein.
Hallo Konstantin - Nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz strahlt ein "schwarzer", d.h. nicht reflektierender Gegenstand selbst bei 0 °C noch 316 W an thermischer Leistung pro Quadratmeter Oberfläche ab. Eine runde Scheibe mit 10" Durchmesser würde - ohne Verspiegelung (!) - mit ihrer Fläche von 0,05 qm (einseitig) demnach immerhin noch 16 W in den Himmel abstrahlen. Ein entsprechender Tubus bietet dem Himmel gewiss noch mehr Kühlfläche an. Wärmeverluste von dieser Größenordnung bekommt man mit einem Lüfter nicht so leicht ausgeglichen.

Durch die Oberflächenverspiegelung wird der strahlungsbedingte Wärmeverlust eines frei montierten Spiegels in Richtung Himmel um ca. einen Faktor 100, d.h. bei 10" Durchmesser auf wenige Zehntel Watt reduziert. Dieser Wärmeverlust wird durch die Wärmekopplung des Spiegelglases an die rückwärtige Umgebung auch ohne Zwangsbelüftung ausgeglichen. Dies setzt allerdings voraus, dass die rückwärtige Wärmekopplung nicht durch eine geschlossene Spiegelzelle oder andere Gehäuseteile behindert wird. Bei Verwendung einer Spiegelzelle muss deshalb zwangsbelüftet werden.

Gruß, Jan
 
Zitat von Sven_Wienstein:
Es taut dann selbst bei gefasstem Fangspiegel zuerst dieser zu.
Hallo Sven - Das würde ich auch erwarten, und das zeigt sich auch an meinem Teleskop: Der Fangspiegel, bzw. bei mir die am Eingang des Kameratubus eingesetzten Filter frieren deshalb als erste zu, weil ihre Fassung durch Wärmeabstrahlung in den Himmel unter den Taupunkt abgekühlt wird.

Zitat von Sven_Wienstein:
Bis dahin also nette Theorie, nur praktisch nicht nachvollziehbar.
Das kommt schon mit der Zeit ...

Gruß, Jan
 
Hallo Konstantin,

Irgendwie kann ich der Diskussion nicht folgen. Im Vergleich zum Wärmeaustausch mit der Luft dürfte die Wärmestrahlung doch vernachlässigbar sein. Oder worum geht es hier?

ist eben nicht zu vernachlässigen, die Wärmeabstrahlung von nicht metallisch blanken Festkörpern oder von Wasser! Siehe die Abschätzung von Jan. Die Luft selbst strahlt relativ wenig im IR-Bereich. Was meinst Du denn warum es in klaren Nächten relativ schnell kalt wird und sich massig Tau oder Raureif bilden kann?

Ein spezielles Beispiel nach eigener Messung: Ein schräg gesteller Teleskoptubus hat in einer klaren, frostigen Nacht ca. 200g Raureif angesammelt. Dabei lag der bevorzugt auf der Seite die den Himmel "sieht".

Gruß Kurt
 
Hallo Kurt,

Ein schräg gesteller Teleskoptubus hat in einer klaren, frostigen Nacht ca. 200g Raureif angesammelt. Dabei lag der bevorzugt auf der Seite die den Himmel "sieht".

ich glaube das war dein Versuch mit meinem alten schwarzen 8"f/6 Tubus!?
Ergänzend kann ich anmerken daß der neue silbermatallische Isotubus
unter den oben genannten Bedingungen fast keinen Rauhreif ansammelt(!)

Der besteht aus beidseitig Aluminiumkaschiertem 10mm Hartschaum.

Viele Grüße, Karsten
 
Im Falle des geschlossenen Tubus (Svens Beispiel) hat meiner Meinung nach nur die bessere Luftzirkulation - bei ~konstanter Temperatur - am Fangspiegel dazu beigetragen, dass er nach dem Haupsiegel zugetaut ist. Wärmestahlung sowie Wärmeaustausch spielen hier meiner Meinung nach, tut mir leid, keine bedeutende Rolle, sie sind vernachlässigbar.

Von der Theorie, das Wärmestrahlung und Wärmeaustausch zwischen Himmel und Wiese und dergleichen hier einen Einfluss haben, halte ich bis jetzt sehr wenig. Tut mir leid, aber davon müsst ihr, die daran glauben, mich ersteinmal überzeugen (müssen tur ihr es natürlich nicht..)
;)

Gruß, Christian
 
Reif(und Tau) schlägt sich im übrigen nieder, er hat eine nach unten gerichtete Tendenz zu fallen. Die winzigen Tautropfen bilden sich in der Luft und fallen Richtung Boden, daher erklärt sich der massive Reifbelag auf der Tubusoberseite, oder etwa nicht :gutefrage:
 
Zitat von Christian_P:
Von der Theorie, das Wärmestrahlung und Wärmeaustausch zwischen Himmel und Wiese und dergleichen hier einen Einfluss haben, halte ich bis jetzt sehr wenig. Tut mir leid, aber davon müsst ihr, die daran glauben, mich ersteinmal überzeugen
Hallo Christian - Im Grunde freue ich mich, wenn jemand nicht alles glaubt, was ihm von sogenannten oder auch selbst ernannten "Experten" aufgetischt wird. Mir fällt selbst nicht selten die Orientierung in unserer gegenwärtigen Desinformationsgesellschaft schwer. Andererseits freue ich mich, in einem Forum wie diesem mitmachen zu können, wo die eigenen Erkenntnisse von anderen Teilnehmern auf ihren wahren Inhalt ohne falsche Hemmungen abgeklopft werden. Nur so findet man manchmal erst selbst die Antwort auf die Frage, ob man dem wirklich trauen kann, was man sich denkt und beobachtet.

Nun zurück zum Thema:

Zitat von Jan_Fremerey:
Hier also meine Antwort auf die letzte Eingabe von Christian: ...
P.S.
- Habe gerade die Deckel aus dem Keller geholt. Die sind natürlich längst nicht so schön blank wie ein Teleskopspiegel. Den einen Deckel habe ich mit der blanken Seite in geringem Abstand gegen meine Wange gehalten. Es fühlte sich warm an. Die blanke Seite lässt offenbar - wie zu erwarten - keine Wärmestrahlung eindringen, sondern wirft diese zurück. Ich konnte die zurückgeworfene Wärmestrahlung sehr deutlich wahrnehmen. Auf der lackierten Seite des Deckels war nichts zu spüren.
Hast Du das schon einmal selbst ausprobiert? Wenn Du vor dem blanken Deckel auch Wärme spürst, glaubst Du, dass da warme Luft aus dem Deckel kommt?

Gruß, Jan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zitat von Christian_P:
Die winzigen Tautropfen bilden sich in der Luft und fallen Richtung Boden, daher erklärt sich der massive Reifbelag auf der Tubusoberseite, oder etwa nicht
Hallo Christan - Wenn da bereits Tröpfchen in der Luft sind, also Wasser in flüssigem Zustand, dann haben wir Nebel oder Regen. Aber auch die völlig klare Luft enthält Wasser in gasförmigem Zustand. Dieses gasförmige Wasser nennt man "Wasserdampf". Der Wasserdampf ist ebenso durchsichtig wie die anderen gasförmigen Bestandteile der Luft.

Luft kann allerdings nicht beliebig viel Wasserdampf aufnehmen. Wenn es zuviel wird, kondensiert der überschüssige Dampf in flüssiger Form (Nebel) oder kristalliner Form (Schnee) aus. Je geringer die Temperatur wird, desto weniger Wasserdampf kann die Luft halten.

An einer Oberfläche, die kälter ist als die umgebende Luft, kann es deshalb zu Tau- bzw. Reifbildung kommen. Das passiert aber erst unmittelbar an der Oberfläche, d.h., dazu müssen sich nicht schon in größerem Abstand von der Oberfläche Nebeltröpfchen oder Schneekristalle gebildet haben, die dann "in Richtung Boden fallen". Anderenfalls wäre ja nicht zu erklären, warum kalte Gegenstände auch von unten betauen.

Gruß, Jan
 
Hallo Jan

So eine Keksdose ist ersteinmal ein dünnes Blech, also ein Metall. Wenn wir die Keksdose als Versuchsobjekt heranziehen wollen, dann müssen wir sie also als Metall ansehen. Wie wir es schon vorher festgestellt hatten, besitzt Metall eine sehr gute Wärmeleitfähigkeit.

Metall muss also in erster Linie die Wärme vom Körper ableiten, es wird sich also in den allermeisten Fällen kalt anfühlen. Blankes Bleck mit der Haut berührt ist kalt, da würde ersteinmal jeder mitgehen. Je dünner das Metall, desto schneller erwärmt es sich, weil seine Masse, welche erwärmt werden muss, geringer ist. Dünne Alufolie ans Gesicht (Haut) gehalten ist nicht warm, weil sie zurückstrahlt, dafür ist auch gar kein Platz (Raum) vorhanden, sonder sie ist warm, weil sie durch die Körperwärme sehr schnell aufgewärmt wird (wegen der geringen zu erwärmenden Masse und der guten Wärmeleitfähigkeit). Man könnte also einer Täuschung unterliegen, die einem Glauben schenken mag, da würde etwas zurückgestrahlt und deshalb würde es warm werden.


Stefan-Boltzmann-Gesetz geht meiner Meinung nach nicht als Argumentation. Wie Konstantin hier wahrscheinlich intuitiv richtig festgestellt hat, Ist der Haupteinflussfaktor die Umgebungsluft um das Teleskop. Jegliche Wärmstrahlung wird von der umgebenden Luft aufgenommen. Die Strahlung mag ein Stück weit kommen (cm) aber allmählich wird die Strahlungsenergie von der Luft davongetragen. Sie reicht niemals sehr weit in Form von Strahlung. Das sind dann eher Warmluftströmungen.
 
Zitat von Christian_P:
Wenn wir die Keksdose als Versuchsobjekt heranziehen wollen, ...
Hallo Christian - es geht hier nur um eine glatte metallische Fläche, egal auf welchem Material, kann auch Alufolie oder Alu-bedampfte Kunststoff-Folie sein. Und die spiegelnde Fläche soll nicht an die Haut sondern in geringem Abstand von der Haut gehalten werden. Probier das doch einfach mal und berichte, ob es sich warm anfühlt oder nicht.

Gruß, Jan
 
Zitat von Christian_P:
Jegliche Wärmstrahlung wird von der umgebenden Luft aufgenommen. Die Strahlung mag ein Stück weit kommen (cm) aber allmählich wird die Strahlungsenergie von der Luft davongetragen. Sie reicht niemals sehr weit in Form von Strahlung. Das sind dann eher Warmluftströmungen.

Hallo Christian,

da komm ich wieder nicht mit. Das würde doch einen extremen Treibhauseffekt geben und kein Lagerfeuer würde wärmen.

Gruß André
 
Hallo Christian,

wir sind keine "Gläubigen" sondern wir suchen Erklärungen für praktische Erfahrungen und diese praktischen Erfahrungen gehen über Einzelfälle hinaus, sind reproduzierbar.
Dem Versuch mit der Keksdose folgt ja schon ein Versuch mit Spiegeln.
Dass man bei den Erklärungsversuchen auch mal auf Irrwege gerät, ich selbst sogar vor dieser Diskussion gar nicht mehr weiter wusste, ist doch völlig normal und genau daher tritt man in eine Diskussion ein.
Warten wir Mal den Spiegeltest von Felix ab und versuchen weiter die Dinge zu erklären, anstatt Tatsachen zu Glaubensfragen zu machen.

Gruß
*entfernt*
 
Zitat von Jan_Fremerey:
Hallo Konstantin - Nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz strahlt ein "schwarzer", d.h. nicht reflektierender Gegenstand selbst bei 0 °C noch 316 W an thermischer Leistung pro Quadratmeter Oberfläche ab. Eine runde Scheibe mit 10" Durchmesser würde - ohne Verspiegelung (!) - mit ihrer Fläche von 0,05 qm (einseitig) demnach immerhin noch 16 W in den Himmel abstrahlen. Ein entsprechender Tubus bietet dem Himmel gewiss noch mehr Kühlfläche an. Wärmeverluste von dieser Größenordnung bekommt man mit einem Lüfter nicht so leicht ausgeglichen.
Das ist natürlich klar, und deshalb ist es ja auch wichtig, dass der Spiegel kein schwarzer Strahler ist.
Zitat von Jan_Fremerey:
Durch die Oberflächenverspiegelung wird der strahlungsbedingte Wärmeverlust eines frei montierten Spiegels in Richtung Himmel um ca. einen Faktor 100, d.h. bei 10" Durchmesser auf wenige Zehntel Watt reduziert. Dieser Wärmeverlust wird durch die Wärmekopplung des Spiegelglases an die rückwärtige Umgebung auch ohne Zwangsbelüftung ausgeglichen. Dies setzt allerdings voraus, dass die rückwärtige Wärmekopplung nicht durch eine geschlossene Spiegelzelle oder andere Gehäuseteile behindert wird. Bei Verwendung einer Spiegelzelle muss deshalb zwangsbelüftet werden.
Was aber nicht klar ist, dass warum der "Himmel" dem Spiegel mehr Wärmestrahlung als der Boden entziehen soll. Der Spiegel strahlt immer, egal wohin ich ihn richte.
 
Hallo Konstantin,

...Was aber nicht klar ist, dass warum der "Himmel" dem Spiegel mehr Wärmestrahlung als der Boden entziehen soll. Der Spiegel strahlt immer, egal wohin ich ihn richte.

Der Weltraum als Himmel ist ziemlich kalt, dh. es kommt von dort aus fast nichts an IR- Strahlung was uns oder einem Spiegel oder sonstwem nennenswert einheizen könnte. Der Boden dagegen hat eine absolute Temperatur so um 250K bis 300K. Das macht eben doch noch einiges wie Jan vorgerechnet hat. Leg doch einfach mal bei frostiger Nacht ein Rohr in 1 m Höhe annähernd horizontal ins freie. Das strahlt selbstverständlich gemäß seiner Temperatur in alle Richtungen. Gleichzeitig bekommt es aber vom Boden her ein vielfaches der Strahlung als vom Himmel und wird daher auf der Himmelsseite deutlich kälter. Die Differenz kann bei Windstille und klarem Himmel mehrere °C betragen. So etwas lässt sich in echt und dazu noch simpel messen.

Noch einmal zu deinem Spiegel: Dessen Spiegelseite strahlt allerdings drastisch schwächer als die unverspiegelte Rückseite.

Ist denn zumindest verständlich geworden warum es des nachsts bei klarem Himmen ganz fies abkühlen kann? Man kann messen dass die Bodenoberfläche oder erst recht eine Rasenfläche schneller abkühlt als die benachbarte Luft.

Gruß Kurt
 
Zitat von smile:
Was aber nicht klar ist, dass warum der "Himmel" dem Spiegel mehr Wärmestrahlung als der Boden entziehen soll. Der Spiegel strahlt immer, egal wohin ich ihn richte.
Hallo Konstantin - Dank für diese konstruktive Frage!

Entsprechend dem Stefan-Boltzmann-Gesetz geht die Strahlungsleistung mit der vierten Potenz der Temperatur des strahlenden Körpers. Der Himmel strahlt also seinerseits auch auf den Spiegel zurück, aber wegen seiner deutlich niedrigeren Temperatur nur mit einem geringen Bruchteil der Strahlungsleistung, die der Spiegel an den Himmel abgibt.

Da sich der Boden aber auf nahezu der gleichen Temperatur befindet wie der Spiegel, überträgt er nahezu ebensoviel Wärmeleistung auf den Spiegel wie der Spiegel auf den Boden. Aufgrund der ausgeglichenen Strahlungsbilanz entsteht auf der Bodenseite praktisch kein Strahlungsverlust für den Spiegel.

Wenn nun die Wärmeabstrahlung in den Himmel durch die reflektierende Beschichtung auf der Vorderseite des Spiegels versperrt ist, steht der Spiegel praktisch nur noch mit dem Boden in Wärmekontakt und nimmt somit selbst Bodentemperatur an.

Ohne Oberflächenverspiegelung würde sich die Temperatur des Spiegelglases irgendwo zwischen der Bodentemperatur und der Temperatur des Himmels einstellen, vgl. den oben zitierten Autoscheibentest mit Georg Dittié.

Gruß, Jan

P.S. - Den letzten Kommentar von Kurt habe ich erst nach dem Posten meines Textes gesehen. Wir haben uns also nicht "abgesprochen".
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zitat von Kurt:
Gleichzeitig bekommt es aber vom Boden her ein vielfaches der Strahlung als vom Himmel und wird daher auf der Himmelsseite deutlich kälter.
Da der Boden nahezu flach ist, sollte die empfangene Strahlungsleistung proportional zur Stirnfläche sein. (Das sollte für die Tuben eine Rolle spielen). Alles klar, jetzt hab ich das glaub ich kapiert. Ich glaube mir war einfach gar nicht bewusst, wie viel Strahlungsenergie das wirklich ist.
 
Zitat von Christian_P:
Reif(und Tau) schlägt sich im übrigen nieder, er hat eine nach unten gerichtete Tendenz zu fallen. Die winzigen Tautropfen bilden sich in der Luft und fallen Richtung Boden, daher erklärt sich der massive Reifbelag auf der Tubusoberseite, oder etwa nicht :gutefrage:

Hallo Christian,

obwohl Kurt und Jan so kompetent geantwortet haben, hier noch mal mit meinen Worten, in der Hoffnung, dass es vielleicht noch klarer wird:

Der Sprachgebrauch "niederschlagen" ist irreführend, er suggeriert, dass die Feuchtigkeit von oben nach unten "fällt". Fallen tut jedoch, wie Jan schreibt, nur bereits kondensierte Feuchtigkeit (Regen, Nebel). Es müsste daher besser "anlagern" heißen. Es gilt das "Gesetz der kalten Wand". Ist die Oberfläche kälter als die Taupunkttemperatur (=Temperatur, bei der Wasserdampf im Sättigungszustand ist) kommt es zur Kondensation. Dabei ist es völlig egal, ob die Fläche nach oben, nach unten, oder senkrecht steht.

Beispiel aus der Kältetechnik (mein früherer Job):
Ein unisoliertes Rohr, das von kalter Sole oder Kältemittel durchströmt wird, hat auf seiner Außenfläche rundherum die gleiche Temperatur. Ist diese unter 0°C, bildet sich bei feuchtwarmer Umgebung eine Eisschicht, die rundherum um das Rohr gleichdick ist, egal wie das Rohr verlegt ist.

Das lackierte und daher gut strahlende Teleskoprohr beschlägt deshalb oben viel mehr, weil die Oberseite bei klarem Himmel im Strahlungsaustausch mit dem mit ca. –55°C strahlenden Himmel steht, die Unterseite jedoch von dem viel wärmeren Boden angestrahlt wird. Bei ruhigem windstillen Hochdruckwetter ist die Wärmeübertragung durch die Luftströmung (Konvektion) relativ gering und es kommen die Strahlungseffekte zum tragen. Würde man die Tubus Unterseite z.B. per Kälteaggregat künstlich stärker runterkühlen als die Oberseite, würde sie stärker zutauen.

@Sven:
Bei nach oben gerichtetem Tubus beschlägt zuerst der Fangspiegel, da dessen schwarze Rückseite samt Spinne in den Himmel abstrahlen kann. Das ist der Normalfall, den wir sicher alle kennen. Bei fast horizontalem Tubus sieht der Fangspiegel hingen praktisch gar keinen Himmel mehr, die Hauptspiegelrückseite aber zumindest teilweise und kann daher schneller beschlagen. Für mich passen diese Beobachtungen wunderbar mit der Theorie "Wärmeübertragung durch Strahlungsaustausch" zusammen.
 
:D

Hallo Jan,

der war gut, Karstens Gerät ist ein Selbstbau nach Anleitung von Kurt und so nebenbei der für Planeten beste 8-Zöller den ich kenne.
Das Ding sieht nach nichts aus, aber der hat eben Hirn unter der Haube.

Clear Skies
Sven
 
Hallo zusammen,


mal eine Frage an die Strahlungsexperten: ich baue zur Zeit mal wieder einen Tubus für meinen 8"f6 aus einem 5mm dicken Hartpapierrohr weil mir das derzeitige Papprohr auf den Geist geht. Dieses war von innen mit 4mm dicker aluminiumbeschichteter Styroportapete (Aluschicht nach außen zeigend) isoliert mit Velours drauf. Das Tubusseeing ist nach ca. 30 Minuten vollkommen abgeklungen, auch bei ausgeschaltetem Lüfter.

Ich würde mir gerne das Gewurschtel mit der Styroportapete sparen und habe hier selbstklebende Aluminiumfolie, ca. 1/10mm dick. Würde diese Aluschicht unter dem Velours Sinn machen oder ist bei der Tubusisolation Styropotapete vorzuziehen?

Zitat von Stathis_Kafalis:
Das lackierte und daher gut strahlende Teleskoprohr...

...oder wäre es ideal die Alufolie außen drum zu wickeln? Ich fände es nett wenn es funktioniert UND halbwegs schön aussieht. Sagt mir ruhig daß die Lackierung dämlich war... :confused:

Oder: (darauf hoffe ich) reicht die schlechte Wärmeleitung des Hartpapierrohres um das Tubusseeing in den Griff zu kriegen, belüftet wird eh...



Viele Grüße Felix
 
Zitat von Felix42:
... oder wäre es ideal die Alufolie außen drum zu wickeln?
Hallo Felix - DAS ist die einzige Möglichkeit, den Tubus vor der Strahlungskühlung zu schützen! Eine spiegelnde Folie schützt NUR diejenigen Teile, die vom Himmel aus gesehen hinter der Folie liegen. Mehr braucht man eigentlich nicht zu wissen.

Gruß, Jan

P.S. - was machen die Spiegel auf der Wiese?
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
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