Zitat von Christian_P:
Reif(und Tau) schlägt sich im übrigen nieder, er hat eine nach unten gerichtete Tendenz zu fallen. Die winzigen Tautropfen bilden sich in der Luft und fallen Richtung Boden, daher erklärt sich der massive Reifbelag auf der Tubusoberseite, oder etwa nicht :gutefrage:
Hallo Christian,
obwohl Kurt und Jan so kompetent geantwortet haben, hier noch mal mit meinen Worten, in der Hoffnung, dass es vielleicht noch klarer wird:
Der Sprachgebrauch "niederschlagen" ist irreführend, er suggeriert, dass die Feuchtigkeit von oben nach unten "fällt". Fallen tut jedoch, wie Jan schreibt, nur bereits kondensierte Feuchtigkeit (Regen, Nebel). Es müsste daher besser "anlagern" heißen. Es gilt das "Gesetz der kalten Wand". Ist die Oberfläche kälter als die Taupunkttemperatur (=Temperatur, bei der Wasserdampf im Sättigungszustand ist) kommt es zur Kondensation. Dabei ist es völlig egal, ob die Fläche nach oben, nach unten, oder senkrecht steht.
Beispiel aus der Kältetechnik (mein früherer Job):
Ein unisoliertes Rohr, das von kalter Sole oder Kältemittel durchströmt wird, hat auf seiner Außenfläche rundherum die gleiche Temperatur. Ist diese unter 0°C, bildet sich bei feuchtwarmer Umgebung eine Eisschicht, die rundherum um das Rohr gleichdick ist, egal wie das Rohr verlegt ist.
Das lackierte und daher gut strahlende Teleskoprohr beschlägt deshalb oben viel mehr, weil die Oberseite bei klarem Himmel im Strahlungsaustausch mit dem mit ca. –55°C strahlenden Himmel steht, die Unterseite jedoch von dem viel wärmeren Boden angestrahlt wird. Bei ruhigem windstillen Hochdruckwetter ist die Wärmeübertragung durch die Luftströmung (Konvektion) relativ gering und es kommen die Strahlungseffekte zum tragen. Würde man die Tubus Unterseite z.B. per Kälteaggregat künstlich stärker runterkühlen als die Oberseite, würde sie stärker zutauen.
@Sven:
Bei nach oben gerichtetem Tubus beschlägt zuerst der Fangspiegel, da dessen schwarze Rückseite samt Spinne in den Himmel abstrahlen kann. Das ist der Normalfall, den wir sicher alle kennen. Bei fast horizontalem Tubus sieht der Fangspiegel hingen praktisch gar keinen Himmel mehr, die Hauptspiegelrückseite aber zumindest teilweise und kann daher schneller beschlagen. Für mich passen diese Beobachtungen wunderbar mit der Theorie "Wärmeübertragung durch Strahlungsaustausch" zusammen.