Hallo Kurt,
Obwohl es auch heute keinen nennenswerten Reifansatz auf dem Teleskop gab, kann ich doch wenigstens einen Teilerfolg vermelden. In der von Karsten angeregten Spiegelstellung, d.h. mit dessen Rückseite gegen den Himmel gerichtet, zeigte sich gegen 2235 MEZ eine relativ scharf begrenzte Reifschicht am oberen Rand der nach unten gerichteten Spiegelseite.
Link zur Grafik:
http://www.astro-vr.de/110203_4102_045s5a.jpg
Die Reifschicht verschwand später wieder, möglicherweise deshalb, weil inzwischen ein leichter Wind eingesetzt hatte.
Am Abend hatte ich zuvor mit großem Interesse die ersten Ergebnisse und Diskussionen aus Deiner Liste studiert. Das Bild der oben gezeigten Reifschicht bringe ich nun spontan in Verbindung mit Deinen interferometrischen
Messungen vom 29. und 30. Mai 2004 an einer horizontalen Lichtstrecke mit offenem Spiegel unter freiem Himmel.
Du hattest die massiven Einbrüche des Strehlwerts Deiner Optik damals im wesentlichen auf
"Bodenseeing" zwischen Spiegel und Interferometer zurückgeführt. Hältst Du es denn für möglich, dass sich zumindest ein Teil der Strehlwerteinbußen mit Verformungen des Spiegels infolge der Ausbildung eines vertikalen Temperaturgefälles im Spiegelmaterial erklären lässt? Solch ein Temperaturgefälle scheint ja bei meinem Spiegel heuteabend tatsächlich aufgetreten zu sein, wie die nach unten hin scharf abgegrenzte Reifschicht nahelegt.
Was ebenfalls für eine Verformung des Spiegels während Deiner Messungen spricht, ist Deine damalige Beschreibung der Wetterverhältnisse: Bei der Messung K5 mit relativ geringen Strehleinbrüchen am 30. Mai war der Himmel - anders als am Vorabend (K4) - bedeckt. Der zu erwartende Temperaturgradient und die entsprechenden Strehleinbrüche mussten am zweiten Tag also wegen der geringeren Abstrahlung in den Himmel geringer gewesen sein.
Möglicherweise hast Du ja ganz handfeste Einwände gegen meine zugegebenermaßen heute etwas spontan entstandenen Gedanken ...
Im Hinblick auf die auch hier wieder zur Sprache kommenden Fragen zum Aufbau eines thermisch stabilen Tubus möchte ich anmerken, dass ich mir im Moment keine sinnvollere
Tubuskonstruktion als die von Dir gewählte mit Alu-kaschiertem, dickwandigem Styrodur und Velours-Auskleidung vorstellen kann. Über den Erfolg dieser Konstruktion in Verbindung mit dem Lüfter kann ich mich nicht wundern. Schade nur, dass man so etwas nicht fertig kaufen kann! Wie sagte doch schon Fraunhofer ganz treffend: Teleskope sind in erster Linie zum Durchschauen da und nicht zum Anschauen ...
Gruß, Jan