Sichel-Studie in der Dämmerung

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Jan_Fremerey

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Dank des zentraleuropäischen Hochdrucks war der Himmel gestern Abend blank - Gelegenheit zu einem Versuch an der 45h-Sichel des zunehmenden Monds. Im Hinblick auf die zu erwartende Luftunruhe in Horizontnähe habe ich wieder das 35 nm breite Ha-Filter von Baader benutzt und mit 7,5 µm Pixelabstand im 2x2 Binningmodus meiner Chameleon-Kamera bei f/11 eine moderate Kameraankopplung an meinen offenen 10"-Spiegel gewählt.

Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/1852-1901_vMS10_ret_vMM0FA110306_Sichel_s10.jpg

Wie üblich: Die Sichel ist in voller Größe zu sehen, wenn man in den Antwort-Modus wechselt, oder über Rechtsklick und "View Image".

In der Zeit von 1852 bis 1901 MEZ habe ich insgesamt zehn 30s-Clips aufgenommen. Die Summenbilder wurden mittels AviStack v1.74 aus jeweils 50% von ca. 365 Videoframes gewonnen. Die Bildbearbeitung erfolgte in Fitswork, und die Zusammensetzung des Mosaiks in Picture Publisher.

Die am Ende erzielte Bildauflösung weist darauf hin, dass die Luft in der geringen Höhe des Mondes über dem Horizont am gestrigen Abend erstaunlich ruhig war.

Gruß, Jan
 
Hallo Jan,
eine feine Arbeit, besonders in der großen Auflösung!
Man sieht jedoch bei genauem Hinsehen die Mosaik-Kanten und stellenweise sieht es etwas "gerastert" aus, so als ob man mit einer Lupe auf ein Zeitungspild schaut.
Bin ein bekennender Fan Deiner Teleskopbauweisen sowie Deiner Aufnahmen.

Der Himmel war wirklich Klasse gestern dafür - ein wunderschönes Bild, die Mondsichel + aschfahles Licht + Jupi vor blau/gelbem Hintergrund.
 
Hallo Jan,

wunderbar eingefangen! :super:
Die Sichelspitzen sehen schon faszinierend aus.

Leider muss ich Ralf zustimmen. Bei mir sehe ich ebenfalls die geschilderten Artefakte.


Viele Grüße,
Torsten
 
Hallo Ralf und Torsten,

vielen Dank für Eure Kommentare! Bezüglich der z.T. sichtbaren Stoßstellen stimme ich Euch selbstverständlich zu. In der Aufnahme verbergen sich sogar noch schlimmere Fehlstellen, insbsondere durch "Hot Pixels" hervorgerufene Artefakte sowie ein mangelhafter Anschluss. Da fehlen schlicht ein paar Bildzeilen (!). Dieser Pfusch ist Euch vermutlich noch gar nicht aufgefallen, weil ausgerechnet an der Stelle keine Übergangsnaht erkennbar ist.

Wahrscheinlich werde ich das Mosaik aus anderen Gründen ohnehin nochmal neu erstellen. Denn ich habe einen etwas kuriosen Bearbeitungsschritt angewendet, um das dämmerige Licht des Abendhimmeld künstlich "einzubauen".

Eigentlich kam es mir aber bei der vorliegenden "Studie" eher auf die Abbildung zwischen den zu recht beanstandeten Fehlstellen an, und da insbesondere auf die Leistungsfähigkeit der Kameraankopplung mit 7,5 µm bei f/11 - das entspricht f/d ~ 1,5*p/µm (!), vergleiche "Faustformel" von Peter Müller - sowie auf das in so niedriger Höhe über dem Horizont erstaunlich gute Seeing gestern Abend.

Heute werden sich vermutlich auch andere mit der stets interessanten Sichelbeleuchtung befasst haben, bin gespannt auf entsprechende Ergebnisse ...

Gruß, Jan
 
Nachtrag

Dieselbe Bildauflösung, die ich hier mit 7,5 µm Pixelweite (2x2 Binning) bei f/11 bzw. bei einer Brennweite von 2,8 m erreicht habe, könnte ich auch erwarten, wenn ich unmittelbar im f/5-Fokus des Spiegels, d.h. bei 1,27 m Brennweite mit 3,75 µm Pixelweite (ohne Binning) aufnehme. Dann hätte ich nicht nur die 4-fache Bildhelligkeit auf dem Kamerachip, sondern könnte gleichzeitig auch eine 4x größere Fläche des anvisierten Objekts erfassen. Für das komplette Sichel-Mosaik würde ich dann z.B. nur 4 statt der jetzt noch 10 Einzelaufnahmen benötigen.

Für einen solchen Aufnahmemodus fehlt mir aber z.Z. noch ein passender Koma-Korrektor. Kennt jemand von Euch möglicherweise einen solchen, den ich anstelle meiner komakorrigierenden Klee-Barlow einsetzen könnte, der aber nicht gleichzeitig eine optische Nachvergrößerung bewirkt?

Von den handelsüblichen 2"-Komakorrektoren, die ja in erster Linie auf das Kleinbildformat und Seeing-begrenzte Auflösung ausgelegt sind, weiß ich nicht, ob ihre optische Auflösung der Ortsauflösung des Kamerachips bei 3,75 µm Pixelweite angemessen ist.

Über fachkundige Hinweise in dieser Frage würde ich mich sehr freuen.

Gruß, Jan
 
Hallo Jan,

herzlichen Glückwunsch zu der hübschen Sichel! :super: Diese schmallen Mondphasen schreien ja geradezu nach solchen Mosaiken. Dieses ist Dir auch sehr gut gelungen und hat mich auch heute dazu bewegt, die Phase abzubilden. Der Rechner rattert schon, leider sehen die Einzelbilder noch nicht besonders vielversprechend aus...


Viele Grüße,
Maciek
 
Hallo Jan,

ich find die Studie äußerst interessant! Irgendwie wirkt sie wie eine Zeichnung aus einem früheren Buch der Selenographie, zumindest auf meinem 19-Zoll-LCD/TFT so. Super!

Gruß
Heiko
 
Hallo Jan,
wie ge.l ist das denn?
Repekt, eine derart ästhetische Aufnhame mit hoher Bildwirkung und Aussage, abseits der astronomischen Sciht.
Glückwunsch.
 
Zitat von HeikoU:
Irgendwie wirkt sie wie eine Zeichnung aus einem früheren Buch der Selenographie, ...
Hallo Heiko,

das ist ja ein etwas ungewöhnlicher aber durchaus interessanter Aspekt - vielen Dank für Deine Bewertung! Falls Du Dich ein wenig mit Selenographie auskennst, wäre ich Dir dankbar, wenn Du mir helfen könntest, den einen oder anderen Krater auf der schmalen Sichel zu identifizieren. Ich habe da nämlich bislang vergeblich versucht, eine Orientierung zu finden.

Gruß, Jan
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Dominique,

dank Dir für Deinen anerkennenden Kommentar aus fotografischer Sicht. Die Gelegenheit nehme ich gerne wahr, um die von mir ursprünglich angestrebte Farbversion nachzureichen:

Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/1852-1901_vMS10_ret_vMM0FA110306_Sichel_s10_RGB_FA110306_Sichel_RGB_vMM36_vMM40.jpg

Originalgröße über Rechtsklick und "View Image" oder im Antwort-Modus

Das blasse Blau des Himmels habe ich hineinmanipuliert, um ein wenig von der erlebten Stimmung zu vermitteln, die diese schmale Sichel zur Zeit der Aufnahme verbreitete. Ähnlich wie bei einer älteren Venus-Sichel entwickelt die Aufnahme damit noch etwas mehr ihren "szenischen" Charakter. Außerdem gibt man sich bei dem hellen Himmelseindruck eher damit zufrieden, dass hier vom "aschfarbenen Licht" nichts zu sehen ist.

Gruß, Jan

P.S. - Was hattest Du denn mit Deiner Frage gemeint?
 
Hallo Jan,

danke für Deinen Kommentar! Bücher (Fotografischer Mondatlas) und Mondkarten hab ich jede Menge. Wenn ich morgen nachmittag in meiner Sternwarte bin (und mal wieder aufräumen muss), wo auch eine große Mondkarte an der Wand hängt, mach ich mich mal an die Identifikation! Ich würde mit Deinem Einverständnis das Bild mal herunterladen und bei Erfolg das eine oder andere Detail beschriften und wieder hier posten! 4:15, ich sollte mal ins Bett, auch wenn ich nicht raus muss heute.. ;)

Grüße
Heiko
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Anhand einer vom Lunar an Planetary Institute veröffentlichten NASA-Karte sowie einer eigenen, zwei Tage jüngeren Sichelaufnahme konnte ich inzwischen einige Krater in der Umgebung des Mare Crisium identifizieren.

Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/1852-1901_vMS10_ret_vMM0FA110306_Sichel_s10_RGB_FA110306_Sichel_RGB_vMM36_vMM40_A_lab_Vergleich.jpg

Die schmale Sichel habe ich hier auf 120% vergrößert, um sie besser mit der Aufnahme vom 8.3.2011 vergleichen zu können. Der Abbildungsmaßstab der schmalen Sichel ist aber dennoch erkennbar kleiner, da der Mond sich nämlich am Tag der Aufnahme, dem 6.3.2011, in Erdferne befand.

Gruß, Jan
 
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