Der Winter hat den Vorteil, dass man ganz bequem vor der Fahrt zur Arbeit noch mal "zu den Sternen" raus kann. Ich habe mir Garradd heute Morgen halb sechs von meinem ländlichen Beobachtungsort aus angesehen. Die Helligkeit bestimmte ich mit einem 8x24-Fernglas zu 6m1, der darin sichtbare visuelle Durchmesser war 14'.
Mit meinem 12-Zentimeter Kometensucher sah ich mir die morphologischen Einzelheiten mit 40-facher Vergrößerung an: Ein stellarer Pseudonukleus, eine deutliche innere Koma von ca 6' Durchmesser, mit sichtbarer Helligkeitszunahme zur Mitte. Dies umgeben von einer schwachen, nur indirekt sichtbaren äußeren Koma von 15' Durchmesser umgeben.
Der Komet verfügt über zwei breite, fächerförmige Schweife, einen mit 12' Länge in PW 322° und einen mit 9' Länge in PW 48°. Keiner der beiden Schweife sieht wie ein Gasschweif aus. Es gibt eine Theorie, dass beides Staubschweife seien, ein alter und ein neuer:
http://pholus.mtk.nao.ac.jp/COMET/SummerSchool/proc/2011/download/CSS2011_Akisawa.pdf (tw. in japanisch).
Insgesamt ein sehr lohnender Anblick. Es lohnt sich, morgens aufzustehen. Eine Zeichnung folgt.
Am Schluss habe ich versucht, den Kometen mit dem bloßen Auge zu sehen. Die atmosphärischen Bedingungen waren vernünftig, aber nicht optimal: fst~5m8 im Zielgebiet, die niedrige Milchstraße gerade so erkennbar. M13 war gut zu sehen mit einer Helligkeitszunahme zur Mitte, aber Garradd konnte ich nicht sicher ausmachen. Die hellen Sterne der linken oberen Schulter des Herkules stören natürlich.