Alte/Uralte Ferngläser

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.

MikeS55

Aktives Mitglied
Hallo Leute,

in anderen Foren gibt es seit längerem schon tolle Threads bezüglich solcher alten Schätze. Beispielsweise bei "cloudynights" oder auch im "birdforum". Da dachte ich mir, warum nicht auch hier.
Mich würde interessieren welche alten/uralten Gläser ihr noch verwendet.

Das Interesse an solchen Gläsern begann bei mir vor etwa zwei Jahren. Ein 10x50 Jenoptem von Carl Zeiss Jena ist es schuld, dass ich mich heute mit solchen alten Gläsern beschäftige. Ich war und bin nach wie vor begeistert. Über dieses Glas ist schon viel geschrieben worden, kurz um, ich würde es mir immer wieder kaufen. Denn es hat zwei Eigenschaften, die ich bei der Himmelsbeobachtung besonders schätze. Sehr gute Mittenschärfe und ein schönes, großes weitwinkeliges scheinbares Sehfeld, das mir beim Beobachten das Gefühl von "Freiheit" vermittelt.

Nun machte ich mich auf die Suche nach ähnlichen Gläsern und ich wusste, dass es solche Gläser heute praktisch nicht mehr gibt. So stieß ich auf Informationen im web und auch auf privater Ebene. Und es tauchten immer wieder alte Porros japanischer Herkunft auf, die genau diese von mir geschätzten Eigenschaften haben sollten oder könnten. Auf der letzten ATT begutachtete ich ein Glas bei Markus Ludes. Ein allerdings aus Korea stammendes 7x35 namens Commodore Sabre. Das Glas, so wies man mich drauf hin war dejustiert. Dennoch ahnte ich, das könnte das Richtige sein und so was in der Art sollte her.

Vor einiger Zeit dann viel mir ein genanntes japanisches Glas in die Hände. Ein Tasco 7x35 No. 400 International EWA. Sehfeld 11 Grad. Du meine Güte mein erster Eindruck. Messerscharf im Bildzentrum. Bei heruntergeklappten Augenmuscheln lässt sich fast das gesamte Sehfeld überblicken. SSW über 75 Grad. Hier umfasst man wirklich das Bild, nicht das Glas! Eine Randunschärfe muss man natürlich in Kauf nehmen. Ebenso diverse Reflexe an hellen Quellen und diverses Streulicht. Ansonsten perfekt justiert und, absolut perfekte punktförmige Sternabbildung im Bildzentrum. Für mich ein Volltreffer. Alter +/- 40 Jahre etwa.

Dann bekam ich den Hinweis auf ein weiteres Glas älteren Datums aus japanischer Herkunft.
Ein Minolta Standard 8x40 EW. Ein solches Glas hat auch den Weg zu mir gefunden. 9,5 Grad Sehfeld, 76 Grad scheinbar. Leider konnte ich es am Himmel noch kaum probieren, geschuldet dem Wetter. Richtig scharf im Zentrum. Ebenfalls bei den bis jetzt gesehenden Sternen eine Klasse punktförmige Abbildung. Ein sehr guter Einblick, jedoch noch besser bei umgestülpten Augenmuscheln. Das Bild wirkt etwas dunkel. Und ein leichter Gelbstich fällt auf. Und eine wirklich perfekte Justage. Könnte für mich auch ein Volltreffer sein. Was ich nicht herausgefunden habe ist das Alter. Ich vermute mal 15-20 Jahre alt(?).

Also, was treiben sich bei euch fuer alte Gläser rum...

Gruß

Mike

 
Hallo Mike
Habe hier noch ein Tasco 8x40 Fully-Coated Model No.309 No.66382 114/1000 Weis mit dem Teil nichts anzufangen. War mal eine kostenlose Beigabe beim Erwerb eines hochwertigen Zeiss Glas. Die Krücke hat Neuzustand einschl. des dazugehörigen rechteckigen Art Hartlederköcher.Es ist komplett mit allen Schutzkappen und Gummiaugenmuscheln die man umstülpen kann hat es auch.diese neigen aber dazu schnell zurück zu flutschen.Prismen sind leicht belegt,obwohl das Teil wohl nie benutzt wurde.Es riecht als wenn man in einem Fertigungsgebäude der Continental AG steht. Wenn du Interesse hast,würde ich es dir schenken da du ja immer viel geantwortest hast auf Fragen von mir.Wenn ja,schick PN mit Anschrift.
Gruß Jürgen
 
Hallo Mike!
Ich habe ein Carl Zeiss Jena Dekarem 10x50. Es sollte schon ein etwas älteres Baujahr sein, aber uralt ist es sicher nicht.
Außerdem habe ich noch ein Tasco 7x35 Wide Angle No. 435Z

Also beide nicht uralt aber auch nicht mehr die jüngsten.
Ich bin jettz sicher nicht der Fernglasspezialist, aber ich weiß, dass mit diesen Gläsern der Sternenhimmel optimal erkundet werden kann.

Gruss Raimund
 
Daten Minolta "Standard"

Ein Minolta Standard 8x40 EW
Ich vermute mal 15-20 Jahre alt(?).

Hallo Mike.
Die Gläser der Standard Serie hatten BaK-4 Prismen und waren mehrschichtenvergütet.

Im Programm "Standard" waren
7x35 EW (192m/1000m)
7x50 (136m/1000m)
8x40 EW (160m/1000)
10X50 EW (136m/1000m)
und 2 Zoom mit 7x/15x35 und das 7x/21x50

Das 8x40 EW hat ein SF von 9,5°, die Abmessungen von 60x136x179 mit 880gr - lt. Katalog.

Die anderen Serien führe ich hier nicht auf,
diese waren Compact, Pocket und Weathermatic.

Dieser Katalog hier ist von..............1989

Hoffe, geholfen zu haben ;)
 
Hab ein Carl Zeiss Jena 10x50 von 1946 als Schätzchen zu stehen!
- Optik noch 1A
- Gehäuse aus Magnesiumlegierung
- Mitteltrieb ein wenig schwergängig, sonst OK

Der Vergleich mit einem von 1978 ist interessant, weil die Okulare wohl noch anders gerechnet sind (Tangensbedingung, ohne Verzeichnung).

Gruß
Mario (Weidner)
 
Hallo Mario!
Danke für den Link!!
Ich habe die Nummer 5099198

Laut der Liste:
1982 11400 5672732

1983 373300 6046032

Sehe ich das richtig, dass meines dann 1982 produziert worden ist?
Also wäre es dann 31 Jahre alt.
Gruss Raimund
 
Hallo Jürgen, das Tasco Modell No. 309 kenne ich. Nett von Dir dass Du es mir vermachen willst, ich gebe Dir Bescheid bei Interesse. Habe es mir angeschaut. Bezüglich der "Krücke", ich weiß genau was Du meinst. Das Glas durch das ich sah wirkte billig, und verzeichnete übelst tonnenförmig. Dieses hat jedoch mit dem meinigen Tasco nur den Namen "Tasco" gemein. Mein 7x35 stammt sofort offensichtlich aus einer alten japanischen guten Schmiede. Gute Schmiede im sinne der von mir beschriebenen Grenzen.

Hallo Raimund, das Tasco 7x35 435z sagt mir jetzt auf anhieb nichts. Hat es denn auch ein breites Gehäuse? Und ist sehr schwer?

Dominique, danke für diese Angaben, sehr interessant!
Meines wissens gibt es noch die Minolta "Classic", und die Standard XL, auch Made in Japan. Dann die Classic II, sowie die Activa aus anderen Ländern.
Also bei meinem steht drauf 166/1000. Von 1989, hätte ich nicht vermutet, wobei ich auch nicht weiß wie lange sie produziert wurden.

Hallo Mario, ein CZJ 10x50 aus 1946 hört sich gut an. Ich kann gar nicht sagen ob mir die älteren Modelle besser gefallen oder die Jüngeren...

Gruß

Mike





 
Hallo Mike!
Größe und Gewicht sind fast so wie das 10x50 Zeiss würde ich sagen.
Ich habe da mal einen Link gefunden:
Ebay


Mein Tasco ist anscheinen noch ein wenig jünger als dieses. Es hat auch nicht die komischen weißen flecken auf den Okularen.
Ist ja auch noch ein 300 Modell auf dem Bild.
Gruss Raimund
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Mike,

ich habe noch ein altes japanisches Hunter 7x35 11° Weitwinkel-Fernglas, siehe HIER.
Inzwischen war es auch zur Justierung und Reinigung bei Optixxx und ist nun wieder in einem guten Zustand.
 

Anhänge

  • hunter.JPG
    hunter.JPG
    93,9 KB · Aufrufe: 14.055
Hallo Raimund,

habe es jetzt gesehen das Tasco 7x35 435z, da bin ich mir ziemlich sicher, was ganz feines! 11,8 Grad Sehfeld!
Äußerlich ähnelt es dem NO. 400. Hast Du mal nach der JB-Nummer geschaut?

Hallo Ralf,

sehr schön Dein Hunter!
was Du in dem verlinktem Thread geschrieben hast kann ich so auch für mein 7x35 bestätigen. Einleuchtend sicher dass man mit solchen Gläsern Dinge sieht, die anderen Gläsern verborgen bleiben. Ein Beispiel ganz aktuell, "Collinder 65"...(!).

Ich finde diese alten Weitwinkelgläser haben was.

Gruß

Mike
 
Hallo Mike!

Die JB-Nummer lautet 191
Was bedeutet diese Nummer?
Gruss Raimund
 
Hallo Mike!

Zur JB-Nummer kann ich dir nichts sagen, meine aber mal gehört zu haben, dass sie etwas über den Hersteller aussagt.

Mein "Schätzchen" ist ein CZJ 8x30 Deltrintem, SN 3278121, also Baujahr 1962/63 und damit schon über 50 Jahre alt!

Äußerer Zustand: gut, nur minimaler Farbabrieb an den typischen Kanten.
Nachdem es mir vor ein paar Jahren mal aus geringer Höhe heruntergefallen ist (Merke: Niemals bücken, wenn man das Fernglas nur seitlich an der Schulter trägt!), habe ich es bei Simone Hauptmann neu justieren und komplett reinigen lassen. Innerer Zustand seitdem: perfekt! :)

Für mich immer noch ein perfektes Wanderglas. Großes Gesichtsfeld und tolle Schärfe. Für die Astronomie ist halt die Öffnung etwas klein.

Zu meinem Deltrintem habe übrigens als "Beigabe" auch einen original CZJ-Fernglas-Katalog von 1962. Passt doch, oder? ;-)

CS
Michael

 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Mario!
Danke, ich glaube gestern war es wohl schon ein wenig zu spät für mich für kleinere Denkaufgaben. llllooolllll
Ok also ist es ca. 33 Jahre alt.
Na dann ist es also auch nicht mehr so ganz taufrisch.
Gruss Raimund
 
Hallo Michael,

oh ja, so ein Deltrintem besorge ich mir auch noch, ganz sicher. 50 Jahre alt...Wunderbar!
Hast Du eine Möglichkeit ein Bild des Kataloges aus 1962 einzustellen?

Ralf, danke das Du den Link eingestellt hast bezüglich der JB-Nummern. Kannte ich. Mein Tasco hat die Nummer JB-160, demnach aus, bzw. von Myoko Kogaku.
Kennst Du eine Möglichkeit "wann" diese Gläser jeweils hergestellt wurden?? Ich kann nichts diesbezüglich finden. Das genaue Jahr würde mich interessieren, ähnlich wie bei den CZJ Gläsern...

Mike
 
@ Michael
so ein schönes Deltrintem 8x30 Seriennr.333... habe ich auch gerade zu Simone geschickt.Das schöne an diesen alten Gläsern ist,das der innere Tubus noch aus matt lackiertem Alu ist.(Streulicht)Die späteren Jenoptems 8x30 mit ihrem billigen glänzenden Plastetuben und der immer so hochgejubelten multi-coated Vergütung können hieran garnicht klingeln.Erwähnenswert wäre vieleicht noch das die ach so tolle MC-Vergütung im Alter sehr anfällig in Sachen Kittfehler ist.Es kam sogar vor,das dazumal schon Gläser neu mit solchen Fehlstellen ausgeliefert wurden.(Aussage eines mir bekannten EX-Zeiss-Jena Mitarbeiters)Freu dich also über dein schönes altes noch gut verarbeitetes Schätzchen.
Gruß Jürgen
 
Zitat von MikeS55:
Hast Du eine Möglichkeit ein Bild des Kataloges aus 1962 einzustellen?

Hallo Mike!

Warum nur ein Bild? Wenn schon, dann den ganzen Katalog! Ich habe mir mal die Mühe gemacht, den Katalog zu scannen und als PDF-Datei abzulegen. Es gibt sicher noch andere CZJ-Jünger, die Spaß daran haben.

Link zur Grafik: http://www.sternwarte-hattingen.de/mitglieder/michael/Titelblatt.jpg

Download des Katalogs: Carl Zeiss Jena Feldstecher 1962
(Dateigröße: 5,8 MB, Original-Format des Katalogs: A5)

CS
Michael
 
Hallo Michael,

als großer Fan von Zeiss Jena Ferngläsern sage ich DANKE für deine Mühe. :super:
Übrigens, zum Vergleich den Katalog von 1952 findet man HIER und den letzten aus DDR-Zeiten (1990) HIER.
 
Hallo Michael,

ich kann mich den Worten von Ralf nur anschließen, klasse :super:

Man spricht hier von "Himmelsbeobachtungen" und "Liebhaberastronomen"...
Wenn da mal nicht der gute "Rudolf Brandt" seine Finger im Spiel hat... :)

Gruß

Mike
 
Zitat von MikeS55:
Wenn da mal nicht der gute "Rudolf Brandt" seine Finger im Spiel hat... :)
Hallo Mike,

es gab tatsächlich eine kleine Zeiss-Broschüre "Was zeigt uns der Zeiss-Feldstecher am Sternhimmel" von Rudolf Brandt.
Fast eine Miniausgabe seines berühmten Buches im DIN A6 Format mit 28 Seiten.
So sieht die 2. Auflage vom August 1957 aus:
 

Anhänge

  • zeissfeldhimmel.jpg
    zeissfeldhimmel.jpg
    93,8 KB · Aufrufe: 11.577
Diese Broschüre suche ich schon seit langer Zeit!
Leider sehr schwierig zu bekommen...

Sag bitte nicht sie ist in Deinem Besitz... :augenrubbel:

Gruß

Mike
 
Hallo Mike,

ich habe sie (auch), ebenfalls die 2.Auflage von 1957! :)

Ebenso wie den Fernglas-Katalog von 1952 (DIN A4 quer, 44 Seiten, Spiralbindung) und das DIN A6-Heftchen "Der Sternhimmel in Nord und Süd" (2.Auflage, September 1953)

Mein Tipp: Regelmäßig bei ebay ins Astronomiebücher-Antiquariat gucken und viiiieeeellll Geduld!

CS
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Danke Michael! Da werd ich mal am Ball bleiben.

Übrigens in Zusammenhang mit alten Ferngläsern ein ebenfalls klasse Werk: Kurd Kisshauer, Der Sternenhimmel im Fernglas. Aus 1928(!). Der Autor bediente sich hier eines Zeissfeldstechers 6x30.

Ebenso klasse: H. Baderschneider, Der Feldstecher-Wirkung und Leistung-dargestellt am Sternenhimmel. Aus Anfang der 80ziger.

Beide Cover zu sehen bei der von Ralf verlinkten "Fernglas Vitrine".

Mike

 
Hallo Mike,

doch, ich habe sie auch nach langer Suche antiquarisch bekommen. :)
Rudolf Brandt hat mich mit seinem Buch "Himmelswunder im Feldstecher" als Jugendlicher maßgeblich geprägt. So begann ich als 13-Jähriger, mit dem Dekarem meines Vaters den Sternhimmel zu entdecken. Inzwischen habe ich schon öfters seine Wirkungsstätte, die Sternwarte Sonneberg besucht. Er wohnte unweit der Sternwarte in einem Doppelhaus mit Paul Ahnert. Inzwischen habe ich auch die 1. Auflage seines Buches.
 

Anhänge

  • Brandt_buecher.jpg
    Brandt_buecher.jpg
    94,8 KB · Aufrufe: 11.396
Hallo zusammen,

nun möchte ich noch eines meiner alten Schätzchen, diesmal aus sowjetischer Produktion vorstellen. Ein wunderbares kleines und kompaktes Ferngläschen. Großes Gesichtsfeld mit hellem Bild und wirklich guter Schärfe im Zentrum. Diese fällt natürlich Richtung Rand ab, aber erst erstaunlich weit außen.

KOMZ 6x24
wahres Gesichtsfeld 11,4°
scheinbares Gesichtsfeld etwa 68°
Masse 490 g
 

Anhänge

  • 6x24a.jpg
    6x24a.jpg
    92 KB · Aufrufe: 12.016
  • 6x24b.jpg
    6x24b.jpg
    93,8 KB · Aufrufe: 12.267
  • 6x24c.jpg
    6x24c.jpg
    93,6 KB · Aufrufe: 12.154
Hallo Mike und die anderen,

zuerst musste ich mich wundern was bei euch schon alt oder gar uralt ist. Diese Erfahrung musste ich in anderen Bereichen in meinem täglichen Leben allerdings auch schon öfter machen.

Die allgemeine Begeisterung gerade für die ältern CZJ kann ich nur nachvollziehen. Hier kann ich mit Deltintrem 8x30 und Binoctar 7x50 dienen. Bei Bedarf kann ich die Seriennummern nachschauen und posten.

Man sollte aber auch einige andere DDR Gläser nicht unerwähnt lassen, die z.T. mit CZJ Komponenten gebaut wurden. Hier besitze ich noch ein 8x30 von ROW und ein extrem kompakt gebautes 8x30 Panorama (Berlin).

7x35 Weitwinkel gab es in den 60ern und frühen 70ern auch bei Foto Quelle. Dieses Glas bietet wirklichen Raumblick und ist oft mit mir zum freihändigen Gucken drausen unterwegs.

Ich möchte aber noch 2 meiner Lieblingsgläser erwähnen.

Zum einen das M 18 der amerikanischen Marine aus dem 2. Weltkrieg. Für ein 7x50 hat es ein großes Gesichtfeld. Weil die Prismen groß genug sind hat man sich auch bei den Okularen getraut. Dafür wiegt das Ding auch an die 2 Kilo, ist aber auch unkaputtbar. Es ist das Fernglas das ich am meisten im Liegestuhl neben der Sternwarte benutze. Ausführliche Vergleichstests mit moderneren 7x50 Gläsern (Binoctar, französisches Marineglas) lassen bei denen vielleicht einen Hauch mehr Grenzhelligkeit vermuten. Dafür ist die Ausblendung von Steulicht beim M 18 genial; selbst dicht neben dem Mond hat man ein dunkles Gesichtsfeld. Offensichtlich wollte man auch bei Vollmond die Japaner dicht über den glitzernden Ozean erkennen können.

Aus Neugierde und zur Kontrolle meiner Sehtüchtigkeit benutze ich öfter ein Galileiglas 5x50. Es handelt sich um ein französische Militärglas (vermutlich von Sécretain) aus dem Krieg 1870-71.

Auch einige kleinere Galileigläser der letzten 100 Jahre nehme ich gerne ein Mal für einen kurzen Blick nach oben. Bei allen Nachteilen bieten sie mit ihrer kleinen Vergrößerung ein ruhiges Bild. Außerdem hangle ich mich mit ihnen immer wieder durch das Buch "himmlen sett enom ett theater kikere) von 1908. Interessant ist auch bei diesen der riesige Qualitätsunterschied zwischen verschiedenen Herstellern und Produkten sowohl bei der Optik als auch der Mechanik.

Weiter viel Freude beim Beobachten mit dem Fernglas wünscht

Gerhard (Sterngucker Frankenberg e.V.)
 
Hallo Ralf,

kurz nochmal zu "Himmelswunder im Feldstecher", die 1. Auflage besitze ich neben der 5. auch. Beeindruckend in der 1. das Bild auf Seite 14, das Zeiss-Stativ für Feldstecher mit Entlastungsgewichten...genial!

Zurück zu den alten Gläsern. Dieses KOMZ gefällt mir sehr gut. Der Bildeindruck in diesem Glas dürfte sehr natürlich sein, ganz zu schweigen vom äußeren Erscheinungsbild. Wunderbar klassisch.

Hallo Gerhard,

bezüglich alt und uralt, ist halt die Frage wie man solches definiert. Alt würde ich sagen so ab 10, vielleicht 15 Jahre. Uralt demnach halt noch älter :)
Oh ja natürlich, da gibt es noch genug alte Gläser im Verborgenen. Die ROW oder auch diese Panorama kenne ich überhaupt nicht, ebenso Deine erwähnten Militär Gläser.

Gruß

Mike
 
Hallo,

da bin ich noch ein Mal. Da ich im Moment, wie alle Welt hier, krank bin habe ich heute früh nach den Ferngläsern geschaut die im Wohnzimmer erreichbar sind. Es könnte der Verdacht aufkommen es seien zu viele.

Die Ferngläser in der Sternwarte kann ich auflisten wenn ich mich wieder dort hin traue.

Am einfachsten versuche ich es mal in ungefähr zeitlicher Reihenfolge und nach Bauart.

Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es Galileifeldstecher in Massenproduktion. Hier bestimmt der Winkel unter dem das Obejktiv von Auge aus gesehen wird das scheinbare Gesichtsfeld. Deshalb gibt es Geräte mit scheinbar unsinnig großen Lichtstärken und meist recht kurzbrennweitigen Objektiven (oft 1:3). Der Augenabstand war mit ganz raren Ausnahmen nicht einstellbar, dies machte die Gläser billiger und stabiler; trotzdem trifft das Auge meist das große austretende Lichtbündel

Die meist gebräuchliche Kombination war ca. 3x40 mit meist 8° wahrem Gesichtsfeld.

Viele Gläser haben gar keine Herstellerangabe. So komme ich bei mir auf 5 Feldstecher 3x40 bei denen weder am Glas noch am Etui Angaben zu finden sind.

Andere Beispiele sind:

3x40 Monopol, dieses Glas habe ich als Jugendlicher oft benutzt.

3x40 IRIS Paris mit Kompass, Etui von Optik Const. Höhn - Inh. Carl Kriger, Wiesbaden; sicher vor dem 1. Weltkrieg.

3x40 Hodan Optik Rouan (Frankreich).

3x40 unbeschiftet aber als Besonderheit mit sichtbarem Fokusiergewinde und langbrennweitigerem Objektiv und deshalb nur 6° Gesichtsfeld.

3x40 Militärglas mit Seitenlich abschirmenden Augenmuscheln aber deswegen auch nur 6° Gesichtsfeld, vor dem 1. Weltkrieg.

3x40 Fabrik Emil Busch Rathenow Beginn 20. Jhd (daraus wurde in der DDR ROW).

Busch Heda 3x33 als preiswertes Massenprodukt in den 30ern auf den Markt geworfen, gute Optik Pervalit Gehäuse.

Imperial 8x38 made in Germany vermutlich noch vor dem 2. Weltkrieg, Zustand wie fabrikneu.

5x50 mit Etui und ausziehbaren Taukappen, Glas und Etui unbeschriftet, sicher vor dem 1. Weltkrieg. Ich habe dieses ausgezeichnete Glas in Paris (günstig) gekauft. Leider ist der Augenabstand für mich etwas eng.

5x50 vermutlich von Sécretain ebenfalls mit ausziehbarer Taukappe, vertrieben von Febien Borde, 8 Rue Oberkampf, Paris. Besitzer während der militärischen Nutzung war dann Monsieur Vivrel (siehe Beschriftung auf der Belederung). Hier könnte man sicher noch viel historisch forschen.

Nun zu einigen älteren Porro Gläsern. Porro Gläser hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts meist recht kleine Objektive, da die Produktion großer Prismen sehr schwierig war.

Ernemann AG Dresden 6x24 Serien Nr. 7803

Goerz Berlin 8x24 Serien Nr. 501585,

beide Gläser haben Einzelfokusierung und eine Arretierschraube für den Augenabstand. Sie dürften aus den 20er - spätestens frühen 30er Jahren des 20. Jhds. stammen.

6x30 Hensold Wetzlar vermutlich vor dem 2. Weltkrieg.

6x30 Zeiss, weit verbreitetes Militärglas aus dem 2. Weltkrieg. Leider zahlen Militaria Freaks heute irrsinnige Preise für solche Sachen. Ich habe permanent Sonnenfilterfolie vorm Objektiv und ergänze meine Sonnenbeobachtungen damit was bereits ein 6x30 zeigt.

Binoctar 7x50 von CZJ Serien Nr. 2408926, dh. Baujahr 1948-49.

6x30 Modell 131 vermutlich aus der UdSSR, Baujahr 1953, Serien Nr 65743.

Turnier 8x30, Enuro Optik Wetzlar (einer der kleinen Fernglashersteller in Wetzlar, die meist von Leitz kamen), 60er Jahre. Ein herrliches Glas für unterwegs!

Revue 8x30 Nr. 8AA1-859 vermutlich 60-er Jahre.

Revue 7x35 Ww, 10° GF, Nr. G5-KA46343 60er oder frühe 70er.

Deltintrem 8x30 von CZJ Serien Nr. 4103342, dh. Baujahr 1974, mit dem praktische Etui noch immer eines meiner Lieblingsgläser für unterwegs.

8x30 Ww. von Panorama Berlin mit speziellem Etui. Dieses Glas ist extrem kompakt und wiegt samt Riemen nur 300 gr!

8x30 Tento (UdSSR) Serien Nr. 8953864; deutlich größeres Gesichtsfeld und besseres Bild als das 8x30 von Revue.

Hoffentlich ist euch jetzt nicht schwindelig. Natürlich benutze ich auch noch einige neuzeitliche Ferngläser und meine Teleskope, aber das ist ja hier nicht das Thema.

Egal wie große euer Teleskop ist, vergesst das Fernglas und das Genussgucken auf einem Liegestuhl nicht!

Gerhard
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Oben