Panstarrs - auf den Kern geschaut

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Canonist

Aktives Mitglied
Hallo zusammen.
Vom 24. bis 26. März konnte ich an drei Abenden hintereinander Panstarrs mit dem C14 ansteuern. Via Koordinaten war der Komet sogar früher aufsuchbar als mit dem Feldstecher. Mit der DMK21AU618 habe ich dann Videosequenzen mit 3950mm Brennweite aufgenommen, wobei die Belichtung zwischen 1/5 sec. und 0,6 Sekunden lag. Ziel war, kernnahe Aktivität des Kometen nachzuweisen, wie z.B. von Hale-Bopp am besten in Erinnerung ist.

Weder die Videoaufnahmen noch die Auswertungen zeigten allerdings übermäßig bemerkenswerte Auffälligkeiten, Panstarrs ist so gesehen eher ein langweiliger Geselle gewesen (und wohl noch).

Im Tableau zuz finden sind in der Mitte die drei Beobachtungstage. Oben die via Gradationskurve angepassten Videostackbilder, darunter eine Larsen-Sekanina-Filterung und zur besseren Vergleichbarkeit, weil die Kamera bei den drei Aufnahmnen in unterschiedlichen Winkeln am Teleskop saß, eine ausgerichtete Betrachtung der Kernregion.

Bitte nicht falsch interpretieren: Die Unterschiede in der Darstellung der inneren Koma resultieren allein aus der Skalierung der Helligkeit in der verwendeten Aufnahme, nicht etwa aus tatsächlichen Helligkeitsvarianzen innerhalb der drei Tage!

Sichtbar, und das wollte ich ja sehen oder nachweisen, ist, dass rund um den Pseudonukleus nicht viel los ist. Allenfalls eine nach links geneigte ovale Form des innersten Pseudonukleusbereiches ist an allen drei Tagen deutlich festzustellen, wenn man den im Schweif erkennbaren "Trennstrich" einmal als Maßstab und Messpunkt definiert. Eine Erklärung für die zahlreichen Striae (Staubstreifen), die im Schweif nachgewiesen wurden und eine recht regelmäßige Abfolge haben, findet sich indes nicht. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie durch einen rasch rotierenden Kern entstanden, von dessen pulsierendem Staubaustoß aber keine Spuren nachweisbar sind.

Rechts und links flankieren zwei mit der Canon 5DII am C14 focal aufgenommene Bilder das Tableau, um den Gesamtanblick wiederzugeben, wie er in etwa am Fernrohr zu sehen war, ein wenig kontrastreicher vielleicht als die Realität.

Das Tableau:

Link zur Grafik: http://www.diefotomaus.de/temp/Panstarrs-Tableau1.jpg

Wie immer Vollgröße nach Rechtsklick udn Extraansicht.
LG
Rudolf
 
Hallo Rudolf,

mir gefällt Deine Panstarrs Dokumentation! Nur wer beobachtet kann auch etwas entdecken und eine Aussage treffen. Und wie ich Deinen Worten entnehme, war es spannend und hat Dir Freude bereitet. Mal ein Frage am Rande: Gibt es eigentlich in Bad Gandersheim noch astronomische Aktivitäten in Form einer Gruppe oder Sternwarte oder bist Du Einzelkämpfer? Was ist aus Deinen Mitstreitern und aus "Am Fernrohr" geworden. Denke gerne an den Besuch zur Einweihung Deiner Sternwarte zurück. Du warst damals mein "astronomisches" Vorbild und die Brieffreundschaft hat mein Leben bereichert.

Lieber sternfreundlicher Gruß aus dem Münsterland in der Harz

Günther
 
Hallo Günther.
Ja, die alten Zeiten, wie lang das alles schon her ist...
Von den damaligen Aktiven ist heute keiner mehr vor Ort. Eine Gruppe gibt es nicht mehr, die Schulsternwarte seit Jahrzehnten inaktiv. Kontakt zu dem einen oder anderen ergibt sich nur sehr selten. Nur ein etwas später dazugestoßener Sternfreund aus Kreiensen ist noch hin und wieder mit mir unterwegs.
So gesehen also als Einzelkämpfer übrig geblieben. Und hier nun doch irgendwie wieder vereint im Forum. Was auch was Schönes hat.
Freu mich immer, von Dir zu sehen und hören, und natürlich über Deine netten Worte zu meiner kleinen Betrachtung zu Panstarrs.
Mal sehen, was als Nächstes kommt.
LG
Rudolf

(Hier schneit's gerade, wird ein schönes Weihnachtsfest - oder was war das noch, was da in Kürze auf uns zukommt...?)
 
Hallo Rudolf,

vielen Dank für diese sehr attraktive Reportage mit der analytischen Aufbereitung der Kernstruktur! Bislang hatte ich gar nicht daran gedacht, dass es sich lohnen könnte, einem Kometen in dieser Weise auf den Leib zu rücken. Die in den LS-gefilterten Bildern erkennbaren Strukturen der Koma bringen mich auf den Gedanken, ob nicht auch eine nachträgliche farb- bzw. spektralanalytische Aufbereitung der Koma und der Schweife möglich wäre? Vielleicht hattest Du so etwas schon versucht, und die Qualität des Materials hat das nicht hergegeben?

Gruß, Jan
 
Zitat von Jan_Fremerey:
farb- bzw. spektralanalytische Aufbereitung der Koma und der Schweife
Hallo Rudolf,

habe gerade mal aus Deinem Farbfoto auf der rechten Seite eine GIF-Animation mit unterschiedlichen Rastertiefen (2-7) zusammengestellt.

Link zur Grafik: http://www.astro-vr.de/Panstarrs_Canonist.gif

Das ist zwar hier mehr eine Spielerei als ernsthafte Wissenschaft, aber man erkennt zumindest, dass die Ausrichtung der weiter entfernten Schweifzonen eher mit der von Dir als "verdreht" herausgefundenen Ausrichtung des Kometenkerns korrespondiert als die der kernnahen Strukturen.

Gruß, Jan

P.S.
- Zwar kenne ich mich so gut aus mit Kometen, aber mir scheint, dass die Ausrichtung des Kerns und der äußeren Schweifzonen die Flugrichtung des Kometen markiert, während die inneren Zonen eher in Richtung der "Lee-Seite" bezogen auf den "Sonnenwind" weisen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Jan.
Freut mich, dass Euch die kleine Zusammenstellung gefällt.
Auf die Idee mit der kernnahen Beobachtung bin ich schon allein durch die Erfahrungen mit Hale-Bopp gekommen. Seinerzeit waren ja über einen längeren Zeitraum zahlreiche Staubschalen in Entstehung und Ausdehnung um den Kern gerum zu beobachten und ließen sogar eine Ableitung der Rotationsdauer des Kernes zu. So etwas hat es seither wohl nicht mehr gegeben.

Mit Gradienten habe ich in Photoshop auch an den Aufnahmen "herumgespielt". Dabei ist aber keine wesentlich andere Information erkennbar geworden, als sie das Bild nicht so schon preisgeben würde. Nur Larsen-Sekanina trägt in der Regel bei richtiger Anwendung noch etwas bei.

Ich habe mir die räumliche Lage des Kometen noch nicht genauer angeschaut. Die Trennlinie im Schweig habe ich als Aufhänger für den Vergleich der Längsachse des Pseudonucleus genommen. Die Achse ist an den drei Tagen in etwa gleich geblieben. Im dümmsten aller Fälle könnte das auch davon kommen, dass der Kern eine Rotation von 12 oder 24 Stunden hätte und deshalb zu gleichen Zeiten auch gleicher Anblick wäre. Ich kenne aber keine anderen hochauflösenden Aufnahmen von anderen Zeitpunkten, die das belegen oder entkräften könnten.
Versuche später nochmal, mir ein 3D-Bild zu machen, eben hätte Java beinahe den Firefox dabei abgeschossen...
LG
Rudolf
 
Hallo Rudof,

danke für den ausführlichen Bericht! Schade, dass der Komet nicht mehr zu bieten hat. Vielleicht ändert sich das ja noch, bei den Schweifsternen da weiß man ja nie.

cs

Werner
 
tolle Bilder!
 
Hallo zusammen.
Danke für Eure netten Worte.
Ich wäre ein schlechter (und unerfahrener) Beobachter, wenn ich nicht trotzdem dran bliebe. Habe schon manche Überraschung bei Kometen erlebt: Helligkeitsausbrüche, plötzliche Aktivität oder im Extremfall sogar Zerbrechen. Die matschigen Gesellen sind immer für Unerwartetes gut. Auch Panstarrs wird bei mir weiter im Fokus bleiben, solange es geht.
LG
Rudolf
 
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