Stadtbalkon: ED-Apo vs. Mak vs. Gewicht/Öffnung

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Spunti

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Hallo,

ich versuche gerade eine Kaufentscheidung zu treffen und habe für mich folgende Anforderungen getroffen. Vielleicht mag der ein oder andere mal drüber gucken, ob ich mich hier irgendwo verrannt habe oder was er machen würde:
Ort: Stadtbalkon -> 100.000 Einwohner, 2x2m, nicht überdacht
Budget: 2.500 Euro -> inkl. Monti
Beobachtung: rein visuell, was möglich ist

Da Rückenschmerzen ein Thema sind und das Gerät immer quer durch die Wohnung getragen werden muss, sind sowohl Gewicht als auch ein bequemer Einblick relevant. Für die Zukunft, kann ich mir auch gut die Anschaffung eines Binoansatzes vorstellen.

Folgende Instrumente hab ich in die engere Wahl gezogen, aber kann mich nicht recht entscheiden:

- Mak 127/1500 + EQ3
Vorteile: 14 Kg mit Monti, kurz, Geld (aber spielt nicht die Rolle)
Nachteile: keine 2" Öffnung (aber bei Bino später eh nicht mehr oft genutzt?), unschärfer als Apo, das schlimmste: vielleicht ärgere ich mich dann, dass ich nicht die Nummer größer genommen habe

- Mak 150/1800 + EQ5
Vorteile: höhere Vergrößerung möglich (aber vielleicht nicht nutzbar in der Stadt?), größter sinnvoller Mak für mich (der 180er ist noch langsamer)
Nachteile: ca. 18,5 kg schwer wegen größerer Montierung+Gegengewicht, unschärfer als Apo

- ED-Apo 102/714 (Fpl-53 Doublet) + EQ5
Vorteile: scharf, man könnte versuchen ihn noch auf die EQ3 zu bekommen um Gewicht zu sparen?
Nachteile: max. sinnvolle Vergrößerung nur 200 mit kleiner AP, für EQ3 wohl schon zu wacklig und mit EQ5 ca. 16,5 Kg schwer, teurer (aber im Rahmen)

- ED-Apo 115/800 (Fpl-51 Triplet) + EQ5
Vorteile: scharf, höhere max. sinnvolle Vergrößerung als der 102er Apo, größter sinnvoller Apo für mich (sonst wird's zu lang und zu teuer)
Nachteile: schon über 80 cm lang im Betrieb, ca. 19,5 Kg schwer, teurer (aber im Rahmen)


Ausgeschlossen habe ich für mich:
Mak 180/2700 (langsamer, Auskühlzeit), Celestron C8 (tolle Öffnung für Stadtbalkon selten nutzbar?, unschärfer als Mak, Auskühlzeit, Justieranfälliger?), 110/770 Fpl-51 Doublet (Farbfehler), 102/714 Fpl-53 Triplet mit Carbon-Gehäuse (leicht mit EQ3, aber unnötig teurer als Mak127), Newtons (Justieranfälliger und damit unschärfer, unbequemer Einblick)
 
Hallo,

das ist ein heikles Thema, wo man schwer raten kann. Alleine der Deinen Ausführungen zu entnehmende Wunsch nach hohen Vergrößerungen wirft schon Fragen auf: Was soll beobachtet werden? Mond und Doppelsterne könnten passen, Planeten stehen oft tief, wie sieht es da mit dem Horizontblick aus (Bäume, andere Häuser)?

Dann die Frage nach dem lokalen Seeing: Gibt es Hinweise, dass warme Luft vor dem Balkon aufsteigen könnte? Oder die Luft über dem erwärmten Asphalt der nahen Straße ins Wabern kommen könnte? Das wäre zumindest für die hohen Vergrößerungen ein ziemliches Hindernis.

Je nach Interessengebiet käme auch ein Grossfernglas in Frage, das erlaubt sehr entspanntes Sehen und eine verbesserte Wahrnehmung schwacher Kontraste, allerdings erlauben selbst die Apo-Varianten nicht mehr Vergrößerung als Durchmesser, weil der Glasweg in den Prismen Bildfehler einführt.

Also ein wenig mehr Informationen über Deine Interessen bzw. was Du Dir von einem Teleskop erhoffst, wären sicher hilfreich.

Viele Grüße,
Sebastian
 
Teleskop APM SD Apo 140 f 980mm (9,8 kg)auf Giro Ercole und stahlstativ(40 kg)
vergrösserung max 300 x
Lage des Balkons (2,2 x 1,3 m-südwest-West)
beim Kauf der Wohnung hatte ich keine entscheidungsmacht:censored:
gruss Marc
 

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Hallo Spunti,

bei "nur" 2x2 Meter großem Beobachtungsplatz (sprich Balkon) würde ich als erstes über eine Säule nachdenken wollen, denn in der Enge nachts um ein Dreibeinstativ herumzuturnen macht keinen Spaß und man stolpert auch mal drüber oder stößt daran. Dabei wäre zu prüfen, ob dieses Säulenstativ nicht immer draußen bleiben kann.

Die nächste Frage wäre, was Du überhaupt beobachten willst. Hier wird dir dein Stadthimmel und deine lokalen Bedingungen Grenzen setzen (der Vorposter Sebastian schrieb das ja schon).

Mit den Vor- und Nachteilen eines ED und eines Mak hast Du dich ja schon etwas auseinandergesetzt. Was Du nicht erwähnt hast, ist das erreichbare Gesichtsfeld. Mit einem Mak bist Du bei lediglich 1° Gesichtsfeld, hier ist sicher eine parallaktische Montierung (ev. mit GOTO) zu überlegen, denn das händische Aufsuchen wird für den Anfänger schwieriger sein, als z.B. mit einem Gerät welches Dir 2° oder mehr Gesichtsfeld bietet. Hinzu kommt, dass Du mit dem MAK keine ausgedehnten Objekte, die eben größer als 1° sind, beobachten kannst. Mit dem ED kannst Du Austrittspupillen von 5mm erreichen, während das beim MAK nicht der Fall ist. Objekte, wie der Cirrus, welche ausgedehnt sind und ihre Pracht mit UHC oder OIII Filter enthüllen, sind daher eher was für den ED als den MAK. Planeten, Planetarische Nebel, Mond und Sonne eher was für den APO. Den APO kannst du auf eine azimutale Montierung setzen, sowie Marc oben schrieb. Da ist die Bewegung intuitiv und du musst nicht einnorden. Eine EQ5 oder EQ3 musst Du, wenn auch nicht supergenau, aber trotzdem, einnorden. Hierzu ist ein freier Blick auf Polaris recht hilfreich. Das wären meine 2 cent. Da ich auch weitestgehend Stadtbeobachter bin, habe ich inzwischen auf Fotografie umgestellt, das ermöglicht mir einen anderen Zugang zu den Objekten. Visuell nutze ich einen Dobson, der im Schwarzwald mobil zum Einsatz kommt. Wenn ich Du wäre würde ich mir einen 6" Mak besorgen und den auf eine EQ5 mit GOTO und eine Säule setzen. Damit kannst Du auch, wenn es dich mal juckt Planeten und Mond videografieren und er bietet dir noch genug Öffnung falls Du einen Binoansatz verwenden möchtest.

Grüße
Matthias
 
Hi Spunti
mhm, das ist schwer zumal wir weder wissen, was Du beobachten willst und was im Detail Deine Vorauswahl geprägt hat und wie Deine Bedingungen exakt sind.
Du willst durchaus viel Geld in die Hand nehmen. Du denkst an Schärfe und optimale optische Leistung der Geräte, aber andererseits nimmst Du Dir sehr viel Möglichkeiten mit dem Balkon in der Stadt. Das ist eigentlich schade.

Je nach den Bedingungen wird Deepsky nur sehr eingeschränkt mit Öffnungen von max. 6" machbar sein.
So sind z.B. bei mir im Garten (ca. 4 mag GG am Stadtrand von MZ mit 205 T Einwohnern) Galaxien zumeist stellar scheinend wenn sie denn überhaupt sichtbar sind. Überhaupt sind Nebel sehr mäßig, aber auch Kugelsternhaufen leiden deutlich. Da lohnen sich schon wenige KM raus aufs Feld.

Planeten sind weiter tiefstehend und damit derzeit insgesamt schon suboptimal zu beobachten. Das Seeing zum Horizont hin ist oft schlecht. Ein Balkon tut da oft ein übriges, so das hohe Vergrößerungen tendenziell seltener einsetzbar sind. Schon mein 130iger Newton - als Schnellspechtler - ist öfter mal nicht unter AP 1 zu bringen. Damit kann man zwar Planeten schauen, aber ob das Begeisterungsstürme gibt....

Daher möchte ich nochmal die Frage "Muss es wirklich der Balkon sein?" aufwerfen.

Wenn es denn Balkon zwingen bleiben soll/muss dann nimmt etwas universelles mit möglichst viel Öffnung monokular oder evtl. ein Großfernglas mit Okularwechselmöglichkeit. Das wären meine Ideen fürs Erste
CS
 
Hi,Antares
Ich denke der Threadersteller weiss um den stand der Planeten-wird ja auch wieder besser die nächsten Jahre.
für sein Wohnort kann niemand etwas ! nicht jeder hat ein garten,obwohl sowas besser als Balkon ist-keine Frage !
um rauszufahren ,braucht man Auto(hat längst nicht jeder!) und Zeit(die nicht jeder unbegrenzt zur verfügung hat) zum aufbau,Abkühlen der Optik,möglicherweise einscheinern zweck fotografieren
In der tat sollte "spunti "mehr über seine Bedingungen reden
vielleicht wäre ein Mewlon 210 von takahashi was gutes
Ich wohne im Nordwesten von Hamburg-habe keine sicht auf Milchstrasse:cry:
 
Hier noch etwas genauer meine Situation: Ich werde auf jeden Fall nur auf dem Balkon sein und auch keine Fotos machen. Dafür kenne ich mich zu gut. Und genau diese Einschränkung möchte ich durch die Teleskopauswahl nicht zusätzlich beschränken, benötige hier aber dann auch keine Vergrößerungen über xxx und weiß von vornherein, dass ich lichtschwache DS-Objekte nie sehen werde. Da bleiben dann halt nur Mond und Planeten. Aktuell sehe ich aber mit bloßem Auge z.B. die Plejaden und die will ich dann auch mal näher sehen. Aber übertreiben will ich es nicht. Habe nicht vor, bei Minusgraden die halbe Nacht rauszugehen, sondern sehe mich eher als Schnellspechtler als Ausgleich zum Alltag. Trotzdem will ich auch nicht das erstbeste Teleskop kaufen um es dann wieder bald durch ein "besseres" zu ersetzen. Wenn ich sagen kann "es macht keinen Sinn unter den gegebenen Bedingungen upzugraden und diesen oder jenen Kompromiss bin ich bewusst eingegangen", dann bin ich zufrieden.

Mein Balkon zeigt nach Südwesten und den Horizont sehe ich nicht, sondern vielleich ab 20° über dem Horizont. Das Mehrfamilienhaus ist gut isoliert, aber die Betonplatte von Balkon gibt nachts viel Wärme ab. 10 m vor dem Haus ist auch eine Straße mit (noch) Gaslaternen. Ich zieh such nicht mehr um außer irgendwann auf den Friedhof.

Die Idee mit einer Säule ist super, darauf bin ich noch nicht gekommen. Andererseits muss ich den Balkon auch immer wieder grei räumen. Denn Tagsüber wird da schon mal gespielt/gegessen oder es hängt Wäsche. Das ist der Grund, warum ich wohl alles immer durch die Wohnung tragen muss und auch an das Gewicht denke. Aber eine Säule zum an die Seite schieben oder legen wäre evtl. eine Option. EQ-Mount hab ich mir wegen der manuellen Nachführung gesetzt und würde die einmalig grob nach Norden ausrichten und die Stelle markieren. Laute Goto-Motoren kann ich nicht gebrauchen, hab aktuelle Modelle aber noch nicht live gehört.
 
Zum Thema Planetenbeobachtung in den nächsten Jahren verweise ich mal auf einen ernüchternden Beitrag hier im Forum

Planetenhöhen bis 2042

wo die Höhe der Planeten grafisch dargestellt wurde, wohlgemerkt für eine geografische Breite von 49°, weiter nördlich ist es noch schlechter.

Und aktuell:

Im Jahr 2019 wird es für alle drei Planeten (Mars, Jupiter u. Saturn) einen Tiefpunkt geben. Besonders interessant ist es dann, wenn man in teures Planetengerät investieren will...

Naja, da bleibt ja immer noch der Mond ...
 
Hallo,

das klingt jetzt aber alles trauriger als es ist. Auch für kleine Geräte von ungünstigen Standorten gibt es immer noch eine ganze Reihe von Objekten. Die Pleiaden waren angesprochen, auch ein paar andere Sternhaufen sind ausgesprochen attraktiv. Planetarische Nebel und Kugelsternhaufen gehen auch sehr oft. Ich habe gerade ein Buch über Doppelsterne gekauft, das trägt den Untertitel „More than 2,100 stellar gems for the backyard astronomer“. Hinterhof-Astronom finde ich einen ehrenvollen Titel.

Ich würde mich allerdings dann nicht mit einem langbrennweitigen Spezialisten noch zusätzlich einschränken. Irgendwas, was einem auch mal etwas mehr Feld zeigen kann (mein persönliches Minimum läge so bei ca. 2,5°) sollte es schon sein, z.B. für die Pleiaden.

Die Idee mit der Säule finde ich ebenfalls gut, Dreibein auf dem Balkon habe ich derzeit auch und finde es immer nervig.

Viele Grüße,
Sebastian
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Thema Planetenbeobachtung ... Und aktuell:

Im Jahr 2019 wird es für alle drei Planeten (Mars, Jupiter u. Saturn) einen Tiefpunkt geben. Besonders interessant ist es dann, wenn man in teures Planetengerät investieren will...

Hallo Peter,

ich bin Neu-Astronomiker und hatte trotzdem 2019 schon sehr beeindruckende Ansichten von Jupiter und Saturn aus dem Garten in Stadtnähe. Ich sehe das Ganze auch nicht so dramatisch. Immerhin kanns ja nur besser werden die nächsten Jahre :)

Also nicht verzagen und die Augen nach oben!

Oli
 
ich bin Neu-Astronomiker und hatte trotzdem 2019 schon sehr beeindruckende Ansichten von Jupiter und Saturn aus dem Garten in Stadtnähe.
Ja klar, auf der Südhalbkugel stehen sie sogar hoch am Himmel.
Es geht hier aber um Spuntis Balkon:
Mein Balkon zeigt nach Südwesten und den Horizont sehe ich nicht, sondern vielleich ab 20° über dem Horizont.
 
das mit dem fehlenden Horizont hatte ich überlesen - sorry.

Oli
 
.... naja, die Kurven zur Horizonthöhe der Planeten zeigen ja alle in eine Richtung und die geht nach oben. Der Tiefpunkt ist jetzt, ed kann also nur besser werden ?
 
Ich wäre nicht böse, wenn ich dieses Jahr nur demn Mond sehen könnte. Ich hab es auch nicht eilig. Gibt es eigentlich eine Zeit, wo Teleskope mit Rabatt angeboten werden? Also vor Weihnachten, nach Weihnachten oder z.B. in den Sommerferien?

Das man z.B. für Plejaden ein größeres Gesichtsfeld braucht, ist ein guter Punkt. Werde ich mal simulieren.

Wie schnell kriegt man denn Montierung und Scope von einer Säule ab und drauf? Ich könnte nur die Säule draußen lassen und müsste dort eigentlich immer noch einen Ausleger abschrauben.
 
Wenn alles vorjustiert ist, ist das eine Sache von Minuten (aber ggf. Auskühlzeit des Teleskops bedenken).

Für Rabatte am besten direkt die jeweiligen Händler fragen. Ansonsten gibt es meist im Umfeld oder auf der ATT in Essen gute Angebote. So ist zumindest meine Erfahrung.

VG

Andreas
 
Ich bin von Natur aus auch nur ein totaler Gelegenheits-Beobachter und schaue von zuhause aus der Großstadt (Köln). Alle paar Monate mal kommt es dazu, daß ich oder wir wirklich mal rausfahren (in Richtung Eifel) und dann mal "richtig" schauen.

Trotzdem will ich ja gerade diese kleinen Momente, von daheim aus den Mond oder die Planeten oder auch einfache Objekte (M45, M44, usw. wurden ja schon angesprochen) anzuschauen. Man ist bei den Sternen und wenn es nur eine halbe Stunde ist. Das ist alles, was zählt.

Als Teleskope nutze ich derzeit einen Vixen 90er Refraktor, oder ein C5. Ich habe eine Schwäche für die Träume meiner Kindheit, daher diese Teleskope. Newtons finde ich auf Balkon o.ä. meistens eher unbequem vom Einblick her. Kurze Refraktoren und SC/Mak sind vom Komfort her besser. Mein 90mm f/11 Refraktor ist schon reichlich lang, ich mag ihn trotzdem und der Platz reicht bei mir auch dafür, die Umstände sind ja immer individuell.

Würde mich das alte Zeug nicht reizen, sondern ich wollte einfach was "Gutes" neu kaufen, würde ich mir heute den TS Photoline 100mm f/7 anschauen. Ein ED-Doublet mit FPL-53, also dem etwas besser farbkorrigierten Glas. (Es gibt verschiedene Varianten von dem Teleskop, daher der Hinweis.) So ein Gerät sollte m.M.n. alle die Objekte, die man sich so gerne zum Zeitvertreib von der Stadt aus anschauen kann, abdecken, ist auch noch nicht zu groß und sperrig, ist auch noch bezahlbar.

Das ganze auf eine geeignete parallaktische Montierung ... eben wegen Mond und Planeten, diese ist für einen Stadt/Balkonbeobachter m.E. Pflicht.

LG
Thomas
 
Das ganze auf eine geeignete parallaktische Montierung ... eben wegen Mond und Planeten, diese ist für einen Stadt/Balkonbeobachter m.E. Pflicht.
Für gelegentliche und spontane Beobachtungen würde aber eine altazimutale Montierung reichen, zumal das für den Anfänger viel intuitiver und auch schneller aufgebaut ist. Ist natürlich eine sehr subjektive Sache ...
 
Also mein C 8 ist knackscharf, thermisch isoliert und mehr Öffnung zu haben ist sicher kein Nachteil. Die Pauschalverurteilung der SCT ist ungerechtfertigt.

Viele Grüße

Peter
 
Hallo Spunti,

es gibt eine Menge aktiver und erfolgreicher Beobachter mit Balkonsternwarten, also nicht verzagen!
Ich war auch mal einer, siehe Foto links! ;) Da hatte ich eine Säule stehen, viel besser als ein Stativ!
Vielleicht ist Dir der visuelle Blick nach oben irgendwann zuwenig. Mitten aus Berlin beobachten z. B. mehrere Leute sehr erfolgreich (auch vom Balkon aus) Sternbedeckungen durch Kleinplaneten. Sie liefern wissenschaftlich interessante Ergebnisse.
Dafür ist etwas mehr Öffnung hilfreich. Vielleicht doch ein 8" SCT mit parallaktischer Montierung?


Beste Grüße,
-wunni
 
Hallo P_E_T_E_R,

Für gelegentliche und spontane Beobachtungen würde aber eine altazimutale Montierung reichen, zumal das für den Anfänger viel intuitiver und auch schneller aufgebaut ist. Ist natürlich eine sehr subjektive Sache ...

klar kann man auch mit ner azimutalen Montierung gut beobachten.

Aber in dem speziellen Fall, Balkon, abends ein bißchen entspannen, aufgehellter Stadthimmel, und dann einfach Mond oder die Planeten anschauen ... da würde ich niemals auf eine Nachführung verzichten wollen. Auch bei mäßigem Seeing kann man sich den Mond bei z.B. rund 120x bis 150x noch jederzeit schön anschauen ... ist dann doch einfach so viel bequemer und entspannter.

Wenn es darum geht, andere Objekte wie z.B. Doppelsterne oder Sternhaufen am Himmel zu finden, hat der aufgehellte Himmel natürlich eh viele Nachteile, weil man ja teilweise kaum Sterne sieht und sich entsprechend schwer orientieren kann. Ohne viel Erfahrung ist es dann oft ein reiner Blindflug und selbst mit etwas Erfahrung und Kenntnissen ist es schwierig, ein kleineres lichtschwaches Objekt zu finden, wenn in dessen Umgebung keinerlei Sterne zur Orientierung sichtbar sind.

Da wünscht man sich dann als Einsteiger womöglich direkt eine Goto-Montierung, sofern der Himmelsausschnitt vor dem Balkon groß genug ist und deren korrekte Ausrichtung ermöglicht. Ich hab damit aber keine Erfahrung; Goto-Teleskope gibt es aber doch viele und bei dem Budget sind die auch alle machbar ...

LG
Thomas
 
Hallo Thomas,

klar kann man auch mit ner azimutalen Montierung gut beobachten.
würde ich niemals auf eine Nachführung verzichten wollen...... den Mond bei z.B. rund 120x bis 150x noch jederzeit schön anschauen ... ist dann doch einfach so viel bequemer und entspannter.

bei der Vergrößerung paßt der Mond eh nicht ganz ins Gesichtsfeld, d.h. ich "scanne" ihn. Ich lege den Bildausschnitt an den Mondrand und lasse den Mond ins Bild laufen bzw. herauslaufen. Dann die Ayo zurück schubsen und ein wenig nördlicher oder südlicher einstellen. Das geht sehr gut.

Gruß Uwe
 
Hallo.
... da würde ich niemals auf eine Nachführung verzichten wollen. Auch bei mäßigem Seeing kann man sich den Mond bei z.B. rund 120x bis 150x noch jederzeit schön anschauen ... ist dann doch einfach so viel bequemer und entspannter.

Das finde ich auch. Aber dazu braucht man nicht zwingend eine parallaktische Monti, die wegen der erforderlichen Ausgleichsgewichte vergleichsweise unnötig schwerer gebaut sein muss und auch nicht ganz so intuitiv verstellt werden kann. Eine azimutale Monti würde ich für rein visuelle Anwendung klar bevorzugen - idealerweise mit Nachführung und GoTo mit Encodern, so dass man auch mal "auskuppeln" kann und von Hand schwenken, ohne das Alignment zu verlieren.

Das GoTo ist gerade unter weniger gutem Himmel für Gelegenheitsspechtler eine schöne Sache. Mich lädt das spontan auch mal zu kürzeren Beobachtungen ein, die ich sonst abgeschreckt vom höheren Zeitbedarfs für's Suchen usw. nicht beginnen würde. Positionierte schwächste Objekte kann ich beim konzentierten Hin- (bzw astronomischen Daneben-Sehen) dann oft wenigstens noch erahnen, die übersähe ich sonst von beim Absuchen von Hand mit Sicherheit. (Manche empfinden dagegen umgekehrt gerade das händische Suchen und Nachführen als Herausforderung und Befriedigung... ist wohl auch eine Typfrage). Motorenlautstärke wegen Nachbarn muss man natürlich testen, sollte bei höherwertiger Gerätschaft aber kein echtes Problem sein...

Bei Deinem Budget würde ich auch über eine Variante mit zwei verschiedenen Teleskopen nachdenken , so, dass die auch gleichzeitig auf einer Goto-Monti betrieben werden könnten. Eines kann dann die niedrige bis mittel vergrösserte Übersicht der Gegend um das Objekt zeigen und das andere höhervergrößernd z.B. mit Binoansatz die interessanten Details am Objekt selbst,.... Ergänzt mit einer zweiten leichteren evt. rein manuellen Montierung für Schnellspechteleinsätze oder Reisen wäre so eine Ausstattung sehr vielseitig.

Gruss, T.
 
Danke für die ganzen Anregungen. Bis jetzt hatte ich ehrlich gesagt, sämtliche AZ-Montierungen für mich ausgeblendet. Aber das Gegengewicht zu sparen und mit Motor trotzdem nicht wild rumkurbeln zu müssen könnte wirklich Sinn machen. Z.B. Meade Lx65 oder Celestron Nexstar. Zumal ich ja auch nicht fotografieren will. Ob es auch was mit Encoder ohne Gegengewicht gibt, muss ich mal googlen.
 
Hallo Spunti,

Also das Auffinden von Objekten, die mit bloßem Auge unsichtbar sind (also nicht Mond oder Planeten) ist in einer Stadt mit aufgehelltem Himmel ohne GoTo schon wirklich etwas schwierig, weil eben die Sterne zur Orientierung schlechter zu sehen sind als bei dunklem Himmel.

Ich habe ein Celestron C5 (aber kein GoTo), ich finde das von der Abbildungsqualität her gut, es ist natürlich kein (halb)apochromatischer Refraktor, aber es ist auch alles andere als "schlecht". So ein Gerät mit GoTo Montierung wäre wirklich eine echte "Komfortoption".

LG
Thomas
 
Ich habe nur eine bezahlbare Goto-Montierung gefunden, die ohne Gegengewicht auskommt, und wo man auch mal ohne Motor rumschwenken kann: Die Orion SkySeeker IV. Aber, ich hab sie mir in youtube-Videos angehört und sie ist viel zu laut für mich und meine Nachbarn. Daraufhin hab ich spaßeshalber mal auf die Celestron NexStar gehört (geht wohl nur mit Motor) und musste mit erschrecken feststellen, dass die auch so laut ist. Ich wusste nicht, dass es immer noch wie früher ist. Das geht ja mal gar nicht in der Nacht, wenn 3 Fenster weiter ein Schlafzimmerfenster ist.
Also wieder zurück zu Start und wie ursprünglich geplant mit manueller parallaktischer Monti und das Blickfeld beachten. D.h. entweder doch Refraktor oder einen guten Finder zum Mak. C5 ginge evtl. auch, aber schon der C6 bietet nicht soo viel mehr Sichtfeld, um die Ziele in der lichtverschmutzten Stadt zu finden.
 
Hm, schau Dir doch mal den Photoline 102mm f/7 genauer an. Den hier, also Doublet mit FPL-53 Glas:

Teleskop-Express: TS-Optics PhotoLine 102mm f/7 FPL53 - Lanthan Apo mit 2.5" Auszug

Da hast Du ein wirklich großes Bildfeld dank f/7 und 2 Zoll Anschluß ... UND Du kannst trotzdem sauber hoch genug vergrößern für Mond / Planeten. Ich hab den selber (noch) nicht, aber schlechte Kritiken habe ich zu dem noch nirgends gelesen. Ansonsten vielleicht kann ja jemand hier auch eigene Erfahrungswerte beisteuern ...

Zu groß & teuer ist der auch nicht. Paßt sowohl problemlos auf normale parallaktische Montierungen, und wenn man Lust hat geht auch ne azimutale gut ...

(Es gibt noch zwei weitere Varianten, ein Doublet mit etwas weniger farbkorrigiertem Glas, der ist nur interessant wenn man stärker auf den Preis schaut, und ein Triplet, der ist nochmal deutlich teurer, lohnt aber wohl vorrangig nur, wenn man ausgiebig fotografieren möchte. Außerdem sollte der Triplet wegen mehr Glas auch länger Auskühlzeiten haben. Daher ist nach meinem Verständnis der FPL-53 Doublet eigentlich die "goldene Mitte".)
 
Hm - ich finde den M42 zumindest annehmbar durch Peilung über den 150er Mak (auf AZ), aber gut, der ist auch im Halbschlaf zu finden und ich hab das 2" 41er Panoptic drinnen. Da passt das gesamte Schwertgehänge des Orion hinein.

Generell finde ich bei dem Feld sicher auch M13 oder den Ringnebel ganz gut, wenn es der Himmel halbwegs erlaubt. Sehe ich nur 10 Sterne über der Stadt, werde ich selten Freude haben, überhaupt herumzusuchen. Ein Mak ist also nicht generell ganz falsch für Mond und Planeten und Kugelsternhaufen, und bei einem WW-Oku geht der eine oder andere offene SH und PN auch. :)

lg
Niki
 
Ich hatte mal ein Meade ETX-125. Also auch 125er Mak. Optisch super, nix dran auszusetzen. Sind die Planeten da besser als in einem 100er (ED-)Apo? Ich hatte nicht den Eindruck. Aber klar, sie sind ein klein wenig heller, und auch falls man Probleme mit "floaters" (Mouches Volantes) im Auge hat, kann die etwas größere Öffnung schon eine Rolle spielen: Sagen wir mal einfach 175x Vergrößerung als Beispiel ... da hast Du im 100er eine Austrittspupille von 0.57 mm und im 125er ist sie 0.71 mm groß. Das merkt man schon etwas, denn diese Störerscheinung im Auge tritt mit kleinerer AP dann immer extremer deutlich hervor.

Daher gehe ich z.B. nie bis zu den angeblich bei Refraktoren problemlos möglichen 0.5 mm AP runter.

Ein 5 Zoll Mak paßt auch noch auf so gut wie jede Montierung, und gute Geräte sind absolut nicht teuer.

Wie wäre denn noch Plan B – so ein Mak oder Vergleichbares für Zuhause kaufen, und von dem restlichen Geld (bei 2.500 Euro Budget bleibt noch jede Menge übrig) ein schicker Dobson mit z.B. 10 Zoll, falls man doch mal rausfahren möchte?

LG
Thomas
 
Ich habe nur eine bezahlbare Goto-Montierung gefunden, die ohne Gegengewicht auskommt, und wo man auch mal ohne Motor rumschwenken kann: Die Orion SkySeeker IV. Aber, ich hab sie mir in youtube-Videos angehört und sie ist viel zu laut für mich und meine Nachbarn. Daraufhin hab ich spaßeshalber mal auf die Celestron NexStar gehört (geht wohl nur mit Motor) und musste mit erschrecken feststellen, dass die auch so laut ist. Ich wusste nicht, dass es immer noch wie früher ist. Das geht ja mal gar nicht in der Nacht, wenn 3 Fenster weiter ein Schlafzimmerfenster ist.

Und was ist mit digitalen Teilkreisen - da schubst Du das Gerät lautlos, bis die Anzeige am Wunschobjekt 'Stop' (oder 00:00:00) sagt ? Zwei, drei Referenzsterne dürften sich auch vom Balkon mit Süd-Ausrichtung finden lassen.

stiller Gruß
Manfred
 

Das in Alu gefräst und massiver wär´s eigentlich. :)
Schade, dass niemand heute eine gute "Hybrid-Goto" baut, die Encoder hat. Die SkySeeker ist sicher mal ein Anfang. Auch manche Skywatcher hat Encoder, aber wieder keine Drehknöpfe. Also doch 2 Montierungen...? Eine mit Knöpfen, eine mit Goto. So schlagen sich viele durch, und das wäre nicht nötig, wenn man mal eine ordentliche mit Drehknöpfen bauen würde.

Deshalb hab ich für "schnell" vor dem Fenster (!!) eine AZ mit dem 150er Mak, der macht Spaß und ist kompakt und wiegt nicht viel, ist in etwa so scharf wie ein kleinerer Refraktor und kostet weniger. Ich liebe meinen Takahashi TSA 120, aber der bleibt im Koffer, wenn ich nur mal schnell aus der Wohnung gucken will. (Ich hab da nicht mal einen Balkon). :alien:

Eigentlich nervt nur die Qual der Wahl, aber Du kannst mit jedem Setup Freude haben und musst immer mit Vor- und Nachteilen leben. Und meistens probiert mal einige Dinge durch. Vorher kann man nicht alles wissen, man muss eine zeit lang damit herumtun und gucken, ob einem das so passt. :cool:

lg
Niki
 
Status
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