Hmmm Leute,
tut sich nix, aber da es hier im Grunde um ganz grundsätzliche praktische Beobachtungsmöglichkeiten geht die auch für Einsteiger zu grundsätzlichen Entscheidungen über Equipment führen können, darf das als ungelöste Hängepartie eigentlich in einem "Fachforum" nicht lange so stehen bleiben.
Daher mal ein Versuch der (Er)Klärung, der Klarstellung und eines möglichen Diskussionsansatzes.
Ich denke, der Knoten ist absolut nicht so gordisch wie er ausschaut, muss also nicht zerschlagen, sondern kann recht einfach gelöst werden. Ganz ohne Formeln, ohne Berechnungen, aber m.E. leicht nachvollziehbar.
Öffnung bestimmt das Auflösungsvermögen und die Lichtsammelleistung, das ist Physik, unstrittig vom bloßen Auge bis zum VLT und müsste als anerkanntes Grundlagenwissen vermittelbar sein.
Aber zurück zum 12-Zöller und der Sektorblende und da sollte und kann man m.E. die Beobachtungen von Harry nicht bestreiten, ebenso wenig wie meine und viele andere Beispiele, folglich hakt es lediglich an den unterschiedlichen Schlussfolgerungen.
Bleiben wir mal beim einfachsten Beispiel, beim Doppelstern den Harry unter Seeing leichter trennt und besser sieht, wenn er abblendet oder noch einfacher bei einem hellen Einzelstern, dem er das aufgeblähte Zappeln und Wabern durch Abblendung abgewöhnt. Das ist kein Ausklammern der anderen Beobachtungen, denn die hängen grundsätzlich und ursächlich genau da dran.
Eigentlich wird ja das Beugungsscheibchen mit zunehmender Öffnung kleiner, das gesammelte Licht bündelt sich also auch noch auf kleinerer Fläche.....eigentlich, wäre da nicht das Seeing.
Öffnen wir uns nebenbei mal einen Link zur
Pickering Skala mit guter Beschreibung und Illustration der einzelnen Stufen.
Nun sehen wir also mit 12 Zoll Öffnung.......sagen wir mal Stufe 4, eigentlich gehe ich in höhere Vergrößerungen erst ab Stufe 5. Drunter mach ich Deepsky, aber egal, schauen wir uns die Sache mal an. M.E. zwischen den Stufen 3 und 7 hierzulande gängig zu haben, drunter will ich wirklich gar nichts außer Deepsky und drüber ist zu selten.
Harry blendet nun ab, wobei er mit der Viertel-Blende sein Maß und seinen Weg gefunden hat.
Was passiert da?
Er nimmt Auflösung weg, da er nicht mal mehr den halben Öffnungsdurchmesser hat. Wie viel er da genau wegnimmt klärt sich erst über genaue Angaben zu Vergrößerung/AP und da spielen auch noch individuelle Unterschiede im Visus stark hinein.
Er nimmt Licht weg und zwar ganz erheblich, nur noch der vierte Teil der Ausgangsfläche sammelt, auch wenn unsere Augen sich darauf ziemlich gut und automatisch einstellen.
Wenn wir uns nun die Pickeringskala mit den Bildern auf den Monitor legen und den Bildschirm auf dem wir sie betrachten so abkippen, dass das Bild dunkler wird können wir sehr viel von dem was da passiert simulieren.
Wird das Blau der Seite gerade eben so schwarz, dass kaum ein Unterschied zum Hintergrund der Bilder mit den Speckles, Beugungsringen und Beugungsscheibchen besteht, habt ihr das Optimum raus geholt, was mit Abblenden, also mit Abdunkeln geht. Es fehlt gegenüber dem Abblenden am Teleskop nur die damit einhergehende Vergrößerung des Beugungsscheibchens an sich, aber das geht im Seeing unter und wird durch den Helligkeitsverlust überkompensiert.
Man kann das also, sofern überhaupt ein halbwegs definiertes Beugungsscheibchen im Bild enthalten ist, treiben bis nur noch das eine Sternpünktchen auf dem Monitor zu sehen ist, ja sogar so weit, dass auch das Scheibchen immer lichtschwächer, auch kleiner wird und am Ende verschwindet. Spätestens dann hat man also übertrieben, zu kleine „Sektorblende“.
-Vorausgesetzt, der 12-Zöller ist so gut, dass Abblenden auf einen Sektor tatsächlich auch Auflösungsverlust bedeutet (also nicht grottenschlecht),
-Vorausgesetzt, man setzt am 12-Zöller geeignete Okulare und AP ein,
-Vorausgesetzt man achtet darauf, den Stern oder das zu beobachtende Detail auch im Bereich des beugungsbegrenzten Feldes zu halten, welcher bei 12“ f/4-5 erheblich kleiner ist als an 6“ f/8-10,
-Vorausgesetzt man hat Tubusseeing, Streu- und Störlicht für beide Öffnungen gleichermaßen im Griff
muss man am 12-Zöller mit voller Öffnung schlicht das Licht austrittspupillen-, situations- und objektbezogen so weit dämpfen, dass man für sich, ganz individuell den optimalen Anblick hat.
Dazu eignen sich variable Polfilter (zwei Polfilter gegeneinander verdrehen) oder Neutralfilter, z.B. ND 9.
Dann wird man einen „ruhigen“ Stern und verstärkt am Mond und am Planeten sogar das volle Auflösungsvermögen und damit alle tatsächlich möglichen Details mit hohem Kontrast erkennen und genießen können, denn man hat so ganz nebenbei auch noch das leidige Problem der Überstrahlung von Details und der Blendung durch die Lichtfülle bei zu großer AP (für die Objekthelligkeit) erledigt.
Da kommt man dann unter zumutbaren Bedingungen weder mit Sektorblende vor dem 12er, noch mit ~ 6 Zoll obstruktionslos auch nur annähernd ran.
Unabhängig davon sind aber die Beobachtungen von Harry mit diesem Erklärungsansatz ebenso vereinbar wie die abweichenden Beobachtungen anderer Leute.
Aufgrund einer eher zufällig gemachten, aber extremen, beispielhaften Erfahrung tue ich mich sogar schwer, unter absolut unzumutbaren Bedingungen einen Vorteil durch Öffnungsverkleinerung zu sehen, aber da hat jeder so seine eigene Meinung und es kommt natürlich auch darauf an, ob man von 4 Zoll und 8 Zoll oder von 12 Zoll und 28 Zoll redet.
Was ist groß, was ist klein, wann ist Seeing unzumutbar, da fängt es schon an?
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Auszug aus einer Beobachtungsnotiz vom 26.04.2013 ab 22:40:15..........
R. kommt mit dem 72er (2,8 Zoll) Megrez und will ein wenig Guiding testen,
M. wird von mir überredet und bringt den 10 Zoll F/5 mit,
ich baue den 6Zoll f/6 auf, um Okulare zu testen.
Zunächst mal sind wir schon in der hellen Dämmerung beobachtungsfertig und Markus erwähnt beiläufig, dass das Seeing ganz okay sei und dass große rote Fleck auf Jupiter ganz passabel rüberkommt. Irgendeine Handy App sagt dann noch an, dass gegen 21.30 Uhr Gannymed hinter dem Gasball hervorkommt um wenig später wieder im Schatten zu verschwinden.
Das hat zur Folge, dass kurz vor der angegebenen Zeit alle drei Teleskope auf Jupiter gerichtet werden.
Markus steckt m.E. ein 6 mm Okular ein, Rolf ist auch im Rahmen seiner Öfnung unterwegs und ich habe zuvor am Mond schon was getestet um dann den Binoansatz mit der komakorrigierenden APM Barlow + 26er Plössls als gut nutzbar anzusehen.
Markus vermeldet vom 10-Zöller übelstes Seeing.
Rolf versieht seine Meldung, dass er nicht mal die Bänder erkennen kann mit dem Zusatz, dass er so etwas mit dem kleinen Megrez noch nicht erlebt hat.
Ich staune nicht schlecht, wie schlimm das im 6-Zöller aussieht.
Jupiter springt, will gar nicht rund werden, auch die Monde sind flauschige Flummies. Dann zerfasert Jupiter auch noch regelrecht in zueinander versetzte Streifen.
Trotzdem sind sowohl im 10er als auch im 6er die dunklen Bänder zu erkennen, wenn auch sehr flau.
Ein Unterschied zwischen 10" und 6" will sich kaum zeigen, okay am 10er ists heller, auch weil das Licht nicht aufgeteilt wird.
Rolf widmet sich wieder anderen Dingen, ich schau mir Juppi vom Winde verweht an (Jetstream?) und bemerke wie sich die Sache langsam bessert, der Jupp wird wieder rund. Schon blitzt rechts unterhalb der Bänder ein Pickel an der Planetenscheibe auf, eher ein Lichtbündel. Die Meldung wird von Markus sofort bestätigt. Binnen etwa 10 Minuten trat eine merkliche Besserung des Seeings ein und ich konnte sogar den GRF und ich meine auch den kleinen roten Fleck erkennen. Auch andere Strukturen, wie ein schmales dunkles Band zur Nordpolkappe (Newton unten) wurden erkennbar.
Das war nicht sehr gut, aber brauchbar und ganz langsam löste sich Ganymed von Jupiter.
Die Ergebnisse von Markus waren ähnlich, ein Platztausch zeigte uns, dass im 10-Zöller vieles von dem was ging leichter zu sehen war. Die Größe der Abbildung war sehr vergleichbar und kommt auch etwa rechnerisch hin, wenn ich für beidäugiges Sehen den Faktor 1,4 anwende.
Niemand kam aber auf die Idee höhere Vergrößerungen anzulegen. An beiden Teleskopen lösten sich dafür immer noch viel zu oft die ruhigen Momente mit guter Detailerkennung und schlechte Momente ab.
Ich schließe daraus dass
1. ein direkter Bezug zwischen Öffnung und Seeingeinfluss nicht generell hergestellt werden kann
2. Auflösungs-/Beobachtungsgewinn durch größere Öffnung schon lange bevor man sich in Richtung des maximalen Auflösungsvermögens und der minimalen AP bewegt gegeben ist
3. Seeing sich im Minutentakt in jede Richtung ändern kann.
Inzwischen war auf der anderen Seite Saturn noch recht horizontnah zu beobachten, wobei auch das Seeing weiterhin nicht gut war.
Die Cassini-Teilung blieb daher sowohl dem 6-Zöller als auch dem 10-Zöller verwehrt. ..........
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So weit, so gut!?
Gruß
*entfernt*