Es ist in der Tat erstaunlich, dass er solch' ein Satz 'raushaut, ohne zu merken, was er da eigentlich sagt...
Der Satz war m.E. vielleicht sogar das einzig sympathische an der ganzen Aktion... schließlich wissen wir alle, dass wir die Werbung, die Verpackung aller Produkte, den Versand, die Lagerung, den Erlös und damit den Gewinn bezahlen.
Jeffs Sager war also ein Abbild des Paradoxen, das in der Welt der Reichen systemimmanent ist. Die Frage bleibt: ist es obszöner, seinen Reichtum als "self-made" darzustellen, oder als "von Millionen Kunden und billigen Arbeitskräften erwirtschaftet". Das Paradoxe ist, dass "self-made" dann bedeutet, dass man ein besonders gewiefter Organisator eines Fußvolks ist, das sich für den "self-made-man" abrackert.
Jeffs Sager war also diesbezüglich erleichternd, denn wenigstens hat ein Neoliberalist mal ausgesprochen, dass es ist, wie es ist. Schließlich wissen wir das ja alle, auch wenn wir die Tatsache gerne (ebenso paradox) verdrängen, weil wir bewundern ja die Reichen und wollen sein wie sie, nur eben ohne den Ausbeutungsfaktor (ohne den es aber nicht geht).
dass es durchaus vorkommt, dass Lieferfahrer:innen
in Flaschen pinkeln müssen,
Das ist keine Erfindung von Jeff, das ist eine Idio*ie sondergleichen für alle, die so einen Job machen. Der Fernfahrer hat seine Raststätten, der Paketauslieferer hätte sicher Tankstellen am Weg, die Frage ist nur, ob sich das zeitlich ausgeht - was es m.E. aber sollte, wenn man nicht Durchfall hat.
Zwei Stopps pro Tour am Klo? Drei? Oder die Campingtoilette mit Granulat im Bus hinten. Zur Not. Aber der Mensch wurde natürlich nicht gemacht, um einen Tag lang in einem Auto zu sitzen. Ob für UPS, DHL, POST, AMA... oder wen auch immer. Man kann dieses Problem im Unternehmen sicher lösen, auch in der Autoindustrie, wenn die Leute nicht auf einer Tankstelle pinkeln wollen. Wobei
pinkeln ja noch einfacher geht - für männliche Fahrer.
Ich habe übrigens hinten im Bus auch meine Camping-Toilette. Das beruhigt.
lg
Niki