mondfinsternis_16_05_2022.jpg
Siebengestirn

mondfinsternis_16_05_2022.jpg

Die heutige Mondfinsternis, aufgenommen am Berliner Westhafen.
Beobachtungsort
Berlin, Westhafen
Aufnahmedatum
16. Mai 2022
Aufnahme Details
Canon EOS RP, 24-105 mm Kit bei f = 105mm, ISO 100, Blende 8, Belichtungszeiten 1/20, 1/5 und 0,4 Sekunden.
Besonders die Krähe ist bemerkenswert....hat offenbar auch zugeschaut (Bild unten rechts)
 
Was sagte die Berliner Nebelkrähe dazu?
 
Liebe Sternfreunde,

ich bin 68 Jahre alt, photographierte in den 1970er- und 1980er-Jahren ziemlich ambitioniert mit einer 30kg schweren Ausrüstung und hatte den gesamten chemischen Prozess (Entwicklung der Filme Kleinbild und 6x6, Herstellung der Abzüge) im Haus. Allerdings kam es mir damals nicht in den Sinn, den Nachthimmel zu photographieren. Amateurastronomie treibe ich erst seit 1997 (Hale-Bopp), meine amateurastronomische "Karriere" war aber von Anfang an behindert durch meinen mittlerweile sehr ländlichen Wohnsitz: seit 2001 am Rand eines kleinen Dorfs, wo es bis 2016 nur die Internetanschluss-Technik "ISDN" gab und bis heute keinen Mobilfunkempfang gibt. Als Anfang der 2000er-Jahre der Verkauf von Betriebssystemen auf Datenträgern (z.B. in großstädtischen Kaufhäusern) aus der Mode kam, arbeitete ich mit veralteten Linux-Systemen, die jahrelang kein update sahen und irgendwann zerbröselten. Das Herunterladen und die Pflege eines Betriebssystems mit ISDN erschien mir abwegig und war wohl auch technisch unmöglich. 2016 kam der Satellit und brachte wieder Windows mit (weil der installierende Monteur mit was anderem nicht umgehen konnte), 2022 ging er wieder, möglicherweise in Folge eines Hacker-Angriffs im Rahmen des Ukraine-Kriegs, und nahm das "Festnetz"-Telefon (mittlerweile per VoIP völlig ans Internet gebunden) gleich mit. Momentan gehe ich mit dem letzten auf dem Land verbliebenen Anbieter wieder kabelgebunden ins Netz und "Festnetz".

Die lange Einführung war nötig, um meine Wissenslücken und meinen aus der Zeit gefallenen Informationsstand begreifbar zu machen. Die alte analoge Photoausrüstung verkaufte ich schon vor 40 Jahren und "knipste" seitdem allenfalls mit irgendwelchen Kompaktkameras - anfangs noch analog, seit 2008 digital. Das letzte im Photo-thread gezeigte Bild mit der Krähe gefiel mir sehr gut - solche horizontnahen Astrophotos mit irdischen Zutaten wie Türmen, Lampen, Bäumen usw. würde ich gerne selbst herstellen. Ich verstehe aber die Aussagen der heutigen Phototechnik auch nicht mehr und kann nur rätseln. Sie schreiben: Canon EOS RP, 24-105 mm Kit bei f = 105mm, ISO 100, Blende 8, Belichtungszeiten 1/20, 1/5 und 0,4 Sekunden.

A. "24-105 mm Kit" ist das, was man früher ein Zoom-Objektiv nannte, numerisch umgerechnet auf die gewohnten KB-Abbildungsgrößen, denn m.W. sind die heutigen Chip-Felder ja viel kleiner und dann hätte man so etwas wie 5-35 - ist das richtig?

B. Meine kompakte Digitalkamera von 2008 machte zumindest bei Tageslicht erstaunlich gute Bilder, ich konnte aber weder Blenden noch Verschlusszeiten einstellen, weil alles automatisch ging. Wie drücken sich die heutigen Hersteller aus, um eine Digitalkamera zu bezeichnen, wo man das von Hand einstellen kann? Ich hatte vor 40 Jahren noch extra Handbelichtungsmesser, die aber wohl heute verschwunden und irgendwo in der Kamera verbaut sind.

Zwei kurze Antworten würden mich sehr freuen,

Mit freundlichen Grüßen

Ralf Meyer aus dem Wilden Westen Mittelfrankens, wo wir mit dem Emsland, den Hassbergen und dem nördlichen Sachsen-Anhalt in der gleichen Bundesliga des ländlichen Abgelegenheitsrankings spielen.
 
Hallo Ralf,

vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. Gern beantworte ich deine Fragen.

zu A.:

Ein "Kit-Objektiv" ist zunächst pauschal eine Bezeichnung für das Objektiv, das dem Lieferumfang des Kameragehäuses beiliegt. In der Regel sind es einfache Zoom-Objektive. Es gibt aber auch vereinzelt Sets mit Festbrennweiten als Kit. Man erhält aber auch Profi-Kameras, denen erstklassige Zooms als Kit beiliegen. In der Amateurfotografie wird Kit-Objektiv mitunter auch synonym für preiswerte Zooms der Einsteger-Klasse verwendet, auch wenn dies sprachlich streng genommen nicht korrekt ist.

Das von mir erwähnte Kit-Objektiv 24-105 mm würde ich von der Qualität her im Mittelfeld ansiedeln. Es ist sichtbar besser als die wirklich einfachen Kit's der APSC-Einsteiger-Spiegelreflexe, kommt aber nicht an die teureren Zooms heran.

Die EOS RP, mit der die Aufnahmeserie entstand, ist eine Vollformat-Kamera, d.h. der Bildsensor hat die gleiche Größe wir der klassische Kleinbild-Film. Eine Umrechnung der Brennweite wie beim APSC-Format ist daher nicht nötig. "RP" ist die Modellbezeichnung der Kamera. Das "R" steht für Canons Modellreihe spiegelloser Vollformat-Systemkameras. Aber frage mich bitte nicht, was das "P" bedeutet...

zu B.:

Es gibt meines Wissens nach keine standardisierte Bezeichnung, anhand der man am Modell- bzw. Produktnamen erkennt, ob an der betreffenden Kompaktkamera solche Einstellungen manuell möglich sind. Hier bleibt nur der Blick in die Produktbeschreibung. Gute Geräte sind beispielsweise die höherwertigen Modelle der PowerShot-Reihe von Canon oder die CyberShot-Serie von Sony. Diese bieten einen vergleichbaren Umfang an Einstellungen wie digitale Spiegelreflexe, haben aber auch ein vergleichbares Preisniveau.

Meiner Erfahrung nach machen diese Kompaktkameras nur als Reisekamera wirklich Sinn, wenn man Platz und Gewicht einsparen möchte. Eine Spiegelreflex bietet da, besonders bei schlechten Lichtverhältnissen, doch noch eine bessere Bildqualität und durch die Möglichkeit, das Objektiv zu wechseln, hat man viel mehr Möglichkeiten.

Ich hoffe, meine Erläuterungen helfen dir weiter.
 
Lieber Sternfreund Siebengestirn,

ich danke für die ausführlichen Antworten. Ich möche noch 2 Fragen stellen, die mir mehrere Verkäufer in den Elektronikmärkten bisher noch nie befrieidgend beantworten konnten.

C. Die Zoomobjektive hatten in den 1970er-Jahren einen schlechten Ruf als optisch minderwertiger Kompromiss mit Verzerrungen in den Ecken usw.. Heute sind Kompaktkameras mit fest montierten extremen Zooms sehr beliebt, ich sehe sie vielfach bei Touristen im Einsatz und glaube, dass man das "Bridge-Kamera" nennt. Selbst Hochpreisanbieter wie Leica haben so etwas für mehrere tausend Euro im Angebot. Hat sich da optiktechnisch was geändert oder ist die Digitaltechnik nicht mehr so empfindlich - z.B. weil man die optischen Fehler nachträglich korrigieren kann? Wenn diese Super-Zooms tatsächlich annehmbare optische Qualität haben, ist das natürlich extrem attraktiv, weil man ein geschlossenes System hat, keine Ersatzoptiken herumtragen und montieren braucht.

D. Meine langjährig unbeantwortete Kernfrage: Warum braucht es bei der Digitaltechnik überhaupt noch Spiegelreflex? Die Argumente aus analogen Zeiten sind hinfällig, weil die Chipfläche zum Betrachten ("Suchen") und Fixieren ("Photographieren") dient und sich dabei nicht verbraucht. Man könnte also das Objektiv austauschen - ggfs. unter Einsatz eines mechanischen und Staubschutzes der Chipfläche -, das zukünftige, elektronisch ausgelesene Bild betrachten und dann fixieren (speichern). Wozu brauche ich da noch den Spiegel? Die Verkäufer sagen immer, man habe bei Spiegelreflex viel mehr Möglichkeiten des Objektiv- und Zubehörwechsels. Das überzeugt mich nicht, weil diese Flexibiltät nicht am Spiegel hängt, sondern an der Austauschbarkeit des Objektivs, und es gibt tatsächlich spiegelreflexlose Systemkameras, die aber offensichtlich ein Nischendasein fristen. Warum??

Sie haben es sicher schon gemerkt, aber ich sage es noch einmal ausdrücklich: Ich strebe nicht nach Deep-Sky-Photographie, es geht mir nicht um Galaxien, bunte Nebelschwaden oder kleinste Mondkrater und -rillen, sondern ich will höchstens den ganzen Mond, also 1/2 Grad Himmel, formatfüllend ins Bild setzen - mehr nicht! Jenseits des unvermeidlichen Dreibeins kommen ausgewachsene Teleskopmontierung oder gar eine Nachführung für mich nicht in Frage. Der radikale Unterschied zu analogen Zeiten sind die digital viel kürzeren Belichtungszeiten. Früher hätte man den untergehenden, also sich bewegenden Mond und die fest stehende Straßenlaterne mit Krähe wie in Ihrem Bild gar nicht zusammen abbilden können, weil die langen Belichtungszeiten zur Folge gehabt hätten, dass eines von beiden verwackelt.

Mit freundlichen Grüßen,

Ralf Meyer
 

Medieninformationen

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Mondfinsternis
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Siebengestirn
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Bild-Metadaten

Dateiname
mondfinsternis_16_05_2022.jpg
Dateigröße
1 MB
Aufnahmedatum
Mo, 16 Mai 2022 6:45 AM
Abmessungen
3000px x 2000px

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