Doppelsterne im kleinen Refraktor

Robert Zebahl

Aktives Mitglied
Ich habe am 18./19.01. ein paar Doppelsterne beobachtet und dabei einen 63/840mm Telementor und einen 70mm ED-Refraktor genutzt. Die beobachteten Objekte habe ich hier beschrieben. Vor allem Doppelsterne mit größerer Helligkeitsdifferenz (z.B. theta Aurigae mit 4.6mag) haben mich positiv überrascht.

Weitere Beobachtungen findet ihr natürlich auch auf meiner Webseite.
 
Hallo Blackbert,
da hast Du nebenbei eine gute Anregung gegeben: Doppelstern-Abstände mit dem Fadenmikrometer messen.
Jahrhunderte lang hat man so gearbeitet, wie genau gelingt es heute? Das ist mir einen Versuch wert... sobald der Nebel weg ist...

CS!
-wunni
 
Hallo Robert,

deine Doppelsternbeobachtungen und -beschreibungen gefallen mir. Schön ist auch, dass du dazu u.a. noch den klassischen 63/840mm benutzt (der hatte -glaube ich- das Zeiss C-Objektiv?).

Viele Grüße, Volker.
 
Schön ist auch, dass du dazu u.a. noch den klassischen 63/840mm benutzt (der hatte -glaube ich- das Zeiss C-Objektiv?).
Ob es das C-Objektiv ist, kann ich dir nicht sagen, aber es ist verkittet.

Damit auch hier im Thread ein wenig mehr steht, hier meine Beobachtung von gestern Abend. Ich habe gestern die Chance genutzt, um mir noch einmal 12 Lyn und Rigel anzuschauen. Ich habe diesmal "nur" meinen 55mm Refraktor (Achromat) genutzt. Es war eine Freude, diese Doppel-/Mehrfachsterne zu zeichnen.

Dieses Mal habe ich vor allem bei 12 Lyn genau hingeschaut. Positionswinkel und Helligkeitsdifferenz der Komponenten A & B passen in der Zeichnung nun besser als in meiner ersten Zeichnung mit dem 70mm ED-Refraktor.

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Moin Robert!

> Ob es das C-Objektiv ist, kann ich dir nicht sagen, aber es ist verkittet.

Wenn es verkittet ist, dann ist es das C-Objektiv. ;) (Das ist IMO auch der Standard beim Telementor.)

Mir gefallen deine DoStern-Beobachtungen mit kleinem Gerät sehr gut. Ich hab' auch den Stall voll mit kleinen Refraktoren und müßte mich eigentlich auch mal dranmachen. Der Anblick von DoSternen ist und bleibt immer wieder faszinierend.
 
Mir gefallen deine DoStern-Beobachtungen mit kleinem Gerät sehr gut. Ich hab' auch den Stall voll mit kleinen Refraktoren und müßte mich eigentlich auch mal dranmachen. Der Anblick von DoSternen ist und bleibt immer wieder faszinierend.
Das freut mich. Uwe P. hat wohl einen wesentlichen Anteil daran, dass ich viel mit Refraktoren beobachte. Doppelsterne im Newton (v.a. Volltubus) schaue ich mir kaum noch an.

Schön ist auch, dass du dazu u.a. noch den klassischen 63/840mm benutzt
Solche Instrumente bilden einfach schön ab und sind schnell einsatzbereit. Gestern habe ich den Telementor benutzt, um mir noch einmal 12 Lyn sowie zwei weitere Doppelsterne anzuschauen. Kurzbericht wie gehabt hier. Dabei habe ich 12 Lyn und 38 Lyn gezeichnet. Gerade bei 12 Lyn kann man wunderbar sehen, wie sich ein geringer Öffnungsunterschied auswirkt. Einfach mal die Zeichnungen mit 55mm und 63mm vergleichen.

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Hallo Robert,

prima Idee mit einem kl. Refraktor DS "abzugehen". Ich nehme das gerne als Anregung, da ich seit kurzem einen 90/600 habe. Die Idee ist so naheliegend, dass ich selbst drauf kommen könnte. Es gibt eine schöne alte Veröffentlichung der Walter-Förster-Sternwarte (Nr. 38b). In der, mir vorliegenden, 5. Aufl. sind satte 446 Doppelsterne aufgeführt.
Jetzt muss es nur noch klar werden!

Gute Zeit
Uwe Brinker
 
Lieber Uwe,

schön, wenn ich dich (und vielleicht auch andere) zur Doppelsternbeobachtung motivieren kann. Ich habe viele Jahre meine Zeit am Teleskop mit teils schwachen Galaxien zugebracht. Heute nutze ich auch die "weniger guten" Nächte. In der Summe beobachte ich recht oft, bin dafür aber auch keine 7 Stunden mehr am Stück auf dem Acker. Meine Beobachtungen werden fokussierter & entspannter :)

Liebe Grüße,
Robert
 
Hallo,

eine andere Methode, um enge Doppelsterne mit kleinen Teleskopen beobachten zu können, ist die Beobachtung von Bedeckungen von (Doppel-)Sternen durch den Mond.
Jetzt im Frühjahr sind die leichter beobachtbaren 'Eintritte' (Verschwinden des Sterns am dunklen Mondrand) zahlreich zu sehen. Am Mondrand werden die Komponenten visueller DS nacheinander 'ausgeknipst'. Das sieht eindrucksvoll aus!

Doppelstern-Bedeckung.png

Mond wandert von rechts (Westen) rein. Simulation in Guide 9.1; Bild-Abstand 15 Sekunden.

Auch Doppelsterne, die man nicht visuell trennen kann, kann man auf diese Weise 'doppelt' sehen: Der Stern verlischt nicht schlagartig, sondern im Abstand von wenigen Zehntelsekunden stufenweise. So ein stufenweises Verlöschen hat jeder schon gesehen, der häufiger Sternbedeckungen beobachtet hat. Bei einer günstigen Kombination aus Positionswinkel, Ort der Bedeckung am Mondrand ('Hörnerwinkel', ortsabhängig) und lokalem Kontaktwinkel mit dem Mondrand (reliefabhängig) kann man enge Doppelsterne trennen, die man niemals getrennt sehen könnte.
Auf diesem Weg wurden bereits Doppelsterne als solche entdeckt.

Vorhersagen rechnet man sich am besten für seinen Standort selbst mit dem Programm 'Occult' von Dave Herald; siehe http://www.lunar-occultations.com/iota/occult4.htm. Auf bekannte Doppelsterne wird in der Vorhersage besonders hingewiesen.


Viel Spaß!
-wunni
 
Lieber Wunni,

von dieser Methode habe ich schon gehört, aber noch nie ernsthaft probiert. Das Zeitfenster für eine erfolgreiche Beobachtung ist extrem knapp. Man klebt förmlich am Okular und wartet die Sekunden ab. Aber im Bereich Zehntelsekunden einen stufenweisen Helligkeitsabfall visuell zu erfassen, klingt wirklich sportlich. Vielleicht klappt es mal wieder. Für Sternbedeckungen durch den Mond bin ich prinzipiell offen und habe schon einige beobachtet.

Liebe Grüße,
Robert
 
Lieber Robert,

man hat auf wenige Sekunden genaue Vohersagen. Außerdem sieht man bei 'Eintritten' den Stern; bei geringerem Mondalter auch den unbeleuchteten Mondrand. Man vertrödelt keine Zeit mit Warten auf das Ereignis...

Natürlich hast Du recht - das ist sportlich, aber das macht auch mal Spaß. Sport am Fernrohr! :)
Genau wie Deine Doppelsternbeobachtung kann man das einfach mal ausprobieren, ohne extra Equipment. Es ist immer wieder frappierend, wenn ein Stern schlagartig (oder eben auch nicht schlagartig) am Mondrand verschwindet.

Ich habe besagte Software 'Occult' Doppelstern-Bedeckungen für meine Station (40km NO von Berlin) rechnen lassen, sind eine ganze Menge! Wer möchte, kann mal hier schauen: Beispiel-Vorhersage
Bitte beachten: Werte gelten nur lokal! Schon in 100km Entfernung sind die Werte ganz andere...

Möchte man heute wissenschaftlich verwertbare Ergebnisse, braucht man eine Kamera, die schnell ist (je nach Sternhelligkeit bis 200 Bilder per Sekunde) und genaue Zeitstempel auf jedes Bild setzt. Aber das ist ja hier das 'visuell'-board... ;)

'Früher', in den frühen 1980ern, habe ich zeitweise ein paar hundert solcher Sternbedeckungen im Jahr visuell beobachtet. Die Beobachtungsergebnisse wurden weltweit gesammelt und zentral ausgewertet (erst in England, später beim ILOC in Japan). Dabei ging es weniger um Doppelsterne, sondern um die Dynamik des Erde-Mond-Systems. Jahre später bekam man dann eine dicke Broschüre aus Japan zugeschickt: Da waren alle eingegangenen Beobachtunge eines Kalenderjahres drin, darunter die eigenen.

Mit schnellen Fotometern (1000 Bilder/s) kann man auch scheinbare Sterndurchmesser bestimmen.

Beste Grüße,
-wunni
 
Ich habe heute 4 Doppelsterne mit dem 55mm Refraktor beobachtet und gezeichnet. Besonders schön waren 32 Eri (Farbkontrast) sowie gamma Leo.
 

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Hier noch meine Beschreibungen zu den Doppelsternen:

32 Eri:
Ich habe diesen Doppelstern am 06.02. und 09.02. beobachtet:
Bei 27x trennbar, aber recht dicht zusammen mit sichtbarem Helligkeitsunterschied. Es konnte schon ein leichter Farbunterschied erkannt werden. Bei 56x war der Farbkontrast sehr schön: Die hellere Komponente erschien leicht gelblich, die schwächere leicht bläulich. Sehr empfehlenswert! Die Zeichnung entstand wenige Tage später bei einer weiteren Beobachtung.

gamma Leo:
Bei 38x trennbar, aber sehr dicht zusammen bei deutlichem Helligkeitsunterschied. Ab 56x wunderschöner Anblick beider Komponenten, deren Farbe ähnlich war.

65 UMa:
AB-D einfach trennbar bei großem Abstand und sehr geringem Helligkeitsunterschied. Die D-Komponente zeigte Tendenz ins Bläuliche, die hellere (AB) minimal gelblich. Bei hoher Vergrößerung ist dann auch die schwache C-Komponente erkennbar, welche als schwaches Pünktchen erscheint.

xi UMa:
Bereits bei 83x als '8' erkennbar. Bei 125x konnte schön die Überlappung der beiden Beugungsscheibchen gesehen werden. Ein leichter Helligkeitsunterschied war erkennbar.
Hinweis: Der Winkelabstand wird in den kommenden Jahren größer. Im Jahr 2017 wurde er mit 1.9" angegeben.
 
Hallo Robert,

es ist interessant deine Beobachtungsberichte zu lesen und auch die Zeichnungen geben einen guten Eindruck wieder. Du beweist damit, dass man selbst mit sehr kleinen Optiken, an nicht so guten Nächten, Spaß am Beobachten haben kann.
Mich hast du ebenfalls damit angesteckt und ich habe mir in den letzten Nächten neben dem jungen Mond auch ein paar Doppelsterne zu Gemüte geführt.

Danke für deine Beiträge und liebe Grüße
Daniel
 
Hallo Robert,

Mich hast Du auch angesteckt. Ich habe vorhin ausgiebig 32 Eridanus angeschaut. Im 90mm Apo bei 30x gerade so mit schwarz dazwischen getrennt ohne grossen Farbkontrast, bei 48x deutlich getrennt und auch die Farben kommen besser. Im 140mm Maksutov bei 75x dann ein satter Farbeindruck so wie auf Deiner Zeichnung. Wunderbar - ich liess genüsslich das farbige Paar mehrmals durch das ganze Okularfeld von links nach rechts laufen.

Aber sag' mal: Dein Zeichnung ist mit einem 55m Achromaten. Du musst tolle Augen haben, ich brauchte wirklich die 140mm Öffnung (mit einem sehr guten System) für diesen Farbeindruck.

Beste Grüße, Christopher
 
Lieber Christopher,

schön von dir zu lesen :)

Aber sag' mal: Dein Zeichnung ist mit einem 55m Achromaten. Du musst tolle Augen haben, ich brauchte wirklich die 140mm Öffnung (mit einem sehr guten System) für diesen Farbeindruck.
Ich habe bei der Beobachtung von Kohlenstoffsternen mit anderen Beobachtern festgestellt, dass der Farbeindruck sehr verschieden ist. Das gilt dann natürlich für Sterne im Allgemeinen. Auch muss man die Farbdarstellung am Monitor berücksichtigen. Nicht umsonst schwören manche Fotografen auf farbkalibrierte Monitore.

Und natürlich ist es schwierig, genau den Farbeindruck in der Zeichnung wiederzugeben. Ich habe versucht, die Farben möglichst dezent aussehen zu lassen.

Liebe Grüße,
Robert
 
Eine gute Quelle ist übrigens das bei S&T erschienene Buch von Sissy Haas:

double stars for small telescopes

mit insgesamt über 2100 Kandidaten.

Für das Sternbild Krebs (Cancer = Cnc) gibt es 25 Einträge, zu Zeta Cnc steht dort:

Showcase pair. 60-mm, 45x: A bright pair of lemon-yellow stars, modestly unequal, split by only a small gap. Hartung resolved the tight AB with 150-mm when the separation was 1.2".
 
Na, dann will ich mal aus Hermann Klein's "Durchmusterung des Himmels", verlegt bei Vieweg in 1879, den 3-seitigen Eintrag zu Zeta Cnc zitieren:
"Ein dreifaches System. Den entfernten Begleiter, den schon ein Fernrohr von 2 1/2" Öffnung zeigen muss, sah zuerst Tobias Mayer; den inneren Trabanten entdeckte W. Herschel am 21. November 1781. Nach Struve ist der Hauptstern 5. Gr., der innere Begleiter 5,7, der äussere 5,5 Gr., und alle sind gelblich, doch in verschiedenem Grade."

Klaren Himmel, Christopher
 
Schade - Zeta Cnc hätte ich mir auch gerne im C50/540 angeschaut, aber der hat ja nur zwei Zoll… :giggle:

Nett, die alten Astro-Bücher - scheinen immer mit Herzblut geschrieben. Spannend sind darin für mich immer die Berichte über 'Welteninseln' - also wo (bildlich gesprochen) gerade der Horizont liegt:
Während im Kosmos-Bändchen 'Welteninseln' (R. Henseling, 1931) schon (vorsichtig) von Gruppierungen besagter Gebilde gesprochen wird (y), ist das in 'Aus den Tiefen des Raumes' (F. Becker, 1924) noch nicht der Fall, und es wird dort gerade mal von der Andromeda-Gx als vermeintliche 'Grenze' berichtet :unsure:, welche sich allerdings schon 'drehen' soll. Und im Reprint von 'Wunder der Sternenwelt' (U. Klein, 1884) wird's bei den 'Nebelflecken und Nebelsternen' bereits schnell metaphysisch, konnten doch bis dato nur einige hundert Einzelsterne in Andromeda aufgelöst werden :eek:.

Und wir gucken mit dem Star-Traveller oder 300€-Newton oder gar mit CCD-Cams tausendemale tiefer in den Raum… :geek:

literarischer Gruß
Manfred
 
Auch von mir vielen Dank für die Inspirationen zum Thema Doppelsterne! Auch die Literaturtipps sind sehr hilfreich für einen Einsteiger in dieses Thema!

Beste Grüße,
Sebastian
 
Ok - muss wohl genauer lesen: für AB (1,1") brauche ich deutlich mehr Öffnung; zur schwächeren Komponente C(D) genügt bei 5,7" natürlich auch der C50… :oops:
Somit wird ausschließlich der Anblick des Dreifachsystems dem kleinen Refraktörchen verwehrt bleiben.

exakter Gruß
Manfred
 
Vielen Dank für das rege Interesse :)

Den "Cambridge Double Star Atlas (2nd Edition)" habe ich mir erst kürzlich gekauft und ist eine wunderbare Ergänzung zu meinen anderen Atlanten. Schön ist vor allem der Index, sodass ich nicht immer am Computer nach den Daten schauen muss. Das Buch von Sissy Haas steht auch auf meiner Liste, allerdings kommt man da wohl nicht so einfach ran. Preise ab 70 Euro aufwärts (teils aus dem Ausland) für ein gebrauchtes Exemplar sind schon eine Hausnummer :oops: Aber vielleicht möchte sich ja mal jemand von diesem Buch trennen...
 
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