Carl Zeiss Jena ASIOLA - Historie - Versionen - Qualitäten

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Astro_Bernie

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Wertes Forum,

die Diskussion zu meinem C63 und zu den Zeiss Okularen hat mich dazu gebracht, mich genauer mit den alten Zeiss Optiken zu beschäftigen.

Da ich eh nach einem Spektiv für die Vogelbeobachtung suchte, musste ich mich natürlich auch mit dem Asiola beschäftigen. Dummerweise ticke ich da etwas unschön. Ich will die Teile immer erst selbst in Augenschein nehmen und mir mein eigenes Bild machen. Danach interessiert mich, ob mein Eindruck auch mit den Eindrücken der Fachleute übereinstimmt. Anders herum ist die Gefahr - für mich - einfach zu groß, das zu sehen, was andere Personen vorab als wahr definiert haben.

Lange Rede kurzer Inhalt, ich habe mir ein Asiola gekauft, äußerlich ziemlich gelebt, aber eine 1Q-Variant (276089) DDR Made in Germany. Dabei war ein 16-H. Der Helikal-Auszug hatte noch das alte DDR-Fett intus und ging sehr schwer. Das ist ja kein Problem, entfetten ist da leicht und nach der Gabe von etwas Zeiss West Fein-Fett, funktioniert nun der Auszug mit einem Finger hochpräzise (es ist wirklich erstaunlich, welche solide Ausführung und welche - im Detail - sinnvollen Lösungen damals realisiert wurden. Da könnte sich so mancher "moderne" Hersteller acht Scheiben abschneiden.

Leider war das ASIOLA roh, also ohne Queradapter und ohne Originalstativ und ohne Lederbeutel. :confused:

Also schaute ich nach diesen Teilen und dabei lief mir ein komplettes Set aus 1990 über den Weg, damals direkt vor der Grenzöffnung in Ost-Berlin gekauft, mit original Garantieschein und Anleitung und jungfräulicher Wildleder-Tasche (!) UND seitdem brav im Schrank vor der Realität bewahrt, bedeutet unbenutzt und absolut NEU. Dabei war ein 16-O.

Jetzt hatte ich also zwei ASIOLA aus verschiedenen Epochen. Das eine war zweifelsohne für den DDR-Gebrauch gebaut, das zweite zum Export produziert.

Bei Tage sind beide Versionen ein Gedicht, Unterschiede sind nicht wirklich zu erkennen (in meinen Augen zumindest). Spannend fand ich, dass das 1Q mit dem 25-O so was von scharf abbildete, dass ich echt beeindruckt war. Das Export-Modell war mit dem 25-O nicht ansatzweise so scharf, mit dem 25-H aber dem 1Q ebenbürtig . Ein Vergleich mit beiden 16er Okularen (16-O und 16-H) brachte (am Tage wohlgemerkt) auch ein Patt. Spannend war aber der Vergleich mit dem 12,5-O ! Da hatte das neue Export-Modell klar die Nase vorne. leider habe ich noch kein 10-O. Und das 6-O liefert zu große Vergrößerungen für die Tagesbeobachtung .

Nur so erwähnt ... ein Vixen K20 schlägt sich verglichen mit den Haus-Okularen echt gut ....

Dummerweise steht ja leider der Mond gerade sehr dominant am Himmel und will alle Aufmerksamkeit für sich. Also Richtung Vollmond mit den Asiolas.

Fakt 1: Gelb-Orange-Saum bei beiden Varianten mehr als deutlich ... zweilinsiges Objektiv ... aber sehr sehr detailreich, wirklich Takahashi-Art (meine zwei FS-102 sind da zwar weit farbreiner, aber bei gleicher Vergrößerung nur ein bisserl (fränkisch) feiner im Detail). Ich habe übrigens wieder das 12,5-O verwendet.

Fakt 2: Ein Mondfilter wäre mehr als nötig .... gibt es so etwas für das ASIOLA ?

Fakt 3: Wenn 1Q eine Qualitätslabel war, dann sehe ich keinen Unterschied zum "normalen" Export-Modell.

Erklären kann ich mir das Ergebnis nicht wirklich.

Gibt es in der Historie des ASIOLA deutliche Produktionsvarianten ?

Kann man so etwas wie eine Time-Line mit Qualitätsunterschieden bestimmen ?

Sagen die Typen-Nummer etwas über die Qualität der verbauten Teile aus ?


Das sind Fragen an die Wissenden !

Es würde mich freuen, wenn wir hier den Stand des Wissen zum ASIOLA zusammentragen könnten.

Beste Grüße und D A N K E
Bernhard
 
Hallo Bernhard,
1Q heißt nur "1. Qualität" und ging in den Export, war nur dann im Lande präsent, wenn es nicht exportiert ("abgenommen") werden konnte.
In der Regel blieb aber die mindere Qualität im Lande. Weshalb es 1Q nicht erreichte war ein Geheimnis der Qualitätskontrolle und ist meist nicht nachvollziehbar. Das wissen nur die tatsächlichen Insider.
Wie Du schreibst, ist es bei Deinem Gerät an der opt. Qualität nicht festzumachen.

Gruß
 
Hallo Bernhard,

1Q heißt nur "1. Qualität" und ging in den Export, war nur dann im Lande präsent, wenn es nicht exportiert ("abgenommen") werden konnte.
In der Regel blieb aber die mindere Qualität im Lande. Weshalb es 1Q nicht erreichte war ein Geheimnis der Qualitätskontrolle und ist meist nicht nachvollziehbar. Das wissen nur die tatsächlichen Insider.
Wie Du schreibst, ist es bei Deinem Gerät an der opt. Qualität nicht festzumachen.

Gruß

Danke "porsti55".
hattest Du mit Zeiss zu tun ?
Grüße
Bernhard
 
Hallo Bernhard,
ja, aber aber nur soweit, daß ich mir die Produkte nicht leisten konnte. (n)
Es gab aber bei Foto auch Alternativen wie Meyer Görlitz oder Pentacon Dresden. Auch wurden durch die Kombinatsbildung Produkte ausgelagert in andere Betriebe. Das Umlabeln war damals schon Mode. Je nachdem, wo man Markenrechts-Prozesse verloren hatte, traten "Kunstmarken" auf den Plan (USA, England, BRD).
Aber Teleskop Optiken kamen meines Wissens fast nur von Zeiss. Es soll aber noch einen kleinen Hersteller in Rathenow gegeben haben (auch Ferngläser).
Mehr über Qualitäten erfährst Du hier: "Gütezeichen (DDR) – Wikipedia"
Auch sind Foto-Seiten im Internet mit Details zur DDR Optikproduktion eine interessante Quelle.

Gruß
Porsti
 
Frage an die Kenner der Szene:

Gibt es Ersatz- oder Alternativteile zum Asiola Helikal-Auszug ?

Grund der Frage: ich habe gerade aus Spass probiert, ein TeleVue Plössl mit 32 mm mit dem Asiola zu verknüpfen. Ich habe einen Steckadapter von Vixen, mit dem man 1,25" Okulare auf 0,96" Steck reduzieren kann. Egal, Fokus natürlich möglich nur maximaler Schärfepunkt drei Meter weg. Komme also nicht weit genug rein.

Hat da JEMAND eine Lösung für ?

Grüße und DANKE !
Bernhard
 
Hallo Bernhard,

wenn Du größere Okulare verwenden willst, wirst Du um eine Anpassung nicht herumkommen.
Ich bin auch gerade am überlegen und testen, ob an meinem Bino Normalokus oder Mikroskop Okus besser sind.
Jedenfalls sind nicht immer die Großen die besseren. Geht es Dir nur um die vorhandenen 1,25 Zoll Okus oder könntest Du auch mit kleineren glücklich werden?

Gruß
 
Ach so, da fällt mir noch ein, daß man die Steckhülse am 1.25er Oku abschrauben kann und durch eine passende kleinere ersetzen kann. Allerdings ist dann das Feld kleiner.
 
1Q heißt nur "1. Qualität" und ging in den Export, war nur dann im Lande präsent, wenn es nicht exportiert ("abgenommen")
Hallo Porsti,
das stimmt so nicht. Ich kann mich an viele technische Geräte mit dem Gütezeichen „1Q“ erinnern die es ganz normal zu kaufen gab, wobei es natürlich oft genug Versorgungsengpässe gab. Die Gütezeichen wurden in der DDR seit 1950 vom Deutschen Amt für Material und Warenprüfung vergeben um die Güte zu klassifizieren. Siehe Gütezeichen. Es wird auch immer wieder behauptet, es gab extra Qualitätsprüfungen für zu exportierende Ferngläser und Fernrohre bei Zeiss Jena. Dafür gibt es keine Belege. Je nach Verkaufsort, wurden die Ferngläser/Fernrohre mit dem Zeiss Jena Achromaten-Logo oder dem von Zeiss-West aufgenötigten »aus JENA« oder kurz »JENA« ausgeliefert. (Es gab auch noch andere Label, unter denen im westlichen Ausland Zeiss Jena Produkte verkauft wurden.)
 
Hallo,
da sieht man mal, wie legenden entstehen. Das mit dem 1Q hat Ralf ja schon erklärt. Kann sein, dass das Gütezeichen in den 50-ern und frühen 60-ern nur auf ausgewählten Produkten war. Danach wurde es aber fast überall draufgepappt. Die DDR war ein Lügengebilde, da wurde von der Propaganda alles schön geredet, auch wenns der größte Mist war. Wir hatten mal eine Nachttischlampe, auf der war auch das 1Q-Zeichen, auf einem aufgeklebten Schild stand "Echt Edelkunstharz", allerdings hatte die Wackelkontakt, erst als ich alle Klemmschschrauben nachgezogen hatte, funktionierte das Ding richtig.
Zeiss-Jena hat noch lange von der vorkommunistischen Zeit gelebt. Erst Biermann hat den Laden richtig ruiniert. Die Zeiss-Astrofernrohre wurden bis in die 80-ziger Jahre mit hohem Aufwand gefertigt, und hatten eine hervorragende Qualität - keine Frage (insofern waren die nicht DDR-typisch, waren allerdings auch so teuer, dass man die sich kaum leisten konnte). Auch das Asiola war zweifellos ein qualitativ hochwertiges Fernrohr. Heute hat es meiner Meinung nach nur noch Sammlerwert, bzw. ist Anbetungsobjekt von Zeiss-Fans. Mit den originalen Astrookularen ist das Gesichtsfeld für terrestrische Beobachtungen zu klein. Auch hat es nur eine einfache Vergütung und ein Objektiv aus gewöhnlichen Gläsern. Es gibt heute wesentlich bessere Spektive, schon im Preisbereich von ein paar hundert Teuronen. Allerdings kann ich keine Marke nennen, das Chinazeugs ist ja verschieden galabelt, wer so was sucht, einfach mal in ein Fachgeschäft gehen, und durchgucken.

C.S. Frank

P.S. Noch was zu den Qualitätsunterschieden. Das Asiola-Obktiv ist mit Zinnplättchen montiert. Zinn ist sehr weich, deshalb sind die Objektive sehr justageempfindlich. Da braucht nur mal jemand etwas zu stark einseitig auf das Objektiv zu drücken, da kann die Abbildungsgüte schon leiden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Frank
und besten Dank für Deinen Beitrag.
Ich finde, gerade mit dem K20 Kellner von Vixen und dem 25-O das Gesichtsfeld in Ordnung.

Bisher dachte ich, ein Aussichtsspektiv wäre solide und justagestabil gebaut. Da überrascht mich Deine Aussage zum Asiola schon ....

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Hallo Ralf,

die beiden Links sind sehr hilfreich ... DANKE auch Dir !

:::::::::::::::::::::::::::
Danke Euch beiden !
Bernhard
 
Hallo Ralf,
Du schriebst:
Ich kann mich an viele technische Geräte mit dem Gütezeichen „1Q“ erinnern die es ganz normal zu kaufen gab, wobei es natürlich oft genug Versorgungsengpässe gab.
Na klar, ich auch. Insbesondere gab es da die Differenz zwischen Berlin und der Provinz. Wer nicht Zugriff auf die Läden der Hauptstadt hatte war in den A.. gekniffen. Wobei wiederum manchmal die Provinz was hatte aber nur z.B. in Schwerin oder Suhl, nie in Schwerin und Suhl.
Und genauso wie Frank es beschrieb, war es auch. Mit diesen Erfahrungen legen wir auch eher mal Hand an. Polytechnische Bildung hatte auch ihre Vorteile! :cool::cool:
Ich bin mal zu "Schneider" in Dresden gegangen. Das war der Pentacon Nachfolger mit höheren Zielen als Zivilproduktion. Ich brauchte ein Gehäuseteil einer alten Kamera.
Mittlerweile alles streng geheim, kein Zutritt, nirgends. Aber an der Pforte saß keiner und da war eine Tür offen...
Nirgendwo ein Mensch. Im 2. Stock sah es aus wie Konstruktion und es lief mir einer über den Weg. Dem schilderte ich mein Anliegen.
Die erste Frage: "Wie kommen Sie hier rein?"
Die zweite Frage "Wie haben Sie die Kamera auseinander bekommen"
Nach meinem Hinweis auf die 12 Jährige Polytechnische Bildung Hat er mir das Teil Vermittelt und die Kamera funktioniert heute noch!

Gruß
Porsti
PS.: Entschuldigt bitte den Exkurs.
 
Hallo Bernhard,

das ist natürlich immer eine Frage des Anspruchs. Wenn Du mit dem Tunnelblick von 0,96“ Okularen zufrieden bist, ist das natürlich für Dich o.k.. Ich hatte auch mal ein Asiola, da hatte ich aber ein Okular eines 8x30 Feldstechers drangebastelt, das ging dann einigermaßen. Inzwischen nutze ich ein gutes Chinaspektiv.
Irgendwie ist das wie mit einem 59-er Cadillac Coupe deville, das ist ein hervorragendes Auto. Im Alltag wird damit aber Niemand mit Verstand mehr fahren, die Technik hat sich halt weiter etnwickelt. So ein Fahrzeug eignet sich höchstens noch, um zu ner coolen Rock'n'Roll Party oder zu einem Cartreffen zu rollen.
Über die alten Zeiss-Geräte gibt es viele nette Märchen. Auch sind die gezahlten Preise noch jenseits von Gut und Böse. Ich denke aber, dass sich das gibt. Auch ich stand in meiner Jugend vor den Dingern, und konnte mir die nicht leisten. Nach der Wende gab es eine kurze Zeit, da wurden die Dinger billig verramscht. Dann haben offenbar ein paar Clevere gemerkt, dass ein Markt da ist. Sicher haben jetzt einige Sternfreunde genug Geld, um sich einen Jugendtraum zu erfüllen - egal, was es kostet. Wenn alle Träume erfüllt sind, und die Dinger dann vermehrt in Nachlässen auftauchen, werden sich auch die Preise normalisieren.

C.S. Frank
 
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