Navigation am Himmel mit einem einfachsten manuellen Selbstbau-“GoTo“ für azimutale Montierungen

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Himmelsguckerin

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Hallo ihr!

Lange hab ich überlegt, in welche Rubrik dieser Beitrag passen könnte. Nun hab ich mich für den Selbstbau-Bereich entschieden. (Falls er in einer anderen Rubrik besser aufgehoben ist, bitte verschieben). Denn es ist schon eine Art Teleskop-Bastelei. Und in Zeiten, in denen viele Hobby-Astronomen sich mit Hilfe modernster Technik am Himmel orientieren, auch eine Kuriosität. Vielleicht animiert dieser Beitrag ja den einen oder anderen Bastler unter euch, es auch mal auszuprobieren.

Bevor ich gleich ins Thema einsteige, möchte ich mich ganz herzlich bei der netten „Nachteule“ bedanken, die mich überhaupt erst auf diese Idee gebracht und dann bei der Umsetzung geduldig mit jeder Menge Fachwissen und Ratschlägen unterstützt hat. Allein hätte ich das nie und nimmer geschafft. Also: Vielen Dank, Reinhard (@Reinhard_Lauterbach)!

So sieht nun dieses „manuelle GoTo“ aus:

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Es besteht aus der Kombination eines Pendel-Quadranten für die vertikale und einer Gradskala mit Zeiger für die horizontale Ausrichtung des Teleskops, das auf einer azimutalen Montierung angebracht ist.

Was ist ein Quadrant und wie stellt man damit den Höhenwinkel eines Objekts ein?
Ein Quadrant ist ein historisches astronomisches Instrument zur Bestimmung des Höhenwinkels eines Himmelsobjekts im horizontalen (azimutalen) Koordinatensystem. „Quadrant“ bedeutet so viel wie „Viertelkreis“. Auf den Nachthimmel bezogen bildet ein Quadrant den scheinbaren Himmelsbogen vom Horizont bis zum Zenit (die höchste Stelle am Himmel senkrecht über dem Betrachter) ab. Der Horizont liegt dabei auf der Höhe von 0°, der Zenit bei 90°.

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Aussehen und Funktionsweise eines Pendel-Quadranten
Ein Pendel-Quadrant besteht aus einem Viertelkreis aus z. B. Holz oder Pappe, bei dem am Schnittpunkt der Geraden ein Pendel angebracht ist. Am Kreisbogen befindet sich eine Skala von 0° bis 90°.

Um die Höhe eines Objekts am Himmel bestimmen zu können, peilt man es gerade über eine der Kanten des Quadranten an. Das Pendel zeigt auf der Skala dann den Höhenwinkel des Objekts an.

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Möchte man nun ein Objekt anpeilen, das man bloßäugig nicht sehen kann, von dem man aber den Höhenwinkel weiß (z. B. durch die Angaben in Stellarium oder einem ähnlichen Programm), kann man dafür mit Hilfe eines Quadranten den Teleskoptubus auf die richtige Höhe ausrichten. Wichtig ist, dass die Blickachse durch das Teleskop parallel zu der Peilkante des Quadranten verläuft. Ich habe das hier so gelöst, indem ich meinen Quadranten unten am Tubus angebunden habe. Er sollte möglichst gerade nach unten hängen und parallel zum Rohr ausgerichtet sein.

Um den Höhenwinkel eines Objekts einzustellen, bewegt man das Teleskop so weit in der vertikalen Achse, bis das Pendel des Quadranten den gewünschten Höhenwinkel anzeigt.

Einstellen der horizontalen (azimutalen) Position eines Objekts
Die horizontale Position eines Objekts wird im azimutalen Koordinatensystem ebenfalls mit einem Gradwert angegeben. Um sie einzustellen, kann man sich – sofern das die eigene azimutale Montierung das zulässt - dort eine 360°-Gradskala mit Zeiger anbringen. Der Zeiger sollte genau auf Höhe der Tubusmitte angebracht werden. Denn die angezeigte Gradzahl und das Blickfeld müssen ja übereinstimmen. Außerdem muss sich der Zeiger zusammen mit dem Teleskop in der Horizontalen über die Gradskala hinwegbewegen lassen.

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Bevor man ein Objekt über seinen horizontalen Gradwert anpeilen kann, muss die Skala erst justiert werden. Deshalb muss sie so an der Montierung befestigt werden, dass man sie frei drehen kann. Man zeichnet sie zum Beispiel auf einen Papierstreifen auf, den man stramm um die Montierung legt und an den Enden aneinanderklebt. (Achtung! Auf der Skala müssen die Zahlen größer werden, je weiter man das Teleskop nach rechts dreht!) Um den Nullpunkt der Skala richtig zu justieren, braucht man ein Himmelsobjekt (oder eine Landmarke), deren horizontalen Gradwert man kennt. Der Polarstern eignet sich dafür gut, denn er liegt bei etwa 0° und ist von unseren Breiten aus immer zu sehen. Man richtet das Teleskop auf den Polarstern und dreht dann den Papierstreifen so, dass der Zeiger auf 0° steht.

Nachdem die azimutale Skala justiert ist, kann man das Teleskop anhand des horizontalen Gradwerts des gewünschten Objekts auf dieses ausrichten.

Soweit die Theorie. Ich hoffe, ich hab das alles hier verständlich genug beschrieben, damit ihr es einigermaßen nachvollziehen könnt. Natürlich habe ich das Ganze auch ausprobiert, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergab. Wer sich für diese Geschichte interessiert und dafür, wie ich überhaupt in die Verlegenheit kam, mir sowas basteln zu wollen, kann gleich im nächsten Beitrag weiterlesen. Ich möchte den Erfahrungsbericht nur nicht auch noch hier unten dranschreiben, weil es sowieso schon so viel Text geworden ist.

Für die Handarbeitsbegeisterten unter euch setze ich hier noch ein Foto der Tasche rein, die ich für den Quadranten gehäkelt hab. Darin ist dieses handliche Gerät (Kantenlänge etwa 17 cm, kaum Gewicht und funktioniert ohne Strom) schnell und sicher verstaut und kann problemlos überallhin mitgenommen werden.

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Alle, die hier zu lesen aufhören möchten holen sich ihren Abschiedsgruß bitte noch schnell am Ende des nächsten Beitrags ab! :)
 
Jupiter mit dem manuellen „Selbstbau-GoTo“ am Taghimmel gefunden! :D

Na gut, richtig Tag war es nicht mehr, aber noch so hell, dass Jupiter bloßäugig noch nicht zu erkennen war. Aber der Reihe nach.

Alles fing gar nicht mit meinem speziellen Freund Jupiter an, sondern mit seinem Kumpel Merkur. Der hatte mich bisher nie wirklich interessiert, weil er sehr nahe an der Sonne lebt und ein falscher Blick durchs Teleskop ohne Sonnenfilter zu Augenschäden führen kann.

Nun hatte Merkur heuer um den Dreikönigstag herum eine gute Abendsichtigkeit, bei der er auch recht hoch stand. Und weil zu dieser Zeit bei uns eines Abends unerwarteterweise die Wolken aufrissen, machte ich mich zu meinem Beobachtungsplatz auf, um vielleicht doch einen Blick auf Merkur zu erhaschen.

Die Sonne war schon unter dem Horizont verschwunden, deshalb traute ich mich, den unteren Himmelsbereich mit dem Fernglas nach Merkur abzusuchen. Aber Fehlanzeige. Ich war mir auch nicht sicher, in welcher Höhe über der Horizontlinie ich suchen sollte. Zwar hatte ich die Stellarium-App dabei, die mir zeigte, dass der Planet noch am Himmel stand. Aber es fiel mir schwer, abzuschätzen, was die Angaben in der App für meinen realen Himmel bedeuteten. Außerdem standen gerade in Horizontnähe viele Wolken am Himmel. Deshalb brach ich die Aktion Merkur erfolglos ab und ging wieder nach Hause.

Kurz darauf tauschte ich mich unter anderem über dieses Erlebnis, bei dem plötzlich das Abschätzen der Höhe von Objekten am Himmel ein Thema für mich geworden war, mit der eingangs erwähnten astronomisch bewanderten „Nachteule“ aus. Die gab mir ein paar praxistaugliche Tipps, wie man die Höhe eines Objekts am Himmel grob bestimmen konnte. Außerdem schlug sie mir vor, doch einen Quadranten zu basteln, und versorgte mich mit dem nötigen Hintergrundwissen, um nicht nur den Quadranten, sondern gleich ein ganzes „antikes GoTo“ für mein Teleskop zu bauen. Mit diesen einfachen Hilfsmitteln sollte es sogar möglich sein, Jupiter am Taghimmel aufzuspüren. :unsure:

Nach ein paar Tagen Sägerei, Rechnerei und Bastelei war meine neue Navigationshilfe fertig. Und der Wettergott meinte es gut mit mir, denn genau an diesem Tag hatte er abends die Wolken verscheucht und mir klaren Himmel beschert. Nun gab es kein Halten mehr. Kaum war die Sonne hinter dem Horizont abgetaucht, stellte ich mein aufgerüstetes Teleskop samt Quadranten auf den Balkon.

Von meiner Nachteule wusste ich, dass ich die Sonne brauchte, um die horizontale Skala anhand ihrer Azimut-Gradstellung justieren zu können. Da ich aber keinen Sonnenfilter besitze, war es mir zu gefährlich, das Teleskop nach ihr auszurichten, während sie noch sichtbar war. Deshalb passte ich den Moment ab, an dem sie gerade untergegangen war. Dann erst richtete ich mein Teleskop mit Deckel auf der Linse und ebenfalls abgedecktem Okular-Einsteckloch (entschuldigt, das hat einen Fach-Namen und ihr wisst ihn auch...) auf die Stelle am Horizont, an dem die Sonne verschwunden war.

Ich stellte die Azimut-Skala an meiner Montierung auf den Wert ein, den die Sonne laut Stellarium da gehabt hatte. Somit war diese Skala auf das azimutale Koordinatensystem am Himmel – zumindest so ungefähr – eingestellt. Und ich hatte die Erkenntnis gewonnen, dass es kein besonders glorreicher Einfall gewesen war, den Ablesepfeil auf der Seite der Montierung anzubringen, die vom Benutzer abgewandt liegt. Ich muss immer um das Teleskop herumgehen, um dort etwas einstellen oder ablesen zu können. Das birgt jedes Mal die Gefahr, am Stativ hängenzubleiben und alles zu verschieben. Also, falls das jemand nachmachen will: Benutzerfreundlicher ist es, den Pfeil auf der dem Betrachter zugewandten Seite anzubringen.

Da der Himmel immer noch sehr hell war und ich mit dem Blick durchs Teleskop noch abwarten wollte, ging ich wieder rein. Darauf bedacht, möglichst nicht ans Stativ zu stoßen und so alles zunichtezumachen.

Lange hielt ich es drinnen nicht aus. Die Sonne war ja weg und konnte mir nicht mehr gefährlich werden. Außerdem war der größte Reiz an meinem Vorhaben ja, Jupiter nur mit Hilfe des Quadranten und der Azimut-Skala an meiner Montierung am noch hellen Himmel zu finden. Ohne dass ich ihn mit bloßem Auge sehen konnte.

Also las ich in Stellarium die aktuellen Grad-Angaben für Jupiter nach, ging wieder raus und stellte mein antikes „GoTo“ entsprechend ein. Aufgeregt schaute ich durch mein Übersichts-Okular, das ein großes Gesichtsfeld abbildet, um die Chancen auf einen Erfolg möglichst groß zu machen. Aber: Da war kein Jupiter. :cry:

Die Enttäuschung begann schon, sich in mir breitzumachen. Doch aufgeben wollte ich noch nicht. Schließlich ist dieses ganze selbstgebastelte *entfernt* nicht wirklich exakt, und ich konnte die horizontale Skala auch nicht genau auf die Sonne einstellen, sondern ihre Position nur ungefähr schätzen. Also schubste ich mein Teleskop ganz vorsichtig ein Mini-Stückchen weiter, und da war er! Ich hatte Jupiter im Okular! :D :D :D

Leute, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich vor Freude ausrastete. Ein bloßäugiger Blick zum Himmel bestätigte mir, dass Jupiter noch immer nicht zu sehen war. Und im Okular hatte ich ihn! Nur über seine Koordinaten gefunden, und das mit Gerätschaften in der Art, wie sie schon Astronomen vor vielen Jahrhunderten benutzt hatten. Das ist einfach nur Wahnsinn!!

Nachts konnte ich mein neues Equipment leider noch nicht ausprobieren, denn der Wettergott ist seit diesem Abend anscheinend der Meinung, dass es mit klarem Himmel schon wieder reicht. Keine Ahnung, wie das alles im Dunkeln mit Rotlichtlampe klappt. Aber wenn es machbar ist, kann ich mir schon vorstellen, dass ich diese Art der Navigation am Himmel hin und wieder benutzen werde. Es gibt immer wieder Objekte, die zu weit von hellen Sternen entfernt liegen, um noch halbwegs bequem per Starhopping dorthin zu finden.

Als Beispiel fallen mir jetzt spontan M 81 und M 82 ein, die ich letzten Sommer mehrmals vergeblich mit dem Leuchtpunktsucher angepeilt hatte. Dass sie in meinem 60 mm Refraktor zu sehen sind, weiß ich, denn ich hatte sie schon einmal zufällig entdeckt. Aber als ich sie dann gezielt aufspüren wollte, wurde das ein recht frustrierendes Suchspiel. Wie ich es häufiger beim Beobachten erlebe. Vielleicht kann ich mit meinem „manuellen GoTo“ nun zumindest grob das himmlische Zielgebiet, in dem sich ein Objekt befindet, anvisieren. Auch wenn ich das Objekt trotzdem nicht sofort ins Sichtfeld bekomme, fange ich die Sucherei dann zumindest schon mal in seiner Nähe an. Mal sehen.

Ganz bestimmt werde ich euch in einem meiner nächsten Beobachtungsberichte davon erzählen, wie sich das alles letztendlich in der nächtlichen Praxis bewährt.

Nun wünsche ich euch und uns allen endlich mal wieder klaren Himmel!
Und bleibt bzw. werdet bald wieder gesund.

Herzliche Grüße
Sabine
 
Hi Sabine,

ernsthaft, was schätzt du?
Welche Genauigkeit der Positionierung kannst du damit erreichen?

Gruß
Peter
 
Grüß Dich Peter,

Welche Genauigkeit der Positionierung kannst du damit erreichen?

keine Ahnung. Für Jupiter am hellen Himmel hat es gereicht. Und beim Rest werden wir sehen. Ich werd damit sicherlich nicht punktgenau auf ein gewünschtes Objekt zielen können. Dafür ist es viel zu ungenau. Aber ich erhoffe mir, dass die Sucherei etwas leichter wird, weil ich schon ungefähr das Zielgebiet anvisieren kann - bei Objekten, die nicht in der Nähe eines hellen Sterns liegen, auch ein gutes Stück genauer als mit meinem Leuchtpunktsucher.

Auf jeden Fall finde ich es toll, was schon mit ganz einfachen Mitteln in Sachen Navigation am Nachthimmel möglich ist.

Viele Grüße
Sabine
 
ernsthaft, was schätzt du?
Welche Genauigkeit der Positionierung kannst du damit erreichen?
Hallo in die Runde,

Sabine hat mich oben ja schon als Tipp-Geber geoutet ;), dann möchte ich auch mal meinen Beitrag zum Thema leisten.

Vorweg muss ich sagen, dass ich mit parallaktischer und nicht mit azimutaler Montierung unterwegs bin. Ich setze noch die ältere Vixen-SP und die -SPDX ein. Diese Montierungen haben noch richtig brauchbare Teilkreise, sogar mit Nonius, an Bord. Theoretisch sollte damit eine Einstellung auf 0,1° möglich sein, naja sagen wir 0,2° in der Praxis. Da kommt Sabine mit ihren selbst gezeichneten Skalen natürlich nicht ran, aber ich glaube bei guter Justage der Azimut-Skala wäre Jupiter mit dem 20mm-Okular, also bei 35x Vergrößerung bei 700mm Brennweite, im Gesichtsfeld gewesen und das war das Ziel.

Ich selber stelle die Objekte meistens per Starhopping ein, allerdings gibt es Situationen, in denen das nicht geht. In solchen Fällen nutze ich durchaus die Skalen an meinen Montierungen. Ein solcher Fall ist z. B. in diesem Thread beschrieben:
https://forum.astronomie.de/threads...von-ca-8-30-bis-9-15-mesz.288823/post-1481116

Vor vielen Jahren hatte ein Zeltnachbar auf dem ITV seine selbstgebaute azimutale Montierung ebenfalls mit Papierstreifen-Skalen versehen und wir haben damals Planetenbeobachtung am Tage damit gemacht. Dabei ist so manchem langjährigen Amateur vor Staunen die Kinnlade runter geklappt, mir auch.

Klar kann man heutzutage die elektronischen Helferlein bemühen. Ich selber habe bisher bewusst darauf verzichtet, bin aber kein militanter Gegner der Technik und schließe sie auch für mich in Zukunft nicht aus. Allerdings bin ich bisher sehr gut mit der Strategie, alles so simpel wie möglich zu halten, gefahren. Und es schadet auch nicht, sich ab und an mit den Techniken unserer historischen Vorreiter zu beschäftigen. Das schärft das Verständnis für die Vorgänge hinter den Prozessoren und LCD-Displays.

Schöne Grüße & CS (mit oder ohne elektronische Helferlein),
Reinhard
 
Hallo Sabine und Reinhard,

hier meine viel genutzte Version aus den 1980 Jahren, die ursprünglich den Handbüchern dieser Teleskope von Heidenhain beigelegt war!

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G2 – Astro – Tipp 6 > „No – money – Goto“ – G2 Astronomie

Das sollte auch mit Azimut montierten Teleskopen gehen, wenn man diese von einer im Fadenkreuz gefundenen Zielkoordinate, zügig zu den neuen Koordinaten bewegt!


Gruß Günter
 
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Reaktion: M13
noch richtig brauchbare Teilkreise, sogar mit Nonius, an Bord.
Hallo,
jau, 2 Papier-Noniusse (Plural ist wohl korrekterweise Nonien? ) habe ich mir voriges Jahr auch gezeichnet und ausgedruckt, und mit dieser Hilfe sogar Merkur am Tag gefunden. Irgendwann werde ich viell. auch mal elektronisch aufrüsten, aber es ist einfach cool, auch mit ganz minimalistischen Old-School Techniken zum Ziel zu kommen.

Übrigens, @Himmelsguckerin : sicher muss man in der Nähe der Sonne höllisch aufpassen, aber man kann sie trotzdem in das Verfahren einbinden, z.B. als Ausgangspunkt, um Merkur zu finden, in dem man nicht durchs Fernrohr durchschaut sondern eine Pappkarton hinter das Okular hält und die Sonne projeziert. Selbst das sollte man aber nur kurz machen, denn es wird schon mächtig heiss im Rohr. Man kann für diese Projektion auch nur den Sucher nehmen, und den Deckel vom Hauptobjektiv erst abnehmen, wenn man weggeschwenkt. Wobei beim Sucher dabei leider dann das Fadenkreuz im Okular schaden nehmen kann.

Um Planeten tagsüber zu entdecken, ist auch ein Rotfilter sehr hilfreich. Leider ist es hierzulande aber oft recht diesig, bei mir zumindest in Stadtnähe. Das macht es dann oft aussichtslos. Die ""schönen"" Zeiten des 1. Lockdowns im Frühjahr 2020, in denen durch den extrem reduzierten Flugverkehr der Himmel erstaunlich klar war, sind leider vorbei :(:(
-cb
 
Hallo zusammen!

Danke für euere Antworten!

Schön, dass es unter euch "alten Astro-Profis" wirklich einige gibt, die gern auch mal ohne elektronische Helferlein am Himmel unterwegs sind.
Ich selbst finde es faszinierend, was allein mit diesen einfachen Mitteln, die ich oben vorgestellt hab, möglich ist. Gerade für mich als noch sehr ahnungslose Einsteigerin ist dieser Weg eine gute Möglichkeit, etwas dazuzulernen. Zum Beispiel kann ich mir nun dieses abstrakte azimutale Koordinatensystem am Himmel besser vorstellen, als wenn ich nur versuchen würde, es in der Theorie zu begreifen. Und wenn ich meinen Quadranten im entsprechenden Winkel an den Himmel halte, bekomme ich auch eine bessere Vorstellung davon, wo in etwa am Himmel ich ein Objekt suchen muss, das gerade z. B. in 20 Grad Höhe steht.

Auch hat die Vorstellung einen Reiz, mich auf eine ähnliche Art am Himmel zu orientieren, wie das Astronomen schon vor vielen Jahrhunderten taten - zumindest solange, bis ich Stellarium dazu brauche. Wenn mir auch klar ist, dass die "alten Meister" sich über das, was ich da tu, krank lachen würden. Die hatten damals viel exaktere und kompliziertere Instrumente und einen Wissensschatz, von dem ich nur träumen kann. Und natürlich konnten die sich auch selbst ausrechnen, wann welches Objekt bei welchen Koordinaten zu finden sein sollte.

2 Papier-Noniusse (Plural ist wohl korrekterweise Nonien? )
Hier zumindest kann ich weiterhelfen: Laut Duden ist beides möglich (siehe Screenshot der Duden-Webseite). :cool:

Nonius.png


Übrigens, @Himmelsguckerin : sicher muss man in der Nähe der Sonne höllisch aufpassen, aber man kann sie trotzdem in das Verfahren einbinden, z.B. als Ausgangspunkt, um Merkur zu finden, in dem man nicht durchs Fernrohr durchschaut sondern eine Pappkarton hinter das Okular hält und die Sonne projeziert. Selbst das sollte man aber nur kurz machen, denn es wird schon mächtig heiss im Rohr. Man kann für diese Projektion auch nur den Sucher nehmen, und den Deckel vom Hauptobjektiv erst abnehmen, wenn man weggeschwenkt. Wobei beim Sucher dabei leider dann das Fadenkreuz im Okular schaden nehmen kann.
Ja, diese indirekte Methode der Sonnenbeobachtung reizt mich schon auch hin und wieder. Und irgendwann werd ich sie mal ausprobieren. Aber im Moment fühle ich mich sicherer, wenn klar ist: Solange die Sonne scheint, wird nicht durchs Teleskop geguckt! Viel zu schnell ist man abgelenkt, und wenn dann in einem Moment der Gedankenlosigkeit das Auge ans Okular geht...

Trotzdem vielen Dank für diesen Tipp! :y:

Vielleicht probiere ich es mal mit dem Sucher aus - selbstverständlich mit Deckeln auf Linse und Zenitspiegel. Ich hab ja einen Leuchtpunktsucher und kein vergrößerndes Sucherfernrohr. Zumindest glaub ich, dass der nix vergrößert. Dadurch in die Sonne schauen werd ich trotzdem nicht, aber wenn auch auf diese Weise die Projektionsmethode klappen könnte, wäre das eine Möglichkeit. Mal sehen.

Falls sich jemand für eine Quadranten-Bastelanleitung in der Art, wie ich es hier gemacht hab, interessiert, einfach dem Link zu meinem Astronomie-Blog folgen.

Herzliche Grüße und klare Nächte
Sabine
 
Hallo Günter,

es ist schön zu sehen, dass auch andere Menschen noch mit Teleskopen von Heidenhain beobachten. Ich habe ein 150/1000 Baujahr 1961, das noch immer funktioniert.

Hallo Sabine,

bei der letzten Abendsichtbarkeit im Sommer habe ich die Venus regelmäßig mit Hilfe der Teilkreise aufgesucht. Die Deklination habe ich dem Himmelsjahr entnommen, am Fernrohr (Lichtenknecker 70/1000) eingestellt und in der richtigen Richtung dann nur langsam in Stunde geschwenkt. Das hat bis ganz nahe an die untere Konjunktion heran geklappt. Auch für das eine oder andere DS Objekt benutze ich hin und wieder Teilkreise, indem ich die Differenz zu einem bekannten Objekt in der Nähe einstelle. Mit guten Teilkreisen geht das gut.

CS Gerhard
 
Oh super, Sabine,
das ist puristisch, gefällt mir. Danke für die pfiffige Anregung und den schönen Bericht!
Mit Perlenschnur und Kerben ist die Skala ja sogar bei völliger Dunkelheit ertastbar... :cool:
Bin auch ein Anhänger der Gerätebauweise mit Papier und Schere, damit läßt sich auch im Bereich Streulichtoptimierung viel machen :)
LG Nik
 
Seid mir alle gegrüßt!

Schön, dass hier doch einige dieser ausgefalleneren Art der Orientierung am Himmel etwas abgewinnen können. ;)

bei der letzten Abendsichtbarkeit im Sommer habe ich die Venus regelmäßig mit Hilfe der Teilkreise aufgesucht. Die Deklination habe ich dem Himmelsjahr entnommen, am Fernrohr (Lichtenknecker 70/1000) eingestellt und in der richtigen Richtung dann nur langsam in Stunde geschwenkt. Das hat bis ganz nahe an die untere Konjunktion heran geklappt. Auch für das eine oder andere DS Objekt benutze ich hin und wieder Teilkreise, indem ich die Differenz zu einem bekannten Objekt in der Nähe einstelle. Mit guten Teilkreisen geht das gut.
Ich hab mich nun etwas besser über diese Teilkreise belesen. Alles, was ich dazu angeschaut hab, bezog sich auf parallaktische Montierungen. Ich hab ja eine azimutale Montierung, und da läuft alles anders. Das hat nun meine Gehirnwindungen angeregt und zu ein paar Überlegungen geführt.

Parallaktisch montierte Teleskope orientieren sich am äquatorialen Gradnetz (das ist das mit den Stunden und Minuten, das "schief" am Himmel steht und bei dem sich der Himmel um Polaris dreht). Ein Objekt besitzt (laut Recherche in Stellarium) in Bezug auf dieses Koordinatensystem immer (zumindest für den Verlauf einer Nacht) eine feste Position und dreht sich quasi zusammen mit dem Gradnetz um den Himmel. Sie behalten also für z. B. eine Nacht ihre Koordinaten. Ist ein parallaktisch montiertes Teleskop einmal auf den Polarstern ausgerichtet, muss man es nur noch in einer Achse weiterbewegen, um die Erddrehung auszugleichen (oder das einen Nachführmotor übernehmen lassen), damit ein Objekt über längere Zeit im Okular bleibt.

Mein azimutal montiertes Teleskop orientiert sich am azimutalen Gradnetz, welches den Zenit als Mittelpunkt der Himmelskuppel sieht und den Himmel zwischen Horizont und Zenit in gleiche Teile aufteilt. Objekte am Himmel bewegen sich in Bezug auf dieses Koordinatensystem ständig weiter, sie verändern also ständig ihre horizontale und vertikale Position (Gradwerte, die man in z. B. Stellarium ablesen kann). Bei meinem azimutal montierten Teleskop muss ich also immer die horizontale und die vertikale Achse auf ein Objekt einstellen und auch beide Achsen verstellen, wenn dieses Objekt weiter wandert.

Das Ergebnis dieser Überlegungen:
  • wieder mal ein Stückchen besser den Unterschied zwischen dem äquatorialen und dem azimutalen Gradnetz verstanden (Erkenntnis des Tages: Objekte behalten im äquatorialen Koordinatensystem ihre Position, im azimutalen nicht!)
  • für die Beobachtungspraxis mit meinem Quadranten-"GoTo" auf der azimutalen Montierung bedeutet das: dumm gelaufen! Es wird schwierig, wenn ich mir im Vorfeld einer Beobachtung die (azimutalen) Koordinaten heraussuche, um sie dann (ohne Aktualisierungsmöglichkeit durch z. B. Stellarium) nachts im Feld einstellen zu wollen. Denn schon innerhalb von Minuten verändern sie sich. Da muss ich mir noch was überlegen...
Nur mal so zur Info, damit ihr seht, dass das alles nicht spurlos an meinem Gehirn vorüberzieht. :)

Moin, mal als kleiner Hinweis und Bauanleitung für einen Quadranten: Der Quadrant
Ist ziemlich genau.
Danke für diesen interessanten Link! Da wird ja auch noch viel mehr beschrieben, was man mit einem Quadranten anstellen kann.

Mit Perlenschnur und Kerben ist die Skala ja sogar bei völliger Dunkelheit ertastbar...
Zumindest in der Theorie... Im Dunkeln ausprobiert hab ich das Ganze ja noch nicht. :)

Bin auch ein Anhänger der Gerätebauweise mit Papier und Schere, damit läßt sich auch im Bereich Streulichtoptimierung viel machen :)
Ah, Streulichtoptimierung mit Papier und Schere klingt auch spannend. Da seh ich noch einige Bastel-Arbeiten kommen...

Danke für euere Beiträge und herzliche Grüße
Sabine
 
Hallo Sabine,

eine gute Möglichkeit ohne Elektronik abzuschätzen, wie das ganze sich verhält, bieten GUTE drehbare Sternkarten. Je nach Modell kannst du dir eine Skala für Horizontabstand (Höhe) und Azimut dazu basteln. Für den allgemeinen Überblick, was finde ich ungefähr wo, genügt die Einstellung auf MEZ. Willst du jedoch z.B. Auf- und Untergangszeit eines Gestirns bestimmen, musst du auf den Außenkreisen das Datum mit deiner Ortszeit in Übereinstimmung bringen. Das macht für meinen Standort immerhin einen Unterschied von knapp 28 Minuten aus.
Dann reicht die Genauigkeit aber immerhin meist für die Einstellung im Gesichtsfeld des Suchers.

Entschuldige bitte die altbackenen Vorschläge, aber ich bin halt noch von früher übrig.

Hoffentlich bald mal wieder klaren Himmel wünscht Gerhard
 
Hallo Gerhard,

eine gute Möglichkeit ohne Elektronik abzuschätzen, wie das ganze sich verhält, bieten GUTE drehbare Sternkarten. Je nach Modell kannst du dir eine Skala für Horizontabstand (Höhe) und Azimut dazu basteln. Für den allgemeinen Überblick, was finde ich ungefähr wo, genügt die Einstellung auf MEZ. Willst du jedoch z.B. Auf- und Untergangszeit eines Gestirns bestimmen, musst du auf den Außenkreisen das Datum mit deiner Ortszeit in Übereinstimmung bringen. Das macht für meinen Standort immerhin einen Unterschied von knapp 28 Minuten aus.
vielen Dank für den Tipp! Da werd ich mir meine drehbare Sternkarte nochmal genauer anschauen.
Es ist schon kompliziert mit diesen unterschiedlichen Koordinatensystemen am Himmel. Auch wenn das alles einen Sinn hat. Und der Weg vom rein verstandesmäßigen Verstehen hin zu einem Begreifen, dass man auch in der Praxis was damit anfangen kann, ist in diesen Dingen - bei mir zumindest - weit.

Entschuldige bitte die altbackenen Vorschläge, aber ich bin halt noch von früher übrig.
Ach geh! Taufrisch bin ich auch nicht mehr - jedenfalls außerhalb der Astronomie...
Und dass ich so altbackene Dinge wie Himmelsnavigation ohne Elektronik mag, ist hier ja offensichtlich. Ich finde, grad die "altbackenen" Herangehensweisen an die Astronomie machen das Ganze auch sehr anschaulich. Und man kann eine Menge dadurch lernen. Gerade, wenn die eigenen Gehirnwindungen schon nicht mehr so ganz frisch sind und sich mit dem Lernen nicht mehr so leicht tun wie in jüngeren Zeiten.

Liebe Grüße und danke!
Sabine
 
Hallo Sabine,

im Mai / Juni 1993 traf ich einen Sternfreund in Südfrankreich, der einen der ersten 8" Skywatcher Dobson auf dem europäischem Markt hatte, dieser war noch mit großen azimutalen Teilkreisen ausgerüstet.

Der hatte sich für Exkursionen im Feld, die beiliegenden Aufsuchliste, mit allen hier sichtbaren Objekten aus damaligen Planetariums - Programmen, mit den azimutalen Koordinaten erweitert zusammen gestellt.
Und zwar geordnet nach dem Buch " welcher Stern ist das " in Himmelsrichtungs und Sichtbarkeitsdaten > Monat, Tag, Nachtzeit und Objektgröße, für jedes Objekt aufgelistet!
M03440044882-large.jpg oder s-l1600.jpg die sind detailreicher als die Neuen!

Damit hatte Er alle Daten, um im Feld jedes Objekt zu finden!

Das war auch das erste mal, das ich 42 Objekte in einer Beobachtungsnacht gesehen habe, anstelle 5 - 10 mühevoll durch Sternhopping zu suchen!
Dabei waren dann auch eine Menge Erstsichtungen unter wirklich dunklem Himmel.

Da ich aber früher nur ein parallaktisch montiertes Teleskop hatte und ich es daran mit der " Heidenhain Teilkreis Methode " machte, lernte ich hier nun eine noch einfachere Methode für Azimut Teleskope kennen!


Gruß Günter
 
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Hi,

ich verstehe immer nicht, dass so viele Leute Stern-Hüpfen machen. Das ist wirklich mühevoll. Das hatte ich vor ca. 30-40 Jahren (weiss es nicht mehr genau) auch das letzte Mal gemacht.

Aber dann gab es den Telrad (Leuchtpunktsucher). Das war eine Offenbarung. Da muss man kein Stern-Hüpfen machen.
Man vergleicht die Position der Telrad-Kreise (oder den Leuchtpunkt) mit Sternmuster auf der Karte. Man sieht ja wegen dem Peilsucher-Prinzip den kompletten Himmel mit den Sternen der nahe liegenden Sternzeichen. Damit kann man genau genug im Verhältnis zu den Sternmustern direkt Positionieren.

Irgendwie scheint mir diese Methode nicht richtig bekannt zu sein.
Mich wundert auch, dass zB sogar in dem bekannten Deep Sky Reiseführer es auch nicht beschrieben ist.
Bin ich der Einzige der das so macht?

Ich hatte früher auch angefangen mit den Teilkreisen rumzuhantieren, aber ab Telrad brauchte ich das nicht mehr.

Gruß
Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Peter,

bei Teleskopen, die der Stabilität wegen, nicht mit voll ausgezogenen Stativen betrieben werden müssen, ist der verrenkende Einblick in Leuchtpunktsuchern oder damals teuren Telrad ( faßt der Preis vom Einsteiger - Teleskop ) nicht so prickelnd!
Vielleicht der Grund für die schleppende Verbreitung damals!

Da die Teilkreise nun mal an vielen Montierung drann waren, oder leicht im Selbstbau angebaut sind, geht es ja hier nur um deren Beste, kostenfreie Nutzung!

Und es macht magischen Spass, so viele nicht sichtbare Objekte, gemütlich sitzend, an einem Abend aufzuspüren!

Gruß Günter
 
Hi Himmelsguckerin.
angeregt, durch deinen schönen interessanten Threads, hab ich mir auch mal auf die Schnelle einen Theodolit gebastelt. Damit kann ich auch mal unseren Garten für alle Himmelsrichtung mit den Höhengraden vermessen. ;)
Testversuch meiner Holden ist erfolgt und für Gut befunden. :p
20220127_161942.jpg

Gruß, Klaus
 
Hallo zusammen!

Na, hier hat sich ja schon wieder einiges getan. Toll!

Der hatte sich für Exkursionen im Feld, die beiliegenden Aufsuchliste, mit allen hier sichtbaren Objekten aus damaligen Planetariums - Programmen, mit den azimutalen Koordinaten erweitert zusammen gestellt.
Und zwar geordnet nach dem Buch " welcher Stern ist das " in Himmelsrichtungs und Sichtbarkeitsdaten > Monat, Tag, Nachtzeit und Objektgröße, für jedes Objekt aufgelistet!
Hallo Günter,

das hat mich zum Nachdenken gebracht, denn Du schreibst ja von den azimutalen Koordinaten. Und was die betrifft hatte ich mich gerade von der Idee verabschiedet, man könnte sich in der Vorbereitung einer Beobachtungnacht eine Position notieren und diese dann z. B. eine Stunde später am Feld einstellen. Weil sich die Objekte ja im azimutalen Koordinatensystem relativ schnell weiterbewegen und ihre Position ständig verändern. Nun kommst Du mit sowas daher und einem Sternfreund, der sich gleich eine ganze Liste mit den Koordinaten bestimmter Objekte zu bestimmten Zeiten geschrieben hat.

Weil ich der Sache nicht traute, hab ich jetzt mal in Stellarium Rigel ausgewählt und hab die Zeit in Jahresschritten weitergedreht. Und es macht mich schon leicht sprachlos, dass sich Rigels azimutale Koordinaten jedes Jahr zur selben Zeit am selben Tag so gut wie gleichen! Es gibt hin und wieder eine Veränderung um etwa ein Grad, aber das ist - gerade auch bei der Ungenauigkeit meines Quadranten und der horizontalen Skala - vernachlässigbar. Ja, mir war schon klar, dass die Sternbilder im Jahreslauf etwa zur selben Zeit kommen und gehen. Aber dass das so präzise abläuft, dass die azimutalen Koordinaten (horizontal und vertikal) eines Objekts nach genau einem Jahr wieder identisch sind wie im Jahr zuvor, hätte ich nicht gedacht! Mal vorausgesetzt, das, was mir Stellarium da gezeigt hat, stimmt mit der Wirklichkeit überein.

Also würde es durchaus Sinn machen, sich so eine Liste zu schreiben. Mit azimutalen Koordinaten. Und vielleicht gibt es auch eine Möglichkeit, auszurechnen oder abzuschätzen, wieviel sich ein Objekt im Lauf von z. B. einer Stunde weiterbewegt. Wenn man Ahnung von Himmelsmechanik hätte... Hm, vielleicht studiere ich Stellarium noch ein wenig intensiver.


ich verstehe immer nicht, dass so viele Leute Stern-Hüpfen machen. Das ist wirklich mühevoll.
Hallo Peter!

Ja, mühevoll ist es. Aber speziell in meinem Fall oftmals die einzige Möglichkeit, ein Objekt zu erreichen. Mit meinem Leuchtpunktsucher (ohne Telrad-Kreise) kann ich zwar schon ungefähr den Bereich anpeilen, in dem ein gewünschtes Objekt sich befindet. Aber gerade, wenn in dem Bereich wenig helle Sterne sind und ich dabei ziemlich viel abschätzen muss, wo ich eigentlich mit dem Punkt bin, wird das trotzdem oft eine längere Sucherei, bis ich das Objekt gefunden hab. Das hängt sicherlich auch an meiner mangelnden Erfahrung. Die Hüpf-Methode zusammen mit einer ausreichend detaillierten Sternkarte finde ich dann gut, weil ich unterwegs - sofern ich dabei nicht die Orientierung verliere - noch einigermaßen weiß, wo ich grad bin. Wenn ich mit dem Punktsucher irgendwo in den Himmel steuere und durchs Okular schau (um zum Beispiel Neptun, Uranus oder einen Kleinplaneten zu finden), sind da zwar viele nette Sternchen, aber es fällt mir schwer, in ihnen ein Muster zu erkenen, das ich mit der Karte abgleichen könnte. Um herauszufinden, wo ich gelandet bin und in welche Richtung ich weiter muss.

Das ist jetzt nur meine eigene bescheidene Erfahrung. Ich kenne den Himmel noch viel zu wenig und brauch alle Orientierungsmöglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen. Um ans Ziel zu kommen und den Himmel besser kennenzulernen. Mal sehen, ob mein "Quadranten-Goto" da auch eine weitere praxistaugliche Hilfe werden kann.

... ist der verrenkende Einblick in Leuchtpunktsuchern ... nicht so prickelnd!
Das kann ich unterschreiben!

angeregt, durch deinen schönen interessanten Threads, hab ich mir auch mal auf die Schnelle einen Theodolit gebastelt. Damit kann ich auch mal unseren Garten für alle Himmelsrichtung mit den Höhengraden vermessen. ;)
Testversuch meiner Holden ist erfolgt und für Gut befunden.
Wow, Klaus, das ist ja toll!! Und das Rohr zum Hindurchpeilen finde ich echt gut. Da muss man nicht so aufpassen, auch gerade genug über die Kante zu peilen. Klasse! :y:

Viele Grüße an alle und danke für euere interessanten Beiträge!
Sabine
 
Hallo Sabine,

gerade beim Leuchtpunksucher (und auch beim Telrad) aber auch bei so einem Peilrohr ist es sinnvoll mit beiden Augen zu arbeiten. Eins schaut durch den Sucher und das andere einfach so zum Himmel. Dann sind Sterne in der Umgebung des Ziels wesentlich leichter zu sehen und das ganze wird viel intuitiver.

Viele Grüße und hoffentlich bald klaren Himmel Gerhard
 
Hallo Gerhard,

gerade beim Leuchtpunksucher (und auch beim Telrad) aber auch bei so einem Peilrohr ist es sinnvoll mit beiden Augen zu arbeiten. Eins schaut durch den Sucher und das andere einfach so zum Himmel. Dann sind Sterne in der Umgebung des Ziels wesentlich leichter zu sehen und das ganze wird viel intuitiver.

danke für den Tipp!

So spontan weiß ich gar nicht, wie ich das immer mache. Muss ich mal aufpassen. Ich glaub, ich hab bis jetzt das nicht peilende Auge zugekniffen.
Und als kleine erheiternde Randnotiz: als Brillenträgerin setze ich zum Peilen die Brille auf, weil ich sonst alles verschwommen sehen würde. Die Verrenkerei hinter dem Sucher wird dann noch doller, weil ich aufpassen muss, nicht am Brillenrand vorbei zu schauen - weil dann ja wieder alles verschwommen ist. Um dann durchs Okular zu sehen, nehme ich die Brille ab, weil das ohne besser geht. Bis das gewünschte Objekt dann endlich im Blickfeld ist, kann das schon in ausgiebigere Auf- und Absetz-Gymnastik ausarten. Ich hab mir deshalb mal so ein Band gebastelt, mit dem man sich die Brille umhängen kann. So geht sie nicht verloren und ich hab sie schnell zur Hand, wenn ich nochmal peilen muss. Gut, dass es da immer dunkel ist und mir keiner dabei zuschaut... ;)

Herzliche Grüße
Sabine
 
Hallo Sabine,
Ich gebe Schmitti absolut recht. Zum besten Ziel kommt man, wenn beide Augen auf sind. Ich kenne das von dem Präzisionsschießen mit Zielfernrohr. Wenn man das nichtzielende Auge zukneift, kostet es erhebliche Konzentration, die verloren geht und man sie besser verwenden kann zur Unterstützung des zielenden Auges. Zudem geht das Umfeld verloren.
Also immer schön mit dem guten Auge durch den Rotpunktsucher schauen und mit dem anderen Auge am Objekt vorbeischauen. Damit erhöht sich die Ansicht Richtung Objekt erheblich.
Ja, ich weis, man macht es spontan, aber versuch einfach mal als kleiner Test deine Version und dann die Version mit beiden Augen zu schauen. ;)
Berichte von dem Ergebnis.
Gruß, Klaus
 
Ich gebe Schmitti absolut recht. Zum besten Ziel kommt man, wenn beide Augen auf sind. Ich kenne das von dem Präzisionsschießen mit Zielfernrohr. Wenn man das nichtzielende Auge zukneift, kostet es erhebliche Konzentration, die verloren geht und man sie besser verwenden kann zur Unterstützung des zielenden Auges. Zudem geht das Umfeld verloren.
Also immer schön mit dem guten Auge durch den Rotpunktsucher schauen und mit dem anderen Auge am Objekt vorbeischauen. Damit erhöht sich die Ansicht Richtung Objekt erheblich.
Ja, ich weis, man macht es spontan, aber versuch einfach mal als kleiner Test deine Version und dann die Version mit beiden Augen zu schauen. ;)
Berichte von dem Ergebnis.
Danke! Werd ich ausprobieren.
Es fehlt nur noch der brauchbare Himmel...

Viele Grüße!
 
und hab die Zeit in Jahresschritten weitergedreht. Und es macht mich schon leicht sprachlos, dass sich Rigels azimutale Koordinaten jedes Jahr zur selben Zeit am selben Tag so gut wie gleichen!
Hi again,
Na, siehtse mal ! Und dafür musstest du gar keine tonnenschweren Steine aufeinanderstapeln wie damals die Erbauer von Stonehenge, den Pyramiden oder sonstigen wuchtigen Installationen der grauen Vorzeit. :ROFLMAO:
-cb
 
Tja, wenn die Kelten, die Ägypter und alle anderen damals schon die Stellarium-App gehabt hätten, wäre ihnen viel Arbeit erspart geblieben, und sie hätten mehr Parties feiern können, wilde dionysische Orgien und Drogenexzesse und dgl. :cool: Dann wäre aber nicht so viel staunenswertes für die Nachwelt übrig geblieben.

Übrigens ist die eigentliche Erkenntnis hinter deiner Beobachtung umgekehrt: Die Menschheit hat ziemlich lange gebraucht, um sich Kalendersysteme zurecht zu frickeln, die einigermassen zu dem ganzen Gekreise da oben am Himmel passen. Aus heutiger Sicht ist es ja verständlich und naheliegend, dass die ganzen Kugeln alle recht unkoordiniert rumeiern, die Erde mit ihrer präzedierenden Achse, die Planeten, die Sonne, die Sterne usw. Damals wollte man ja auf Teufel komm' raus eine göttliche Harmonie hinter der grossen Show am Himmel sehen, mit ganzzahligen Verhältnissen z.B. wie bei Tönen der Tonleiter, was aber nie richtig aufging. Nun ja, Harmoniebedürfnis ist halt so eine Sache... :)
-cb
 
Tja, wenn die Kelten, die Ägypter und alle anderen damals schon die Stellarium-App gehabt hätten, wäre ihnen viel Arbeit erspart geblieben, und sie hätten mehr Parties feiern können, wilde dionysische Orgien und Drogenexzesse und dgl. :cool: Dann wäre aber nicht so viel staunenswertes für die Nachwelt übrig geblieben.
Ja, ich denke auch, dass das schon alles richtig gelaufen ist:
Die Arbeit für die alten Kelten und Ägypter, die Parties, dionysischen Orgien und Drogenexzesse für uns. ;)

Übrigens ist die eigentliche Erkenntnis hinter deiner Beobachtung umgekehrt: Die Menschheit hat ziemlich lange gebraucht, um sich Kalendersysteme zurecht zu frickeln, die einigermassen zu dem ganzen Gekreise da oben am Himmel passen. Aus heutiger Sicht ist es ja verständlich und naheliegend, dass die ganzen Kugeln alle recht unkoordiniert rumeiern, die Erde mit ihrer präzedierenden Achse, die Planeten, die Sonne, die Sterne usw. Damals wollte man ja auf Teufel komm' raus eine göttliche Harmonie hinter der grossen Show am Himmel sehen, mit ganzzahligen Verhältnissen z.B. wie bei Tönen der Tonleiter, was aber nie richtig aufging. Nun ja, Harmoniebedürfnis ist halt so eine Sache...
Ja, da hast Du völlig Recht!
 
Hallo,

Das entspanntere beidäugige Sehen gilt meiner Erfahrung auch bei der monokularem Beobachtung, wenn nur mit einem Okular beobachtet wird.
Ich persönlich beobachte entspannter, wenn ich am Okular ein Auge mit der flachen Hand zuhalte anstatt es zu zukneifen.

Viele Grüße
Gerd
 
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