01. Woche - Messier 33, die Dreiecksgalaxie

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Zunächst vom AdW-Team all unseren Freunden die besten Wünsche zum gerade begonnenen neuen Jahr. Heute wird das AdW 2021 von Mario Richter eröffnet. Er zeigt uns ein zwar bekanntes, aber doch immer wieder reizvolles Motiv, welches ihm auch gut gelungen ist: Die Galaxie Messier 33 im Sternbild Triangulum (Dreieck). Die Aufnahme datiert vom September 2020, die Aufnahmeserie entstand beim Herzberger Teleskoptreffen im Ortsteil Jeßnigk. Mario Richter setzte einen 10-Zoll-Newton ein. Das Teleskop hat 250 mm Öffnung und 1200 mm Brennweite. Als Kamera kam eine ASI 1600MM pro von ZWO zum Einsatz. Die Belichtungszeit betrug: Luminanz 112 x 180 s und RGB insgesamt 150 x 240 s, was zusammen auf 15,6 Stunden hinausläuft. Das Bildfeld hat eine Ausdehnung von 48,7' x 36,5'. Norden liegt in etwa links, Osten unten.

Die Dreiecksgalaxie M 33 (etwa 2,64 Mio. Lj entfernt) ist neben dem Andromedanebel M 31 und der Milchstraße die dritte große Galaxie innerhalb unserer „Lokalen Galaxiengruppe“. Ihr wahrer Durchmesser kommt auf ca. 50.000 Lj. Vor 95 Jahren (1926) gelang Edwin Hubble mit dem 2,5-m-Teleskop auf Mt. Wilson der fotografische Beweis, dass M 33 als Vertreter der „Spiralnebel“ stellar aufgebaut ist. Galaxien sind demnach keine Nebel, sondern Sternsysteme. Unser aktuelles AdW zeigt diesmal besonders gut, dass ein guter Astrofotograf bereits mit kleiner Teleskopöffnung den stellaren Aufbau der Dreiecksgalaxie sauber nachweisen kann (siehe Zusatzbild). Laden Sie das Originalbild herunter und zoomen Sie ins Detail, dann werden die vielen aufgelösten Einzelsterne erkennbar.

M 33 ist von der Eigenfarbe her viel blauer als der Andromedanebel, weil dort sehr viele Sterne neu entstanden sind. Aus der Fotometrie von 42 Assoziationen ließ sich fotometrisch ein Alter von 4 bis 6 Millionen Jahren ableiten. Die Sternbildung wird begleitet von vielen HII-Regionen entlang der groben Spiralarme. Der Franzose G. Courtès und Kollegen nutzten in den 1980er Jahren das russische 6-m-Teleskop für Hα-Fotos auf spektroskopischem Film. Es zeigten sich einige bis dahin unbekannte Blasengebilde und Gasbögen. Blasen und Bögen kennen wir z.B. von Barnard´s Loop, der die junge Orion-Assoziation umgibt, oder vom „Sichel-Nebel“ NGC 6888 im Schwan. Solche Objekte zeugen von hoher Dynamik, denn O-Sterne und/oder massereiche Wolf-Rayet-Sterne (WR) werfen riesige Energiemengen in die umgebenden Nebelmassen. Mit ihren Sternwinden und ihrem Strahlungsdruck erzeugen diese jungen Sterne große Gasblasen um sich herum. Spektroskopische Untersuchungen ergaben für die Blasen in M 33 neben Hα auch relativ viel ionisierten Schwefel [SII] und teilweise recht hohe Anteile von zweifach ionisiertem Sauerstoff [OIII] (D.A. Hunter, 1994).

Mit hier im AdW gemessenen 105'' Durchmesser (1500 Lj) ist NGC 604 bei den Pixelkoordinaten (1524/2450) ca. 50-mal größer als der Orionnebel M 42. Man stelle sich beide Nebel am Himmel einmal nebeneinander vor! Damit ist NGC 604 nach dem bekannten Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke die zweitgrößte Riesen-HII-Region in der Lokalen Gruppe. Unser AdW zeigt bereits, dass innerhalb dieser HII-Region einige Knoten vorhanden sind. Mit dem Hubble Space Telescope wurden dort vier massive junge Sternhaufen nachgewiesen, die die gasförmige Materie zur Emission anregen. Auch ein gutes Dutzend WR-Sterne von 25 bis zu 80 Sonnenmassen wurde entdeckt. Zudem schätzt man die Zahl der enthaltenen OB-Sterne auf etwa 190.

Auch NGC 595 (2190/1383) ist eine Riesen-HII-Region mit vielen OB- und 10 WR-Sternen, hat aber fünfmal weniger Masse als NGC 604. Ein Stückchen weiter bei (2498/1008) liegt NGC 592, eine HII-Region mit ebenfalls mehreren zentralen Sternhaufen und einer riesigen, aber schwachen umgebenden Hα-Hülle von 1800 Lj Durchmesser. Sie kommt hier noch nicht zur Geltung, dazu wäre eine Hα-Filterung nötig.

Sehr auffällig ist NGC 588 (2558/492). Die kleine elliptische Blase misst hier im Bild 45'' (gute 570 Lj). Bei hoher Flächenhelligkeit wird sie durch einige WR-Sterne zur Expansion gebracht. In NGC 588 wurde eine starke [OIII]-Emission nachgewiesen. Nur ein Stückchen weiter bei (2448/418) erkennt man bei genügendem Hineinzoomen so gerade eine zarte, filamentförmige Blase von 60'' Ausdehnung (770 Lj). Sie leuchtet nachweislich jedoch nur in Hα.

Noch ein letzter Nebel. IC 132 bei (879/831) zeigt ein deutliches grünliches Leuchten (das ist auch im Zusatzbild gut zu sehen). Hier kommt klar zur Geltung, dass [OIII] den größten Strahlungsanteil im visuellen Bereich darstellt. Ansonsten ist zu empfehlen, das AdW noch ausgiebig nach weiteren Blasenstrukturen zu durchstöbern und auch die vielen stellaren Details bewusst anzuschauen. Dazu zählen auch die teilweise ins Auge springenden Assoziationen, dicht gefüllt mit gut aufgelösten Einzelsternen und oft vermengt mit rotem Hα.

Anmerkung: Ich finde das Bild gut gelungen! Überzeugt hat mich IC 132 in seiner grünlichen Farbgebung. Das ist eine reale Farbe, und sie wird nicht vorgegaukelt, denn das rote Hα-Licht ist ja bei anderen HII-Regionen im M 33 ebenfalls sauber abgebildet. Ebenso sind die Sterne in ihrer Farbgebung gut getroffen. Vermutlich werden einige Astrofotografen sagen: "Da hätte man aber noch die Sterne ein wenig nachschärfen können." Das ist zwar richtig, aber andererseits ist das Schärfen – wie auch andere bildbearbeitende Schritte in der Astrofotografie – eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Eine herzliche Gratulation zum Astrofoto der Woche!



Peter Riepe
Bildautor: Mario Richter



Koordinaten (J2000) von M 33:
RA = 01 h 33,9 min, DE = +30° 39'

Vollbild unter: https://www.astronomie.de/neuigkeiten/01-woche-messier-33-die-dreiecksgalaxie/



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