21. Woche - Zwei markante Sternhaufen: Messier 35 und NGC 2158

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Heute präsentieren wir wieder einmal ein AdW, das sich um offene Sternhaufen dreht. Messier 35 und NGC 2158 stehen dicht beieinander und bilden als Pärchen ein fotogenes Motiv! Bildautor ist Claude Kirchen, den wir als neuen AdW-Astrofotografen ganz herzlich in unserer Runde begrüßen! Die Aufnahmeserie zum Motiv entstand am 09.03.2022 in Mettlach-Orscholz nahe der bekannten Saarschleife. Teleskop war ein Skywatcher PDS-Newton 200 mm/1000 mm (f/5), kombiniert mit einer Farbkamera ZWO ASI2600MC Pro. Belichtet wurde 60 x 3 Minuten. Das gezeigte Bildfeld hat eine Abmessung von 1° 18' x 53', Norden ist oben und Osten links.

Was gibt es Wissenswertes zu M 35? Der auch als NGC 2168 bekannte Sternhaufen ist nach älteren Angaben 870 pc (~2840 Lj) entfernt (Becker, 1971). Hier wird ein Winkeldurchmesser von 29' angegeben. Neue Gaia-Messwerte der Parallaxe ergeben mit 2886 Lichtjahren eine sehr ähnliche Entfernung. Man kann also von einem wahren Haufendurchmesser von ca. 24 Lichtjahren ausgehen. Das AdW zeigt im Haufen selbst keine farbkräftigen orangen Sterne. Der hellste Einzelstern bei den Pixelkoordinaten (1066/486) ist HD 41996 mit B = 8,55 mag und V = 7,42 mag. Nach Schmidt (1984) ist sein Spektraltyp G2 II, er sollte genau weiß sein, wird aber als „Gelber Riese“ bezeichnet. Dies liegt ganz klar am gelben Farbindex B-V = 1,13 mag. Er wird durch vordergründigen Staub erzeugt, der diese „Gelbung“ bewirkt. Insgesamt wirkt M 35 im Durchschnitt eher weißbläulich. Das allein schon zeigt, dass der Haufen nicht alt sein kann, sonst gäbe es Rote Riesen. Fotometrisch wurde über ein Farbenhelligkeitsdiagramm ein Alter von 200 Millionen Jahren geschätzt (Sung et al., 1999). Das ist ein mittleres Alter, wenn man z.B. die blauen Plejaden mit 120 Millionen Jahren Alter zum Vergleich heranzieht.

26' südwestlich von M 35 liegt NGC 2158. Sein Erscheinungsbild ist ganz anders als das von M 35. Auffällig ist, dass hier überwiegend gelbe bis orangefarbene Sterne vorliegen. Die Sternendichte ist außerdem viel größer als bei M 35. Man liegt daher richtig, wenn man a) eine wesentlich größere Entfernung und b) ein deutlich höheres Alter vermutet. Im frühen 20. Jahrhundert wurde NGC 2158 als Kugelsternhaufen typisiert. Shapley klärte dann nach genauen Untersuchungen, dass es sich um einen offenen Sternhaufen handeln muss. Die moderenen Gaia-Messungen der Parallaxe führen auf eine Entfernung von 17.800 Lichtjahren. Nach neuesten Untersuchungen von Sarija et al. (2021) ergeben sich 15.300 Lichtjahre. In der Datenbank Simbad ist ein scheinbarer Durchmesser von 5,3' genannt, was dann zu einem wahren Durchmesser von 23 bis 27 Lichtjahren führt. NGC 2158 ist also ähnlich groß wie M 35. Das war im AdW beim ersten Anblick keineswegs zu erwarten.

Anmerkungen: CMOS-Farbkameras erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Die ZWO ASI2600MC Pro hat eine Chipgröße von 23,5 mm x 15,7 mm. Das ergibt bei 3,76 μm Pixelgröße insgesamt 26 Megapixel. Diese Pixelgröße ist gut angepasst auf die Brennweite von 1000 mm, wenn man von Sternscheibchen mit ~2 arcsec FWHM ausgeht. So erzeugt das AdW eine gute Bildwirkung mit passendem Sampling. Aus dem Sloan Digital Sky Survey ergibt sich eine Sterngrenzgröße von etwa 20,6 mag, umgerechnet von g- und r-Helligkeiten auf V-Werte. Nicht schlecht für die dreistündige Belichtungszeit bei 200 mm Öffnung und Blende 5! Ebenso ist die Farbgebung sehr ordentlich. Eine Anhebung der Farbsättigung kam nicht in Frage. Gut so, denn das hätte die Wirklichkeit verdreht.

Das AdW-Team dankt Claude Kirch für dieses gelungene Astrofoto und gratuliert herzlich zum Astrofoto der Woche.



Peter Riepe
Bildautor: Claude Kirchen



Koordinaten von M 35 (J2000):
RA = 06 h 09 min 05 s, DE = +24° 20' 10''



Vollbild unter: https://www.astronomie.de/neuigkeiten/21-woche-zwei-markante-sternhaufen-messier-35-und-ngc-2158/



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