23. Woche - Der Emissionsnebel IC 410 um den offenen Sternhaufen NGC 1893

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Im Sternbild Fuhrmann verläuft ein schwacher Bereich der Milchstraße. Und doch gibt es hier eine Fülle interessanter Deep-Sky-Objekte. Fachgruppenmitglied Andreas Rörig schickte das heutige AdW ein, es zeigt im Fuhrmann den 35' großen Emissionsnebel IC 410 um den offenen Sternhaufen NGC 1893. Norden ist oben, Osten links. Es handelt sich um eine Falschfarbendarstellung in der modifizierten Hubble-Palette. Die einzelnen Belichtungen stammen aus mehreren Nächten von Dezember 2019 bis März 2020. Aufnahmeort war Wilsenroth im Westerwald. Der 200-mm-Newton (f/4 mit GPU Korrektor) trägt als Kamera eine Moravian G2-8300. Belichtet wurde 16 x 15 min mittels Hα-Filterung, dazu je 25 x 15 min mit [OIII]- und [SII]-Filtern von Astronomik. Das Autoguiding erfolgte per ALCCD 5L-II am Off-Axis-Guider. Kalibrierung (Dark und Flat), Registrierung und Kombination wurden mit der vom Bildautor entwickelten Software Regim vorgenommen.

Was zeigt das heutige AdW? Zunächst einmal ist der Bereich um den Sternhaufen blau. Hier herrscht überwiegend die [OIII]-Anregung, die dann weiter außen stark abnimmt und überstrahlt wird vom alles dominierenden Wasserstoff-Leuchten. NGC 1893 ist 11' ausgedehnt und 11700 Lj entfernt. Er umfasst rund 60 hellere Einzelsterne. Man hat eine Fülle junger stellarer Objekte entdeckt, darunter auch zahlreiche Veränderliche des Typs T Tauri. Entscheidend ist aber, dass 29 OB-Sterne die nötige Energie zur Anregung der HII-Region liefern (Kuhn et al. 2014). Der heißeste O-Stern von NGC 1893 ist LS V +33 15 bei den Pixelkoordinaten (1225/771). Er hat 10,7 mag und ist vom Spektraltyp O5. Da er in einer vorgelagerten leichten Staubwolke steckt, ist er ein wenig abgeschwächt. Auch der 9,4 mag helle Doppelstern HD 242935 bei (1180/685), ein mögliches Mehrfachsystem, ist mit seinem Spektrum O7,5 ein bedeutender Energielieferant. Das Gleiche gilt für HD 242926 bei (1225/866) mit ebenfalls 9,4 mag und Spektraltyp O7. Und ein vierter O-Stern soll noch erwähnt werden, BD+33°1025 bei (1196/647) mit 10,3 mag und vom Typ O7,5.

Anmerkung: Die modifizierte Hubble-Palette wird von vielen Astrofotografen angewendet, wenn das Bild in einem „schönen“ goldfarbenen Licht leuchten soll. Diese Darstellungsform – eine von beliebig vielen anderen Möglichkeiten mit der [SII]-, Hα- und [OIII]-Filterung – hat aber nicht nur einen ästhetischen, sondern auch einen astronomisch sinnvollen Hintergrund: Der Nebelbereich, in dem die zentrale Strahlung auf die Molekülwolke als Entstehungsort trifft, erzeugt ja die bekannten „bright rims“, die hell leuchtenden Stoßfronten. Und dadurch tritt die räumliche Struktur und ihr Gehalt an chemischen Elementen viel deutlicher und kontrastreicher in Erscheinung.

Andreas Rörig hat hier wirklich perfekt gearbeitet. So fällt eine lange Stoßfront auf, die sich vom nordwestlichen über den westlichen bis hin zum südlichen Nebelbereich erstreckt. Auch im Nordostteil der HII-Region sieht man zwei Bright-Rim-Gebilde, mit viel stärkerem Kontrast zum Nebeluntergrund (gelb zu blau) als bei gewöhnlichen LRGB-Aufnahmen (helles Rot zu dunklerem Rot). Ihre Form erinnert ein wenig an Kaulquappen. Die hellere mit der Bezeichnung Simeiz 129 liegt bei (1040/584), etwas weiter nordwestlich Simeiz 130. Beide sind – wie zu erwarten – vom anregenden Sternhaufen NGC 1893 weg gerichtet. Die Nebelbezeichnung stammt übrigens aus der Veröffentlichung von G.A. Shajn und V.F. Gaze: „A few results of the study of emissive galactic nebulae“, Izvest. Krym. Astrofiz. Obs. 6, 3-27 (1950).



Peter Riepe
Bildautor: Andreas Rörig



Koordinaten, fotografisch für J2000.0:
RA = 05 h 22 min 31 s, DEK = +33° 21' 00''



Vollbild unter: https://www.astronomie.de/neuigkeit...l-ic-410-um-den-offenen-sternhaufen-ngc-1893/



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