3xPN: M27 in 15 Minuten, NGC 6058, NGC 6765

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Stefan_Lilge

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Hallo,

Anfang Juni (2.-4. Juni) habe ich ein paar Planetarische Nebel mit der ASI2600MC und STC Duo Narrowbandfilter fotografiert.
Ausrüstung war mein 10" Meade ACF bei 2050mm Brennweite auf CEM60 Montierung, die ASI2600MC wurde bei -10 und 0 Grad und Gain 100 betrieben.

Aufgenommen habe ich die Bilder von meiner Berliner Dachterrasse, der Mond war zwischen 80 und 90% beleuchtet. Und astronomische Dunkelheit gibt es hier natürlich eh schon lange nicht mehr :)

NGC 6058
NGC 6058 im Herkules ist ein ziemlich typischer kleiner (ca. 25 Bogensekunden) aber recht flächenheller PN. Hier habe ich 41x2 Minuten belichtet. Ich hatte noch mehr Daten aus einer anderen Nacht, da die aber schlechteres Seeing hatte, habe ich nur diese 41x2 Minuten verwendet. Das Seeing sowie Dekonvolution in AstroArt erlauben eine Darstellung in voller Größe, also 0,38"/Pixel.

6058-41x2cropgut.jpg

Größer: http://ccd-astronomy.de/temp16/6058-41x2cropgut.jpg

NGC 6765
NGC 6765 in der Leier ist schon deutlich exotischer als NGC 6058. Da er auch schwächer ist, habe ich die Daten der Nacht mit dem schlechteren Seeing hier auch verwendet und das Bild auf 2/3tel verkleinert, was einen Abbildungsmaßstab von 0,57"/Pixel ergibt. Belichtungszeit sind 45x5 Minuten.

6765-45x5cropbingut.jpg

Größer: http://ccd-astronomy.de/temp16/6765-45x5cropbingut.jpg

M 27
In der Nacht mit dem besseren Seeing habe ich zwischen den beiden anderen PN spaßeshalber mal kurz auf M27 gehalten. Es gibt Objekte, die ich immer wieder mal anfahre und bloß eine einzige 5-Minuten-Belichtung mache, einfach weil es so "dankbare" Ziele sind. Da die eine Aufnahme sehr gut aussah, habe ich noch zwei weitere gemacht, also 3x5 Minuten.
Das Bild gibt es erstmal zur Rauschminderung auf 2/3tel verkleinert (also wie NGC 6765 0,57"/Pixel):

M27-3x5-67%gut.jpg

Größer: http://ccd-astronomy.de/temp16/M27-3x5-67%gut.jpg

Und wenn man unbedingt will, kann man eine 3x3 Software-gebinnte Variante auch so weit strecken, dass das Halo teilweise sichtbar wird. Nicht schlecht für 3x5 Minuten in der Großstadt und fast vollem Mond...

M27-3x5-3xbinHalogut.jpg

Größer: http://ccd-astronomy.de/temp16/M27-3x5-3xbinHalogut.jpg
 
Hallo Stefan,

das sind ganz tolle Photos! Das ermutigt mich auch von meinem Vorstadt-Garten aus einmal DeepSky zu versuchen. Mal sehen, was der Altair Quad-Band-Filter am 60/360mm ED so bringt, besonders bei Mondlicht.

Gruß, Gerd
 
Vielen Dank Gerd, Frank und Peter!

Unter den PN gibt es in der Tat viele, die zwar klein aber dafür hell sind, also gute Ziele für den Stadtbewohner.

@Gerd: Unter Vorstadthimmel ist der Altair Quadband sicher eine gute Sache, hier in der Großstadt wäre er mir zu breitbandig. "Quadband" hört sich zwar gut an, ist ja aber nur eine Umschreibung dafür, dass die beiden Durchlassbänder so breitbandig sind, dass gleich mehrere Emissionslinien hineinpassen. Das gibt dann natürlich weniger Kontrast und auch weniger "Schutz" gegen Lichtverschmutzung als bei einem engeren Filter wie dem STC Duo.
 
Hallo Stefan,

die Bilder verdeutlichen mir noch mal, daß unter "normalen" Bedingungen das meiste Detail in den ersten Stunden zu holen ist, danach bringt es immer weniger. Das 3x3-Binning bei M27 hat ja ziemlich was gebracht. Bei 2m Brennweite verlierst Du da bei typischem Seeing noch nicht mal effektive Auflösung, würde ich sagen. In 15 Minuten hätte auch ein RASA vermutlich nicht mehr rausgeholt. Der hat nur ein größeres Bildfeld.

Gruß

*entfernt*
 
Hallo Stefan
Da schaue ich aber ganz schön - 3 x 5' M27 und schon so viel Halo erkennbar!
Auch die beiden anderen PN sind sehenswert!
 
Hallo Stefan,

NGC 6058 ist ja knuffig. Immer wieder erstaunlich, was aus Berlin so geht!

Herzliche Grüße,
Ecki
 
Auch deine PNs gefallen mir sehr gut. Und M27 für 3x5min kommt auch prima rueber. Vor noch 15 jahren haben wir uns da schon einiges laenger für abmuehen muessen um den so hinzubekommen. ?
 
Hallo Bernhard, Heiko, Reinhard, Ecki, Thomas und Marcus,

vielen Dank, freut mich dass euch die Bilder gefallen.

Das 3x3-Binning bei M27 hat ja ziemlich was gebracht. Bei 2m Brennweite verlierst Du da bei typischem Seeing noch nicht mal effektive Auflösung, würde ich sagen. In 15 Minuten hätte auch ein RASA vermutlich nicht mehr rausgeholt. Der hat nur ein größeres Bildfeld.

Bei typischem Berliner Seeing würde ich bei 3x3 Binning schon Detail verlieren. Der hier nach meiner Erfahrung "ideale" Abbildungsmaßstab liegt so bei 0,7-0,8"/Pixel. Das würde also 2x2 Binning entsprechen. Das schöne an CMOS-Kameras mit vernachlässigbarem Ausleserauschen ist ja, dass man erstmal ungebinnt aufnehmen kann und dann je nach Seeing und erzieltem Signal/Rauschverhältnis auf das "erforderliche" Maß kleinrechnen kann.

Und in der Tat hätte ein RASA (habe den 11") hier nicht mehr herausgeholt, es waren ja immerhin 10" Öffnung, da machen die 11" meines RASA den Braten auch nicht mehr fett. Und ob man die Lichtstärke durch ein schnelles Öffnungsverhältnis erreicht oder durch große Pixel ist im Ergebnis egal (solange man bei Software-Binning hintergrundlimitiert ist). Bei gleichem Abbildungsmaßstab hängt das pro Pixel eingefangene Licht nur von der Öffnung des Teleskops ab. Ein schönes Thema, von Stan Moore vor langer Zeit unter dem Titel "The f-ratio myth" abgehandelt ;-)
 
Hi Stefan welchen Reducer verwendest du an dem ACF mit der 2600mc?

Hallo Marcus, ich verwende den CCDT67 von Astrophysics. Der bildet allerdings selbst den kleineren Chip der ASI1600 nur an guten Tagen bis in die Ecken ordentlich ab, mit der 2600er sind die Bildränder ziemlich hässlich. Die Bilder sind alle stark gecroppt, nur der 3x3 gebinnte M27 zeigt das volle Feld. Und bei dem sieht man trotz der Verkleinerung auf 33% schon deutliche Bildfehler in den Ecken. Das ist aber nicht so schlimm, das Teleskop nehme ich ja nur für kleine Objekte und der gut abgebildete Bereich ist mit der ASI2600 groß genug für ein Bild im 4k-Format.
 
Hallo Stefan,

super Bilder, der M27 hat es mir auch besonders angetan. Klasse, was du unter Berliner Himmel herausholst.

Und in der Tat hätte ein RASA (habe den 11") hier nicht mehr herausgeholt, es waren ja immerhin 10" Öffnung, da machen die 11" meines RASA den Braten auch nicht mehr fett. Und ob man die Lichtstärke durch ein schnelles Öffnungsverhältnis erreicht oder durch große Pixel ist im Ergebnis egal (solange man bei Software-Binning hintergrundlimitiert ist). Bei gleichem Abbildungsmaßstab hängt das pro Pixel eingefangene Licht nur von der Öffnung des Teleskops ab. Ein schönes Thema, von Stan Moore vor langer Zeit unter dem Titel "The f-ratio myth" abgehandelt ;-)

Ein sehr wichtiges und interessantes Thema, mit dem ich mich auch schon länger beschäftige, aber bislang keinen Praxisvergleich durchführen konnte. Gilt die genannte Regel nicht aber nur für punktförmige Objekte (Sterne), während für flächige Objekte hingegen die Öffnung irrelevant ist und stattdessen das Öffnungsverhältnis zählt? So liest man es zumindest regelmäßig.

Unberücksichtigt bleibt bei den mir bekannten Abhandlungen allerdings der Flux, also die dritte Komponente in Form der Größe des Detektors (= Pixel, die Chipfläche ist natürlich insofern irrelevant). Die Logik bestätigt deine Aussage auch für flächige Objekte (denn wenn der Abbildungsmaßstab gleich ist, z.B. 0,7x0,7", dann sammelt die größere Öffnung mehr Photonen dieses Gebiets ein als die kleinere. Dabei ist es gleichgültig, ob ein f/4 oder f/10 dransteht. Allein, die meisten Abhandlungen im Netz erklären etwas anderes... Man müsste einmal nebeneinander testen, wie sich z.B. ein 10" f/10 mit einer Pixelgröße, die ein bestimmtes Abbildungsverhältnis ergibt (sagen wir 0,7"/Pixel) neben einem z.B. 10" f/4 mit 0,7"/Pixel (also real kleineren Pixeln) und einem z.B. 4" f/10 mit 0,7"/Pixel verhält. Die Größenverhältnisse kann man natürlich beliebig austauschen. Aber wer hat schon das Equiment, das alles passgenau nebeneinander laufen zu lassen?

Hinzu kommt noch die Bildschärfe: Ich habe ein paar Vergleichsaufnahmen von Abell 2151 mit dem C11 bei f/7 und QHY9 (0,57"/Pixel, 600s Einzelbelichtung) und 6" APO bei f/7 mit QHY163m bei 0,7"/Pixel (300s Einzelbelichtung). Die APO-Aufnahme ist bedeutend schärfer, dadurch erhält man den Eindruck, dass schwächere Sterne abgebildet sind. Andererseits scheint mir das Bild mit dem APO in den Galaxien jeweils etwas mehr zu rauschen. Was heißt das nun? Würde z.B. ein RASA11 , bei dem die QHY163m auf ca. 1,26"/Pixel käme, schwächere Sterne und/oder ein besseres s/n-Verhältnis zeigen? Wie ist deine Erfahrung mit dem RASA?

Viele Grüße
Stefan
 
Hallo Stefan,

ich weiß nicht, ob ich da zu kurz denke, aber ich denke immer vom Signal/Rauschverhältnis her. Der Unterschied zwischen Punktquellen und flächigen Objekten muss irgendein Effekt der Optik sein, vermutlich hat eine größere Optik einen größeren Kontrast und kann dadurch Punktquellen besser vom Hintergrund trennen. Abgesehen davon, dass es bei langen Brennweiten wegen des Seeings sowieso keine Punktquellen mehr gibt, interessiert mich in erster Linie die Abbildung von "nebligen" Objekten wie Galaxien o.ä. Auf die bezieht sich auch meine Aussage, dass bei gleichem Abbildungsmaßstab nur die Öffnung für die Lichtstärke maßgeblich ist und nicht das Öffnungsverhältnis. Wenn es optische Effekte gibt, die das bei Punktquellen noch verstärken, soll es mir recht sein.

Letztlich interessant ist ja das Signal/Rauschverhältnis jedes Pixels. Wenn ich unterstelle, dass ich lange genug belichte, um hintergrundlimitiert zu sein, kann ich das Rauschen vernachlässigen (weil es dann ausschließlich von der Signalstärke abhängt, nämlich die Wurzel des Signals) und nur noch die Signalstärke betrachten.

Wenn man für die Teleskopöffnung das gerne für Pixelgrößen verwendete Gleichnis der aufgefangenen Regentropfen verwendet, dürfte klar sein, dass die Menge der aufgefangenen Regentropfen nur von der Öffnung des Teleskops abhängt. Ein großes Teleskop sammelt durch die größere Öffnung halt mehr Regentropfen auf. Das sollte ja wohl in gleicher Weise wie mit Regentropfen auch mit Photonen funktionieren. Dann ist nur noch die Frage, wie sich die insgesamt aufgefangenen Photonen auf die einzelnen Pixel verteilen. Bei einer langen Brennweite verteilen sich die Photonen auf eine größere Fläche, jedes Pixel bekommt also weniger Licht ab. Wenn ich aber die Pixelgröße erhöhe, bekommt jedes Pixel wieder mehr Licht. Für die Lichtausbeute jedes einzelnen Pixels ist es deswegen egal, ob ich einen 10" f/8 mit 10 Mikrometer Pixeln benutze oder ein 10" f/4 mit 5 Mikrometer Pixeln. Bei dem "schnellen" Teleskop kommt pro Flächeneinheit vier mal so viel Licht an wie bei dem "langsamen", dafür haben bei dem langsamen die Pixel die vierfache Fläche. Das gleicht sich also aus. Bei gleicher Chipgröße hat das schnelle Teleskop natürlich das vierfache Bildfeld, aber hier geht es ja nur um die Lichtausbeute...

Wenn ich mit den genannten Teleskopen ein kleineres vergleiche, z.B. ein 5"- Teleskop, dann müsste das bei gleicher Pixelgröße die gleiche Brennweite wie der 10-Zöller haben, um den gleichen Abbildungsmaßstab zu erzielen. Um den gleichen Abbildungsmaßstab wie bei einem 10" f/4 zu bekommen, muss bei gleicher Pixelgröße ein 5-Zöller ein Öffnungsverhältnis von f/8 haben und bekommt damit nur ein Viertel des Lichts pro Pixel. Statt auf f/8 zu gehen könnte man auch einen 5" f/4 nehmen, der halb so große Pixel hat wie der 10" f/4. Das ist aber im Ergebnis das gleiche, die Fläche der halb so großen Pixel ist nur ein Viertel. Mann kann also bei dem halb so großen Teleskop die Brennweite (und damit das Öffnungsverhältnis) variieren oder die Pixelgröße, um den gleichen Abbildungsmaßstab zu erzielen. Das Ergebnis ist jeweils das gleiche, das halb so große Teleskop sammelt halt nur ein Viertel des Lichts.

Irgendwo habe ich auch M27 mit dem RASA, leider finde ich die Daten gerade nicht. Mit halbwegs langer Belichtungszeit war das Halo aber auch mit dem RASA nicht wirklich "knackig". Ich glaube nicht, dass ich mit dem RASA mehr Tiefe bekomme als mit dem 10" Meade ACF, wenn ich da 3x3 binne. "Wissenschaftlich" verglichen habe ich das aber natürlich nicht.
Wichtig ist für mich die Erkenntnis, dass ich mit einem großen Teleskop immer bessere Ergebnisse bekomme als mit einem kleinen, wenn das Objekt denn ins Gesichtsfeld passt. Mein 10" Meade ACF macht immer tiefere und manchmal auch detailreichere Bilder als meine 6" und 5" APOs, jedenfalls wenn ich seine Bilder auf den Abbildungsmaßstab der APOs kleinrechne. Das sehe ich auch bei den Bildern aus den CEDIC-Urlauben immer, wo die österreichischen Kollegen oft das gleiche Objekt mit unterschiedlichen Öffnungen fotografieren. Da hat die größere Öffnung immer mehr "punch", auch wenn sie kein schnelleres Öffnungsverhältnis hat.

Letztlich ist die Aussage, dass die Öffnung ausschlaggebend ist und nicht das Öffnungsverhältnis, auch nicht so revolutionär, denn die Öffnung ist ja auch die eine Seite des Öffnungsverhältnisses. Die andere Seite ist die Brennweite, und wenn man nicht visuell sondern fotografisch unterwegs ist, noch die Pixelgröße. Und die gleichen sich wie oben beschrieben gegenseitig aus, wenn man einen bestimmten (gleichen) Abbildungsmaßstab anstrebt. Man könnte also auch sagen, dass die "alte" Betrachtungsweise, dass das Öffnungsverhältnis die Bildhelligkeit bestimmt, zu der Zeit passte, wo es keine Pixel gab, sondern nur das Auge und Fotos auf Film, deren Abbildungsmaßstab aber nicht durch eine Pixel- oder Korngröße bestimmt war. Bei Digitalkameras ist aber die Pixelgröße genauso wichtig für die Lichtstärke wie das Öffnungsverhältnis.

Einen RASA braucht man also nicht, um eine größere Lichtstärke zu bekommen als mit einem C11, sondern um die Lichtstärke eines C11 zusammen mit einem großen Gesichtsfeld zu bekommen.
 
Der Titel hat mich ja gerade nicht ermutigt mal reinzuschauen. Jetzt war ich doch überrascht von dem was du da zeigst. Einfach toll!

Software binnen hört sich gut an aber was bringt es?
Um damit klar zu sein habe ich ein Bild :
1) auf bin 2 reduziert
2) um faktor 2 verkleinert.

So sieht das bin2 Bild viel Lichtstärker aus.
Anschliessend habe ich die Werte des 2ten Bildes mit vier multipliziert.
Jetzt sieht das aus wie Zwillinge. Was ist der Unterschied?

ich habe Bild 2 von Bild 1 abgezogen. In der Statistik sind alle Werte de Resultats bei 0.
Das heißt das Software binnen bringt nicht mehr als Bild Verkleinern.

Beim hardware binnen hingegen werden die pixel vor dem Auslesen verknüpft. Das verringert den RSB denn die Addition ist getan bevor der Auslöserausch hinzukommt.
Deshalb ist es wichtig je nach dem seeing das beste Binning zu wählen. Wenn man anschließend das Bild wegen schlechter Auflösung verkleinert verliert man am RSB.
Es bringt einfach nichts bei turbulenten Himmel zu versuchen eine hohe Resolution zu erhalten. Und wenn verkleinert werden muss, dann aber mit dem besten RSB, also durch hardware binnning wenn es die Kamera erlaubt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Siegfried,

natürlich ist ein Software-Binning letztlich nur eine Verkleinerung in Software und wie von dir beschrieben kann das Software-Binning nicht verhindern, dass beim Auslesen jedes einzelnen Pixels Ausleserauschen entsteht. Die meisten CMOS-Kameras (so auch diese hier) erlauben aber kein echtes Hardware-Binning. Das ist allerdings kein wirklicher Nachteil gegenüber CCD, weil das Ausleserauschen halt schon von vornherein viel geringer ist.

Ich habe hier mit Gain 100 fotografiert, das ergibt ein Ausleserauschen von ca. 1,5 Elektronen. Wenn ich das in Software 2x2 binne (oder sonst mit einem geeigneten Algorithmus verkleinere) hat das neue "Superpixel" ein Ausleserauschen von 3 Elektronen. Das ist immer noch besser als fast alle CCDs. Selbst wenn ich 3x3 Software-binne und neun Pixel zusammenfasse, hat das neue Riesenpixel nur ein Ausleserauschen von 4,5 Elektronen. Das ist dann also genauso gut wie die besten unter den typischen Astro-CCDs.
Mit dem niedrigen Ausleserauschen einiger CMOS-Sensoren ist es leicht, hintergrundlimitiert zu sein (natürlich besonders leicht bei meinem Berliner Großstadthimmel). Dann spielt das Ausleserauschen keine Rolle mehr, Software-Binning ist dann gleichwertig mit Hardware-Binning.

Ich freue mich jedenfalls über die modernen CMOS mit schön vielen kleinen Pixeln, die mir die Flexibilität geben, mit hoher Auflösung zu fotografieren und dann in Software gerade so weit zu verkleinern, dass ich den optimalen Kompromiss zwischen Detail und Rauschen habe. Wenn diese Kameras auch noch Hardware-Binning hätten, wäre das natürlich noch schöner.
 
Hallo Stefan,

ich weiß nicht, ob ich da zu kurz denke, aber ich denke immer vom Signal/Rauschverhältnis her. Der Unterschied zwischen Punktquellen und flächigen Objekten muss irgendein Effekt der Optik sein, vermutlich hat eine größere Optik einen größeren Kontrast und kann dadurch Punktquellen besser vom Hintergrund trennen. Abgesehen davon, dass es bei langen Brennweiten wegen des Seeings sowieso keine Punktquellen mehr gibt, interessiert mich in erster Linie die Abbildung von "nebligen" Objekten wie Galaxien o.ä. Auf die bezieht sich auch meine Aussage, dass bei gleichem Abbildungsmaßstab nur die Öffnung für die Lichtstärke maßgeblich ist und nicht das Öffnungsverhältnis. Wenn es optische Effekte gibt, die das bei Punktquellen noch verstärken, soll es mir recht sein.

Letztlich interessant ist ja das Signal/Rauschverhältnis jedes Pixels. Wenn ich unterstelle, dass ich lange genug belichte, um hintergrundlimitiert zu sein, kann ich das Rauschen vernachlässigen (weil es dann ausschließlich von der Signalstärke abhängt, nämlich die Wurzel des Signals) und nur noch die Signalstärke betrachten.

Wenn man für die Teleskopöffnung das gerne für Pixelgrößen verwendete Gleichnis der aufgefangenen Regentropfen verwendet, dürfte klar sein, dass die Menge der aufgefangenen Regentropfen nur von der Öffnung des Teleskops abhängt. Ein großes Teleskop sammelt durch die größere Öffnung halt mehr Regentropfen auf. Das sollte ja wohl in gleicher Weise wie mit Regentropfen auch mit Photonen funktionieren. Dann ist nur noch die Frage, wie sich die insgesamt aufgefangenen Photonen auf die einzelnen Pixel verteilen. Bei einer langen Brennweite verteilen sich die Photonen auf eine größere Fläche, jedes Pixel bekommt also weniger Licht ab. Wenn ich aber die Pixelgröße erhöhe, bekommt jedes Pixel wieder mehr Licht. Für die Lichtausbeute jedes einzelnen Pixels ist es deswegen egal, ob ich einen 10" f/8 mit 10 Mikrometer Pixeln benutze oder ein 10" f/4 mit 5 Mikrometer Pixeln. Bei dem "schnellen" Teleskop kommt pro Flächeneinheit vier mal so viel Licht an wie bei dem "langsamen", dafür haben bei dem langsamen die Pixel die vierfache Fläche. Das gleicht sich also aus. Bei gleicher Chipgröße hat das schnelle Teleskop natürlich das vierfache Bildfeld, aber hier geht es ja nur um die Lichtausbeute...

Wenn ich mit den genannten Teleskopen ein kleineres vergleiche, z.B. ein 5"- Teleskop, dann müsste das bei gleicher Pixelgröße die gleiche Brennweite wie der 10-Zöller haben, um den gleichen Abbildungsmaßstab zu erzielen. Um den gleichen Abbildungsmaßstab wie bei einem 10" f/4 zu bekommen, muss bei gleicher Pixelgröße ein 5-Zöller ein Öffnungsverhältnis von f/8 haben und bekommt damit nur ein Viertel des Lichts pro Pixel. Statt auf f/8 zu gehen könnte man auch einen 5" f/4 nehmen, der halb so große Pixel hat wie der 10" f/4. Das ist aber im Ergebnis das gleiche, die Fläche der halb so großen Pixel ist nur ein Viertel. Mann kann also bei dem halb so großen Teleskop die Brennweite (und damit das Öffnungsverhältnis) variieren oder die Pixelgröße, um den gleichen Abbildungsmaßstab zu erzielen. Das Ergebnis ist jeweils das gleiche, das halb so große Teleskop sammelt halt nur ein Viertel des Lichts.

Irgendwo habe ich auch M27 mit dem RASA, leider finde ich die Daten gerade nicht. Mit halbwegs langer Belichtungszeit war das Halo aber auch mit dem RASA nicht wirklich "knackig". Ich glaube nicht, dass ich mit dem RASA mehr Tiefe bekomme als mit dem 10" Meade ACF, wenn ich da 3x3 binne. "Wissenschaftlich" verglichen habe ich das aber natürlich nicht.
Wichtig ist für mich die Erkenntnis, dass ich mit einem großen Teleskop immer bessere Ergebnisse bekomme als mit einem kleinen, wenn das Objekt denn ins Gesichtsfeld passt. Mein 10" Meade ACF macht immer tiefere und manchmal auch detailreichere Bilder als meine 6" und 5" APOs, jedenfalls wenn ich seine Bilder auf den Abbildungsmaßstab der APOs kleinrechne. Das sehe ich auch bei den Bildern aus den CEDIC-Urlauben immer, wo die österreichischen Kollegen oft das gleiche Objekt mit unterschiedlichen Öffnungen fotografieren. Da hat die größere Öffnung immer mehr "punch", auch wenn sie kein schnelleres Öffnungsverhältnis hat.

Letztlich ist die Aussage, dass die Öffnung ausschlaggebend ist und nicht das Öffnungsverhältnis, auch nicht so revolutionär, denn die Öffnung ist ja auch die eine Seite des Öffnungsverhältnisses. Die andere Seite ist die Brennweite, und wenn man nicht visuell sondern fotografisch unterwegs ist, noch die Pixelgröße. Und die gleichen sich wie oben beschrieben gegenseitig aus, wenn man einen bestimmten (gleichen) Abbildungsmaßstab anstrebt. Man könnte also auch sagen, dass die "alte" Betrachtungsweise, dass das Öffnungsverhältnis die Bildhelligkeit bestimmt, zu der Zeit passte, wo es keine Pixel gab, sondern nur das Auge und Fotos auf Film, deren Abbildungsmaßstab aber nicht durch eine Pixel- oder Korngröße bestimmt war. Bei Digitalkameras ist aber die Pixelgröße genauso wichtig für die Lichtstärke wie das Öffnungsverhältnis.

Einen RASA braucht man also nicht, um eine größere Lichtstärke zu bekommen als mit einem C11, sondern um die Lichtstärke eines C11 zusammen mit einem großen Gesichtsfeld zu bekommen.

Hallo Stefan,

das würde ich von der theoretischen Seite aus so unterschreiben. Auf der anderen Seite sieht man Bilder nicht zuletzt hier im Forum oder auf astrobin, die mit kleinen Öffnungen aufgenommen wurden, und dennoch ein wunderbares S/n Verhältnis in den Flächenpartien zeigen. Sicher wird oftmals eine Glättungsroutine am Werk sein (Topaz scheint ja gerade in Mode zu kommen, aber ich bin noch unsicher, was ich davon halten soll), doch insgesamt ist es schon klasse, was man auch mit kleineren Öffnungen sieht. Das steht in guten Händen Aufnahmen mit großen Öffnungen nicht nach. Bei mir war es so, dass ich die saubere und verlässliche Abbildung des APO dem wechselhaften Geist des Newton vorgezogen habe. Vielleicht ändere ich auch irgendwann meine Meinung nochmal ?

Viele Grüße
Stefan
 
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